Suche löschen...
Sächsischer Landes-Anzeiger : 02.07.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-07-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188607025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18860702
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18860702
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-07
- Tag 1886-07-02
-
Monat
1886-07
-
Jahr
1886
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 02.07.1886
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
^LLSO 6. Jahrgang. Abonnementspreis: Der unvatteiische — jeden Wochentag Abend (mit dem Datum der folgenden Tages) zur Versendung gelangende — Landes-Anzeiger mit Beiblättern kostet monatlich 60 Pfg. bei den Ausgabestellen in Chemnitz und den Vororten, sowie bei der Post. lEingetragen unter Nr. 46380 mL.u. 4. Quartal erschelntfürAbonnentm ächsisches Eisenbahn.ftahrvlauheft. .m 4. Quartal erscheint für Abonnenten ahrerbnch (Seihnachisbeigabe) d. Anzeigers. Verlag: Alexander Wiede, Buchdrmtcret, Lhemnty. Sächsischer Mdes-Iiljcher ^ '.Chemnitzer Stadt-Anzeiger", p «"sch- tägliche Zeitung für Sachsen und Thüring Freitaa, 2. Juli IM. JnfertionSpreiS: Raum einer schmalen Korpuszeile 1k Pfg.z — Reklame (Ispaliige Petitzeile) 30 Pfg. — BeiWiederholiinggroßerAnnoncenRabatt. Bei Bestellungen von Auswärts wolle man JnsertionSbetrag (in Briefmarken) beifüge» Oe» Silben Korpusschrift bilden ca. l Zelle). Annoncenannahme nur bis Bormittaa. Inserate nehmen außer der Verlag»« Expedition die Annoncen - Bureaux an. Expedition und Redaktion: Chemnitz, Theaterstraße Ar. L. Telegramm-Adr.: Wiede'S Anzeiger, Chemnitz. ' — »»»NYP «L»errun» für Tamfen uns Tvurinarn.. Telegramm-Adr.: Wiede'S Anzeiger, CbemMtz. Amtliche Bekanntmachungen sächsischer Behörden. Das im Grundbuche aus den Namen Christian Friedrich Hermann Pekolk eingetragene HauSgrundstück, Nr. 106 a des Flurbuchs, Alium lW d-g Grundbuchs für Grüna, vorm. BmtSanth., Nr. I960 des Brandcata»?.« geschätzt aus 5400 Mark, soll im hiesigen Amtsgericht zwangsweise versteiaer't werden und ist der 4. August 1886, Vormittags 10 Uhr, als Anmeldetttmin ferner der 19. August 1886. Vormittags 10 Uhr, als Versteigerungstermin' sowie der 28. August 1886. Vormittags 10 Uhr, als Termin zu Verkünduna deS BertheilungSplanS anberaumt worden. Die Realberechtigten werden a„s. gefordert, die aus dem Grundstücke lastenden Rückstände an wiederkebrenden Leistungen, sowie Kostensorderungen, spätestens im Anmeldetermine anzu melden. Eine Uebersicht der auf dem Grundstücke lastenden Ansprüche und ihres Rangverhältnisses kann nach dem Anmeldetermine in der Gerichts, schreiberei deS Unterzeichneten Amtsgerichts eingesehen werden. Chemnitz, am 29. Juni 1886. Königliches Amtsgericht. Telegraphische Skachrichten. Vom 30. Juni. Berlin. Der Reichskanzler ist hent« hier ringet,offen. Beide Häuser des Landtag- find heute Nachmittag «ach Erledigung der Tagesordnung in gemeinsamer Sitzung geschloffen worden. Da» Herrenhaus nahm in definitive» Abstimmung dar Lehreranstellungs. gesetz für die ehemals polnischen LandeStheil, an und genehmigte den Antrag Kleist-Retzow auf Gewährung größerer Freiheiten au die evangelische Kirche. Bremerhaven. Bei herrlichem Wetter in patriotisch gehobener Stimmung soeben der.Oder" (d. i. der erste der snbventionirten deutschen Dampfer der Linie «ach Ostafien) Lebewohl gesagt. Züllichau Die Versammlung