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Sächsischer Landes-Anzeiger : 02.07.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-07-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188607025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18860702
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18860702
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-07
- Tag 1886-07-02
-
Monat
1886-07
-
Jahr
1886
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 02.07.1886
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Sächsischer Landes-Anzeiger. Nr. ibo. Freitag, 2. In« 1886. sei, al» der Kuab« aber sein Gesuch wiederholte und angab, es könnten auch Thaler gegeben werden, willfahrtet« mau ihm und sing an, doS Geld iuuerhalb de» geöffueteu Fenster» aufznzähleu. Da er griff der juuge Mensch rasch einen Thaler und lief so eilig davon, daß man ihn nicht erlangen konnte. — Kötzschenbroda. Am Montag Nachmittag ^3 Uhr hatten wir einen so heftige» Gewitterguß, daß alle Straßen in wenigen Augenblicken über uud über voll Wasser standen und an de» schräg abfallenden Straßen und Felder«, sowie namentlich in den Weinberge» »ehr oder weniger Erdboden mit weggeschwemmt worden ist. Der heftigste Regenguß diese» Gewitter», da» von Südosten hierher kam, dauerte 10 Minuten, doch regnete e» im Ganzen mindesten» eine Stunde. Im nahen Naundorf hat der Blitz in ein Hau» eingeschlageu, jedoch ohne zu zünden. — Leipzig. Ein merkwürdige» Erwachen hatte ein in der Nähe von Leipzig wohnender Fabrikant, welcher sich am vorigen Montag in Leipzig ein Gütliche» getha» hatte und dann mit einer Frauensperson in einer Droschke nach feiner Heimath gefahren war. Al» er nämlich beim Sonnenschein erwachte, lag er — unter der großen Eiche bei Barneck in unmittelbarer Nähe von Leipzig und entdeckte dann, daß fein Portemonnaie während de» Schlafe» um ein Beträchtliche» sich erleichtert hatte. — Riesa, lieber die Unterschlagvug durch den hiesigen Steuer- Einnehmer Pilz schreibt da» ,R. Llbrbl.": Unsere Einwohnerschaft ist durch Defraudation von städtischen Geldern in nicht geringe Auf. regung versetzt worden. Am Sonnabend Abend wurde der Steuer. Einnehmer Pilz im Rathhanse verhaftet und an da» hiesige König! Amtsgericht abgeliefert. Die Summe, welche derselbe veruntreute, soll sich »ach vorläufiger Feststellung auf 17.671 M. 46 Pf. belaufen und betrifft di« städtischen Kaste» mit 9075 M. 4 Pf. und die Kirchen- und Kirchen-Aerar Kasse mit 8596 M. 42 Pf. Von P. ist seiner Zeit eine Cantion von 2400 M. bei den städtischen Kasten erlegt worden, die nun zn Gunsten derselben verfallen wird. Trotz regelmäßiger Revisionen seiten» de» städtischen Finanzausschüsse» ist »S P. gelnugev, jahrelang fortgesetzt« Unterschlagungen zu begehen, ohne daß e» bislang gelungen wäre, dieselbe» voll «nd ganz zu ent decken, da er durch rasfiuirt« Fälschungen und Lügengewebe aller Art die Revisoren zu täusche» verstand. Dem Vorsitzenden de» Finariz- anrschuffes, welcher jedoch schon längst starken Verdacht bezüglich der Unredlichkeit des Pilz geschöpft, r» ist nunmehr gelungen, de» schlauen Betrüger zu entlarve». — P. hat wohl ftott und gut gelebt, ohne iudeß verschwenderisch avfgetrete» zu sein, und glaubte «an um so weniger Grund zu habe«, die Redlichkeit desselben in Zweifel zu