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Sette 3. — „Sächsische Dorszeitung." - 13 August 1905. Kohs auch allen Erwachsenen, die nach den Ferien oder Urlaub-wochen ein neues Gesundheitsgefühl in sich spüren! Da freut man sich doch, mit neuer Arbeit-- und Schaffens lust an seine Berufstätigkeit zu gehen. Ferien sollen Licht- und Silberblicke sein; das kann aber nur geschehen, wenn sie zum Hintergründe eine treue, fleißige, angestrengte Ar beit haben. — Platzmusik am Altmarkte. Sonntag den 13. d. M., mittags ' j12 Uhr, spielt die Kapelle des 12. Infanterie-Regiments Nr. 177 (Königs. Musikdirektor Röpenack) folgende Stücke: 1. „Die Freundschaftsflagge", Marsch von Blou. 2. Ouvertüre zur Operette „Orpheus in der Unterwelt" von Offenbach. 3. Jndra-Walzer aus der Operette „Im Reich des Indra" von P. Lincke. 4. Phantasie aus Wagners „Walküre" von A. Seidl. 5. „Sei gegrüßt, du mein schönes Sorrent", Lied von L. Wald- mann. 6. Zwischenspiel und spanischer Tanz aus der Suite: Z. ^rläsionne" von G. Bizet. —" Aenderungen im Straßenbahnverkehre. Infolge Auswechselung der Weiche an Webers Hotel (Post platz) verkehren die Wagen der Linien 13: Postplatz - ^Wölfnitz und 15: Postplatz—Plauen vom Montag den l 14. d. M. ab nur noch bis zu der gegenüber der neuen t Post belegenen Platzseite unter Benutzung der ersten Weiche I io der Annenstraße. Die Arsenalwagen, Linie 7, beenden lihre Fahrt an der bisherigen Endstelle der Wölfnitzer und I Plauener Linie am Zwinger und setzen diese erst jenseit Ida Wettiner Straße fort. Die Linie 17 von Mickten ladet ebenfalls am Zwinger. — Das Verzeichnis der in der Leihamts- IhauptgeschäftsstelleDresden-Neustadt, Hauptstraße3,1., la der Zeit vom 14. bis mit 19. August an den Vor- I Magen von 10 Uhr an zur Versteigerung kommenden H Wider ist soeben erschienen. — Von dem himmlischen Feuerwerk, das in »tiksm Nächten abgebrannt werden sollte, von dem in Aus- Ißcht gestellten Sternschnuppenregen der Perseiden, haben Im bisher leider recht wenig bezw. noch nichts zu sehen Wdelmmen. Der wolkenschwer bedeckte Himmel verhinderte Ijrde Beobachtung. Wie zur Entschädigung für das I Menfeuerwerk der Meteore gab es aber schon einige MM ein unvergleichlich herrliches Flammenschauspiel. Die liftmn nächtlichen Gewitter des August entluden eine un- Izrhnire Menge Elektrizität und die fortwährend auf- I Mimenden Blitze gaben zuzeiten ein so blendendes Ge macht, daß zage Seelen und nervöse Gemüter in Angst »Md Entsetzen geraten konnten. Zwar wurde durch diese I Gewitter mit ihren unheimlichen Regenmassen jedesmal Idie Hundstagsschwüle gebrochen; doch würde man es wohl I allgemein mit Freuden begrüßen, wenn cs bald genug wäre ».des grausamen Spiels" — Die Wohnungsmieten sind hier in letzter »Zeit infolge des Ueberschusses an mittleren und kleineren I Bohnungen gesunken. Insbesondere ist in den Dresdner I Vororten immer noch ein sehr starkes Angebot von Woh- I nungen in allen Preislagen vorhanden und es gibt dort »Häuser und Villen, in den 3 bis 4 Logis sofort bezogen I werden können. — Eine furchtbare Szene trug sich heute vor- I mittag in den Räumen des „Jnvalidendank" zu. Ter I Theaterbilletkassierer Paul Döring, welcher aus Gesund- I heitsrücksichten pensioniert werden sollte, machte unter dem t Vorhaben, sich von seinen Kollegen verabschieden zu wollen, Innen verzweifelten