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Seite 6 „Sächsische Dorfzeitung." — 12. August 1905. Dom russisch-japanischen Kriege. Zu den Ariedensverhandlungen. Die Russen und Japaner sind, wie erstere mitteilen, übereingekommen, die japanischen Bedingungen einstweilen nicht amtlich zu veröffentlichen. Doch werden die einzelnen Punkte, anscheinend authentisch. , wle „folgt angegeben: I. Ab tretung der russischen Pacht auf Liautung (Port Arthur, Dajnij) an Japan; 2. Räumung der Mandschurei durch die Russen und Rücküberlassung aller dort er worbenen Privilegien an China, Aberkennung der „offenen Tür- in der Provinz durch Rußland; 3. Ab tretung der chinesischen Ostbahn bis Charbin an Japan — die nördliche Linie bis Wladiwostok bleibt den Rusten; 4. Anerkennung des japanischen Protektorats über Korea; 5. Zubilligung von Fischereirechten an Japan in den sibirischen Gewässern bis zum Berings- meer; 6. Uebergabe der in neutralen Häfen internierten russischen Kriegsschiffe an Japan; 7. Beschränkung der russischen Marinekräfte in Ostasien; 8. Abtretung von Sachalin an Japan und 9. eine Kriegsentschädigung. Für diese Entschädigung ist eine Ziffer vorläufig nicht genannt. Im allgemeinen bezeichnen die Russen die japanischen Forderungen als , lrss mauvais", aber man gewinnt den Eindruck, daß ihnen eine Erörterung der Punkte immerhin möglich erscheint. Die russischen Friedensbevollmächtigten erachten die Friedensbedingungen als sehr hart. Außer zwei Hauptbestimmungcn, auf die Witte nach den ihm erteilten Weisungen nicht eingehen kann, werden diejenigen, die sich auf die Einschränkung der russischen Seestreitkräfte und die Bewilligung von Fischereirechten beziehen, als die russische Eigenliebe ganz besonders verletzend und als so demütigend an gesehen, daß sie für Rußland unannehmbar sind. Auf der anderen Seite behaupten die Japaner, daß die Er füllung der van ihnen gestellten Bedingungen nur ein angemessener Ausgleich für die ihnen durch den Krieg erwachsenen Opfer und für die zu Wasser und zu Land errungenen Siege sei. Ihre einzige Absicht sei, die Ziele zu erreichen, für die sie gekämpft hätten. Die Konferenz wurde bis Montag vertagt. 118 russische Offiziere und Mannschaften haben sich am 2. August in Nioro auf Sachalin ergeben. Tages - Greigniffe. — Berlin. In der vorletzten Nacht ist über Berlin und die Vororte ein Wolkenbruch mit einem Gewitter niedergegangen. Zahlreiche Straßenzüge, Höfe, Plätze, Unterführungen und Keller standen zwischen 3 und 4 Uhr unter Wasser. Die Gegend am Königstor glich einem See. Das Prenzlauer und Rosentaler Tor war um 3'/.» Uhr kaum zu passieren. Breite Wasicrmafsen ergossen sich über die Straßendämme, die zeitweise einem reißenden Strome glichen. Aehnlich sah es in der Aorkstraße, am Königsplatze und auf dem Gesundbrunnen aus. Die Kreuzungen an der Acker-, Garten-, Liesen- und Schering straße standen längere Zeit fußhoch unter Wasser — Breslau. Bei der Ausführung von Schlemm arbeiten in einer hiesigen chemischen Fabrik wurden gestern zwei Arbeiter durch Brunnengase getötet. - Glogau. Graf Pückler hat gegen seine Ver- urteilung Berufung eingelegt, um die Begründung, der Gerichtshof habe allerdings Bedenken gegen die geistige Zurechnungsfähigkeit des Grafen, durch Gutachten von Psychiatern in der Berufungsinstanz zu widerlegen. — Neustadt a. d. Haardt. Das vorgestrige Un wetter in der Pfalz hat enormen Schaden angerichtet. Die Dächer sahen ans wie von Kugeln durchlöchert. Der Sturm hob Güterwagen aus dem Gleise. Die Tabak felder, die Hopfenfelder und der Zuckerrübenbau' haben er heblich gelitten. Die Weinernte ist teilweise vernichtet. Der Schaden ist besonders groß in den Gemarkungen Edenkoben und Landau, sowie Maikammer, Haßloch und Diedesfeld. Der Landtagsabgeordnete Hcnnmerschmidt richtete ein Schreiben an das bayerische Ministerium wegen der bedrängten Lage der Winzer, sowie der Obst- und Tabakbauer. — Eilenburg. Auf der Strecke Eilenburg-Leipzig ist bei Bude 58 der Güterzug, der gegen ",2 Uhr nachts in