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Academia Medicinae Dresdensis Eine Zukunft, die offen und licht vor uns liegt Uebe Mitarbeiter, liebe Stundenten! Ich begrüße Sie als Bürger der Bundes-' republik Deutschland. Gestern vor einem Jahr sind die Züge mit den Flüchtlingen aus der Prager Botschaft durch Dresden gefahren und damit begann alles. Der Ruf „Wir sind das Volk!", das waren diejeni gen, die entschlossen waren, hierzu blei ben. Das hat sich dann gewendet zu dem Ruf: „Wie sind ein Volk!" Gestern hat ganz Deutschland die Wiedervereinigung gefeiert. In den nächsten Jahren werden unsere Kinder und Enkel in den Ge schichtsbüchern lesen, daß das eine der größten Tage der deutschen Neuge schichte ist, vergleichbar mit der Reichs gründung 1871. Meine sehr verehrten Damen und Her ren! Nach 40 Jahren hat jeder von uns eine DDR-Geschichte oder ein DDR-Schicksal in das gesamte Deutschland mit einge bracht. Wir brauchen eine exakte, sau bere Aufarbeitung der Vergangenheit. Wir brauchen aber weit vielmehr den Blick in die Zukunft, die eigentlich offen und licht vor uns liegt. Wir bringen in die gesamtdeutsche Landschaft des Hochschulwesens eine Hochschule ein, die einen Namen hat, die Viel geleistet hat - unsere größte Stärke war immer die Ausbildung der Stu denten - und ich glaube, wir sollten uns alle Gedanken machen, was wir für die Zukunft besser machen können, damit dieser gute Name gewahrt bleibt. Es ist von sekundärer Frage, ob wir in diese Zu kunft solo, mit der Technischen Universi tät oder in einer Gesamtdresdener Uni versität auftreten werden. Ich glaube, das Potential, das unsere Hochschule besitzt, dieses einzubringen, zu wahren und zu vermehren, ist unsere vorrangige Auf gabe. Wir werden in den nächsten Tagen auf gesetzlicher Grundlage den Betriebsrat wählen und den Konvent. Wir haben eine finanzielle Absicherung für das nächste Jahr. Ich habe keine Angst, daß irgendje mand an den Fundamenten unserer Hochschule rüttelt. Ab heute sind wir auf einer gesetzlichen Grundlage. Es besteht überhaupt kein Grund, Zweifel daran zu hegen, daß unsere Hochschule vielleicht und irgendwo unter den Hammer fallen könnte, ganz im Gegenteil. Als äußeren Ausdruck dafür werden wir um 15 Uhr das Richtfest am Zentrum für operative Medizin feiern. Es wird weitergebaut und wir werden auch noch andere Objekte in Angriff neh men. Ich glaube, wir alle zusammen, wir sind eine der wenigen Hochschulen der ehemaligen DDR, wo es in den letzten 9 Monaten gesittet zuging. Wir alle haben Recht, unbeschwert in die Zukunft zu ge hen. Ich bedanke mich. (Prof. Knoch) Feierstunde zum Tag der deutschen Einheit Einen Tag nach Deutschlands Vereinigung trafen sich im Hör saal des Rektoratsgebäudes Mit arbeiter und Studenten zu einer Feierstunde. Magnifizenz Prof. Dr. med. Dr. h. c. Knoch begrüßte mit großer Freude die Ehrengäste: Seine Kö nigliche Hoheit Prinz Albert zu Sachsen und Gemahlin, den Nachfahren der Familie unseres Namenspatrons Carl Custav Ca rus und Stiftswärt der Carus-Fa- milien-Stiftung, Herrn Hans Ca rus nebst Gemahlin, sowie unse ren Freund und Förderer, den Generaldirektor des Deutschen, Hygiene-Museums, Herrn Dr. Netz. Professor Knoch begrüßte weiter sehr herzlich unsere Eh rensenatoren und Emeriti. An diesem denkwürdigen Tag empfingen die neu ernannten Professoren ihre Berufungsurkun den und Magnifizenz ernannte eine Reihe von Mitarbeitern zu Privatdozenten. Den Wortlaut der gehaltenen Reden lesen Sie bitte auf dieser Seite. Seine Königliche Hoheit Dr. Albert Herzog zu Sachsen Wissenschaft und Kultur soll in Sachsen blühen dir geeh pnitizienz, und Hei Magnifizenz, sehr geehrte Herren Pro fessoren, meine Damen und Herren, liebe Freunde! Wir haben gestern, am 3. Oktober, zwei große Gedenken in einem gefeiert. Einmal wurde Deutschland