de» Brandenburger Hauptver- ein- der Gustav-Adolf. Stiftung hat außer dem gemeldeten Telegramm an Se. Majestät den Kaiser auch an S«. k. «nd k. Hoheit den Krön- Prinzen folgende- BegrüßungStelegramm gesandt: Ew. kaiserlichen Hoheit senden die in Züllichau vereinigten Vertreter des Braudrn- burgischeu HauptvereinS der evangelischen Gustav-Adolf.Stiftung ihren ehrfurchtsvollen Gruß, mehr denn je von dem Bewußtsein «füllt wie dringend noch gerade in unserer Zeit die Arbeit dieses Vereins'ihm und der besonderen Aufgaben eingedenk, die derselbe in der benach barten Provinz Posen «nd Wefipreußen in diesem Augenblicke zu lösen hat. Müucheu. Der Archiv-Borstand v. Löher e,klärt in der ,Allg. Ztg", er habe im Auftrag deS König» im Jahre 1873 die kanadischen und die griechischen Insel« 3V-r Monate, 1878 Crrta, Cyper« und die Krim 2'/, Monate bereist, um einen paffenden AnfiedeluugSplatz für de» Aufenthalt deS König- auf längere oder kürzer« Dauer aus findig zu mache« und zugleich zu erforschen, ob für die Lebenszeit de» König» dort die ganze oder halbe Souveränität oder doch Unab hängigkeit von den dortigen Behörden erreichbar oder ob solche eveut . zu entbehrt« sei. In feinen Berichten über die Reisen stehe kein Wort von einem absolutistische« Königreich oder dessen Eintausch gegen Bayern; er habe vielmehr sehr eingehend und dringend von den AnSwandernng-Pläurn abgerathen. Der König verzichtete auch schließlich aus die Aurwanderuug. Pari». Die Röpublique Franyaise greift den KriegSminister General Boulaugrr wegen der Reden, welche er anläßlich seiner letzten Rundreise hielt, heftig an und sagt, man müsse Boulanger di« Wahl lassen, sich entweder für da» Amt, welche» er jetzt bekleidet, oder für die Beschäftigung eine» WanderpredigerS zu entscheiden. Pari». Da» Schreiben, womit der Herzog von Nemours der Gesellschaft zur Hilfeleistung bei Verwundeten seine Niederlegung de» Borfitze» anzeigt, sagt: La» gegen meine Familie erlassene AuSweisungS- gesetz setzt mich jeden Augenblick ln die Eventualität, meine» Wohn sitzes in Frankreich, unsere» gemeinsame« Vaterland«», verwiesen zu werden, und bereitet mir eine Lage, worin ich die Obliegenheiten eine» Vorsitzenden der Gesellschaft erfolgreich nicht auSüben kann. Das Schreiben wurde in der Gesellschaft verlesen; dieselbe ernannte de« Herzog zu« Ehrenpräsidenten. Mon ». In mehreren Kohlengruben in Patnvage», Puaregnon und WaSme» ist wiederum Arbeitseinstellung eiugetreten. Die Streikenden verhalten sich ruhig. L ondon. Lord Sali-bury dementirt kategorisch die Behauptung Parnell'S, daß da» conservative Cabinet einen Plan zur Herstellung eine» irischen Parla«entS erwogen oder gar begünstigt habe, rbenso die Behauptungen Parnell'S in Bettest seiner Unterredungen mit Lord Carnarvon. Krieg-ministe» Boulange*. Hs Chemnitz, den 1. Juli. Au» Ostafien wird gemeldet, daß die Offiziere der französischen OccupatiouSarmee von Tonkin und Aunam den Generalrefidenteu Paul Bert, der die höchste Civil- und Militärgewalt jener Colonien in seinen Händen vereinigt, so gut wie gar nicht respectireu, eben, weil er eine Civilperson ist. Die französische Regierung hat sich des halb genüthigt gesehen, Herrn Bert dem Range nach einem Divifions- general gleichzustellen, um nur einigermaßen erträgliche Zustände herbeizuführen. Wie in Ostafien im Kleinen» so sah e» in Frankreich sAbst im Großen au». DaS französische OsfizierkorpS war zu einem