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' """" — — - ' "'d^ E ' IreDergerIMger und / T agevla t t. Amtsblatt de« Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter u. der Stadträthe zu Freiberg, Sayda u. Brand. .N137. Erscheint jetm Wochentag fiük> S U. Inserate werden bt« Nachm. Z Uhr für die nächste Nr. angenommen. Freitag, den 13. Juni Put« vterteljährl. 20 Ngr. Inserate werden die gespaltene Zeile oder deren Raum mit 5 Pf. bertchnet. 18««. ... t -l Die Rückkehr zum Bunde. Wenn irgend Jemand, so fristet die Bundesversammlung zu Frankfurt am Main eine wunderliche Existenz. Seit Jahren wird ihre moralische Bedeutung vom deutschen Volke abgeleugnet und ebenso von Oesterreich, welches auf dem Fiirstentag vor drei Jahren die Reform deS deutschen Bundes durchsetzen wollte, ebenso von Preußen, welches für den ohnmächtigen Bundestag neuerdings ein deutsches Parlament gefordert hat. Und gleichwohl sehen wir, wie Oesterreich sowohl als Preußen in Ermangelung von etwas Besserem den Bundestag bei Gelegenheit als Mittel zu ihren Zwecken be nutzen und ihm damit wieder für sich eine moralische Autorität bei» legen, die sie sofort zu bestreiten sich anschicken, wenn sie ihren Zwecken nicht paßt. Diesmal ist es Oesterreich, welches in demselben Augenblicke, da eine europäische Eonferenz in Paris berufen wurde, um die gro ßen Streitfragen zu erledigen, die schleswig-holsteinische Frage wie der an den Bund brachte, nachdem e» mit Preußen zusammen zwei Jahre lang erklärte und darnach handelte, daß der Bund in dieser Angelegenheit gar nichts mitzureden habe. In dieser Auffassung schloß es die Allianz mit Preußen, führte cS den Krieg gegen Däne mark, schloß den Wiener Frieden und die Convention von Gastein. In all' diesem wurde die schleswig-holsteinische Frage als eine Pri- vatsache der beiven deutschen Großmächte behandelt und der Bundes tag mußte erfahren, daß man seine Autorität hierbei gänzlich bei Seite schob. Daß dies nicht dem Recht entsprach, war Io klar, um sogar dem deutschen Volk in dieser Angelegenheit einige Sympa thien sür den Bundestag abzulocken. Jetzt aber gefiel cS plötzlich Oesterreich, diese schleSwigholstei- nische Sache wieder dem Bundestage, als der entscheidenden Au torität, zu übergeben, weil eS den Bundestag gebrauchen konnte, um sowohl einen Schachzug gegen die Pariser Conferenz, wie auch gegen Preußen zu fuhren. Es übergab gewissermaßen die Ent scheidung über die Zukunft der Herzogthümer dem deutschen Bunde, dem es zwei Jahre lang das Recht dazu ebenso wie Preußen be stritten, und berief zugleich die Stände von Holstein, um die Stimme dieses Landes, die man bisher nicht hören wollte, jetzt über dessen Schicksal zu vernehmen. Es soll nebensächlich sein, ob Oesterreich mit diesem Verfahren Recht that oder nicht — so viel ist ja doch einmal gewiß, daß eS ebenso wie Preußen in dieser Angelegenheit so viel Unrecht beging, um überhaupt von seinem Recht noch viel reden zu können. Und bezüglich Preußens ist die« derselbe Fall; eS ist die ge rechte Nemesis, daß aus diesem Unrecht jetzt die Drachensaat er wächst und die Politik Bismarcks ihr Ende nur in einem Kriege finden kann, der Preußens Existenz aus'« Spiel setzt. Daher kann eS auch nicht imponiren, wenn sich Preußen jetzt als der von Oester reich gekränkte Theil hinstellt und diesen eines Bruchs des Ga- steiner Vertrages anklagt. ES war das Recht diese« Vertrage» überhaupt ein so klägliches, daß mit Erfolg sich Keiner darauf stützen konnte; der