Eilenburg eintrifft, entgleist. Vier Güterwagen sprangen aus dem Gleise; ein Wagen fiel die Böschung herab. Der Verkehr wurde dadurch vollständig gesperrt, ist aber seit heute nachmittag 3 Uhr wieder frei. Personen wurden nicht verletzt. — Stettin. In Hohcnbarkenow (Vorpommern) sind nach dem Genüsse giftiger Pilze zahlreiche Schnitter und Schnitterinnen in lebensgefährlicher Weise erkrankt; drei sind tot. — Hamburg. Hier erregt großes Aufsehen das Verschwinden der Kommanditgesellschaft Müller «K Becker. Die Verschwundenen erschwindelten Waren in der Höhe von zweihunderttausend Mark. Zwei Personen wurden wegen Mittäterschaft verhaftet. — Kiel. Die Gegend von Preetz (Holstein) kann wegen der in Preetz und Umgegend herrschenden Typhus- Epidemie zu den diesjährigen Manövern der 18. Division gegen den markierten Feind nicht benutzt werden. Die Manöver sind deshalb daselbst abgesagt worden Die Ermittelungen nach einem neuen Manövergelände find jetzt im Gange. — Frankfurt a. M. Ein in San Franzisko (Nordamerika) verstorbener Deutscher namens Jlger hat seinen Verwandten in Deutschland die hübsche Summe von 60 Millionen Mark Hinterlasten. Die lachenden Erben sind 35 Familien aus dem Taunus und der Rheingegend. — Der Leutnant Blumenthal vom 13. Husaren-Regiment ist wahnsinnig geworden, weil sein Bursche, als er die Pferde in die Schwemme brachte, ertrank. — Karlsruhe. Das mittlere Baden und das badische Unterland wurden vorgestern durch schwere Un wetter heimgesucht. In der Gegend von Karlsruhe bis Mannheim wurde in den Tabak- und Hopfenanlagen un ermeßlicher Schaden angerichtet. Vielfach ist der Telephon verkehr unterbrochen. Ein orkanartiger Sturm entwurzelte die stärksten Bäume, zertrümmerte Fensterscheiben und warf die Ziegel von den Dächern. Im Bahnhof Appenweier wurde die Güterhalle abgedeckt. Die Trümmer kamen auf das Gleis zu liegen, so daß der Verkehr unterbrochen wurde. Noch in der Nacht wurden Pioniere aus Kehl zur Hilfeleistung bei den Aufräumungsarbeiten herbei gerufen. In Durlach warf der Sturm eine Dreschmaschine um, wodurch ein Kind getötet und zwei Männer verletzt wurden. In der Weingegend bei Durlach wurde ebenfalls bedeutender Schaden angerichtet Biele Telegraphenstangen sind umgeworfen. — Solingen. In Opladen wurde eine große Diebes- und Hehlerbande verhaftet, die die dortige Gegend seit langer Zeit unsicher gemacht hatte. — Trier. In Birkenfeld in Lothringen überfuhr ein Automobil einer Touristengesellschaft den zehnjährigen Sohn des Gymnasial-ProfestorS Herforth. Das Kind war sofort tot. — Innsbruck. Der Tourist Müller aus Nürnberg ist von der Leiterspitze im Lechtale abgestürzt und blieb tot. Grindelwald. Zwei Herren aus Basel, Apo theker Hermann und Kaufmann Geldner, geübte Alpinisten, versuchten am Sonnabend eine Besteigung der Jungfrau Sie gerieten in ein Unwetter und wurden seitdem ver mißt. Eine Hilfscxpedition fand am Guggigletscher die Leiche Hermann-. Bon Geldner wurd* an der Silberlückr der Gletscherpickel entdeckt; man vermutet, daß auch er umgekommen ist. — Rom. Der durch seine Böcklinbüste und ^,rch andere Arbeiten auch in Deutschland bekannte Bildhauer Cifaliello erschoß gestern seine Frau. Das Motiv ist Eifer- sucht. — Venedig. Hier ist das Gerücht verbreitet, daß der berühmte, auch in Deutschland bekannte Tenorist Bonn von Florenz mit einer Millionärstochter durchgegangcn sei. — Paris. Der durch den vorgestrigen Wirbelsturm in Sedan und Umgegend angerichtete Schaden wird auf 4 Millionen Francs geschätzt. Davon entfallen auf die Stadt Sedan allein 1'/, Millionen. Der Stadtpark und der Friedhof von Sedan sind vollständig vernichtet. Eine Frau wurde getötet. Die Zahl der Verletzten ist bedeutend. In 20 Gemeinden rings um Sedan ist die Ernte voll- ständig vernichtet. Land, und Volkswirtschaftliches. — Staatliche Schlachtviehversicherung. Nach einer Verordnung des König!. Ministeriums des Innern an die Kreishauptmannschaften ist von der Anstalt für staatliche Schlachtviehversicherung Klage darüber geführt worden, daß von