guten Theile auf die regierenden Herren in Paris wenig gut zn sprechen, eS paßte ihm nicht, Civilisten zu gehorchen. Die Generalität im Besonderen sah mit Achselzucken auf die Kriegsminister, die ihnen im Range einfach gleichstanden, und es ist ja eine bekannt« Geschichte, daß nicht wenige Offiziere ganz offen den Orleans de« Hof machten, so lange deren Vertreter noch actio in der Armee standen. Die Pariser Regierung hat mit den monarchistisch gesinnten Livilbeamten sehr schnell aufgeräumt, sie einfach fortgejagt; mit der Armee ging da» nicht so schnell, der Korpsgeist der Offiziere mußte geschont werden und deshalb war ein sehr langsames Vorgehen geboten. Da wurde General Boulanger, der bisher in Algier stand, Kriegsminister im Ministerium Freycinet, da» wegen seiner halb radikalen Zusamuwn- setzung auch einen stramm republikanischen Kriegsminister gebrauchte. Dieser Mann wurde auch in Boulanger gesunden. Kriegsminister Boulanger hat ein Ende mit der »Glace- Handschnh-Behandlung" der antirepublikanischen Offiziere gemacht. Maßregelungen über Maßregelungen folgten, u. A. wurden auch die in Eu in Garnison liegenden Compagniren, deren Offiziere wieder- Fladungen de» Grafen von Paris nach Schloß Lu Folge Knall und Fall verlegt, andere Offiziere wurden m°narchfftisch gesinnte Siädte ihrer Garnisonen be- ira»nN ^Minister griff entschieden durch, ohne sich durch Vorstellungen beeinflussen zu lasten und erregte damit ^ubel der strammen Republikaner, der Radikalen. ^°ulanger war mit dem errungenen Lorbeer aber noch nicht fiteres und präsentirte sich als besonderer Akü Zevancheideen und Revancheprediger. Wenn er auch au ' »ü ösriin l« erhob, so hatte er doch ein offen- j h^fallen an allen solchen Demonstrationen, und niemals A-i. - «selbe« ei» officieller Vertreter der Minister» gefehlt. der KttegSminister erst recht der Mann de» Tages und me Radikalen und Rothen erhoben ihn als ein ganz besondere» Genie und einen hoch zu feiernden Mann auf ihren Schild. selten aut gegangen, aber, wie es nicht jenen der Fall ist, dem General ist die Popularität zu Kopfe ge- - r ^ nicht mehr zufrieden damit, in seinem Reffort, im Mtlttärwesen, zu kommandiren, er mischt sich jetzt auch in andere Dinge, die ihn gar nichts angehen. So nimmt der General jede Gelegenheit wahr, im Lande umherzureisen, sich als Propheten des n., Republikauerthums hinzustellen und dabei mit den aller- radicalsten Republikanern Brüderschaft zu trinken. Mit einem Wort, der General geberdet sich im Lande so, als ob er die Seele der Regierung oder die Regierung selbst wäre. Hochstehende Offiziere, vte tM nicht unbedingt huldigen, werden abgekanzelt, Widersprüche und Einreden de» Ministerpräsidenten nicht beachtet, und zu Allem jauchzen die .Rothen" ihren lautesten Beifall. Anders sprechen aber »n- ösmäßigten republikanischen Blätter, die erkennen, daß das Ministerium Freycinet sich eine nette Zuchtruthe aufgebunden hat. Sie tadeln entschiede» das unangemessene Auftreten des Generals, der ganz vergessen, was er eigentlich sei. ES ist eine offene Sache, daß es in dem französischen Ministcrrath zu den allerstürmischsten Scenen gekommen ist, wenn seine Kollegen dem KriegSminister nicht zu Willen sein wollten. Man erzählt sich, daß Boulanger einst in voller Wuth ein Tintenfaß auf den Konferenztisch geworfen hat, daß der Znhalt nur so umhergespritzt ist. Das Gesagte genügt, um zu zeigen, ° Boulanger