Gasteiner Vertrag ward abgeschlossen, damit jeder Theil mit ihm experimentire. Und das hat Preußen in sehr anzüglicher Weise bisher gelhan, und dazu versteht sich nun auch Oesterreich. Die Frage ist nur die: wird dieser Umstand nun ^endlich den Krieg der beiden Mächte, die bi« an die Zähne bewaffnet sich ge genüber stehen, herbeiführen, oder wird die widerwärtige Komödie des frivolen Spiels mit Recht und Gesetz noch immer fortgesetzt werden? Die Preußen sind in Holstein eingerückt und die- ist offen bar unter den jetzigen Umständen genug gewesen, um als Kriegsfall zu gelten; es war eine thatsächliche, nicht mehr eine blo- diploMa, tische Feindseligkeit. Aber die Oesterreicher haben da- Feld ge räumt in Holstein, ohne bis jetzt die schlesische Grenze zu über schreiten. Sie wollen sich zunächst noch de» Bunde» versichern, desselben Bunde», dessen Truppen sie Arm in Arm mit Bismarck einst gerade so au« Holstein hinauswerfen ließen, wie sie jetzt hinaus« geworfen sind. Wird der Bund wirklich jetzt die Kastanien au» dem Feuer holen? Wir zweifeln daran; mögen Oesterreich und Preußen gemeinschaftlich verzehren, wa» sie ringebrockt, für den Bund ist e« Pflicht, den Krieg so lange wie möglich vom übrigen Deutschland fern zu halten. Und wir hoffen, er wird e« thun. Tage8geschichte. . Berlin, 12. Juni. Morgen früh verlassen un« die letzten hier noch zurückgebliebenen Garderegimentcr: das zweite Garde« regiment zu Fuß und das Gardefüsilier-Regiment; die Berliner Garnison wird dann ausschließlich von Landwehr-Regimentern ge bildet. Berlin wird zu einer Centralstation für das leichte Feld« - lazareth eingerichtet, und ist daher eine Verbindung mit allen Truppen-ConcentrationSpunkten bereits hergestellt, sodaß alle leicht Erkrankte und leicht Blessirte hierher gebracht werden können. — Die neuen Abzeichen für die Offiziere, welche die Stelle der Epauletten ersetzen sollen, sind bereit» zu 60,000 Paaren in der Arbeit begriffen. Die Abzeichen für die Offiziere bi« zum Haupt mann bestehen in einer ungefähr zwei Finger breite« w-ih und schwarz durchwirkten Treffe mit einem Vorstoß in der Farve de« Armeecorps. Die Majors bis zu den Obersten erhalten silberne, die Generäle silberne und goldene Raupen. Ueber einander stehende Sterne dienen als Gradzeichen. In 14 Tagen sollen die Abzeichen > eingeführt werden. — Sämmtliche Landwehr-Offiziere sollen die Helme ablegen und, wie die Mannschaften, Käppis ohne Schuppen» kette tragen. — Den sämmtlichen hier garnisonirenden Soldaten ist jetzt gestattet worden, auf der Straße Tabak zu —Die Aufnahme einer bprocentigen städtischen Anleihe von 3 Millionen Thaler liegt von heute bi» Sonnabend zur Zeichnung auf. - Die „Kreuzzeitung" sagt: Sollte (am Donnerstag) eine Bundesmehrheit im Sinnp de« österreichischen Anträge» stimmen und demgemäß zur Mobilmachung gegen Preußen schreiten, — so würde die» Verfahren einfach da« Bun^eSverhältniß auflösen und -dei seiner augenscheinlichen RechtSungiltigkeit die daran nicht be- theiligten Bundesglieder ihrer Verpflichtungen entheben. — Durch eine königlich preußische LabinetSordre ist bestimmt worden, daß die evangelischen Militär-Geistlichen zur Bezeichnung ihre« AmtScharakterS im Felde eine violette, auf beiden Seiten mit zwei Finger breiten weißen Streifen versehene seidene FekdhiNde anlegen, die in Form einer Schärpe um den Hal« getragen und auf der Brust in eine Schleife geschlungen wird. Außerdem ist bestimmt worden, daß die evangelischen Militär-Geistlichen im Felde