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I0L8 einen schwarztuchenen Ueberrock mit stehendem -ragen und einer — 12. «uni. Der Geucraladjutaut de- Königs, Generalmajor Reihe Kyöpfe, die zwei Hande breit unter da- Knie herabreicht, und Gras Rechb'erg, ist zum Gouverneur der Bundesfestung Mainz er- ein« schwarzsetdene Weste tragen. nannt worden. Danzig, 11. Juni. (N.-Z.) Die königliche Regierung hier- selbst erläßt folgende Bekanntmachung: „Nach unserer Bekannt machung von gestern stehen die Wahlen zum Abgeordnetenhaus- nahe bevor. Von den Beamten erwarten wir, daß sie auch bei dieser Gelegenheit sich ihres Eides und der Pflicht der Treue und des Gehorsams bewußt sein werden, welche sie mit ihrem Amte übernommen haben. Die Wähler aber, die nicht Beamte sind, erinnern wir daran, daß Das, was Preußen geworden, das eigenste Werk seiner Könige ist. Schon darum kann — so meinen wir — Jedermann in Preußen, unbeirrt durch bas wirre Parteigetriebe der Jetztzeit, sich getrosten MutheS auch fernerhin der Führung unser« Könige anvertrauen, zumal in Zeilen, wo, wie gegenwärtig, ein mächtiger Nachbar bereits feindlich drohend an den Grenzen des Landes steht. Die Zukunft liegt in Gottes Hand, nicht in der Menschen Hand. Danzig, 5. Juni 1866. Königliche Regierung. ,v. Prittwitz/' In Thorn hat die konservative Partei einen Wahlaufruf erlassen, in dem sie der liberalen Partei schuldgiebt, lieber den Untergang Preußens, als eine Vertagung des inneren Streites zu wollen. Anhänger hat sie durch solche Entstellung der Thatsachen dort nicht gewonnen. In Sangerhauses wurde, wie man uns von dort schreibt, am 9. in einer Urwähler-Versammlung einstimmig beschlossen, den bisherigen Abgeordneten Jüngken wieder zu wählen, und an Stelle des aus dem preußischen Unterthanen-Verbände ausgeschiedenen KreisrtchterS Blochmann (jetzt Bürgermeister in Jena) den Ober bürgermeister Grabow als Candidaten aufzustellen. Der Wahlvor stand konnte die freudige Mittheilung machen, daß Grabow, sür den Fall seine Wiederwahl im Kreise Prenzlau-Angermünde nicht gelingen sollte, für den Wahlkreis Sangerhausen-Eckartsberga ein Mandat annehmen würde. Karlsruhe, 13. Juni. Preußen machte die zu ihm stehenden Bundesregierungen aufmerksam, daß der Mobilisirungsantrag beim Bunde keine bundesrechtliche Grundlage besitze und daß Preußen bei Ausbruch dcS Krieges nnr für seine eigenen und die Interessen der zu ihm stehenden Staaten einstehen werde. Wie», 12. Juni. Die heutige „Presse" schreibt: „Aus Frank furt sind uns Nachrichten zugekommen, die, wenn sie sich bestätigen sollten, wohl geeignet wären, die scheinbare Unentschlossenheit der bundestreuen Regierungen in den letzten Tagen zu erklären. ES heißt nämlich, daß man der Majorität sür die Anwendung von Gewaltmaßregeln gegen Preußen nicht Mehr sicher ist, da Hannover, Kurhcssen und mehrere der kleineren Staaten in ihrer Bundestreue wankend geworden seien. Ferner heißt es, daß Oesterreich sür seine Anfragen wegen Verstärkung der Truppen in Holstein bei den be treffenden Regierungen nicht das gehoffte Entgegenkommen gefun den, weshalb man es vorgezogeu habe, Holstein den Preußen cin- zuräumen. — Die „Presse" will zwar hoffen, daß sich diese Nach richten nicht bestätigen werden, sie registrirt sie aber immerhin, um etwaigen Ueberraschungen vorzubeugen. — Uebereinstimmend mit diesen Bemerkungen sagt die „Ostd. Post", sie sehe der Haltung der Bundesversammlung nicht ohne Besorgniß entgegen. — Die „Wiener Abendpost" schreibt officiös: Die österreichische Regierung hat die diplomatischen Beziehungen zu Preußen abge brochen und ihren Gesandten (wie wir bereits erwähnt) aus Berlin abberufen. Weitere Manifestationen Oesterreichs stehen in aller nächster Zeit bevor und werden vollgiltiges Zeuzniß von der Ent schlossenheit der österreichischen Regierung in der Herzogthümerfrage ablegen. Zwischen Oesterreich und den Mittelstaaten haben Aus einandersetzungen stattgefunden bezüglich der künftigen parlamen tarischen Vertretung, wonach Oesterreich sich bereit erklärt, auf directe Wahlen einzugehen. Aus dem Kreise Hrilsberg, 10. Juni. Man hört nach träglich, daß vor längerer Zeit auch hier eine Kriegsadresse an den König in Umlauf gesetzt worden ist, die jedoch so wenig Unter schriften erhalten hat, daß die biederen Patrioten deren Absendung unterlassen haben. (K. N. Z.) Neustadt E/W-, 11. Juni. (Boss. Ztg.) Hier sind bis heute drei Cholerafälle vorgekommeo. Die Frau eines Schiffers erkrankte am Freitage und starb nach 12 Stunden; in Behandlung befinden sich noch die beiden anderen Patienten, von denen