ein überzeugungstreuer Republikaner wohl «st, aber sich nicht da- Geringste sagen lassen, sondern Allein kommandiren will. Vermag eS der Ministerpräsident Freycinet nicht, diesen unbändigen Geist zu zügeln, so können wir noch wundersame Dmge erleben. Politische Rundschau. Chemnitz, de» 1. Juli. Deutsches Reich. Siebzehneinhalb Millionen Mark Defizit weist da» mit de« 31. März abgelaufeue EtatSjahr im Reiche auf, das wesentlich durch die Mindereinnahmen bei der Zuckerstener veranlaßt ist. Gerade günstig steht da- also nicht aus, wenn auch die Luckersteuer durch da» in letzter ReichStagSsesfion bewilligte Steuer- gesetz wohl wieder ans die alt« Höhe gebracht werden wird. Es läßt sich schon daraus ziemlich sicher annehmen, was an der Spitze der Reichstag-Vorlagen für die nächste Session stehen wird: Die Erhöhung der Branntweinsteuer nämlich, die jetzt nicht zu Stande gekommen ist. — Der bayerische Landtag wird hente vom Prinz-Regenten Luit pold im Stäudehause geschloffen. Das Abgeordnetenhaus hielt Mittwoch Vormittag, das Herrenhaus Mittwoch Abend seine letzte Sitzung ab Die dem Prinz-Regenten znkommende Civillist« von 200,000 Gulden ist von beide« Häusern genehmigt worden, die von der Commission deS Abgeordnetenhauses abgelehnte Vorlage betr. die Verfassungs änderung (Anstellung der Beamten) ist vom Ministerium zurückgezogen worden. Beide Häuser schloffen ihre Sitzungen mit Hoch'- auf den Prinz-Regenten. — Nach der .Saale-Ztg." soll der FiSku» beabsichtigen, ln dem in der RevifiouSinstanz befindlichen Diätenproceß gegen den Reichs tagsabgeordneten Haseuclever de« Eiuwand der Unzuständigkeit des Reichsgericht» zu erheben, da dar Proceßobjekt den Betrag von 1800 Mark nicht erreiche. ES wird demnach dem RevifiouSkläger Haseu clever der Bewei» de» VorliegenS eine» revision-fähigen Objekte» obliegen, und e» scheint, daß er diesen Beweis führen kann, da der selbe au da» Reichsgericht schon einen Kostenvorschnß «ingesandt hat, welcher der Höhe eine» Klageobjeete» von 1600 Mark entspricht. Voraussichtlich wird also dem Antrag auf UnznständigkeitSerklärung nicht nachgegebeu werden — Dem soelalistischen ReichStagSabgeordneten Singer, der, wie wir gestern meldete», nun auch aus Berlin anSgewiese« wurde, ist vom Polizeipräsidium «ine Frist bi» Sonnabend Mittag gegeben worden, weil er momentan de» großen Conseetion-geschäft, beste» Mitinhaber er ist, allein vorsteht, «nd noch verschiedene Maßnahmen deshalb z« treffen sind, «etter au-gewiesen ist ein deutsch-freisinniger Restaurateur Jaeoby, der eifrige» Mitglied verschiedener Kriegervereine ist. In seinem Lokal sollen aber zahlreiche Socialdemokraten verkehrt haben. In der unabhängigen Presse werden diese Ausweisungen scharf besprochen. — Di« Geschwister Metelitz, ein Knabe und ein Mädchen, welche der Geistlich« Herr Jrdzink, welcher früher in Helfiugfor» «lue deutsche Schnle hielt, bei seiner Ausweisung ans diesem Orte mit nach BranuSberg gebracht hatte und welche in dortige« Familie« Ans- nähme gefunden haben, find nachdem ,B. K." an »gewiesen worden und sollen bi» zn« 15 Juli den dortigen Ort verkästen. Die Kinder befinden sich im Alter von 10 rrsp. 12 Jahren I Schweiz. Prinz Jerome Napoleon ist zu längerem Aufeut- halte in Luzern eingetroffe» und i« Hotel National am Vierwald, stäbtersee abgestiege«, wo auch dl« Fürstin Dolgoruki, Wittwe Kaiser Alexander'», Wohnung genommen hat. Frankreich. Der radikale