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X V'»V" -» > l»»., '^s-- Tägliches Nnteryattungsölatt zum Sächstscheu Laudes-Auzeiger. empfiehlt «ir dies, Dame; mau verlangt natürlich kein Honorar,! Er las mit lauter und fester Stimme einige verbindliche Zeilen sondern als Gegenleistung zuweilen «ine Einladung für de« Abend; vor, in denen Frau Gabriele Campion dem Fräulein von Rudow wenn «ir dir Dame nicht zusag,» sollte, kann ich die Sache jeden ihre« Besuch für diese« Morgen anküudigte. Er kannte jeden Buch. Augenblick abbrechen. Ich erwarte übrigens heute einige Zeilen staben, jeden nachlässigen Zug dieser merkwürdigen Handschrift, er kannte von ihr."> die Gewohnheit, nur einen schmalen Streifen an der rechten Seite Hm", bemerkte Helmold, .sehr plausibel. Aber wenn Sie unn des Briefbogens zu beschreiben, — aber der Name Gabriele Lampion der Dame nicht gefallen? Daß dieser Fall nicht vorgesehen ist, ver« war ihm fremd. räth den Wunsch der Dame, ä. taut prlx in die Gesellschaft überhaupt Stephanie sah auf die Uhr an ihrem Gürtel, oder ganz spreiell in Ihr« Gesellschaft zu komme». Seien Sir vor» .Wahrhaftig," sagte sie, „er ist bald Zwölf. Also eine Zelt sichtig. Und wenn «an dies« Dame in Ihrem Salon trifft, thun wo man immerhin einen Besuch erwarten kann. Bleiben Sie noch ,Ue gnt, ihr durch die Worte .empfohlen von Guben" «In« Sie ein wenig, damit Sie wir gleich Ihre Meinung über die Dame »ntlastende Etikette aufzudrücken. So alte Fenerköpfe, wie Guben sagen können." einer ist, zeichnen sich selten durch Borficht auS." Di« Amtmännin war trotz LorreckS Ablehnung mit großen, vor »Unter den Postsachen, die ich vorhin aus dem Kaste« an der sichtigen Schritten in da» Eßzimmer gegangen, hatte dort lantlo» vom Thür genommen, ist «in Brief aus der Stadt. Holen Sie de« 'mal, Buffet ein« gefüllte Sherrykanne genommen und ein Blas voll für Herr Doetor! Nebenan, im blauen Salon, auf di« Karten- den jungen Mann eingegoffe». Sie stand nun mit dem funkelnden , schale habe ich ihn gelegt. Ach du mein« Güte, und mein Brillen- Kryftallkelch vor ihm. fntteral . . . liegt e» nicht dabei?" »E« find die Magennerveu; mein Amtmann bekam auch so ans Weil sich Lorreck schon im andern Zimmer befand, erhob die einmal die Schwäche, wenn er nicht zur gewohnte» Stunde sein Äte Fra» ihr« Stimm« bi» zu den hellsten Soprantönen. Käsebutterbrot und seinen Doppelkümmel hatte." H«l«old Lorreck «ahm die Zeitungen, drei Briefe waren dabei, Er lächelte der freundlichen alten Frau dankbar zu, trank langsam rk« Brillenfutteral nicht. da- gebotene Bla» au» und hatte Zeit, sich eine Antwort auSzudenke». Ich kann ,» nicht finde« I" rief er. „Ich muß leider fortgehen, liebe» Fräulein," begann er bedächtig, „Go wird e» wohl im Schlafzimmer sein. — Tantchen, eS ist „allein mein Urtheil über die Dam« will ich Ihnen, auf Grund ihrer hmt« schon das zweite Mal, daß Du für das verlege« Deine- Handschrift, sogleich geben." Fntteral» Strafe zahlen mußt." Stephanie lief hinanS, eS zu suchen. „Sie wollen mir mit graphologischer Schwindelei kommen?" rief Lorreck fand unterdeß den Brief mit dem Stadtpoststempel