Revolverangriff auf diese und den mit I anwesenden Direktor. Zwei Beamte, der Rendant Zschille Rund der Sekretär Gläser, wurden in den Arm geschossen. iVei dem Täter, der nach Abgabe des sechsten Schusses »überwältigt wurde, wurden sechs geladene Revolver vor- I gesunden. Döring war in der letzten Zeit hochgradig I nervös: für seine unglückliche Familie wird der „Jnvaliden- »bank" sorgen. — Feuer. In einer Küche im Hause Sebnitzer »Straße 47 entstand gestern abend auf unermittelte Weise »ein Brand, zu dem die Feuerwehr gerufen wurde. Dem Draschen Eingreifen der Bewohner war es jedoch inzwischen Igelungen, das Feuer zu löschen. -Aus dem Polizeibericht. Auf der Königs- I brüeker Straße wurde am Mittwoch nachmittag ein Ge- Keuilleton. Zwei Krauen. Roman von E. Borchart. (Nacddruck verboten.) (11. Fortsetzung.) Erst als Elisabeth abends vor dem Schlafengehen Inoch ein Weilchen bei der Lampe im Zimmer sitzt, er- Iwacht sie aus dem Traum, und die Wirklichkeit tritt an Iseine Stel^. Nun ist es geschehen, unwiderruflich. Sie ist Graf Landeggs Braut. Mit eigener Hand Ihat sie ihr Schicksal erwählt und den ersten Schritt in Nie Zukunft getan. Sie zagt und bangt nicht mehr, wie gestern, wie »heute morgen noch. Eine schwere Last ist von ihrer ISeele genommen, seit sie ihm gestanden hat, daß sie M nicht lrebe. Er ist zufrieden und verlangt nicht Wehr, und das gibt ihr ein Gefühl von Ruhe und ISicherheit. Die Größe ihres Opfers wird darum zwar inicht geringer, aber es scheint ihr doch jetzt leichter, lals sie anfangs gedacht hat. Auch der Gedanke, daß ler ein geschiedener Mann ist, beunruhigt sie nicht. Was kümmert es sie, was vor zehn Jahren, als sie selbst »och rin Kind war, geschehen ist? — Sie ist nicht -einmal neugierig, zu wissen, wer ihre Vorgängerin war, Uwe sie hieß und ob sie noch lebt. Sie vertraut ihm Kind seinem Charakter. Auch in anderer Beziehung kann sie stolz auf ihn Win. Wie imponierend sah er heute aus in der Nrahlenden Uniform, wie fein und vornebm. werbtreibender infolge eigner Unvorsichtigkeit beim Heber- schreiten der Straße von einem Straßenbahnwagen umgerissen, eine Strecke weit geschleift, dabei aber glücklicherweise nicht besonders erheblich verletzt. — Am Dienstag nachmittag ist ein achtjähriger Knabe in Vorstadt Löbtau in die stark angeschwollene Weißeritz ge fallen und eine größere Strecke weit abgetriehui worden. Der hinzugekommene Staatsbahn-Bremser Otto Wagner holte den schon bewußtlos gewordenen Knaben mit Entschlossenheit und mit eigener Lebensgefahr au» dem Wasser Ein herbeigecilter Gewerbsgehilfe nahm Wiederbelebungsversuche vor, die auch Erfolg hatten. Freitag vormittag gegen 9 Uhr sprang von der Marien- brücke aus ein etwa 50 Jahre alter unbekannter Mann in die Elbe und verschwand nach mehrmaligen Wiederauf tauchen in den Fluten. Nachrichten, die zur Feststellung der_ .Persönlichkeit des Unbekannten geeignet sind, werden an die Königl. Polizeidirektion erbeten. X Dresden-Löbtau, 12. August. Der Verband der Vorstädte Löbtau-Naußlitz des Wohltätigkeitsvereins „Sächsische Fechtschule" veranstaltet diesmal anstatt des Sommerfestes am 12. September unter behördlicher Kontrolle eine große Verlosung nnr nützlicher Haushaltungs-Gebrauchs gegenstände. Darunter befinden sich als Hauptgewinne 2 Bettstellen mit Matratzen, 1 Nähmaschine, 1 Kleider- schrank, 1 Waschtisch mit Marmorplatte, 