KriegSminister Boulaugrr hat den Gouverneur von Pari». General Sausfier, abgekanzelt, weil dieser ohne ministerielle Genehmigung einen Artikel i« einem Pariser Journal publicirt hatte. SS ist darüber unter den Ministern selbst zu lebhaftem Zank gekommen, aber Boulanger hat Recht bekomme« und der General Sausfier darauf seinen Abschied genommen. — Da» neue Gesetz, welche» die Verbreitung aufrührerischer Schriften verbieten will, wird von der Kammer mit der Beschränkung angenom men werden, daß e» nur auf Schriftstücke der anSgewieseneu Prinzen Anwendung erhält. Zu dem Zweck war eS ja auch nur gemacht.— Die orlcanistische« Prinzen, welch« «och in Frankeich find, gedenken sämmtlich im Laufe des Juli das Land zu verlasse«. Belgien. Prinz Victor Napoleon hat bekanntlich in Brüssel seinen Wohnsitz genommen und mehrere Prinzen von Orleans werdrn ihm nach dort folgen. Um di« Beziehungen zwischen Belgien und Frankreich nicht zu erschüttern, werde« die Prinzen aber mit keiuen offiziellen Gesuchen an den König Leopold herautreteu, vielmehr nur streng privatim mit ihm verkehren. Die Orleans find übrigen» mit dem König nahe verwandt. Italien. Da» Ministerium Depretis hat vou de» neue« Kammer da» erste Vertrauensvotum mit der stattlichen Zahl von 220 gegen 183 Stimmen bekommen. Es fitzt also fest im Sattel. — Die Choleraziffern werden immer trüber. Die letzte TageSliste weist 159 Erkrankungen, 41 Todesfälle ans. England. Laut Bericht au» Tumoo in Ober-Birma vom 19 Juni griffen englische Truppen unter dem Major Halle» 1800 Birmanen au, welche hinter Palissaden stark verschanzt waren. Ob gleich die Engländer zwei Batterien Artillerie hatten, gelang e» ihnen doch nicht, de« Feind zu vertreiben, sie mußten sich vielmehr nach einem heftigen fünfstündigen Kampf« zurückziehe». Major Halle» ist ver wundet. DaS ist für den englischen Hochmuth ein ziemlich schwerer Schlag. Nun merkt man auch, weshalb vie Nachrichten an» Birma nur tropfenweise fließen. John Bull scheint sich da ebensowenig Lorbeeren zu holen, wie im Sudan. Rußland. An» Rußland wird gemeldet, daß au der Be festigung der westlichen Festungen (au der deutschen Grenze) eifrig gearbeitet wird. Orient. Die Mutter des früheren Khedive, Ismail Pascha, ist in Kairo gestorben und mit großem Gepränge bestattet worden. — Der russisch - bulgarische Lonflict macht allmählich Spaß. Rußland beklagt sich beim Sultan, daß Fürst Alexander von Bulgarien die internationalen Verträge verletze, die rnsfische Presse tobt und schimpft gegen den Fürsten und prophezeit allerlei Unheil — und die bulgarisch« rumelisch« Nationalversammlung in Sofia dankt den Großmächte«, insbesondere Rußland, für ihr Wohlwollen gegenüber Bulgarieu- Rumelien. Die Bulgare« find Schlauköpfe, da» muß mau ihnen lassen! Freilich in Petersburg wird mau sich durch diese Schmeiche leien nicht so leicht versöhnen lassen, dazu ist der Aerger über die Selbständigkeit Bulgarien» viel zn groß. Besonder- Zar Alexander kann r» nicht verwinde«, daß sich der klein« Alexander in Sofia viel größer gezeigt, als er sich selbst im Krieg gegen di« Türkei. Denn wa» der damalige Großfürst-Thronfolger leistet« als kommandirender General, war recht schwach. — Einem Wunsche de» Sultan» ent sprechend, find die türkischen Soldaten, die in de« letzten Gefechten au der griechischen Grenze verwundet wurden «nd de« Landtransport bis zum Einschiffungshafen überlebten, in einem