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Sächsischer Landes-Anzeiger : 02.07.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-07-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188607025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18860702
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18860702
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-07
- Tag 1886-07-02
-
Monat
1886-07
-
Jahr
1886
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 02.07.1886
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Nr. 150. — 6. Jahrgang. Die jeden Wochentag Abends (mit dem Datum de« folgenden Tage») zur Ver sendung gelangende unparteiische Zeitung „Sächsischer Laude-.Anzeiger" mit dem Beiblatte: „Tägliches Ilnlerhaltungsblatt" und dem humorlftlsch-illustr. Sonntagsblatt „Lustiges Bilderbuch" kostet monatlich nur 60 Pfg. (Postzeitungs-PreiSliste Nr. 4633.) Tägliches Anterhattungsblatt. Beiblatt Mm Sächsischen Lanbes-An^eiger. Wiede'S Verlag. Ehe Iasertiru-prel- im„Sächs.Laade-.W Raum einer schmalen CorpuSzeile I Bei Wiederholung großer Annonce« - Bei Bestellungen von Auswärts wall JnsertionSbetrag (in Briefmarken) bei (je 6 Silben TorPuSschrift bilden ca. 1j Der großen Auflagewegen kvttnenAi nur bis Vormittag angenommen MaSke«. Roma« von I. Boy-Td. Fortsetzung. Nachdruck verboten. Die alte Dame war recht korpulent, so sehr, daß ihre« Gange ein leise» Schwanken eige« geworden. Sie trug ein eiusache» schwarze» Wollkleid ohne Gürtel; i« einem Schnitt ging es von de« Schultern nieder und machte keine Anstrengung mehr, eine Taille zu bezeichnen, da der Umfang dieser beinahe von der Breite der Hüften war. Ein gehäkelter Spitzenkragen von jener Form, die man früher eine Klappe nannte, war »m ihren Hals mit ei«er großen, runden Achatbroche geschlossen, aus welcher im Kreise zu lesen stand: visu voos xaräs, das einzig Fremdländische au der ganze« Erscheinung der Frau Amt- mä»nin. Um di« Schultern hatte sie immer «in graues, gesticktes Wolltuch geschlagen, dessen lebhafte lila Kante zu einer täglichen Prüfung von Stephanien» Schönheitssinn wurde, da die alte Dame eine unveränderliche Vorliebe für himmelblaue Haubenbänder hatte, welche in tadelloser Schleif« unter dem rnndeo Kinn steif standen. Frau von der Heide hatte noch blonde Haare ohne SIlberfädeu; sie kamen glatt gescheitelt unter der hochaufgeputzten Blondenhaube hervor, waren an jeder Schläfe je in einen künstliche», zwölssträhuigen Zopf geflochten, der mit einem feinen Gitter aus Korbgeflecht viel Aehu lichkeit hatte, und boge« sich, die Ohrmuschel durchschneidend, wieder unter die seitliche« Lpitzrnrüschen zurück. Das glatte, rölhliche Besicht der alten Dame zeigte keine Runzeln, lächelt« meist vergnüglich und ward durch «in Paar freundliche Augen belebt. Als sie Helmold so geradezu mit dem AnSrnf begrüßte: „Dar ist er wohl!" fragte er: „Sie kennen mich? Stephanie hat Ihnen also von mir schon ein wenig erzählt?" „Ei, wir sprechen ja immerzu von Ihne«. Der Helmold ist nuser zweites Wort, und wenn wir ein bischen graulich vor der Reise nach der großen Stadt gewesen sind, haben wir «u» allemal mit dem Helmold getröstet. Stephani« meinte, wo Sie find, kann uns nichts pasfiren," erklärt« die Alt«. „So — also ei» wenig Angst haben wir doch gehabt", sagte Lorreck. Stephanie lächelte. „Tante", sagte sie, „Lorreck meint, wir käme« hier unter lauter unehrliche, lügenhafte Mensche», und eS würde uns nach heim ver lange», nach de« verlorenen Frieden." „Na", sprach di« Amtmännin, sich breit anf «inen Sessel am Fenster niederlafsend, „cs giebt Wohl eben in der Stadt auch unter, schiedliche Menschenkinder, wie bei nnS auf dem Lande, wo auch nicht Jedermann den Erlaubnißschei« zum Eintritt in'S Paradies vom Herr» PetruS erhalte« wird. Wir haben auch zwei Augen im Kopf, Herr Helwold, zu sehen, was nn» mißfällig ist, und zwei Fäuste, dem mißfälligen Volke die Thür vor der Nase zuzumacheu." „Leider nur", versetzt« Helmold, „daß ma« nicht jedem seinen Werth oder Unwerth von der Stirn ablesen kann." „Junger Mensch", sprach die Amtmännin, ihre Hände auf ihre Knie stemmend und ihn mit Selbstbewußtseiu ansehend, „ich bin man 'ne einfache Frau vom Dorfe, wa» aber meine Meuscheukenntniß anlangt, so ist sie geschlagene vierzig Jahre alt, indem ich die erste« fünfundzwanzig Jahre, ehe ich meinen Amtmann hatte, nicht mitzähle, weil ich da «och «in Kiek-in-die-Welt war." „Alle Achtung", sprach Helmol-, „Frau Amtmännin, Sie ge falle« mir." Juli-Tage. Von Hau» Sundelin. Nachdruck verboten- In dem Monat Juli, der als fünfter Monat des römischen Kalenders ursprünglich QuiutiliS hieß und erst im Jahre 45 v. Ehr. Geb. zu Ehren de» Juli«» Cäsar seinen jetzigen Namen erhielt, von Karl dem Großen aber „Heumonat" genannt wurde, erreicht die Temperatur gewöhnlich ihren Höhegrad. Der Himmel ist in der Regel noch heiterer als im Juni, aber heftige Gewitter, oft von starkem Regen begleitet, find nicht selten. Besonders reich hieran sind die HundStage, wie die Zeit vom 23. Jnli bis 23. August genannt zu werden pflegt, und zwar deshalb, weil die entsprechende Jahreszeit, bei den alten Griechen Opora genannt, durch den Aufgang deS Hunds stern» (Sirius) bestimmt wird. Di« Opora der Grieche« fing nä«. lich mit dem Anfang deS Hundsstern» an. die nahe mit dem Eintritt der Sonne in dar Gestirn des Löwen zusammenfällt, und endet mit dem Anfang de» Arctnru», der freilich viel später al» das Ende un serer HundStage stattfindet. Die Zeit der HundStage ist in Griechen land durch große Hitze und nach HippokrateS auch durch schwere Gallenkraukheiten ausgezeichnet. Auch bei nnS werden dieselbe» als die heißesten Tage de» JahreS angesehen; im Mittelalter wurde an vielen Orten der Gottesdienst in dieser Zeit auSgesetzt. Di« alten Bauernregeln sagen von de« HundStage«: „Wie die HundStage an- fangen, so gehen sie aus," „Hundrtage klar — ein gutes Jahr" re. Eine andere Wetterregel sagt von dem zweiten Tage de» Monat»: „Wrnu's an Mariä Heimsuchung regnet, Vier Wochen Regen uns begegnet." DaS Fest der Heimsuchung Mariä am zweiten Juli ist eines der vielen Feste, welche die Marienvrrehrnng schuf. Nachdem zwei Jahrhunderte hindurch der Streit über das gebührende Maß der Verehrung Maria'» unter den Christen gewährt hatte, gelang zu Ende de» letzten Jahrhundert- der Orthodoxie, namentlich ProkluS von Cyriacum und Cyrill von Alexandrien, di« Mutter Jesu au die Spitze der Heiligen zu stelle». Allgemach betrachtete man sie auch als Fürsprecherin bei Gott in allen Angelegenheiten und weihte ihr eine Menge Feste, wie Mariä Reinigung, Mariä Verkündung, Mariä Geburt und Mariä Himmelfahrt Da» Fest der Heimsuchung Mariä wird znr Erinnerung an den Besuch derselben bei Elisabeth, der Mutter de» Johanne!, gefeiert, welchen wir im Evangelium deS LneaS, Cap tel 1, VerS 39-56, erzählt finden. Dem Propheten JesaiaS ist der sechste Juli als Erinnerungltag geweiht; se ne Lehrthätigkeit fällt ungefähr in die Jahre 759 biß 717, in dir Regierungszeit der jüdischen Könige UsiaS, Jotham, AchaS und HiSkiaS. Der Inhalt der Dichtungen und Reden deS JesdiaS sucht an kraftvoller Einfachheit und schönstem plastischem Ebenmaß seine» Gleichen. Derselbe Tag ist anch dem Gedächtniß deS Mönche» St. Goar gewidmet, welcher um 640 eine Capelle erbaut haben soll, die später in da» bekannte Benedektiuerkloster St. Goar umgewandelt wurde. Gedenktag eine» dritten Heiligen, des Apostels der Frauken, Kilian, ist der acht« Jnli. Al» im siebenten Jahrhundert von Bri- tanuien her die Bekehrung der heidnische» Völker de» europäischen Festlande» ihren Anfang genommen hatte, kam Kilian mit zwei Be gleiter», Namen» Coloma« .und Jotman, »ach Bayern al» Bischof „Je nna«»ges«tzter Sie uns begleiten", begann Stephanie, „um so weniger habe« wir da» Herandrängen uuwillkommer Elemente an mich zu befürchten. Sie werde» uns überall hinsühre«: i« das Theater, de« Lirkn», auf Bälle, in besr«u«dete Häuser." „Ich — immer ich?" fragte er bang. „Jawohl, Sie — Sie I Schlittschuhlaufen, Schlittenfahren ... „Halten Sie einl" rief er entsetzt. „So find Sie hergekommeu. um mich erst zu »uiniren und dann zu tödteu!" „Rniniren? wieso?" „Ihr sehr ergebener Diener, der Rechtsanwalt Lorreck, ist ein Man« ohne Vermögen. Er lebt von seiner Arbeit. Alle» da» thuu, was Sie begehre«, heißt einfach nicht mehr arbeiten. Nicht mehr arbeiten heißt aber, nicht blo» de« Verdienst der Gegenwart opfern, sondern anch jene« der Zukunft." „Aber i« Sommer, wenn Sie bei mir auf Rudow find, lassen Sie doch auch die Process«, wo Sie wollen", stotterte Stephanie sehr bestürzt und so enttäuscht, daß ihr die Thräueu in die Auge« schoflen. Sie hatte e» sich so hübsch gedacht, täglich vom Morgen bis zum Abend mit dem guten Helmold zusammen zu sein, an den sie so gewöhnt war. Er sah ihr mit einem eigenen Lächeln in das Gesicht. „Ja, im Sommer", erklärte er, „da find eben Gerichtsferien, und die Concnrrenten verreisen auch. Jetzt kann ich nicht feiern." „Aber AbendS", rief sie eifrig. „Abends wird auch gearbeitet", sprach er, „und nur in ganz später Stunde manchmal bei einem guten Buch gerastet." „O", rief Stephanie, seine Hand augreifeud, „so raste» Sie fortan bei uns, und gönnen Sie der Erholung, mir zu Liebe, etwas mehr Zeit." „Ja, wie ist mir denn," nahm hier die Amtmännin verwunde rnugSvoll da» Wort, „mein Amtmann sagte immer: Alte, sagte er, war die olle» Rechtsverdreher für ein Heidengeld einsäckeln, da ist rein da» Ende von weg. Wenn Sie, Herr Advokat, den« so'ne mächtige Praxis habe«, müssen Mose» nnd die Propheten in Hülle und Fülle bri Ihnen eiukehre«, besonders, indem Sie noch Junggrsell find und bloS für sich allein zu sorgen haben." „Das ist auch wahr," jubelte Stephani« auf. „O Helmold, Sie find ertappt. Wo bleiben Sie mit dem vielen Geld? Er ist geizig. Pfni, pfui!" Lachend klatscht« sie in die Hände. Helmold wurde plötzlich sehr bleich. Seine Auge« wichen an Stephani« vorbei und suchte« den Boden. „Ich brauche in der That viel Geld, um ... um ... ja, um Schulden an- der tolle« Studentenzeit zu tilgen " Stephani« sah ihn starr au, auch sie wechselte die Farbe. „DaS ist nicht wahr I Ihr Onkel lobte Ihre Strenge nnd Ihren Ernst . . . aber Verzeihung, an» der übermütigen Neckerei ist eine Indiskretion geworden. Kehren wir zu unseren näheren Sorge« zu rück Wenn also Sie verhindert sind, mein Cavalier zu sein, so muß ich mich eben auf die Liebenswürdigkeit des Herr« Chatard verlassen." Er fühlte schmerzlich, wie fremd und kühl sie plötzlich sprach „Chatard? Wer ist da»?" fragte er gedrückt. „Da» will ich Ihnen ganz genau sagen," antwortete die Amt männin schnell, „das ist ein Mensch mit Augen, wie die Banditen in de» Abruzzen sie haben, wenigstens sah ich 'mal solche auf eine« Bilde von da. Bei nn» nennt man sie „Sensschüfleln". Mir ist er zu geschniegelt, auch kann ich di« französischen Namen partout nicht auLstehen." „Eine noch genauer« Auskunft al» diese ganz genaue, Tantchen, möchte Lorreck» Neugier besser befriedigen", sagte Stephanie wieder lächelnd. „Herr Chatard ist der Sohn einer sehr reichen und vor- von Würzburg, woselbst er den Herzog der Herzog der Frauken, GoSbert, taufte. Im Jahre 689 wurde er jedoch auf Anstifter« der Schwägerin des Herzog», Geilna, ermordet, seine Gebeine wurden im Dome zu Würzburg beigesetzt. Di« Bauernregeln sagen von diesem Tage: „Sankt Kilian — bringt Wicken und Rüben an." Der Tag danach, der neunte Juli, ist de« oben erwähnten Kirchenvater Cy- rillnS von Alexandrien, geweiht. Er bestieg im Jahre 412 al» Nach folger feine» Oheim» Theophilu» den Patriarcheustuhl zu Alexandrien und zeichnete sich während seiner ganzen AmtSthätigkeit durch maßlos leidenschaftlichen Eifer aus. Di« Juden Vertrieb er mit Gewalt auS der Stadt und zerstörte ihre Häuser; auf sein Anstisteu wurde die Tochter des Mathematikers Theo», Hypatia, di« durch den Beifall, welchen ihr« Gelehrsamkeit fand, seine Eifersucht erregt hatte, ermordet, und seinem Einfluß ist auch hauptsächlich die Verurtheiluug de» ChrysostomuS znzuschreiben. Am bekanntesten ist sein langjähriger Streit mit dem Patriarchen von Konstantiuopel, Nestorius. Sein Tod erfolgte im Jahre 444. — Drei Mal sieben Brüdern ist der zehnte Juli als Gedenktag gegeben, sowohl den Söhnen der Felieitas: Januar, Felix, Philipp, Silvan, Alexander, Vitalis, MartialiS, Märtyrern, al» auch denen der Symphorina: CreScentiuS, Julian, NemafiuS, Primitiv, Justin, Starten», Engenin», Märtyrern unter Hadrian; außerdem den sieben Brüdern, von denen das siebente Capitel des zweiten Buche» der Makkabäer erzählt. „Wie'S Wetter an den sieben Brüdern, so soll e» sieben Wochen sein." — Der allerdings begreifliche Wunsch der Christen, ihre Gemeinde« in den verschiedenen Ländern anf unmittelbare apostolische Gründung zurück- zusühren, wenn dafür auch keinerlei historische Thatsachen sprechen, liegt der Einführung de- b'estuva älvisiovis npostolorom der katho« lisch«» Kirche, dem Fest« der Aposteltheilung am fünfzehnten Juli, zu Grunde. An diesem Tag« erzählt die Legende, haben sich der siebzig Apostel, von denen übrigens nur LucaS im zehnten Capitel seines LoangeliumS spricht, in die verschiedenen Theile der Erde g-theilt, nm da» Evangelium zu verkünden. Der Ort, wo diese Thrilung angeblich stattfaud, wird noch heut in Jerusalem gezeigt. — Wie am zweiten, wird auch am fünfzehnten Juli ein Marien fest gefeiert, da» Skapulierfest der Brüderschaft von dem Skapular. Skapular heißt ei» Theil de» OberkkideS der Ordenspersouen, welcher sowohl auf der Brnst als auch anf dem Rücken über der sonstigen Kleidung herab- hiug. Die Mitglieder de» Orden» Ware« weltliche Personen beiderlei Geschlecht», welche durch Fasten und Beten eine besondere Verehrung der Jungfrau Maria an de» Tag legte». Außerdem ist der 15. Juli auch dem Herzog WenzeSlan» vo» Böhmen geweiht, der im Iah,« 938 vo« seinem Bruder BoleSlauS vor dem Altar« ermordet wurde, während der 19. Gedenktag de» Stifter» der Lazaristen, Vicenz vo« Panla, ist. Er stiftete 1624 dies« MisfionSvereiniguug, welche ihren Namen vo» ihrem Hauptfitze, de« Stift St. Lazaru» zu Pari» erhielt, mit Hilf« der frommen Familie von Goudy, und wie» den Priester» als ihr eigentliche» Feld da» Gebiet der Kranken pflege und Beförderung de» Seelenheil» der ländliche» Bevölkerung an, weShalb er e» ihnen auch zur Aufgabe macht«, tüchtige Landpriester herauzubilden. Ein ganz anderer Charakter war der Bischof Apollinari», der Jüngere von Laudieca in Syrien, einer der eifrigsten Gegner der AriauiSmu», dessen Gedächtniß die katholisch« Kirche am 23. J«li feiert. Er war ein au»gezeichnrt tüchtiger Gelehrter und nehmen Refugiö-familie; ich lernte ih« bei de» Hochzeit der «eh erwähnten Bas« Josefiue kennen, mit deren Gatten er befrenud scheint. Er tanzt« bei jener Gelegenheit mit etwa» auffälligem El' wiederholt mit mir; Josefiue hat ihm mitgetheilt, daß wir hier fii selbstverständlich wird er mir seinen Besuch machen. Auch ist er Moritz von Rudow und Fra» gut bekannt." „Da» wäre ja schon der Millionär mit der Leidenschaft", dach Helmold, während er fragt«: „Mit Rudows werden Sie natürlich viel verkehren?" „Allerdings, obschon er ein Angehöriger einer sehr entferntl Linie der Radow» ist. Er hat eine Beamteustellung, ich denke irgend einem Gericht. Sie kennen ihn?" »Ja", sagte Lorreck, „in jenem Hause werden wir nn» tr».. denn nnn werde ich die oft an mich ergangene Einladung, doüh! zu kommen, Ihretwegen endlich benutzen." „Weshalb lhaten Sie eS bisher nicht?" Er lächelte etwas verlegen. „Die Dame de» Ha»s«S ist weniger sympathisch. Und die anderen Familien, wo Sie Besuch machen werden, — kenne ich sie?" Stephanie hob ihre Linke mit gespreizten Fingern empor tippt« mit dem Zeigefinger der Rechte« an den erhobene« Daumen. „Präsident Volkmar und Ara«, — alt« Freunde meiner Eltern, waren zuletzt bei MamaS Beerdigung auf Rudow." Und so zählt» sie weiter, bei jedem Finger eine andere Familie nennend. Lorreck schüttelte zu jedem Namen de« Kopf, er kannte Niemand. Nur k ' dem letzten Namen „Professor Guben, macht kein HauS, weil n! verheirathet, wird aber häufig nuser Gast sein", rief er: „Den interessanten Greis kennen zu lernen, verlangt e» mich schon lange. Ich möchte gern einmal dahinter kommen, was echt an ihm und was MaSke ist." „Nun, die offene, geniale Natur de» bezaubernden Mannes wird auch Ihnen sogleich klar werden. Tante, Lorreck meint, ma« köi hier an uiemande» ehrliche» Wesen glauben," klagte Stephanie. „Das wäre nicht sehr christlich. Hab' wohl gehört, daß ma»: in der Residenz viel feiner und täuschender Perrückeu macht, als Hel,) uns, wo jeder nuferem Pastor die Perrücke ansieht, weil die, weißen Haare ihm im Nacken darunter hervorgucke«, und Schultheißensrau dl« Zähne, weil sie so weiß sind, wohiug, ihre anderen gelb waren, — aber daß man auch falsche» Lache» «nd Sprechen und Thun «nd Lassen an sich hat, macht mir keiner weiß," sagte die Alte ruhig. „Sie werden sich belehren lassen. Auch Schminke kann gm naturgetreu anfgetrageu werden." < „Ja, bis ein Regentropfen oder eine Thräne darüber hinw läuft und den Kram verräth," beharrte die Alte. „Also: Professor Guben ist ohne Zweifel «nmaSkirt. Sie soll«» ihn kennen lernen. Mit väterlicher Güte hat er sich bereit erklärt, § obgleich er keine Unterrichtsstunden mehr giebt, mich zu unterweis««» da er meine Stimme bildungsfähig findet. Durch seine Vermittelung soll ich auch mit einer sehr schönen und interessanten Dame bekannt werden, welche erst ganz kürzlich «ach Berlin kam und sowohl ge sellschaftliche» Anhalt für ihre Abende als Beschäftigung für den Tag wünscht," erzählte Stephanie. - ''.".MV „Das klingt ja etwas abenteuerlich," sagte Lorreck mißtrauisch. „Sie werfen der Gesellschaft den Unglauben vor und haben ihn selbst", rief sie uumuthig, „ich denke, daß die Bürgschaft de» Professor- genügend ist. Diese Dame, «ine Schülerin Guben» seit ihre« Kinder jahre«, ist verwittwet, reich, ohne Familie, wünscht aber gleich mir einen Winter in Berlin zu verleben. Ich suche eine Klavierspielerin, welche täglich zwei Morgenstunden mit mir mufizireu könnte, Guben der beliebteste Schriftsteller seine» Zeit; seine Lehr«, ApolliuariSmuS genannt, beruht auf der vollständigen Vereinigung der göttlichen und weltlichen Natur. Cr war «in Schüler des Prtru»; eine» «»deren Apostels, de» Jacob«» Gedenktag ist der 25. Juli. Ein Sohn de- ZebedäuS und Bruder der Evangelisten Johanne», wird er, zum Unterschied vo» zwei biblischen Namen, Jacob«» der Altere ge«a«ut, und war seine» Zeichen» Fischer, bevor er ein Jünger Jesu wurde, in dessen Umgebung er immer erscheint. Später ist Jacobu» eine» »er Häupter der Gemeinde von Jerusalem gewesen, soll dann der Sag« nach da» Christenthum »ach Spanien gebracht habe« «nd wird dort auch als Landesheiliger verehrt; HerodeS Agrippa ließ ihn «m 44 hiurichten. Die Wetterregeln behaupten von seinem Gedächtuißtage: Warme Jacob! — kalt« Weihnachten"; „Regen an Jacobisaateu Läßt die Eicheln nicht gerathe«. — Der Vormittag am JacobStag Das Wette» bi» Weihnacht deuten mag." Vom nächsten Tage, dem 26. Juli, heißt eS: „Wersen die Ameisen am St. Annentage höher auf, So folgt ein kalter Wind darauf." Anna ist die Mutter der Jungfrau Maria; i« Orient wurde ie seit dem sechste«, im Oecident nicht vor dem zwölften Jahrhundert gefeiert. Am 28. Juli starb Junoeeuz der Erst«, Bischof zu Rom; der 29. ist der Jungfrau Martha, der 30. den Märtyrern unter Kaiser Decin», «bdou und Senner, sowie dem Apostel der Sorben- Wenden im elften Jahrhundert, dem Bischof WilpertuSHon Merseburg, der letzte Tag des Monat» aber dem um 448 als Bischof zu Anxerr« gestorbenen SermanuS und dem Stifter de» Jesuitenorden», Ignaz Loyala, geweiht. Historische Gedenktage i« Juli sind der erste 1742, an welchem Lichtenberg, der zweite 1724, au dem Klopstock, der vierte 1716, an dem Geliert, der sechste 1646, an dem Leibnitz, der achte 1803, an dem Juliu» Mosen und der zehnte 1509, au dem Calvin geboren wurde. Am 3. Jnli 1866 fand die Schlacht bei KönigSgrätz, am Lüften 1809 die bei Wagram, am siebenten 1815 der Einzug der Deutschen in Pari», am dreizehnten 1874 das Attentat auf BlSmarck n Kisfingeu statt. Am zwölften Jnli desselben Jahre» starb Fritz Reuter, am siebzehnten 1871 Tansfig, am achtzehnten 1873 Ferdinand David, am neunzehnten 1810 Königin Luise von Preußen, am zwan zigsten 1304 wurde Petrarca, am 22. 1657 Friedrich der Erst« vo« Preußen, am 27. 1728 Looke und am 28. 1804 L. Feuerbach ge boren. Der 31. Juli ist der denkwürdige Tag, an welchem i« Jahre 1870 König Wilhelm zur Armee abging. Preise — eins) und jetzt. Man spricht so oft von einer sogenannten: „guten, alten Zeit", daß e» wohl der Mühe Werth ist, rin paar Streisblicke auf dies vrrloreu«, goldene Zeitalter zu Wersen. — Freilich meint «an i« Schlaraffenland sich zu befinden, wenn man vernimmt, daß z. B. i« 15. Jahrhundert das Pfund Kalbfleisch nur 2 Pfennige, Rind- nnd Schweinefleisch 3 Pfennige, Schwarzwildpret 2 Pfennige, dag Pfnud Bntter 8 Pfennige kostete, während man für 10—12 Pfennig« eine ganze Mandel Lier, für 8 Pseunige ein stattlich Entlein und
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