1 Wanduhr, 1 Wandgarderobe mit Spiegel usw., zusammen 700 Ge- Winne im Werte von je 100 M. bis 50 Pf, sowie eine Prämie im Werte von 25 M. Es ist dem Verbände von Herzen zu wünschen, daß diese Veranstaltung recht gewinn bringend sei und kann die Einwohnerschaft unserer Vor- städte nur recht ersucht werden, durch Abnahme von Losen (L 50 Pf.) und durch Stiftung von nützlichen Geschenken (Wert nicht unter 50 Pf.) das Vorhaben zu unterstützen. X Dresden - Trachau, 12. August. Als neuer Gemeindevorstand von Neugersdorf wurde Herr Röselmüller, zur Zeit Bürgermeister in Greußen in Thüringen, ge wählt. Er war vor der Einverleibung der Gemeinde in Dresden Gemeindevorstand in Trachau. — Aus der Lößnitz, 12. August. Die Kötzschen- brodaer Vogelwiese, das bekannte alljährige Vogel- schießen der dortigen Bogenschützen-Gesellschaft, wird dies mal am Sonntag, Montag und Dienstag den 20., 21. und 22. August abgehalten Der Fcstplatz befindet sich wieder direkt an der Elbe, hinter dem Gasthofe zum „Goldenen Anker", und liegen bereits jetzt zahlreiche An meldungen von das Fest besuchenden Schaustellern, Restau rateuren usw. vor, die, wie immer, eine große Anziehungs- kraft auf das Publikum ausüben werden. Die Bewirtung des Schützenhauses mit großem Tanzsaal ist diesmal dem Gasthofsbesitzer Börner in Zitzschcwig und dem Besitzer des Gasthauses „Stadt Oschatz", dem Restaurateur Nicolaus, übertragen worden. — Coschütz, 12. August. Bei völliger Windstille erhob sich vorgestern mittag 1 Uhr auf dem Körnerschen Kornfeld, Ecke Rathaus- und Bismarckstraße, plötzlich eine Windhose, welche die dort zerstreut liegenden Garben Haus- hoch empor und über die Bismarckstraße und Plauensche Straße hinwegwirbclte, so daß Lichtmasten, Leitungsdrähte und Bäume voll Getreide hingen und der Weg der Wind hose mit Getreide bedeckt war. o Cossebaude, 12. August. Bericht über die Sitzung der Werksverwaltung am 3. August. Anwesend waren 13 Mitglieder. Den Vorsitz führte Herr Gemeinde vorstand Reinhardt. — Nach Kenntnisnahme von Regi- strandenmitteilungen beschloß die Werksverwaltung unter anderem, mit der Richard-Kohle einen Versuch anzustellen, da die Hermann-Kohle, die versucht werden sollte, in diesem Jahre vergriffen ist. — Da verschiedene Konsumenten auf die Mitteilung hin, daß vom 1. Oktober d. I. ab ihre Pauschal-Anlagen in Zähleranlagen umgewandelt würden, eine Kündigung nicht ausgesprochen haben, so sollen diese Konsumenten erneut Mitteilung erhalten mit dem Hinweise, daß man annehme, sie wollten vom 1. Oktober d. I. ab Strom auch nach Zähler beziehen und auf alle Rechte aus dem früheren Vertragsvcrhättnisse verzichten. — Zu den Maßnahmen des Herrn Vorsitzenden in Bezug auf Er langung der Stromlieferung zur Beleuchtung der Bahnhöfe So sucht sich.Elisabeth in Gedanken mit ihrem Los auszusöhnen und malt sich die Zukunft in lichten Farben. Schon ist Mitternacht vorüber und sie sinnt noch immer. Endlich steht sie auf und holt ihr Tage buch. Sie kann nicht schlafen gehen, ehe sie sich die Seele nicht frei geschrieben hat. Tie Feder fliegt über das Papier; sie vermag die Gedanken kaum festzuhalten. Alle ihre ersten Zweifel, ihre spätere Zuversicht stehen bald in diesem Buch ver zeichnet und zuletzt folgt das offene Bekenntnis: „Ich liebe den Grafen Landegg nicht, aber ich will ihm ein treues Weib werden, ich will es ihn nie fühlen