den Gemeindebehörden bei Handhabung des Gesetzes vom 2. Juni 1898, die staatliche Schlachtvieh. Versicherung betreffend, vielfach die Vorschriften- dieses Ge- setzes nicht genügend beachtet werden. Insbesondere sind Verstöße in folgenden Richtungen zu beobachten gewesen: Es haben Gemeindebehörden Ansprüche auf Beitragserstat- tung in Fällen für begründet erklärt, bei denen es sich um Tiere handelt, für die zwar nach tz 4 unter b der Anspruch auf Entschädigung weggefallen ist, welche aber an sich der Bersicherungspflicht unterlegen haben. Offenbar wird davon ausgegangen, daß in allen Fällen, in denen dem Besitzer ein Anspruch auf Entschädigung für ein be- anstandetes Tier nicht zusteht, der Versicherungsbeitrag zurückgczahlt werden müsse. Diese Ansicht ist irrig. Der Anspruch auf Erstattung kann nur geltend gemacht werden, wenn die Voraussetzungen des ß 5 Absatz 2 erfüllt sind. Auch sonst wird bei der Entschließung der Gemeinde behörden über Befreiung nichtversicherungspflichtiger Tiere von der Versicherung bez. über Erstattungsansprüche der Versicherten nicht immer sorgfältig verfahren. Es kommt vor, daß der Erstattungsanspruch auf die bloße mündliche Versicherung des Besitzers, daß das Tier während des Zeitraumes eines Monats vor der Schlachtung aus einem außersächsischen Staate eingeführt worden sei, für begründet erklärt wird. Ferner werden häufig Befreiungsscheine un- zulässigerweise in solchen Fällen ausgestellt, in welchen die Schlachtenden den Versicherungsbeitrag für nichlversiche. rungspflichtige Tiere bereits bezahlt, hierbei jedoch die so fortige Anmeldung des Anspruches auf Rückerstattung des Beitrages unterlassen haben und infolgedessen nach H 5 Absatz 2 des Gesetzes dieses Anspruches verlustig gegangen sind. Es wird hierbei nicht berücksichtigt, daß nach tzH 28, 29 des Regulatives der Anstalt für die staatliche Schlacht- Viehversicherung Befreiungsscheine nur zu dem Zwecke aus- znstellen sind, um den Schlachtenden von der Erlegung des Versicherungsbeitrages für ein nach tz 1 Absatz 2 des Ge setzes von der Versicherung ausgeschlossenes Tier zu be- freien, daß also, wenn der Versicherungsbeitrag bereits bezahlt ist, der Bcfreiungsschein keinen Zweck mehr hat. Auch sind Befreiungsscheine unberechtigterweise von Fleischbeschauern ausgestellt worden. Weiter sind Ursprungszeugnisse, namentlich solche aus dem König reiche Preußen, in denen augenscheinlich von dritter Hand unbefugt Aenderungen und Zusätze bewirkt, insbesondere weitere Tiere hinzugeschrieben waren und welche aus diesem Grunde Anlaß zu erheblichen Bedenken geben mußten, 8e1ll088-k68dMrllIlt .. ^nx«nei»i»«r — VorLiixii«!»« Speisen n. L^etrUnit«. , Einers unck Soupers tiir Vereine unck s,esellsvi>»ft«n. r Uoollitelltungüvoll Lierti» oi <i. Stadt Leipzig. — - .. ttrescken Si., I-eipLizxer Strusse """"" Lonntag und Montag Große MiMär-WcrLrnusik von der Kapelle des Trompeterkorps des 1. Frldartillerie-Regiments Nr. 12. WM- Militär freien Eintritt. Es ladet ergebenst ein L ri eck ri ei>8e i» l niseit, Besitzer Lomtzrt- Iiilll öllIItztllbIi886M6at » Sekönstor 8ssl cker OinKobunA. » decken Sonntux; Oro88tz otientlieke üa11mu8Llr. Von 4—'/,6 llsir freier V»nr Kaollclsm billiges Unzever^nlixen. Urmrrrksn 1 vtrck. 75 ?f., '/» vtrck. 40 l>f. --- lUilitkr freien Eintritt. .lecken Honnndvnck rmck 01*08868 k'l'6i-K0IH6l'1, noru lreunclliokst einlucket LViikelmine vervr. Gcrsttzcrrrs Leuvnih-Werrostra. Ergebenste Einladung zum verbunden mit W'reiitvnrvrl und darauffolgendem L »n>iiienl>»li D Dienstag den LS. August IUOS, nachmittags 4 Uhr. O ' Hochachtungsvoll LUI FInIIer Goldne Weintraube, Niedeclöknitz. Keule Sonntag Große Militär-Ballmusik wozu ergebenst einladet ' A. Hempel. Iz/ncLen/ro/ Lorzedimöe — Svtiünvn 8ssl — » Zonntzg 7-mr.» LVustiiei». WM AiiMsWit itz I mid KminrrftW m IIIV Hail. ZMnchMck bn Pillnitz Bes. A. Korn. - --- -i VleMn8clilö§5cben Xemnllr. Sekönee 6ut» kettet»»! Ks8td»s lisllitr. Serien 8onnta§ lanr. lillgenekmer ialenlllLlt. — Kale kertetui- ss>. l-lsntrset».