stellen, al» verlautete, daß seine Frau vermögend sei und er übrigen» noch kinderlos war. — Leisnig. Am Sonntag macht« der Knecht eine» Guts besitzer» in Alteuhof bei LeiSnig drei Selbstmordversuche. Er sprang bei Klosterbuch in die Mulde; da er aber dort nicht den gewünschten Tod fand, legte er sich abeud» in der Nähe de» Eulensteints aus die Schiene«. Doch wurde die» glücklicherweise von der Locomotive au» bemerkt und der Zug kurz vor dem Lebensüberdrüsstge» zum Stehen gebracht. Hierauf floh der Knecht «ach dem nahen Walde und brachte sich dort mit seinem Taschenmester eine tiefe Wunde am Kehlkopfe bei. Blutüberströmt kam er in die Behausung seine» Dienstherr» zurück, wo ärztliche Hilf« geholt wurde. Der Grund zur That find «ach eigener Angabe de» Unglücklichen — 16 Mark Schulden. Man hofft, den Armen am Leben zu erhalten. — Waldenburg. Am Sonntag Nachmittag wurde unterhalb der Muldenbrücke der Leichnam de» vor acht Tagen am hiesigen Wehre beim Baden ertrunkenen Zlmwermann» Oeser in der Mulde ausgefnnden und an» Ufer gebracht. — Penig. Da» hiesige Schöffengericht verurtheilte kürzlich ein« Somnambule au» Chursdorf, welche am letzten sächsischen Buß tage etwa 30 Personen, die sich um ihre Lagerstätte versammelt hatten, ganz den kirchlichen Gebräuche« entsprechend da» Abendmahl gereicht hatte, trotz der Versicherung zahlreicher Zeugen, daß die Feier eine sehr ernste gewesen sei uud die Angeklagte durchaus den Eindruck gemacht habe, als ob sie das willenlose Werkzeug eine» höheren Wesen» sei, auf Grund de» Gutachten» zweier Aerzte wegen groben Nusug» im Sinne des Z 360,11. des ReichSstrafgesetzbuches zu 3 Tagen Hast. — Gleichzeitig wurde von demselben Gerichtshöfe ein« Frauensperson, welche früher auf dem Schlöffe Rochrburg in Diensten gestanden und später in den Räume« de» Schlöffe» wieder holt die Rolle eine» „ Geiste»" gespielt hatte, zu einer Geldstrafe vou 15 Mark verurtheilt. — Geyer, 29. Juni. Nachdem am vergangenen 1 Trinitatis- fonntag Herr eanä. rev. wiv. Hensel au» Freiberg im Vormittag». gottekdienst die Gastpredigt gehalten, wurde derselbe in der heute Nachmittag stattgefuudeuen Sitzung de» hiesige» Kirchenvorstandes zum Diakon«» erwählt. — In der Nacht vom Sonntag zum Mo»> tag brannte di« dem hiesigen WirthschastSbefitzer Wal.hcr gehörige am großen Teich an der JahnSbacher Straße gelegene Schneidemühle ab. Die EntstehungSursache ist unbekannt. — Planen, 30. Juni. Gestern Nachmittag hat ein 16jährig«S Mädchen au» Großfricsen, welche» in einem hiesigen Stickereigeschäfte al» Arbeiterin beschäftigt ist, in einem Materialwaarenladen auf der Fürstenstraße hier während der Zeit, während welcher der Verkäufer den Laden verlassen hatte, um da» vou dem Mädchen Gewünschte herbeizuholen, an» dem Ladentisch da» Körbchen mit dem kleinen Gelbe gestohlen. Beim Sortireu der Münzen in einem Nachbarhanse wurde di« Diebin von Bewohnern jene» Hause» festgehalten, worauf sie vou der Schutzmanuschast behns» Feststellung de» Thatbestande» uud der Personalien auf di« Polizeiwache geführt wnrde. 