heraus. Stephani« spöttisch. Da war er . . . Lorreck starrte auf da» gelbweiß«, viereckige Couvert «Und will mich sogar für die Wahrheit meines Vorurtheils in nieder, da» eine sehr eigenthümliche, große, runde Handschrift »it diesem Fall verbürgen." Er setzte sich neben Stephanie nieder, breitete Stephaniens Adresse versehen trug. Lorreck war «och tiefer erblaßt den Brief auf seinen Knieen aus und ließ sie mit hinrinsehen. „Diese al» vorhin, da von dem Gelbe die Rede gewesen. Seine Hand Buchstaben hier verrathen Eleganz und Formgesühl, jene Unsicherheit, zitterte stark. Aber seine Lippe» murmelten: diese Flüchtigkeit «nd Faulheit. All« Buchstaben erscheinen in ihren Wie sollt« da» möglich sein?" Wiederholungen abweichend, wo nicht ganz verschiede» von ihren Bor- Er drehte das Couvert um. 0. 0. war zierlich in dunkle« gäugeru, — die Dame ist launenhaften Stimmungen auSgesetzt. Die Farben auf dem gelblichen Grnnd verschlungen. Fremde Buchstaben Fassung des Brieses, die Manier, ihu aus eine halbe Seit« hinzu, fitr ihu. Stephanie kam zurück, sie hielt das Brillenfutteral triuw- zwänge« und so «inen breiten, weißen Raum z« lassen, venäth Liebe Phireud in de» einen, eine raffelnde Blechbüchse in der andern Hand, zum Auffallenden. Manchmal fließt ein Wort schön hin, aus glatt Tante, de» Strafgroschen!" miteinander verbundenen Buchstaben zusammengesetzt, — die Dame Seufzend laugte di« A«twän«iu in ihre tiefe Tasche, holte hat zuweilen rin stolzes Selbstbewußtsein, welche» indeß mehr auS den rin ledernes Beutelportemounai« mit Stahlbügel hervor «nd durch Schönheit erzielten Erfolgen entspringt, als aus dem Bewußtsein knippte «» ans. Vorher nahm sie indeß noch die stählerne Brille sittlicher Würde." auf ihre Nase, welche sehr wenig Anhalt für solchen Schmuck »Alle» in allem ein problematische» Wesen. Ach, da» ist ja bot, weshalb di« Brille denn immer hinab zu der ei» wenig aufgr- Unsinn. Sie machen wich weder mißtrauisch, noch überzeugen Sie worfenen unteren Nasenhälfte floh nud dort so ««praktisch ruhte, daß mich. Sie wollen nur hören: »unter diesen Umständen verzichte ich die Amtmännin, um überhaupt nur etwas zu sehe«, über den Brillen- auf die Bekanntschaft der Dame," aber Sie gestatten wohl, daß ich rand wegsah; dennoch behauptete sie, ohne Brille weder lesen noch mehr auf Guben höre, der diese Gabriele Campiou kennt, als auf stricke« zn können. Sie, der Sie die Dame nicht kennen." Kann ich doch die vertrackten Fünfziger nicht von den Nickel .Niemand entgeht seinem Schicksal," rief Lorreck lachend. Stephanie aroschen unterscheideu, — bitte, Davor, ist da» ein Zehner? Die merkte, daß dies Lachen sehr erzwungen war. Schweigend und nach .