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W'Mk AÜM MM MliMl Bo« Paul Träume sind, wie wir heute wissen, Wunsch. ersüUuugen. WaS das Leben versagt, holt sich der Entbehrende im Traum. Was die Kultur an trieben unterdrückt, was das Mitglied einer unablässig fordernden und verbietenden Gesellschaft an Wünschen in die ticken der Seele versenkt, dringt im träum an die Oberwelt, schafft sich in Vistonen Befriedigung und Erfüllung. Zwischen den Träumen des tiefen Schlaks und den Träumereien des Wachseins, den tag- träumen, macht die psychoanalytische träum, thcorie keinen groben Unterschied. In diesen findet sie die wesentlichen Eigenschaften der Nachtträume wieder: das souveräne Umgehen mit den Gegebenheiten der Wirklichkeit und die WunschcrfUUung. Man muß nur hinter einem dieser lauten Tagträumer aus der Strasse her- gehen und ihm zuhören: er fällt in Rede duellen abwesende Gegner, rechnet mit Wider sachern ab, mit denen abzurechnen ihm die Tatsachenwelt verwehrt, sagt eS dem Ehef or dentlich, triumphiert über den erfolgreichen Konkurrenten. Immer siegt er mit Glanz: niemand da, der ihn am Siegen hindert. Und die stillen Träumereien, die Wunder- werke der Luftschlotzarchitektur, sind es nicht napoleonische Stege über eine vergebens wi- verstehende Welt? Ein Gärtchen, eine HUH- ncrzucht, nein, einen Park mit Schwänen, ein gutgefedcrtes Auto träumt sich der Mann auf der harten Bank der Untergrundbahn, ja, warum nicht eine Villa am Gardasee mit Ga- rage und Bootshaus? Er rettet die hochmütige Sheftochter aus den Flammen, wird ihr Gatte, Ehef aller Kollegen und Vorgesetzten, er über- steigt alle sozialen, moralischen, sogar die phy sikalischen Schranken, triumphiert selbst über die Naturgesetze. Das Märchen vom armen Mann, der die Prinzessin heimführt, die Phantasie vom fliegenden Koffer, von den Siebenmeilenstiefeln sind die Tagträume der Volksseele. Sie, die ahnungsvolle, lässt ihrem Hans Guckindieluft das Glück in den Schob fallen, dem die Wachen und Tätigen vergebens nach- jagen. SS scheint verlockend, zu untersuchen, ob solches Traumglück auch ausserhalb des Märchens dem Tageslicht standhält, ob ge- träumte Erleuchtungen ihren Wert im realen Leben zu behaupten vermögen. Hat die träu. mcnde Seele Gedanken, Erkenntnisse, macht sie Erfindungen, schafft sie Kunstwerke? In ihren autobiographischen Aufzeichnungen erzählen bedeutende Menschen zuweilen Träume und Träumereien, denen sie Wert kür ihre Produktionen bcimesscn: einige dieser Traumcrzählungen werden hier mit kurzen Darstellungen der allgemeinen Lage des Träu mers zur Zett des Traumes wiedergegebcn werden. * Dem träumenden Tartiui geigt der Teufel vor. Ein Kunstwerk, von dem die Geschichte weiss, dass eS auf einen Schlaftraum zurückgeht, ist Tartinis Trillo de Diavolo, die Tcufclstriller- sonate! Dieser Vorläufer Paganinis, ein ge nialer, ehrgeiziger, nervöser Künstler, hat kein bedeutenderes Werk als die TeukclSsonate komponiert: er schuf sie, im etnundzmanzigsten Lebensjahr, zu Anfang seiner Künstlerlaus bahn, unter dem unmittelbaren Eindruck eines Traumes, den er so erzählt hat: „Eines Nachts, im Jahre 1713, träumte mir, dass ich einen Vertrag mit dem Teufel geschlos sen hatte und daß er mir zu Diensten stand. Mehnert. Alles gelang mir nach Wunsch. Die Leistungen meines neuen Bedienten kamen meinen Witn- ichen zuvor. Übertrafen immer die Erfüllung meiner Begierden. Da hatte ich den Einfall ihm meine Geige zu reichen, um zu sehen, ob er mir schöne Musik vorspielen würde; wie grotz war mein Erstaunen, als ich eine So nate hörte, so einzigartig und schön, mit sol- cher Ucberlegenheit und Intelligenz gespielt, dab ich nicht wüßte, wer ihm das hätte gleich- machen können. Ich empfand eine Ueber- raschung, ein Vergnügen, ein