6—. Lengenfeld, 30. Juni. Ein drollige» Mißgeschick traf am letzten Sonntag unsere Turner, als sie eine Turnsahrt unter- nahmen. Da der Vorstand derselben zugleich dieselbe Stellung in anderen Vereinen einnimmt, bewahrt er neben der Turnerfahne auch die Fahnen der betr. Vereine auf. Schon al» man früh die Fahne abholen wollte, stellte sich ein Hinderniß entgegen: Das Zimmer, in dem sie sich befand, dient einem Hausgenossen als Schlafzimmer; dieser aber war auSgegaugen und hatte den Schlüffe! mitgenommen. Doch man holte einen Schlaffer, die Thür wurde geöffnet uud die Turner waren im Besitz ihres Kleinods — wie sie glaubten. Wvhl- gemuth marschirte man bis iu die Nähe von Treuen; hier sollte die Fahne entrollt werden, aber, — o weh — es zeigte sich, daß mau in der Eile statt der Turnerfahne die des Gesangvereins erwischt hatte! Doch die Turner wissen sich zu helfen; ein Mitglied der wackeren Schaar nimmt die Fahne und im Laufschritt gehts wieder dem heimathlichen Städtchen zu. Dann, nachdem der Umtausch vollzogen und der wackere Schnellläufer wieder bei seinen Kameraden eiugetroffen ist, wird fröhlich und guter Dinge in Treuen einmarschirt. — Crimmitschau, 20. Juni Abermals wurde durch die Töne der Nothpseife gestern Nacht '/4I2 Uh, die Einwohnerschaft in Leitelrhain a«S dem Schlafe geweckt. In den von der Firma Etzold u. Kießling an Friedrich Schöufeld verpachteten Spinnerei- lvkalitäten und zwar in der ersten Etage war in einer Krempel Feuer entstauben, welches sich schnell über die leicht brennbaren Stoff« ausbreitete, zwei Sortimente Krempeln total vernichtete und vier Selfactor» stark beschädigte Außerdem verbrannten ca 35 Centn» Baumwolle, Wolle. Abgänge und fertige Garne. Durch die Hanpt- riemenleitung theilte sich der Brand auch der vou der Firma Stroh mayer und Schulz »pachteten zweiten Etage mit uud vernichtete hier ca. 4 Centn» Baumwolle, Garne rc. — Benusberg, 28. Juni. Heute Abend in der 8. Stunde wnrde hier von einem in unsinnig scharfem Trabe fahrende» Geschirr abermals ei« Kind überfahre« und schwer verletzt — Zwickau, 30. Juui. Ein hier aufhältlicher seitheriger Streckenarbeiter versuchte gestern bei verschiede»«« hier wohnhaften Personen höhere Beträge zu erschwindeln. Zuerst kam er zn einer verw. Gutsbesitzerin und verlangte von dieser unter dem Anführen, er sei von einem mit der erwähnten GutSbefitzeri« verwandte« aus wärtigen Baumeister geschickt, für denselben 120 M. Die Frau schöpfte aber Verdacht und wies den Mau« ab Daraushin begab sich der Schwindler zu dem Pächter eine» Grundstücks der Besitzerin «nd gab dort au, diese habe ihn hierher geschickt, und man möge ihm doch gleich 62 M. auSzahlev, wa» der Frau Verpächter!« nicht gleich möglich sei. Mau war auch schon gewillt, die 62 M gewissermaßen vorzustreckcn. als die Besitzerin glücklicher Weise noch rechtzeitig dazu kam uud den Schwindel verhinderte. ES wurde uun dafür gesorgt, daß de« Judustrieritt» der Polizei in die Hände fiel, welche sich auch seiner aus'« Wärmst« annahm. — Eine fatale Auigade hatte gestern der Besitzer eine- großen Hundes. Da» Thier war nämlich in einen Fleischerladen gekommen und hatte dort ein Stück Schweinefleisch von ca. 7 Pfund genommen, mit welchem e» au»k«iff Der Fleischer wandte sich nun an den Besitzer, uud dieser mußte wohl oder übel den Beutel ziehen. Die Reste de» lucullischen Futters fand man «och in der Hundehütte vor. II—. Crottendorf. Wühlthun ist edel. Das vom hiefigen .Stammtisch zum Kreuz" am 27. Juni veranstaltete Sommersest lieferte trotz der ungünstigen Witterung, welche Abends gegen ^-7 Uhr i« Regen