- Stephanie nimmt mir gern mehr ab. Sin Waisenkind soll noch von denklich reichte sie ihm die Hand zum Abschied. Dann eilte sie an ^ meinem Futteral gekleidet werden." das Fenster, um ihm nachzusehen. Das Han», wo Stephanie wohnte, Helmold «ahm eiueu Groschen au» de« umfangreiche« Geld- befand sich zwischen der Keith- «nd Laudgrafenstlaße, unfern des L^behältrr und ließ ihu hart in die Blechbüchse falle». zoologischen Gartens, eine Gegend, welche im Winter in vornehmer »Und nun der Brief," sagte er, „ich muß ja endlich in mein Ruhe ziemlich unbelebt liegt. Stephanie wußte, daß Lorreck sich Bnrean zurückkehren." rechts weudeu würde, um vom Lützowplatz aus irgend eine Fahr- „Lesen Sie vor," bat Stephanie und setzte sich wieder auf die gelegenhrit zu benutzen. Richtig — da schritt er am Fenster vorbei, ^/Chaiselongue, während Helmold mitte» im Zimmer stehen blieb. Er den Kopf geneigt; wie in gedankenloser Spielerei ließ er seinen Stock entfaltet« de« kleinen Bogen, beide Damen sahen erwartungsvoll auf am Eisengitter des Vorgärtcheus hivgleiten, daß es ein klapperndes ihu. Sr aber hob da» Tascheutuch, welches er in seiner Hand ge- Getöse gab. Er sah nicht einmal zu ihr auf, das that ihr weh. Hallen, gegen seine Stirn, schloß die Augen, tupfte «it de« zusammen- .Tantchen," sprach sie daun, als sie mit einem tiefen Seufzer vom geballten Tuch aus der Stirn umher, als müsse er sie vom Schweiß Fenster zurücktrat, .sag' mir'S ehrlich, wie hat er Dir gefallen?" iprckne« uno murmelte: ,Ei, der Manu muß einem wohl gefallen; einfach ist er nud lSi Sie haben sehr stark Helzen lassen." fest, und seine freundlichen, klugen Augen sehen einen so gütig und .Nein," rief Stephanie ungeduldig, »hier find noch nicht fünf- kindlich an . . . aber etwas ist doch nicht richtig mit ihm," be gehn Grad." hauptete die Amtmännin, indem sie eifrig zu stricken anfing. Du meine Güte, nein, er wird ganz blaß", sagte die Amtmännin „Hast Du es auch gefühlt?" fragte Stephanie hastig. „Als aufspringend »Sie find gewiß flau, — haben noch nicht gefrühstückt, er vom Gelbe sprach — und nachher — es war so eine unehrliche ich will doch flink 'mal der Lorette sagen, daß sie ein Butter- Art z» lachen. Wenn er irgend ein Unrecht auf dem Gewissen hätte! brütchen . . ." lOder einen Gram im Herze«! Wie mich die Vorstelluug empört, daß Hrlmold hielt die eilige Alte fest. es in seinem Leben ein Geheimniß geben könnt«, von dem ich .ES ist nicht-. — Mir ist schon wvhler. — Lesen wir den Brief." > nicht» weiß." Der leidenschaftliche To» de» Mädchen« macht« die Tante sehr stutzig, die runzligen Hände sanken «it de» Strickzeug in den Schooß, die freundlichen Augen guckten über den Brillenrand weg schelmisch auf da» Mädchen. .Du meine Güte, da hrirathe ihu doch, Stephanie; nur al» seine Fran hast Du da» Recht, Alle» zn wissen." Stephani« ward dunkelroth. »Welcher EinfallI" sagte sie zornig. »Wir kenne» «u» so manche» Jahr, da gewöhnt mau sich eben sehr aneiuauder. Zu einer Ehe gehört für mich mehr als eine GewohnheitSneiguug. Nebligen» hat Helmold «ir nie dergleichen angedeutet. Wie könnte ich ihm auch genüge», — «in so talentloses Mädchen I" »Deine Musik . . ." „Pah!" macht« Stephanie geringschätzig. .Alle Frauenzimmer klimpern heutzutage. Ich habe gar keine Talente weiter, geistreich bin ich auch nicht; ich komme mir ihm gegenüber sehr dumm vor." »Du kannst einmal einem Manu sein Hau» ohne Verschwendung, «it Geschick uud Behagen führen, mein Kind! Da» ist die Haupt- ache- Und «ich hat noch keine Seele für dumm gehalten; obgleich ich keinerlei Firlefanz verstand, nicht 'mal Klavier, sagte mein Amtmann doch immer: Alte, sagte er, mit Dir, da» war keine Niete in der EhestandSlotterie." Und di« Amtmännin lächelte selbstzufrieden in ich hinein und träumte sich zurück in die Vergangenheit, zu manchem chöneu Jagdmahl, da» sie zu Ehren ihres Hause» aufgetragrn, wen« de» Amtmann im Oktober seine Freunde bei sich sah. Stephanie saß ihr gegenüber und träumte vorwärts in die Zu. üuft. Ihr« Phantasie schuf ein Weib von der denkbarsten Vollkommen« heit und vermählte dann diese» Musterweib an Helmold Lorreck. Sr aber schritt unterdeß am Ufer entlang, um auf dem Lützow- ,latz die Pferdebahn zu besteigen. Plötzlich hastete sein Fuß am Boden, er sah mit angestrengter Erbfähigkeit über die kleine Holz- brücke hinweg, welche zur Friedrich-WIlhelmstraße hiuüberführt. Drüben die Straße herauf kam ein« Dame, mittelgroß, von schönem Wuchs, der in einem eng anschließenden, langen Mantel zur besten Geltung kam. Die Dame war verschleiert, auch ohnedies wären di« GesichtS- züge wegen der noch zu großen Entfernung nicht zu erkennen ge wesen. Aber Helmold erkannte sie doch, so wie «an ganz genane Bekannte schon von weitem an der Silhouette ihrer Erscheinung, au dem Gange erkennt. Unter ihrem Pelzvarett quoll ei« blonder Locken knote« heraus; Helmold glaubte ihn so deutlich zu sehen, daß er so gar de» Schildpattpfril zu erkennen «einte, der früher immer diesen Lockenkuoten durchstach. Helmold fühlte, wie ein Schauer ihn dnrchrau«. Mit raschen Schritten floh er davon; anstatt die Pferdebahn zn benutzen, nahm er die nächst« Droschke, rief dem Kutscher zu: »Znm Bankier Großheim in der Behrenstraße I" und warf sich wie ein Geschlagener n die Wagenecke. Seine» Bankier fand er nicht zu Hause, er hatte mit dem ersten Angestellte» des Geschäfts eine kurze Unterredung. „Ihre Firma," sprach Helmold, aus seinem Portefeuille eine Karte nehmend, »sendet jeden Monat am Ersten an diese Adresse ein« Summe, welche meinem Girokonto entnommen wird. Hat die Adressat!« ihren Aufenthaltsort gewechselt? Befindet sie sich etwa in Berlin?" Der junge Mann nahm Einsicht von der Adreßkarte, die Helmold ihm reichte, blätterte in seinem Buch und bkmerkte mit be dauernder Verneigung: »Leider kann ich Ihne« nicht mit einer präzisen Antwort dienen, Herr Doktor. Die Rate ist nicht wie sonst am 1. November von >>ier abgrgangen, die Adreffati« hat befohlen, dieselbe bi» zu« 1. De- zember für sie gut zu schreiben, bis zu welche« Termin sie ihr« neue Adresse aufgrben werde. Eine WohuungS- resp. OrtSveräuderung ist also wohl beliebt worden. Ob Madame jedoch in Berlin . . ." »Schon gut," schnitt Helmold ihm das Wort ab, »ich komme wieder vor." Er wußte genug- Und was er wußte, genügte, nm seinen Schritt langsam und schwer zu machkn, als er heiwkehrte in seine un- wirthliche Wohnung, wAche nur der Arbeit uud keinem Behagen diente. Fortsetzung folgt. für 2 Groschen gar eine Gaus erhandeln konnte; — erhielt man doch für 2 Thaler 1b Groschen einen ganzen Ochse»! — Im 16. Jahrhundert finden wir die Preise schon aufgeschlagen I — Da» Rind fleisch kostet bereit» 7 Pfennige, daS Schweinefleisch b Pfennige, ein Hase 2 Groschen, ein Kalb 10 Groschen, ein Och» 3 Thaler 6 Groschen, 1 Semmel aber von dem Gewicht eines halben Pfundes — 1 Pfennig. Mit diese« Lebeusmittelpretseu jedoch in enger Wechselwirkung paud auch der Arbeitslohn. Ein Arbeiter de» 1b. Jahrhunderts erhielt z. B. 6 Pfennige pro Tag nebst Beköstigung, ei« Geselle 12—18 Pfenuige nebst freier Station, während im 16. Jahrhundert der Arbeitslohn mit allen andern Preisen stieg, indem ein Arbeiter 18 Pseuuige bi» 2 Broschen, bei freier Verpflegung ein Geselle aber 2-3 Groschen außer de« freien Station beavspruchtr. Geistige Arbeit wurde verhältuißmäßig niedriger bezahlt! Auch die Wirthshanspreise hatte« schon aufgeschlagen; — so mnßte man anno 1570 z. B. vorschriftsmäßig für eine WirthshauS Mahlzeit 12 Krenzer zahlen, wen» man «it Suppe, Gemüse, zweierlei Fleisch — »zn Zeiten Gebratenes", Käse, Obst und einer Gattung Wein sich begütigen wollte, — wer aber 16 Krenzer zahlte, erhielt I schon etwa» „Feineres", nämlich: Suppe, Gemüse, dreierlei Fleisch speisen, darunter gebratene nud gesottene Henne, Kapaun, Käse, Obst und zweierlei Wein. Ein Nochtquartier ward entsprechend damals mit 1'/, Kreuzer pro Bett gezahlt. — Jedenfalls indessen tritt bei einem Vergleich der Preise von sonst und jetzt uns stet» nud überall di« tröstliche Wahrnehmung entgegen, daß Preise und Lohn, Aus gaben und Einkommen der einzrluen Zeiten so ziemlich im Einklange zu stehe» pflegen, und reden wir so gern von der vergangenen »guten, alten Zeit" so sollten wir bedenke«: „Die Ruhe nimmt uu» oft, wa» nn» die Ferne leiht, Äst wenn die Zeit entfloh, heißt sie: »die gute Zeit!" A«» Mi»«ft — Da» Herz König Ludwig- II. Die altherkömmliche Ueberführung de» Herzen» des Königs Ludwig II. nach dem Wall fahrtsorte Altötting wird der „M. A. F." zufolge wahrscheinlich nicht mittelst Achse erfolgen; es wird voraussichtlich ein Extrazng vom Ost bahnhof in München nach Neuöttiug abgelaffen werden. Zum Ost bahnhof wird das Herz unter dem Geläute aller Glocken in feier lichem Zuge geleitet. Sin Gleiches wird der Fall ans dem dreiviertel- stündige« Wege vom Bahnhof Neuötting nach Altötting sein. Die Silberurne, in welche das Herz in der Gnadeneaprlle neben jenen der Könige Mox 1-, Ludwig I. und Max II. znr Aufbewahrung kommt, wird bereit» dnrch de« Hossilberarbeiter Wollenweber in München augesertigt. — De, verstorbene Bischof Neumann von Phila- delphia soll demnächst heilig gesprochen werden. Rach der Ansicht Aller, die mit dem verstorbenen Kirchen fürsten in nähere Berührung gekommen sind, besonder» nach Ansicht der Redemptoristen, seiner Ordensbrüder, hat er schon bei Lebzeiten stark im Gerüche der Heilig- keit gestanden. Seit seinem Tode ist dieser Glaube durch zahlreiche Wunderkureu, welche an seinem Grabe iu der St. Peterskirche, Ecke der Fünften und Girard-Avenue in Philadelphia, vorgekowmen sein solle», «och verstärkt worden. Während seine» Lebens war Bischof Neumann fortwährend iu aufopferndster Weise im Dienste der katholischen Kirche thätig. Sri« ganze» Leben war eine Reihe von Kasteiungen und Opfern. Oft geißelte er sich auf nackte» Leibe blutig und manch mal enthielt er sich mehrere Tage laug hintereinandrr alser Speise. Auch soll er die Gabe der Prophezeiung besessen uud seinen Tod genau vorher verkündigt haben. O, heilige Einfalt! — Vom deutschen Schulverei«. Dem sächsischen Landes verbände drS allgemeinen deutschen Schulvereius, welcher durch zwei seiner Mitglieder bei der Jahresversammlung des österreichischen Schul- Vereins zu Salzburg vertreten war, ist seiten» d-S letzteren zn Hände» deS Vorstands rin Schreiben zugegangen, in welchem dem sächsischen Landesverbände für die Bctheiliguug an der Salzburger Jahres versammlung »nd für die im Stillen zugeweudete sympathische und werkthätige Förderung der fernab von jeder Politik liegende« nationale» und kulturellen Aufgabe de» österreichischen Schnlvereivs der herzlichste Dauk anSqesprochrn wird. — Der allgemeine deutsche Verein für höhere Mädchenschulen, der einige Tausend Fachgenoffen aus allen deutschen Staate» zu seine» Mitgliedern zählt, hält am 4, 5 uud 6. Oktober seine diesjährige Wanderversawwluug zum ersten Male seit seinem zwölfjährigen Bestehen in Berlin ab. Di« früheren Ver sammlungen dieses Vereins in Dresden, Hannover, Stuttgart, Köln, Earlsruhe haben sich der Beachtung der Vorgesetzten Behörde und der höchsten Kreise erfreut. Unter andern interessanten Gegenstände« steht auch die augenblicklich die weitesten Kreise beschäftige«!»« Bewegung aus dem Gebiete de» neusprachlichen Unterrichts znr Tagesordnung. — Gin Heiliger im Besäugniß. Im ersten Viertel diese» Jahrhunderts hatte Bayern einen fast souveränen Premier minister, Mougelas. welcher Name im Volke „der Muschle," ausge sprochen wurde. Wer über ihn eine sehr interessant« und lehrreiche Schilderung lesen will, sei auf die famosen nachgelassenen „Memoiren des Ritters von Laug" verwiesen, welche unter vielem Geräusch ums Jahr 1840 in Brauujchweig erschienen und vor wenigen Jahren unter weiterem Geräusch in München neu gedruckt wurde». Mau findet in ihnen, nebenbei gesagt auch eine Fülle humoristischer «nd satirischer Lharakterzüge der Ahnen Ludwigs II., brachteuSwerthe» Material für die Frage, ob Geistesstörung bei de« bayrischen Herr- scher« bereits vor Menscheualteru vorgekomme«. Vom „Muschler" existire« im Volke zahlreiche Erzählungen, welche schw rlich in weitere« Kreisen bekannt geworden, theilweise Wohl nicht buchstäblich zu nehmen find, aber doch ans historischen Vorgängen beruhen. Eine davon ist folgende: Zur Zeit des »Muschler" bestanden die heutige Maximilian- brücke in München und die Wasserbauten oberhalb derselbe« in der Isar noch nicht, wohl aber schon eine für Flößer höchst gefährliche Stromschnelle. Schiffe trug damals dort die reißende Isar so wrnig als heute, nach der Ufer-Regulirung. Kein Schiffer pasfirte München, ohne sein Floß oberhalb de- Nepomuk avzulegen, dem Heiligen schöne !kränze zu bringen, seinen Schutz inbrünstig zu erflehen und im Vorübergehe» oder Borüberfahren de» Hut ziehen Ja. die Schiffer gilde unterhielt eigenmächtig eine Art stillen Wachtdienst, welcher möglichst alle Vorbeigebenden zum Hntabnehmen «öthlgte. Eine» Abends