Entzücken, dab mir der Atem aussetzte. Dieses heftige Gefühl weckte mich. Ich nahm augenblicklich meine Geige zur Hand, in der Hoffnung, einen Teil des eben Gehörten festhaltcn zu können. Ver- gebens. DaS Musikstück, das ich so kompo. nierte. ist zwar, wie ich weiss, das beste meines Lebens ltch nenne es noch immer die Teufels- sonatej, aber es steht so tief unter dem ge träumten, bass ich meine Geige zerbrochen und der Musik für immer entsagt hätte, wenn ich in der Lage gewesen wäre, mich sonst zu er- halten." Von Tartint wissen wir zu wenig, als dass sich auf diesem TraumcrlebniS des Künstlers weitgehende Schlüsse auf die Art seines Schaf- fenS ziehen lieben. Weit ergiebiger gestaltet sich die Betrachtung der Geburt eines neueren Kunstwerkes: der „Meistersinger" von Richard Wagner. Wagners „Meistersinger", ein Tagtraum. Nach dem skandalösen Pariser Durchfall seines „Tannhäuser" hält sich Wagner, von schweren Geldnöten bedrängt, um die Mitte des Jahres 1801 einige Zeit in Wien auf; 1. Die Pflege der Aquarien ist sehr einfach und dankbar. 2. Als Aquarium nimmt man immer ein Vollglas tAkkumulatorenglaS) oder ein Gcstellbecken. Die Goldsischglvcke ist kein Aquarium und ist als Fischbchältcr durch aus zu verwerfen. 3. In jedem einigermassen Hellen Zimmer können Aquarien gehalten werden. Stand ort möglichst am Fenster. 4. Das Aquarium mutz stets bepflanzt sein, denn die Wasserpflanzen halten das Wasser rein. 8. Ein häufiger Wasserwechsel ist nicht nur unnötig, sondern den Fischen und Pflan zen sogar schädlich. Dasselbe Wasser kann besonders in grösseren Becken oft jahre lang im gleichen Behälter bleiben, ohne schlecht zu werden. 6. Als Bodengrund nimmt man am einfach sten gewaschenen Sand. Für Tufstcin- grottcn, Glasschwäne usw. ist kein Platz in einem Aquarium. 7. Ein neu eingerichtetes Aquarium soll erst 8 Tage nach der Bepflanzung mit Fischen besetzt werden. Auf einen Liter Wasser rechne man einen kleinen Fisch. Zu starke Besetzung ist wegen leicht cintrctcndem Sauerstoffmangel zu vermeiden. seine letzte Hoffnung ist eine ihm von dem Odersthoimetster Grasen Lanckoronllt zugelagte „rristan"-Aussllhrung in der Wiener Hofoper. Aber die Proben, kaum begonnen, werden ab- gebrochen: der Tenorist Ander, der den Tri stan singen soll, hat sich stimmkrank gemeldet - unter dem Druck des mächtigen Musikrezensen ten Dr. Eduard HanSltck, meint Wagner. Ueberall glaubt Wagner aus die Intrigen sei nes Widersachers zu stoben, der die „Ewigen Gesetze der Tonkunst" - das „ewig Gestrige" sagt Wagner — gegen den kühnen Neuerer verteidigt. Auf die Nachricht von der Berta- gung der „Trtstan"-Proben glaubt Wagner sei- nen Aufenthalt in Wien al- vollkommen un- nütz fvfort abbrechen zu sollen, „nur hätte mir niemand zu raten gewubt, wohin ich mich wen den sollte, um irgendeinem Zwecke nachzugehcn. Meine Lage war, wie mir nun erst deutlich wurde, gänzlich verlassen, denn ich erschien mir von aller Welt aufgegeben". Wagners Ver suche, bet Freunden ein Asyl zu finden, schlu gen fehl. „So mubte lch mir denn sagen, dab es um meine Angelegenheit ziemlich elend stünde", schliebt Wagner einen Bericht Uber diesen Abschnitt seines Leben-. Gleich daraus folgt in feiner Selbstbio graphie die Erzählung seiner Erlebnisse, dessen entscheidende Bedeutung für sein ferneres Schicksal Wagner anscheinend nicht selbst er kennt: „In einer gelegentlichen Mitteilung an WesendonckS in Zürich hatte ich hiervon kein Hehl gemacht: wie eS scheint, um mich zu er- heitern, luden sie mich zu einem Rendezvous in Venedig ein, wohin sie sich soeben für einen VergnllgungS-Ausflug aufmachten. Gott weiß, was mir im Sinne liegen mochte, al- ich aus das Ungefähre hin im grauen November mich wirklich auf der Eisenbahn zunächst nach Triest und von da mit dem Dampfschiff, wel ches mir wiederum sehr schlecht bekam, nach Venedig aufmachte, und im Hotel „Danicli" mein Kämmerchen bezog. Meine Freunde. 