umschlug, i« > rr noch eine» Gesammtertrag vou 369 Mk. 61 Pfg. Nach Abzug der Auslagen verbleibt ein Reingewinn von 215 Mk. 31 Pf zur Verwendung bei uöthig werdenden Unterstützungen. Dank allen Denen, welche durch Besuch uud aktive Betheiligung zu diesem erfreulichen Resultat beigetragen haben. U—. Mülseu St. Niclas, 30. Juui. Der vergangene Sonntag gestaltete sich durch da» 25jährige Jubiläum de» Turnvereins zu einem Festtag und «ns» Ort war durch Ehrenpforten, Guirlanden, Kränze, Bäumchen rc. mannigfach geschmückt. Bo« Vormittag 11 dir 1 Uhr marschirte» vou allen Seiten der Straßen Turnverein« und Festgmcfseu herbei, um diese Jubelfeier mit zu würdigen uud der Einladung Folge zu leisten. Bon 1 bis *,,3 Uhr fand Erholungs pause statt und von V.^3 bis 3 Uhr stellte man sich zum Zuge, welcher sich «ach Beendigung der Abholung verschiedener Ortsvereiue durch da» ganze Dorf mit Musik und Trommrlschlag in Bewegung setzte. Der ganze Zog bestand au» ca. 600 Theilnehmern, worunter 56 Jungfrauen, 18 Fahnen, 1 Standarte und im Ganzen 24 Ver eine und Corporationen vertreten waren. 17 Manu, dir damaligen Gründer de» Turnverein», marschirten zu Anfang de» Zuge» «nd waren dadurch ausgezeichnet; selbst auch mehrere Militär» i« Land- wehruuiform verschönerten den Zug. Nachdem der Marsch beendet war und die Feftgenoffen aus dem Turnplatz bei Herrn Dörfrlt iu der Georgistraße Stellung genommen hatten, begann der Festactu» durch den Gesang »Grüß dich Gott, grüß dich Gott, du Turnerschaar", auSgeführt vom Gesangverein Sängerkranz unter Leitung de» Herrn Lehr« Dittrich. Hierauf hielt Herr Lehrer Weder hier eine ent sprechende, sinnige Ansprache und al- Schluß erscholl der Gesang »Laßt uu» sein nur deutsche Brüder"; verschiedene Geschenk« wurde« uun dem Turnverein al» Angedenken von mehreren Vereinen unter sinnigen Worten überreicht und nächst dem darauf folgenden Turnen folgt« um 8 Uhr ein solenner Ball, welcher auch iu fröhlicher Stim mung und ohne Störaug seinen Abschluß fand. ES nahmen an dem Feste Theil: ein« Deputation de» Gemeiuderathe», die Weber-Jnunng, die Schützengesellschaft, Militär und Krieg»»»»», Turuclub Schuee- berg, die Turnvereine Thurm NiederhaSlau, Hohndorf» GerSdorf, HeinSrichSort, Rödlitz, Neudörfel, Marieua«, Lichtevstein, Reinsdorf, Mülseu St. Jacob, Mülsen St. Michel», Schedewitz, O-lSnitz Harten stein, OrtmannSdorf, Mänuertnrnverein Micheln, Turnclub Zwickau, Germania GerSdorf. Verhandlungen des Landgerichts Chemnitz. —te. Strafkammer HI 29.16. Der Spuler Richard Hermann Koppe au» Limbach (1867 geboren und noch unbestraft) wurde wegen eines Ver gehens gegen 8 176,3 des Reichsstrafgesetzbuchs zu 6 Monaten Gesängniß verurtheilt. Das Dienstmädchen Caroline Wtlhelmine Künzel aus Chemnitz hat sich eines einfachen Diebstahls schuldig gemacht und wurde deshalb zu 1 Woche Gesänguiß verurtheilt. Der Handarbeiter Franz Eduard Möckel auSUnterhainSdorf, jetzt in Chemnitz aufhältlich (1866 geboren und noch unbestraft) war der fahr lässigen Körperverletzung angeklagt und für schuldig erachtet, wurde ihm 1 Monat Gesängniß zuerkannt. Der Cigarrenarbelter Friedrich Wilhelm Kunze aus Chemnitz (1850 geboren und schon wiederholt vorbestraft) hat sich des im Rückfälle verübte» Diebstahls schuldig gemacht und wurde deshalb mit 6 Monaten Gesängniß belegt. Der Handarbeiter