lassen, daß ich meiner Familie ein Opfer brachte, als ich ihn zum Gatten nahm." Nun erst ist sie beruhigt, verschließt das Heft und sucht ihr Lager auf. 6. Kapitel. Elisabeths Verlobung mit dem Grafen Landegg hatte in den weitesten Kreisen Aufsehen erregt. Niemand war darauf vorbereitet, und niemand konnte sagen, er habe es kommen sehen. Graf Landegg war im ganzen ein zurückhaltender, ernster Mann, der seine Gefühle zu verbergen wußte, und wenn er auch Elisabeth in seiner An ausgezeichnet hatte, so war das für andere nicht bemerkbar gewesen. Und was Elisabeth betraf, so konnte man unmöglich ein besonderes Empfinden für den Grafen an ihr bemerkt haben, da sie es nie be sessen hatte. Um so überraschender kam nun die Verlobungs anzeige. Manche Hoffnung wurde durch sie vereitelt, mancher Traum zerstört. ji Man beeilte sich, der jungen, glücklichen Braut warme Glückwünsche darzubringen, ober diese und jene in Cossebaude, Stetzsch, Kemnitz und Dresden-Cotta er klärte die Werksverwaltung Zustimmung. Effenberg-Moritzburg, 12. August. Der Brüder- anstatt mit Rettung-Haus zu Moritzburg wurde gestern '/,12 Uhr die hohe Ehre und Freude zu teil, Se. Majestät unseren allbeliebten König, der sich gegenwärtig im Jagd schloß Moritzburg aufhält, in ihrem Heim begrüßen zu dürfen. Se. Majestät nahm huldvollst Kenntnis von den Bestrebungen genannter Anstalt, die dahin gehen, junge christliche Männer von 19—30 Jahren für den Dienst auf den mannigfachen Arbeitsgebieten der inneren Mission unentgeltlich auszubilden. Sichtlich erfreut besichtigte Se. Majestät der König die schmucke Kinderschar, die au- armen, heimatlosen und ost an Leib und Seele geschädigten Kindern besteht und in genanntem Rettungshause eine zweite liebe Heimat finden. Hierauf nahm Se. Majestät Einsicht von den Anstaltsräumlichkeilen, überall liebevolles,- landeSväterliches Interesse zeigend Unter den Klängen des Liedes „Den König segne Gott" verließ Se. Majestät nach dreiviertelstündigem Besuch die Anstalt wieder. — Klkiunaundurf, 12. August. Bei dem Donner-- tag nachmittag über unsere Gegend gezogenen Gewitter schlug ein Blitz in die mit Getreide gefüllte Scheune de- Herrn Gutsbesitzers Hohlfeld. Der Blitz zündete und binnen kurzer Frist wurde die Scheune ein Raub der Flammen. Loschwltz, 12. August. Zur Förderung der frei willigen Invalidenversicherung in den Kreisen der länd lichen Bevölkerung hat das Königliche Ministerium des Innern gemäß einer Anregung des Landeskulturrats eine Umarbeitung eines in der sächsischen landwirtschaftliche« Zeitschrift veröffentlichten Aufsatzes herausgegeben, wovon ein Exemplar im Gemeindeamte, Körnerplatz 3, !, Hierselbst zu jedermanns Einsicht ausliegt. — Bei dem am Donners- tag nachmittag über unseren Ort niedergegangenen schweren Gewitter schlug ein Blitz in das Billengrundstück Lorenz straße Nr. 4 ein, jedoch glücklicherweise ohne zu zünden. Es wurde aber immerhin das Dach sowie auch eine Treppenstufe ganz erheblich beschädigt. ----- Mohorn-Grund, 12. August. Ein ergreifender Hilferuf geht von hier aus. Es heißt darin: „Bittre Not, Sorge und Kummer ist wieder in unserem Ortsteil Grund eingekehrt. Noch sind die Wunden nicht vernarbt, die das Unwetter im Juli 1897 hinterließ, da kommt ein neuer, für viele noch viel herberer Schlag. Das Un wetter am letzten Montag Hot den Erfolg acht Jahre langer mühevoller Arbeit zu Nichte gemacht. Die Felder und Wiesen sind mit den zum Teil noch anstehenden Früchten verschlämmt, meterhoch liegen auf ihnen Steine, Sand und Geröll. In den Gärten kein Zaun, kein Beet, keine Blume, kein Strauch mehr zu sehen: ein unsagbar trauriger An blick! Brücken, Wege und Stege sind fortgeschwemmt In fast allen Häusern hat das eindringende Wasser unberechen baren Schaden angerichtet. Tie wenigen Habseligkeiten der meist dem Arbciterstande angehörenden Einwohner sind verdorben oder fortgeschwemmt. Das ganze Tal ein lauter Notschrei! Weinenden Auges, entmutigt blicken Hunderte auf die Verheerung ihres Besitztums, auf die Trümmer ihrer Habe! Das Unglück ist groß, unendlich groß, die Kraft der Betroffenen schwach. Aus eigenen Kräften, mit eigenen Mitteln den Schlag zu überwinden, wird auch bei eisernstem Fleiß nur den wenigsten möglich sein. Darum bedarf es, soll Not und Sorge aus den niedrigen Wohnungen verscheucht, soll neuer Lebensmut, neue Lebenskraft in ihnen erweckt werden, der schnellen Hilfe aller wahrhaften Menschen freunde in Stadt und Land. Wir bitten herzlich um diese Hilfe. Ueber die eingegangenen Beiträge wird öffentlich quittiert. Helfe, wer helfen kann! Wer die Verwüstungen in Grund gesehen, der gibt — deß sind wir gewiß — doppelt gern. Und wer die Kalamitosen an den Trümmern ihrer Habe sah, der weiß, daß auch die kleinste Gabe herzlicher Dankbarkeit begegnet." f Niedersedlitz, 12. August. Vom nächsten Mon tag den 14. August an werden in Niedersedlitz Arbeiter wochenkarten nach Dresden-Neustadt zum Preise von 1 M. 40 Pf. ausgegeben. Sie berechtigen zu einer täglichen Hin- und Rückfahrt an sechs hintereinander folgenden Werktagen, und zwar mit allen Zügen, die vierte Klaffe - , — - ' - — — der Gratulantinnen empfand bitteren Neid und nannt Elisabeth im geheimen eine Kokette, die sich mit ihrer Zurückhaltung nur verstellt habe, um desto sicherer den reichen Grafen einzufangen. Besonders die Mütter heiratsfähiger Töchter, die schon auf den vornehmen Schwiegersohn spekuliert hatten, hegten nicht gerade freundliche Gesinnungen für Elisabeth Aber soviel Neid sich auch hinter lächelnden Mienen und über schwänglichen Glückwünschen verbergen mochte, es wurde auch ebenso viel aufrichtige Teilnahme entgegengebracht. Die Gratulationsbesuche und die Erwiderung der selben nahmen Elisabeth im Anfänge ihres Brautstandes vollständig in Anspruch. Sie kam kaum zur Besinnung und zum Nachdenken über sich selbst, auch war sie nie mit ihrem Verlobten allein; er hatte viel im Dienst zu tun, und wenn er sich frei machte und kam, so wurden Besuche gemacht und empfangen. Sonst ging wieder alles im alten Gleise. Der Oberst war gütig und heiter wie früher, Frau von Rittberg schien neu aufgebläht zu sein, und Karl Günther fand seiner Schwester gegenüber wieder den alten neckischen Ton. Der gefürchtete Termin war spurlos vorüber gegangen, die Gläubiger waren befriedigt und damit das Unglück abgewendet worden. Niemand empfand das freudiger als Elisabeth, und ein heiße- Dankgefühl für Landegg stieg in ihr auf. Sie begegnete ihm darum mit herzgewinnender Freundlichkeit, sie war heiter und glücklich. Selbst die Trennung von Karl Günther, der sich nach einer langen Beratung mit seinem zukünftigen Schwager in ein Linienregiment hatte versetzen lassen, vermochte nicht lange ihre frohe Stimmung zu trüben.