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> 7^. . /-Ms 5? -» welcher sie sonst allen unsere» Wünschen und Anträge» bei diesem außerordentlichen Landtage entgegen gekommen ist. Mögen die allen Menschen und allen Verhältnissen Verderben bringenden un sicheren jetzigen Zustände ihr baldige» Ende erreichen und möge Deutschland au» diesem schweren Proceß neu gekräftigt und ge- einigt hervorgehen. In dieser Hoffnung lassen Sie uns mit Ruhe und Entschlossenheit — ein Jeder an seinem Orte — allen .kommenden Ereignissen entgegensehen." Nachdem auf Veranlassung des Vicepräsidenten Oehmichen die Kammer durch Erheben von den Sitzen dem Präsidium den Dank für die Leitung der Verhandlungen ausgesprochen, nahm auch Herr v. Beust Gelegenheit, dem Präsidenten wie der Kammer den Dank der Regierung darzubringen. Mit reinem Gewissen sei die Re gierung vor die Kammer getreten, mit ruhigem Gewissen gehe sie der Zukunft entgegen, gestärkt durch das empfangene Vertrauen de« Landes. Sie werde stets ihrer hohen Pflicht eingedenk bleiben, die sie der Kammer gegenüber übernommen habe. Der Minister schloß mit den Worten: „Mögen wir uns beim künftigen Wieder sehen nur Gutes und Willkommenes zu sagen haben!" Mit einem dreifachen Hoch auf König, Vaterland und Verfassung ging die Kammer auseinander. Die I. Kammer trat den gestrigen Beschlüssen der II. Kammer bezüglich der Petition des StadtratHS zu Freiberg nach kurzer Debatte bei, worauf ebenfalls nach einer Ansprache des Präsidenten die Kammer mit einem Hoch auf den König geschlossen wurde. Morgen sind beide Kammern nach Pillnitz zur Tafel geladen. Sachsen. Freiberg, 14. Juni. In der 9., 10., 11. und 13. öffentli chen Sitzung der Stadtverordneten wurde der im Referat über die 5. diesjährige öffentliche Sitzung erwähnte Bericht der außeror dentlichen Deputation für kirchliche Angelegenheiten berathen. Diese Berathungen führten zu folgenden Anträgen des Col legiums : 1) der Stadtrath wolle mit der hiesigen Geistlichkeit wegen Ab lösung des Beichtgeldes sür die öffentliche Communion und für die Sonntags nachher stattfindende Privatcommumon in Verhandlung treten und bei diesen Verhandlungen den Weg fall des (für die ansässigen Parochianen bestehenden) Beicht- zwangcs in Erwägung ziehen 2) der Stadtrath möge dahin wirken, daß bei jeder Beerdigung ein Geistlicher am Grabe den Segen spreche; 3) der Stadtrath wolle den Wegfall des Klingelbeutels vermit teln, den durchschnittlichen Ertrag desselben aber dem geistli chen Einkommen durch vor der Kirche ausgestellte Becken oder sonst auf geeignete Weise möglichst sichern; 4) der Stadtrath möge bei dem Königl. Ministerium des CultuS für den Wegfall der Aufgebote unter Aushängung der Namen der Brautpaare innerhalb der Kirche sich verwenden und 5) der Stadtrath wolle im Einverständniß mit der Königl. Kircheninspection die in's Freie fallenden Kirchenstände nicht anderweit vergeben, sondern bis zur künftigen Erledigung aller Verlösungen auf Kündigung für gewisse Zeit, vielleicht auf je 5 Jahre gegen AinS vermiethen (wobei das etwa nach dem Gesänge des Hauptliedes erfolgende Oeffnen der unbe setzt gebliebenen Stände zum freien Gebrauche ausbeduugcn werden könne), auch wolle der Stadtrath in nächster Zeit eine Revision der Rechtmäßigkeit der dermaligen Bcsitzverhältnisse der Kirchcnstände in den einzelnen Kirchspielen vornehmen. Der Antrag 1. wurde mit 10 gegen 8 Stimmen, die übrigen Anträge aber einstimmig oder doch mit überwiegender Majorität angenommen. — ü. Freiberg. Den 13. d. Ml«, in den Nachmittagsstunden schlug der Blitz in das Hau» des Kirchvaters Schmidt in Hilbers dorf, ohne zu zünden, richtete aber sonst viel Schaden an; ferner in da« HauS de« Hüttenarbeiters Otto in Niederbobritzsch und in die Wohnung des Gutsbesitzer» Fleischer in Oberbobritzsch; beide Wohnungen, letztere mit Seiten- und Nebengebäude, sind ein Raub der Flammen geworden. Leipzig. In der Nacht des 9. d. M. wurde in Machern von dem Sohne des dortigen GastwirtHS ein der Tollwuth ver dächtiger großer fremder Hund erschossen, welcher schon am Abend vorher sich dort gezeigt und über verschiedene Dörfer dorthin seinen Weg genommen hatte. Am andern Morgen biß ein anderer frem der Hund in Bennewitz mehrere Hunde und nahm seinen Weg nach Wurzen, wo er von dem ihn verfolgenden Gutsbesitzer Wetzig erlegt wurde. Beide Hunde fand der dieselben sccirende Thierarzt für wuthkrank, es sind daher auch die sämmtlichcn gebissenen Hunde, soweit sie ermittelt, gctödtct worden. Budtssln, 12. Juni. (B. N.) Zu dem hiesigen Woll--, markte war nicht ganz die Hälfie de« vorjährige» Wollquantum« eingebracht worden. Verkauft wmde, bi« auf einige Posten, in wenig Stunden Alle«. Preise b bi« 10 Thlr. niedriger wie im vorigen Jahre, nur böhmische Wollen erzielten fast die alten Preise. Vermischtes. * Den Berliner Spitzbuben kann man bei Ausübung ihre« Ge schäfts gewiß keine Blödigkeit beimessen. Eine Frechheit sondergleichen aber beging ein Dieb, der von einem Tische vor dem Locale zum „dustern Keller" sich mit einem Weißbierglase entfernte und eine halbe Stunde später mit demselben in dem Lokale selbst erschien, wo er für daS GlaS S Sgr. cinkasstrte, di- er als Pfand dafür zurückgelassen haben wollte. Der Wirth, sein Glas erkennend, zahlt ohne Bedenken. Erst als der Dieb sich entfernt, erinnerte sich einer der Gäste des Burschen und des Diebstahls. * (Ein drolliger Sprechfehler.) Bei der feierlichen Eröffnung des Landtages in München ist ein absonderlicher Zwischenfall vorgekommen. Nachdem der König nämlich die Thronrede verlesen, erklärte der StaatSminister den Landtag sür „geschloffen." „Eröffnet," „eröffnet," rief ihm Ministerial-Director v. Wolfganger zu, daß er sich allerwesentlichst versprochen habe, und demgemäß seine Worte berichtigte. Scherzweise wurde hinterher geäußert, der Herr Minister habe unwill kürlich seine inneren Wünsche offenbart. * Nach einer Aeußerung des vr. Nölaton, der bekanntlich die Kugel aus Garibaldi's Fuß gezogen hat, soll letzterer völlig außer Stande sein, eine Campagne mitzumachen. Jede starke Ermüdung und Anstrengung kann ihn heute wieder auf'S Krankenlager werfen und es dabei um sein Leben gethan sein. * Die in Joinville (Hauptort der Colonie St. FranciS-o in Brasilien) erscheinende „Colonic-Zeitung" schreibt allen Ernstes, daß in Deutschland, wo vieler Orten die ländlichen Arbeiter mangeln, manche der größeren Landwirthe schon mit dem Gedanken umgingen, freie Neger aus Nordamerika einznführen! Neueste Post. DaS neueste „Dresdner Journal" enthält nachstehende tele graphische Nachrichten: Frankfurt a. M., 14. Jani. In der heutigen BundeStagS- sitzung wurde mit neun gegen sieben Stimmen die Mobil machung des 7., 8., 9. und 10. BundeSarmeecorpS beschlossen, Preußen, Baden, Luxemburg die XU. Curie (Sachsen-Weimar Sachsen-Meiningen, Sachsen-Altenburg und Sachsen-Koburg-Gotha), die XIV. Curie (Mecklenburg-Strelitz und Mecklenburg-Schwerin), die XV. Curie (Oldenburg, Anhalt, Schwarzburg - Sondershausen und Schwarzburg-Rudolstadt) und die XVII. Curie (Lübeck, Bremen, Frankfurt, Hamburg) stimmten nicht dafür. Nachdem Preußen schon bei der Umfrage gegen jede geschäft liche Behandlung des „bundeswidrigen" Antrags protestirt hatte, erklärte der Gesandte nach der Schlußziehung, er betrachte den bis herigen Bundesvertrag als erloschen, lege das Project eines neuen Bundes vor und erkläre seine Thätigkeit an der Versammlung für beendet. Derselbe verließ hierbei alsbald den Sitzungssaal, während das Präsidium erklärt, unter Hinweis auf Artikel I der Bunde«- acte und Artikel 5 der Wiener Schlußacte, daß der Bund ein un auflöslicher Verein sei, auf dessen ungeschmälerten Fortbestand da« gesammte Deutschland ein Recht habe und aus dem der Austritt keinem Mitgliede freistehe. Auf Einladung de« Präsidiums schloß sich die Bundesversammlung dem feierlichen Proteste und der Wahrung der Rechte und Zuständigkeiten des Bundes, der in vollkommen bindender Kraft fortbesteht, an. Frankfurt, 14. Mai. Da« preußische Reformproject einer neuen Bundesverfassung soll in der heutigen Bundestagssitzung mit besonderer Motivirung übergeben werden. — Frhr. v. Gablenz reiste heute Vormittag von hier nach Wien ab. Die bayerische Besatzung erhielt Marschbereitschaftsordre, angeblich soll sie in» Lager bei Würzburg gehen. Hannover, 14. Juni. (Ueber Berlin.) Es heißt, die hannöversche Regierung habe da» Ansuchen Preußens auf Durchzug einer Division von den Elbherzogthümcrn nach Westfalen und nach ter Provinz Sachsen beanstandet.