8. Im Füttern sei man mäßig. Entweder füttere man Trockenfutter sPiScidin, ge trocknete Daphnien u. dergl.j oder leben des Futter (Daphnien, die im Volksmund Wasscrflöhe genannt werden, Mückenlar- ven, Würmer). Brot oder sogenannte Amei- sencier sind kein Fischfutter. 9. Wasscrschncckcn sind im Aquarium als Entkerner von Futtcrresten, Algen und faulenden Pflanzentcilen sehr nützlich. Die grosse Schlammschnccke, auch Spitzhorn- schnecke genannt, ist jedoch besser zu mei den. 10. Aquarien bedürfen bei den meisten Fischen - keiner Durchlüftung und auch keiner be sonderen Heizung. Ausländische Fische müssen natürlich immer wärmer gehalten werden, doch genügt in den meisten Fällen die normale Zimmertemperatur. Grobe Schwankungen der Wasserwärme, beson ders bei etwaigem Wasserwechsel, sind we- der den Fischen noch den Pflanzen zuträg lich. 11. Bei Beachtung der vorstehenden Punkte wird jeder Naturlicbhaber Freude an sei nem Aquarium haben. Das Aquarium wird dann mit Recht „der See im Glase" sein, ein Stück echtes Naturleben im Zim- mcr und ein vorzügliches ErziehungS- und Belehrungsmittel für die Jugend. ssss"lsl"sssssssf"fsf"ssl"lsl''^",sl''s^>^',1sf"ssl"sss"^,^ Merlb'att für Aquarien Liebhaber welche ich in sehr glücklichen Beziehungen an- traf, schwelgten im Äenutz der Gemälde und schienen es darauf abgesehen zu haben, durch meine Teilnahme am gleichen Gcnub mir die Grillen zu vertreiben. Bon meiner Lage in Wien schienen sie nichts begreifen zu wollen, wie ich denn überhaupt nach dem schlimme» Ausfälle der mit fo glorreichen Hoffnungen betrachteten Pariser Unternehmung bei de» meisten meiner Freunde ein still resignierte- Aufgeben fernerer Hoffnungen aus meine Er- folge immer mehr kennenzulernen hatte. We- sendonck, der immer mit einem ungeheuren Opernglas bewaffnet zu Kunstbesichttgunge» sich bereit hielt, brachte mich nur einmal zur Mttbesichtigung der Kunst-Akademte, welche ich bet meiner früheren Anwesenheit in Venedig nur von aussen kennengelernt hatte. Bet aller Tetlnahmlvsigkcit meinerseits mutz ich jedoch bekennen, dab Titians Gemälde der Himmel fahrt der Marta eine Wirkung von erhabenster Art aus mich ausllbte, so daß ich seit dieser Einpsängnis in mir meine alte Kraft fast wie urplötzlich wieder belebt fühlte." Und nun registriert Wagner unvermittelt: „Ich beschloß die Ausführung der Meister singer." Man erwäge: mitten in seiner schlimmste» Bedrängnis, in trostloser Geldnot, als er sich von aller Welt aufgegeben fühlt, und mehr und mehr dem Argwohn verfällt, sein Werk werde von übermächtigen Feinden unterdrückt, formt sich ihm das große Musikdrama, in dem ei» jüngerer Neuerer über den ohnmächtig nör- gelnden, intriganten Hüter veralteter Ueber- lieferungen, in dem Walther Stolztng über Beckmesser triumphiert, durch seine sieghafte Kunst gegen die Feindschaft einer Welt Reich tum, Frauenltebe, Ruhm gewinnt. Man muh nicht wissen, daß Wagner seinen Beckmesser ur- sprünglich HanS Lick genannt und den gefähr lichen Plan erst auf inständiges Bitten wohl meinender Freunde aufgegebcn hat, um zu er kennen, daß in den „Meistersingern" eine Siegesphantasle, ein typischer Tagtraum, zum Kunstwerk geworden ist. Während der „langen, grauen Rückreise nach Wien" gehen Wagner die „Meistersinger* auch musikalisch auf; er konzipiert „sofort mit größter Deutlichkeit den Haupttetl der Ouvcr- türe in E-Dur", der Tonart Heller Leben-- bejahung, und kommt „in einer wahrhaft de- haglichcn Stimmung unter diesen letzten Sin- drücken in Wien an". Gleich darauf nimmt Wagner wieder in Paris Quartier und voll- endet das Buch der „Meistersinger", Januar 1882, „in genau dreißig Tagen". Man weiß, welche bedeutungsvolle Rolle i» den „Meistersingern" der Traum spielt: Wal- ther Stolztng träumt seinen Parnaß und Kin Paradies und den Weg, sie zu gewinnen: da» Preislich. Ein ungewolltes, aber gerade darum beweiskräftiges Gleichnis. Walther StolzingS Traumdeuter, HanS Sachs, enthüllt mehr, al» ihrem Schöpfer bewußt ist, wenn er spricht: Mein Freund, das grad ist Dichters Berk, daß er sein Träumen deat' und merk'. Glaubt mir, deS Menschen wahrster Wah» wird ihm im Traume ausgetau: All' Dichtkunst und Poeterei ist nichts als Wahrtraumdeuterei. Was gilt's, es gab der Traum euch ei«, wie heut ihr solltet Sieger sei«? Er enthüllt auch die Entstehung der „Mei stersinger". Daß Träume auch staatsmännischer Gedan ken fähig sind, zeigt ein Traum Bismarck». Der durchaus nicht träumerisch veranlagte Staatsmann hat den Weg zur Vorherrschaft Preussens in Deutschland, den er 1866 gegan gen ist, drei Jahre vorher geträumt. «Schluss solgt.) Venn die Heimat ruft! Originalroman »su Z. Schneider-Faerstl. Topyrighr dy Larl Duncker Verlag, Berlin W SL LS. ForBevung. Hans Michael drang der Schweiß aus allen Poren. Er sah urplötzlich, daß er sich selbst eingekreist hatte. Er war unrettbar verloren. Auch nicht eine Lücke blieb ihm, die ihm den Rückzug ermöglichte. Der Schreck darüber machte sein Gesicht vollkommen grau und verfallen: „Exzellenz, ich muss auch auf diese Frage die Antwort verweigern." Die dunklen Augen des Botschafters triumphierten schweigend. Also hier lagen die Zusammenhänge. Hans Michael la» ihm jeden Gedanken vom Gesichte ab, das kühl und überlegend nach ihm blickte. Sie sind auf einer völlig irrigen Spur. Exzellenz," wagte er einzuwenden. „Wenn Sie diese weiter verfolgen, ent schlüpfen Ihnen mittlerweile die eigentlichen Täter und Sie werden nie mehr in den Besitz des Dokumentes kom men " „Das lassen 6ie ruhig meine Sorge sein." kam es brüsk. „Ihre Weigerung besagt genug. Vergessen Sie nicht, daß Ihre Vergangenheit zu den gewagtesten Schlüssen berech- KlN" „Exzellenz?" Die Kante des runden Tisches krachte, so schwer hatte Hans Michael sich daraus gestützt. Im nächsten Augenblick war das Zimmer leer. Ried taumelte in den Stuhl, der hinter ihm stand und saß reg los. als hätte ihn jemand angefchmied-t. Dann schnellte er auf und sprang nach der Klingel, ließ die Hand herab« fallen und rang nach Atem. — „Satcha!" Würde Salcha verraten, mit wem er in jener Nacht im Grand Borghese zusammenyetrosfen war?" Wenn ja, was dann? Die Folgen, die da» für ibn ha- den mußte, waren nicht auszudenken. Die Verzweiflung, welche ihn erfüllter war io gewaltig, daß er für Sekunden lange erwog, sich an einer der Vorhangschniire aufzuknüv- fen. Und wenn das mißglückte, blieb immer noch der Sturz aus dem Fenster, der Rettung von diesem Dasein brachte. Er sah nach dem riesigen Kronleuchter, dessen geschliffene Glasperlen in der MorgenbeNe spiegelten und erwog ernst, Haft, ob der Haken, der diesen trug, auch noch die Schwere leine» Körner» »-»-»batte» vermochte. j Die Lage für ihn war verzweifelt geworden. Auch wenn Sascha schwieg, würde sie sich um kein ^ota verändern. Was mochte man auf Riedau sagen, wenn die Nachricht über die Ereignisse hier in Rom bekannt wurden? Er sah die Mut ter, wie sie beide Hände zum Schwur für seine Unschuld zu heben bereit war. Hörte Lias hilflose» Weinen und die zornerfüllte Stimme de» Vaters, der dem verworfenen Sohne fluchte. Benedikt würde triumphieren über den Ungeratenen, der jetzt zum zweiten Male den Namen Ried durch den Schmutz der Gassen zog — und Sophie? Sie würde mit Lia um ihn trauern, wie um etwa» endgültig Verlorene». Wozu denn noch^ — dachte er. Wozu denn noch? E» war ihm unmöglich, auch nur einen Bruchteil von Ordnung in