der eine nach dem städtischen Lazareth gebracht. Nach der Aussage des Arztes sind alle drei von der cdolera morbus befallen, und der so ge fürchtete asiatische Gast scheint auf den im Canale ankernden Schiffen von Stettin hierher gekommen zu sein. Heute früh sollen noch mehrere Erkrankungen an der echten asiatischen Cholera zur Anzeige gekommen sein. Arnswalde, 10. Juni. (N. Pr. A.) Die Cholera ist hier leider sehr heftig aufgetreten. Vom 2. d. M. bis zum heutigen Tage sind 137 Menschen erkrankt, von denen 67 gestorben sind, Nämlich allein 46 Kinder unter 14 Jahren. Dieser betrübende Zustand ist wesentlich durch die Lokalverhältnissc hervorgerufen; der Boden ist vorwiegend morastig, die Wohnungen sind größtenthcils feucht und eng, außerdem noch schlechtes Terrain. Aus Ratibor berichtet die „Breslauer Ztg.", daß in dortiger Gegend eine fast unbegreifliche Furcht vor dem Feind und dessen Invasion Platz greise. (Einem lächerlichen Gerüchte zufolge Würden 14 österreichische Cavallerie-Regimenter urplötzlich in Schlesien einbrechen und direct nach Breslau reiten!!) Eine solche «Furcht (sagt dieses Blatt) muß geradezu unpatriotisch genannt Werden. Auffallend ist dabei, daß gerade in den altconservativsten Kreisen jene blasse Oesterreichcr-Furcht bemerkbar wird. Wo bleibt denn gerade in solchen Kreisen das Vertrauen auf die sonst mit ausschließlicher Vorliebe betrachteten eigenen Landestruppen? — Die Herzöge von Ratibor und Ujest haben ihre Familien nach Corvey in Westphalen gebracht und der Graf v. Renard nimmt seine Zuflucht auf seine Besitzungen in Polen. München, 11. Juni. (B. Z.) Se. Maj. der König Ludwig I. Wird am 19. d. M. München verlassen und behufs eines längeren Landaufenthaltes sich nach Aschaffenburg begeben. Bon Aschaffen burg au« werden Se. Majestät die Pfalz besuchen und dortselbst ihre Villa Ludwigshöhe bis zum Beginne des Herbstes bewohnen. Allerhöchstdessen Rückkehr nach München dürfte demnach erst mit dem Anfänge des Septembers wieder zu erwarten sein. — Die Zeitungen sind über die Vorgänge in Holstein außer sich. Die „Ostd. Post" sagt: Donnerstag wird (in Frankfurt) abgestimmt und Freitag, hoffen wir, beginnt der Krieg. Ja, wir hoffen! So furchtbar diese Hoffnung ist — wir zählen die Stunden, bis sie in Erfüllung geht." — Eine neue schwere Defraudation. Vor einigen Tagen wurde einer der angesehensten und bisher makellosesten Wiener Notare, zugleich Gemeinderath, vr. Schwarz, ein Schwager des früheren Staatsrathspräsidenten Frhrn. v. Lichtenfels, beerdigt; er führte nebenbei die Rechtsgeschäfte der EScomptebank und eine Reihe anderer Geldinstitute und großer Firmen, und sein jährliches Ein kommen mag mindestens 30,000 fl. betragen haben. Die gericht liche Untersuchung seines Nachlasses hat jetzt ein Deficit von 120,000 fl., darunter 80,000 fl. an veruntreuten Waismgeldern, constatirt. Frankfurt a. M., 12. Juni. Heute Morgen ist die preu ßische Garnison mittelst dreier Eisenbahnzüge von hier abgerückt. Heute Nachmittag hat die österreichische Garnison die Stadt verlassen. Frankfurt a. M., 12. Juni. In unserer Stadt ging es gestern Abend und die ganze Nacht hindurch außerordentlich ge räuschvoll zu. Laut singend durchzogen Arm in Arm die österrei chischen und preußischen Truppen miteinander die Straßen; auS den Wirthshäusern erscholl das Klirren der zum Abschied ange stoßenen Gläser. Volle Eintracht herrschte unter den Truppen; eö war ein Herzen, Küssen, Umarmen und Händedrücken ohne Ende. Wer diese Scenen beobachtete, konnte kaum glauben, daß dieselben Männer vielleicht in den nächsten Tagen schon sich mit den Waffen in der Hand bekämpfen werden. Dem Bataillon des österreichischen Regimentes Nobili und dem 30. preußischen Infanterie - Regiment, welche seit einer Reihe von Jahren einen Theil der hiesigen Be satzung bildeten, folgt wegen ihrer strengen Disciplin und ihre- kameradschaftlichen Verhaltens die allgemeine Achtung. Mainz, 9. Juni. (A. Z) Sowohl der preußische Vicegou verneur Prinz Holstein, als der österreichische Fcstungscommandant Graf Neipperg werden uns nächste Woche verlassen. Man wird ihnen hier ein dankbares Andenken bewahren; ihrer Energie und Intelligenz haben wir es doch ganz besonders zu danken, daß selbst unter den jetzigen bedenklichen Verhältnissen keinerlei Exceß unter den Truppen vorfiel, und daß auch Bürgerschaft und Militär im mer in gutem Einvernehmen waren. Aus Jtzeboe, 11. Juni, liegen in den ^neuesten Hamburger und Altonaer Blättern heute folgende ergänzende Nachrichten vor: Der k. k. CiviladlatuS, Ministerialrath v. Hoffmann, begab sich