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längere Lebensdauer der ausgeprägten Bodenbacher Form gestützt. Diese setzte gewiß schon während der Latenestufe B 2 ein. In Podmokly selbst lag die Nadel bei einer Urne von Jastorfcharakter älterer Art llj ; Keice, Grab 1, wird durch eine Mittellatenefibel und entsprechende Drehschei bengefäße in den hier behandelten Zeitabschnitt eindeutig verwiesen 115 116 . Dagegen zeigt ein Inventar von Dresden-Stetzsch die Bodenbacher Nadel bereits zusammen mit Kleingefäßen Billendorfer Art 117 , und ein weiterer Fund von Stetzsch soll neben gleichfalls traditionellem Tongeschirr zur genannten Nadel ein Armringpaar aus Bronze enthalten haben 118 , dessen Verzierung durch Gruppen von Querkerben ohne das Vorbild der Kno tengruppenringe der Stufe Latne A nicht verstanden werden kann. Man mag dieser Aufzählung geschlossener Vorkommen der charakteristischen Bodenbacher Bronzeform entnehmen, daß bis in die mittlere Latenezeit hinein neben der Billendorfer Grundlage, der nordischen Komponente und dem Einfluß der Latenekultur ein viertes Element innerhalb der Bo denbacher Gruppe fortwirkte, welches seinerseits der mitteldeutschen Körpergräberkultur der frühen Eisenzeit entstammte. Dabei bleibt aber zu beachten, daß das Nachleben der Nadel als Trachtbestandteil jetzt nur noch im Norden seine Parallele hat. An den genannten Erzeugnissen fällt der unbekümmerte, wenig gezü gelte Einsatz formaler und stilistischer Mittel sofort ins Auge. In der Tat mag die Hinwendung zu gesteigertem Aufwand ohne Sinn für das rechte Maß ein Kennzeichen mancher Metallarbeiten aus dem Vorfeld der Ja storfkultur sein. Andererseits klingt damit eine Eigenschaft an, die auch im keltischen plastischen Stil 119 beobachtet werden kann und insofern Zeitkolorit ausdrückt; in der hier vorgenommenen Vergröberung wird sie jenem Stil allerdings nicht mehr voll gerecht. Bodenbacher Gruppe und die ihr nahe verwandte an Mulde, Elster und mittlerer Saale zeigen mit dieser Haltung eine bemerkenswerte Gemeinsamkeit. Anklänge zur Vergröberung der Schmuck- und Trachtbestandteile gab es auch westlich der Saale, so in Gestalt der oben genannten Ringstabgürtelketten, und zwar deren großer, schwerer Variante. Auch die unförmige Eisenfibel mit überdimensionaler Spirale fehlte nicht gänzlich. Dennoch hat man den Eindruck — bestimmter läßt es sich vorläufig nicht ausdrücken —, 115 W. Mahling 1944 b, S. 62 f., Taf. 2,3; 12,5 (Grab 1926/27). 110 E. Simbriger 1933 b, S. 94 f., Abb. 3,1,7,10,13,15,18; W. Mähling 1944 b, S. 91 ff., Taf. 6,5, 15,7; R. Hachmann 1950/51 a, S. 46, Anm. 58. 117 W. Mähling 1944 a, S. 13, Taf. 31,1 (Fundstelle 193); W. Coblenz 1970 (1974), S. 96, Abb. 9, 3-6 (= Grab 40). 11s W. Mähling 1944 a, S. 14 mit Anm. 114, Taf. 33,1-6; 34,1; 35,1; 45,2 (Grab 4). Geschlossener Fund? 119 Zum östlichen, mährisch-böhmischen Zentrum des plastischen Stils, welches hier in Frage kommt, vgl. O. Klindt-Jensen 1953, S. 72f. 41