seine Gedanken zu bringen. Er ging zum Fenster und sah nach dem Garten hinab, gewahrte, daß er leer war und hob sich am Sim» an die Höhe — beugte sich etwas vor In der nächsten Sekunde lief ein Heller Schrei über die Palmen hin. Menschen stürzten au» dem Hause und kamen herzugelaufen: „Ich sah ihn, wie er sich aus dem Fenster neigte," stammelte die Tochter de» Botschafters mit ver blaßtem Munde. Da stürzte er auch schon. Soll ich nicht sofort nach einem Arzt telephonieren, Papa '" „Es ist bereit» geschehen," sagte Graf Eedktz, der sich über den reglosen Körper Han» Michael» neigte. Für ihn war die Tat da» restlose Einqeständni» der be gangenen Schuld: „Der Freiherr von Ried hatte sich selbst gerichtet." Sascha Popoff hatte trotz der Aufregung, die ihm die Cache mit dem Aklendiebstahl gebracht hatte, soviel Gleich gewicht bewahrt, daß er sich an einen Münchner Notar wandte und diesen beauftragte, für ihn die Unterhandlun gen mit Vohwinkel einzuleiten. Er betonte, was er allen falls al» Höchstsumme zu geben breit war und ersuchte ibn. über den Stand des Gute» und wa» sonst zu wissen nützlich und wünschenswert war, Erkundigungen einzuziehen unt diese an ibn weiter zu berichten. Zufällig befand sich ein Herr au» München im Hotel Milano, der noch am gleichen Abend nach dort zurückreisen wollte. Dievm übergab er den Brief zur raschesten Beför- derung, und so kam es, daß der Baronin von Ried ans Vohwinkel schon nach zwei Tagen der Besuch des Justiz« rats Vetter gen eldt wurde, der sie in dringender Angele« geuhett zu U>rech«A wünsch^ f Anneliese hörte da» Helle Organ der Mutter bi» in den Korridor dringen, ahnte so ungefähr, worum es sich handeln mochte und legte da» blasse Gesicht gegen die verkratzte Mauer. War e» nicht in erster Linie ihre Schuld, daß die Heimat veräußert und verschachert werden sollte, weil sie immer und immer wieder darauf hingewiesen hatte, daß e» kein Weiterbewirtschaften Vohwinkel» gab? Hatte sie nicht alle» zu schwer und unüberbrückbar gefunden: Di« Schulden bei den Geschäftsleuten! Die ausständigen Löhne der Dienstboten 1 Die große Leere, die immer und ewig in der Kasse gähnte? Nun dünkte sie mit einem Male alle» nicht mehr so fürch« terlich. Sie addierte in Gedanken die einzelnen Summen, wurde allmählig wieder kleinmütig, al» sie sich in die Tau fende und aber Tausende schraubten und begann bitterlich zu weinen. Gott, ein reiche», sorglose» Leben war e» ja gewiß nicht gewesen, da» sie a»f Vohwinkel geführt hatte. Jeder Tag hatte seine Not und Plage gehabt vom Morgen bi« zum spaten Abend hinein. Und hatte man Gäste gesehen, so mußte da», wa» diese verbrauchten, wieder hereingehungert werden. Aber e« war eben doch die Heimat gewesen. Man hatte kaum gefühlt, wie arm man war und wie man sich ein« schranken mußte, um wenigsten» nach außen hin noch etwa» vom alten Schein zu wahren. Eie batte ihr Reitpferd ge habt, wenn sie auch nur auf die Wielen getrabt war. um nach den Arbeitern zu sehen, die dort heuten, oder über die Felder, um zu kontrollieren, ob sie auch richtig abgeorntet waren. Sprengte sie durch den Hochwald, so mar es Eigen« tum gewesen, da» da über ihrem Kopfe rauschte und dessen Geäst über ihr zusammenschlug. Da» würde sie nie ertraaen können, nie. daß auch nicht eine Scholle Ackers und wäre es auch nur soviel, e» zwischen beide Hände zu nehmen, ihr gehören lallte. Sie hörte die Stimme de» Iustizrate«, welcher der Mut ter scheinbar einen Vortrag hielt und schlich sich leise davon. Die Baronin antwortete ab und zu und sch oieg schließ lich ganz, nm dann mit einem Hellen Zorneston aufzu« klingen. „Wie viel bietet Ihr Käufer, Herr Justiziar?^ „Hundertfünszigtausend Mork. Baronin!" „Das ist nur ^ie Hälfte dessen, wa» ich angefetzt habe," jagte sie ärgerlich