promenirte der Minister einsam am Ufer der Isar, und, mit Regieruugssorgen beladen, bemerkte er di« Nähe des Heiligen erst daran, daß ihm eine hart« Hand den Hut vom Kopf« schlug, eine kräftige Faust einen Rippenstoß versetzte, ein Paar andere Fäuste sich erhoben und einige raue Kehle» unverständliche Worte höre» ließen. Der bayrische Allgewaltige blickte unangenehm überrascht empor und um sich, begriff als großer Manu schnell die Situation, raffte seinen Hut aus und brachte seine Haut in Sicherheit. Was wäre Wohl heute darauf gefolgt? Schwerlich das Einfache uud Richtige, was damals geschah. Keine Zeitung beschrieb das grausige Attentat; Gendarm uud Richter blieben auS dem Spiele; kein Actenbaud ward vollgeschrieben. Die fromme» Missethäter hatten offenbar den Minister nicht gekannt, gingen ohne Bewußtsein ihres Staatsverbrechens und ohne Reue ihre» Weges und blieben unbehelligt. Dafür öffneten sich noch iu der gleichen Nacht die Thor« des Zuchthauses, das da mals unweit jene» User» stand, und schloffen sich wieder, und als am anderen Morgen Schiffer stromabwärts fuhren und ihren Nepomuk grüßen wollten, da ragte dieser traurig abgewendet mit Schultern und Kopf »nd seinen fünf Sternen aus dem Gesängnißhose über die hohe Mauer hinweg. Er hat trotz vieler Bitten, Petitionen und Gebete lauge im Besäugniß gestanden, und wer heute au ihm vorübergeht, dem wird der Hut nicht mehr herabgeschlagen, obwohl feine heute au der Maximiltanbrück« stehende steinerne Statue viel schöner ist uud noch ebenso reichlich mit Blumen bekränzt wird, al bte frühere, auS Holz geschnitzte. Die damalige Priesterschaft scheint in der Sache neutral geblieben zu sein. Heute sind ihr die Flügel gewachsen, und weh« einem zweiten „Muschler"! — AuS Freundschaft. Die „Deutsche VerkehrSzeitung" erzählt folgend« nette Geschichte von einem findigen Bäuerlein: Lin biederer Landmaun in Unterfranke» fällte vor einiger Zeit auf seinem neben der Straße gelegenen Grundstück einen Baum, der in nächste» Nähe einer Trlephonstange stand. Durch Unachtsamkeit beim Fälle« stürzte der Baum auf di« Telrgraphenflange und schlug sowohl die an derselben befindliche Jsolirnngsglocke aus Porzellan, als auch den eisernen Träger, auf welchem die elftere befestigt war, zu Boden nud zertrünmerte dieselben. Unser schlichter Landmanu hatte den überaus gelungenen Einfall, die beschädigten Gegenstände selbst wieder in ihrer seitherigen Form herzustellen bez. zn ersetze«. Zu diesem Zweck ließ er den eisernen Träger vom Schmied zusammeuschmieden und ersetzt« die iu viele Stücke zersprungene JsolirnugSglocke durch eine der letz« teren in der Fonn ähnliche Kaffeetasse, auf welcher zufällig die Worte „Aus Freundschaft" standen. Die auf solche Weise wieder in Ordnung gebrachte Telegraphenleitung fuuctionirte ganz wie früher, und erst einige Wochen späler wurde die eigeuthümliche Einrichtung dnrch einen technischen Beamten entdeckt. Die alsbald eingelritetr Untersuchung ergab den erzählten Thatbestand. Für den redaktionell«, The» »erontwerttich: Franz » »tz« in Chemnitz- -7 Drnck »nd «erlag von »lerander «ted, in Chemnitz.