eigens dazu ein gerichteten Lazareth in der Nähe des UildizkioSk in Konstantinopel untergebracht worden ,wo ihnen auf höheren Befehl alle nur erdenklich« Pflege und Bequemlichkeit zu Theil wird. Nach Beendigung der üblichen Selamlik - Feier, begab sich der Sultan «ft zahlreiche« Gefolge in gedachte» Lazareth, um nach den Verwundeten persönlich zu sehe«. Bei seinem Erscheinen suchte« sich diese, so gut eS ging, zu erheben, erhielten aber augenblicklich di« Erlaubniß, sich wieder niederzusetzen. Der Sultan unterhielt sich mit jedem Einzelnen und übergab eigenhändig Jedem eine Jmtiaz- (Verdienst-) Medaille, welcher der erste Kammerherr Geldgeschenke beifügte. Die Freude der verwundeten Krieger war natürlich eine große, auch hat da» Ver fahren de» Sultans in den übrigen Militärkreise» Befriedigung her vorgerufen. Amerika. In Lake ist die Polizei der StreikauSschreitnngen Herr geworden. Die Güterzüge verkehren unter behördlichem Schutz jetzt ungehindert. Sächsisches. — Mit dem heutigen Tage beginnt in Sachsen di« hoheJagd anf männliches Edel- und Damwild, sowie Rehböcke, auch dürfe» die Wildenten vom 1. Jnli ab 8'/, Monat« hindurch geschossen werde«. In Oesterreich geht mit dem 1. Jnli di« Schonzeit für männliche» Roth- nnd Damwild (die Rehböcke dürfen dort schon seit dem 1. Mai erlegt werden), sowie sür wilde Luten und Schwäne, Trappen, Schnepfen rr. zu Ende. In Oesterreich beginnt heute die Jagd auf wilde Enten und Gänse, während da» Edel- und Damwild noch bi» zum 18. Juli Schonzeit hat, Rehböck« aber dort, genau so wie in Preußen, schon seit dem 1. Mai abgeschofsen werden dürfen. Wenn auch für die nächsten Wochen auf niedrige Wildpretpreise kaum zu rechnen sein dürfte, da in de» erzgebirgischen Sommerfrischen und böhmischen Bädern frisch geschossene Rehe und Hirsche sofort Abnahme finde«, so wird es doch auch nicht an Fleisch vou Hochwild fehle», da thatsächlich in allen obererzgebirgischen Revieren der königlichen Staatswaldungen trotz deS sehr harten Nachwinter» uamentlich die Hirsche zahlreich vorhanden find. — Von den 143 Städten Sachsens haben zur Zeit nur noch 41 kein« Eisenbahnverbindung. Durch die im Bau begriffenen Bahnen erhalten 8 Städte (EhrensriederSdorf, Lanfigk, Mühltroff, Thnm «nd Wilsdruff) «nd durch die znm Bau genehmigten Linien 4 weiter« dergl. (Beyer, Mutzschen, Scheibeuberg und Schlettau) Eisenbahnstationen, sodaß dann nur 32 Siädte ohne direkten Bahn anschluß bleiben. Von diesen 32 Städten hat nnr eine (Mylan) mehr al» 5000 Einwohner (5262), doch liegt dieselbe nnr 2 Kilom. von der nächsten Eisenbahnstation (Netzschkau) entfernt; 2 davon (Brand und Hartha) haben über 3000, 9 über 2000, 14 über 1000 «nd 6 unter 1000 Einwohner. — Dresden, 30. Juni. Auf der Conradstraße wurde Mon tag Nachmittag ein 86 Jahre alter Stellmacher, welcher «inen mit Kohle« beladenen Handwagen zog. wahrscheinlich infolge von Ueber- austrengung vou Unwohlsein befallen «nd ohnmächtig. Vorübergehend« Leute trugen ihn bei Seit« auf de« nahen Friedhof und dort verstarb er infolge «ine» SchlaganfalleS nach kurzer Zeit. — Am Montag Nachmittag erschien Var dem in der Hausflur befindlichen Verkauf«- fenster eine» Bäcker» in der Pirnaische» Vorstadt ein ungefähr 12 Jahr« alter unbekannter Knabe und bat, ihm ei« Zehnmarkstück zu wechseln. Man wie» ihn mit dem Bedeute» ab, daß Kleingeld nicht vorhanden
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite