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Sie beschränken sich auf den oben (Abb. 1) umrissenen Raum. Sie feh len daher im Westen Thüringens, obwohl das Land westlich der Ilm und südlich der Unstrut gleichwohl Bestandteil des Kontaktgebietes ist, das heißt, jener kulturellen Mischzone vor dem Nordrand der Ausbreitung keltischer Flachgräber angehört. Hieran wird deutlich, daß der Jastorf vorstoß zum Stehen gekommen war, sich über das dereinst bis zum Ende der älteren Latenezeit eingenommene Gebiet hinaus nicht durchzusetzen vermochte, jedenfalls soweit wir die für ihn unverwechselbar typischen Zeugnisse der materiellen Kultur in ihrer ursprünglichen Gestalt zu Grunde legen. Bemerkenswert erscheint an diesem Beispiel die Rolle, die jetzt der ein heimischen Bevölkerung zugefallen sein muß. Denn gerade westlich der Ilm, im Thüringer Becken, in jenem landschaftlichen Dreieck, dessen Richtpunkte heute die Städte Erfurt—Eisenach—Mühlhausen bilden, ent faltete sich die Kultur des Kontaktgebietes zu besonderer Blüte und ent wickelte bereits in der Mittellatenezeit eine bedeutende Produktivität. Die besten Belege, um dies zu erkennen, liefert das metallverarbeitende Handwerk. Dem Bestand der keltischen Frauentracht entstammen schwere Gürtelketten aus Bronze, die aus Ring- und Stabgliedern auf be sondere Weise zusammengesetzt sind und eine erhebliche Länge errei- chen 99 . Aus der abweichenden Form der Zwischenstäbe geht hervor, daß die mitteldeutschen Ketten 100 in örtlichen Hütten gegossen worden sind. Nach der Fundstreuung der bisher bekannten Stücke zu urteilen, werden diese im Westen Thüringens gelegen haben. Nun kommen zwei Spiel arten der Ketten vor. Sie weichen zwar nicht in der Form, wohl aber nach Größe und Schwere der Glieder scharf voneinander ab, stimmen dagegen innerhalb der beiden Varianten so völlig überein, daß sich der Gedanke an Anfänge einer handwerklichen Standardisierung aufdrängt, selbst wenn eine nur geringe Zahl von Gießereien vermutet werden kann, die jene Stücke herstellte. Demgegenüber scheint die Töpferei vor erst weniger entwickelt gewesen zu sein. Die schnellrotierende Töpfer scheibe brachte Erzeugnisse nach keltischem Vorbild hervor, doch ist de ren Zahl während der Mittellatenezeit noch gering. Drehscheibengefäße eigener Produktion werden im Westen des Kontaktgebietes erst im 1. Jh. v. u. Z. häufiger 101 . Der Materialvergleich läßt erkennen, daß die Akzente innerhalb der wei ten Zone des Kontaktgebietes unterschiedlich verteilt waren. Nach den 99 Zusammengestellt von J. Hellinger 1966, S. 205 ff. 1M Diese zuletzt bei Tb. Voigt 1968, S. 201 f., Anm. 18 mit Abb. 34, ohne Scheidung der beiden im folgenden genannten Spielarten. 191 K. H. Otto und H. Grünert 1958, S. 398 f.