Franz Josef KieSl aus Pauten in Böhmen (1863 geboren und noch unbestraft) wurde wegen eines in Verbindung mit Urkunden fälschung verübten Betrugs mit 3 Monaten Gesängniß bestraft. Der Handarbeiter Friedrich Wilhelm Lohr aus Erfenschlag (1858 geboren und bereits elf Mal vorbestraft) ist ein Mensch, der stiehlt, was seine Augen sehen. Landstreichen und Betteln zieht er der ehrlichen Arbeit vor und dabei läßt er nie außer Acht, sich fremdes Eigenthum anzueignen. Heute stand er wegen im Rückfälle verübten Diebstahls, Landstreichens und BettclnS abermals unter Anklage und für schuldig erachtet, wurde er zu 1 Jahr S Monaten Zuchthaus, 3 Wochen Haft, 3 Jahren Ehrverlust, zur Stellung- unter Polizeiaufsicht «nd Ueberweisung an die Landerpolizeibehörde verur theilt und somit wieder aus einige Zelt unschädlich gemacht. Strafkammer II, 30,16. Der Kellnirlehrling Richard Julius Jung- hans aus Chemnitz (1869 geboren) wnrde wegen eines schweren Diebstahls mit 6 Wochen Gesängniß belegt. Der Handarbeit» Carl August Brückner aus Hallbach b. Olbern- hau, zuletzt iu Chemnitz aufhältlich (1852 geboren und schon mehrfach vor bestraft) war angeklagt, aus dem Gehöft eines hiesigen Spediteurs, bei dem er in Arbeit stand, einen leeren Reisekorb im Werthe von ca. 7 Mk. gestohlen und sich einer Hehlerei schuldig gemacht zu haben, indem er von einem Arbeitsgenossen zwei gestohlene Eier als Geschenk angenommen hat. Den Diebstahl stellte er ganz entschieden in Abrede, indem er den Korb von dem bekannten „großen Unbekannten" gekauft haben wollte. Brückner wurde aber der ihm beigemessenen Strafthaten für schuldig erachtet und unter Anrech nung von 1 Monat 1 Tag Untersuchungsbaft zu 9 Monaten 1 Tag Gefäng- niß und 2 Jahren Ehrverlust verurtheilt. Die Fabrikarbeiterin Rosalie Helene Höfler aus Chemnitz (schon wiederholt vorbestraft) hat am I.Juni d.J. ein Paar Stiefeletten im Werthe von vier Mark gestohlen. Sie war dieses Diebstahls in reumüthiger Weise geständig und in Rücksicht hieraus wurde sie unter Annahme mildernder Um stände zu nur 4 Monate» Gesängniß verurtheilt. Chemnitzer Stadt-Anzeiger. Chemnitz, den 1. Juli. — Zum Wohnungswechsel. Die bei einem jeden Quar talwechsel häufiger als zn anderen Zelten hier stattfindendeu Aufent halts-, Wohnung»- und DienstbotenverSiiderungen veranlassen da» Besuchstage im Unterwesergebiet. Bremen, de» 29. Juni 1886. Eine Anzahl von Mitgliedern der Bremer und Hamburger Handelskammern hat im verflossenen Sommer, ergangenen Einladungen folgend, den Havpt-Jndnstriebezirken d» Provinzen Rheinland uud Westfalen, sowie diesen Sommer denjenigen de- Königreich» Sachsen Besuche abgrstattet, um von den industrielle« Anlagen und den Leistungen der Industrie Keuntniß zu nehmen »nd sich über die eommercielleu Bedürfnisse hervorragender Industriezweige zu iusormiren. Die Bremer Kaushnreu, welche ans ihrer Rundreise überall mit auSzcichnender Gastfreundschaft empfangen worden, haben nunmehr die Rolle de» Gastes mit derjenigen de- Wirthe» vertauscht und die Vertreter der Handelskammern, wirthschastlicheu Vereine und industriellen Unter nehmungen der im vorige» Jahre besuchten Gebiete nach der alten Hansestadt eingeladen, um denselben einen Einblick iu die Verkehrs, und Handelteiurichtungen und die industriellen Anlagen des Unter- wrsergebieteS z« gewähren. Mit den Abendzügeu sind gestern 84 Gäste hier eingetroffen Vertrete» find der deutsche HandelStag, der Centralverband deutscher Industrieller, der Verein zur Wahrnng der gemeinsamen wirthschaft. liche« Jutereffen in Rheinland «nd Westfalen, der Verein der In dustriellen des Regierungsbezirks Köln, der Verein süddeutscher Baum Woll-Jntereffenten, der Verein norddeutscher Baumwoll-Juterefsenteu, die Handelskammern zu Bielefeld, Chemnitz, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, M.-Gladbach» Leipzig und Plauen. Nach einer herzlichen Bewillkommnung der Gäste auf dem Bahnhof brachte eine longe Wagenreihe dieselben in die gastliche Weserstadt. Eine kurze Rast uud Erfrischung in den Hotels — und «ach kaum 40 Minuten hatte sich die stattliche Wagenreihe wiederum sonntrt, um mit den Gästen eine Corsofahrt durch die prächtigen Straßen und die freundlichen Villen-Viertel Bremens auSzusührrn. Das Endziel der Fahrt war der RathSleller, wo der Präses der Bremer Handelskammer, Herr Louis Ed. Meyer, in einer treffliche», wiederholt von lebhaftem Beifall begleiteten Ansprache die Erschienenen begrüßte; Redner gedachte der alie« Freunde, welche die Handels kammer Bremen in vieljähriger gemeinsamer Arbeit auf den ver schiedenen Gebieten des wirthschastlicheu Lebe»» bewährt gefunden, und de« neuen Freunde, welch« dieselbe bei den vorigjährigrn Besuchen in Rheinland, Westsalrn und dann in Sachsen gewonnen. Bremen wolle seinen Gästen zur Anschauung bringen, daß e», vou der Gemeinsamkeit der Interessen de» Handel» «nd der Industrie ausgehend, seine commer- cielle« uud maritimen Einrichtungen in einer Weis« rntwickelt habe, welche e» besähige, der Industrie mit Erfolg zu dienen. Die Ansprache schloß mit der Einladung» den Mitgliedern der Bremer Handelskammer zu einigen Stunden traulichen Zusammenseins beim ebleu Wein des RathSleller» zu folge«, und mit einem dreimalige« Hoch ans die Gäste Namens der letzteren antwortete der Vorsitz,nde des Verein» zur Wahrung der gemeinsamcn wirihschastlichen Interessen in Rheinland uud Westfalen. Herr Kommerzienrath vr. Jausen au» Dülken, die Bedeutung der gastfreundlichen Begegnungen der berufenen Vertreter de» Handel» uud der Industrie dahin charakterifirend, daß in dem persönlichen Begegne« ein AnSglrich der Gegensätze gefunden werde, die durch die Zollpolitik erzeugt seien, welch' letztere die Industrie begünstigt, den Handel geschädigt Hab«. In da» von dem Redner auSgebrachte Hoch aus die Bremer Handelskammer stimmte» die Gäste lebhaft ein. Ein vorzüglich bereitetes Abendessen und die besten Spenden de- Vater Rheines ans des Raihskellers würdigen Fässern, begleitet von einer humorvollen JuftruktiouSrede de» zu« Führer in den Bremer Besuchstagen erkoren?» Herrn Konsul Johs. C. AcheliS. der ei« eigens zu diesem Zwecke beschaffte» Nebelhorn als gebieterisches Organ seiner Dispositionen produclrte, und ein Rundgang durch den Keller, verbunden mit der Probe de» 233 Jahre allen, kostbare» Weines der „Rose" bildete drn Sch!uß des ersten Tages. Heute werden noch weitere Gäste erwartet, unter ihnen Staats- minister von Bötticher, Staatssekretär im ReichSpoftamte 0r. Stephan, Vertreter verschiedener deutcher Bundesstaaten, der amerikanische General-Konsul, der chinesische Gesaxdie «. A. m. Der Bremer Lloyd rechnet bei den zu Ehren der Gäste «orgcn stattfindxnden Ver anstaltungen aus annähernd 200 Theilnehmer. »F. Ztg." Aus Rah uud Fern. — Eine gegen den Pariser Finanzier BarouEmil von Erlanger gerichtete Anklage erregt In der französischen Hauptstadt großes Aufsehen. Die Anklage ist von den Actionären des Credit General Franyais ausgegangen, und Herr von Erlanger wird bezichtigt, da» Gesetz über die Actieugesellschaften verletzt zu haben. Gestern stand Termin vor dem Z«ch!polizcigerichte an. Gleich bei Beginn der Verhandlungen rcdete der Gerichtspräsident Herrn v. Erlanger mit folgenden Worten au: »Herr vou Erlanger, man hat nicht die Gewohnheit, dem Zuchtpolizeigrricht geschmückt mit der Dekoration der Ehrenlegion gegenüberzutreten. Wollen Sie die selbe gefälligst oblegen'c* Hierauf entfernte Herr v. Erlanger, ganz bestürzt, die Rosette, die er als Osficür der Ehrenlegion im Knopf, loche trug. — Die geographische Gesellschaft zu Lissabon bereitet den Plan zu einer neuen Durchquerung Afrikas vor. Bei dieser Ge legenheit wollen wir gleichzeitig mittheilen, daß die portugiesische Ex pedition nach dem Lundareiche unter Andrade Corvo'S Leitung auf Schwierigkeiten stößt, da der bekannte Muata Uamvo gestorben ist und das Reich durch vou verschiedenen Kronprätendenten verursachte Kriege dem Zerfalle nahe zu sein scheint. Da» Unternehmen dürste durch die mißlichen Verhältnisse leicht scheitern. - A»s der Strecke PariS-Soisson» wurde in der Nacht zum Mittwoch ein Raubmordversuch an einem schlummernden Reisenden gemacht. Der Baudii entsprang uud ist noch nicht gefaßt. Die Unsicherheit der französischen Bahne» ist wirklich arg. — Das Berliner Schwurgericht verurtheilte am Mitt- woch einen Knecht aus Groß-Machuow bei Mittenwalde, welche» seine Geliebte ermordet, zum Tod«. — Der Bürgermeister von Tuchel, Premierlentnant a. D. Büttner, hat sich, wie die »Danz. Ztg." wittheilt, in offenbar geisteskrankem Zustand« erschossen. In einem zurückgelafsenen Briefe schildert der Unglückliche seine körperlichen Leiden, die in Völler Nervenzenültuug bestanden hätten, hervorgerufen durch die an strengenden Amisgeschäfte, denen er al» Lai« nicht gewachsen gewesen zu sein scheint. Der hierorts trotz seiner erst kurzen Anwesenheit all gemein beliebte Mann, ei« mit Pension ehrenvoll verabschiedeter Osficier, erklärt in dem bezeichnet«» Schriftstück, daß er er mit seiner Ehre nicht habe vereinbare« können, in der Art, wie «S bi» dahin geschehen, weiter zu amtire«, und daß er deshalb den Tod der ver meintlichen Schande vorziehe. — SechSzrhn Ortspolizisten aus Csurg und Altbeese standkn in Temesvar vor den Schranken de- Gerichtshof«» unter An klage de» Verbrechen» de» Todtschlag». Die Polizisten miß handelten nämlich fünf Personen, nw Geständnisse z« er pressen, auf denkbar grausamste Weise, so daß drei den Ver letzungen erlagen uud zwei zn Krüppeln geworden. Von >«n besagten sechszehn Polizisten wurden nenn zwischen zwei uud sieben Jahre Zuchthaus verurtheilt, sieben jedoch wegen Mangel au Beweisen freigesprochen. — Ein sechsfacher Mord ist dieser Tage in Pest verübt worden. Der in der Calea Moschilor, einer der frequentesten Straße» der Stadt mit seiner Frau, fünf Kindern im Alter von 16 Monaten bi» zu 14 Jahren und einem Diener Namen» Nikolae wohnhafte
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