erstmals seit Ende des unglückseligen zweiten Welt krieges zu einem Staat wiedervereint. Wir sind seit gestern eine Bundesrepublik Deutschland. Zum zweiten haben wir am gestrigen Tag ab Mitternacht die Wieder entstehung unseres Landes Sachsens ge feiert. Ich meine, diese beiden wichtigen Gedenkeh sollten wir zu einem vereinen und sollten uns bemühen, aus diesem Tag auch für die Zukunft Folgerungen zu schließen. Eine wichtige Frage erscheint mir, die geschichtliche Bedeutung des Landes Sachsens in einem gesamtdeutschen Bundesstaat kurz zu umreißen: Zunächst einmal, was bringt dieses Land Sachsen in diesen neuen deutschen Bundesstaat mit ein. Ich darf hier etwas in die Ge schichte zurückgreifen und hier gleich ei nen ganz wichtigen Punkt herausgreifen. Sachsen ist und war immer ein Garant des Föderalismus in Deutschland, Ich glaube, alle Experimente, die mit einem Zentralismus bei uns einhergegangen sind, sind schiefgelaufen. Wir sollten aus der Geschichte Sachsens, die über 1 000 Jahre zurückreicht, den Föderalismus als einen wichtigen Gedanken in das heue Deutschland mit einbringen. Zum zweiten erscheint mir wichtig, daß Sachsen im Lauf seiner Geschichte auch einen wesentlichen Beitrag zur deutschen Frage geleistet hat. Ich möchte hier eine Persönlichkeit aus der Geschichte meiner Familie herausgrei fen. Das ist König Johann von Sachsen, der von 1854 bis 1873 regiert hat und in den Jahren 1860 bis 1866 wesentliche Vorschläge zur Umgestaltung des deut schen Bundes und nach 1866 des nord deutschen Bundes und später des preu ßisch-deutschen Reiches unterbreitet hat. Ich möchte hier vielleicht noch etwas er wähnen, was mir wichtig erscheint. Sach sen hat von 1815 bis 1866 eine Politik ge trieben, die durch eine Zwiespältigkeit .gekennzeichnet war. Aus allgemeinen politischen Gründen stand dieses Land damals auf der Seite Österreichs und da mit des großdeutschen Gedankens. Auf wirtschaftlichem Gebiet aber, um die Ex porte zu sichern, stand es auf der Seite Preußens. Und diese zwiespältige hat dann dazu geführt, daß Sachsen eben 1834 in den Zollverein eingetreten ist und später auch nach 1866 in das Zollparla ment. Aber meine Familie hat bis 1918 stets den Gedanken weitergeführt, daß eigentlich der Kaiser von Österreich als Repräsentant des guten großdeutschen Gedankens der eigentliche Herrscher in Deutschland war. Und nun noch ein weiterer wichtiger Punkt, den ich hier erwähnen möchte. Das ist die kulturelle und wissenschaftli che Stellung dieses Landes. Man kann in der Geschichte Sachsens seit Beginn der Neuzeit immer einen engen Draht des Hauses Wettin zu Kultur und Wissen schaft verfolgen, und das war eigentlich die Stärke meiner Vorfahren aus dem Hause Wettin. Diese wichtige Stellung glaube ich, sollte man auch in der Zu kunft weiterführen, und ich habe bereits seit Beginn dieses Jahres in zahlreichen Diskussionen immer wieder den Vor schlag gemacht, man sollte die prakti schen Erfahrungen aus 1 000 Jahre Ge schichte Sachsens und über 900 Jahre Zusammengehörigkeit Haus Wettin mit Sachsen in die Diskussion um eine neue sächsische Verfassung mit einbringen. Es ist aber noch etwas anderes wichtig. Der Verfassungsentwurf, der Gohrische-Ver- fassungsentwurf genau, hat einen wichti gen Satz im Paragraph 1 geprägt und der lautet: Sachsen ist ein Kulturstaat. Und das ist, glaube ich, eine der wichtigsten Sätze dieses ganzen Verfassungsentwur fes. Diesen Satz sollten wir uns merken, um zu betonen, wie wichtig das auch für die Stellung der Wissenschaft ist. Denn Kultur und Wissenschaft hängen ja ganz eng zusammen. Eine weitere wichtige Frage der ge schichtlichen Bedeutung des Landes Sachsen ist die Brückenstellung zu den Nachbarländern im Osten und Südosten Europas. Ich meine, man sollte die guten Kontakte, die in den vergangenen Jahren hergestellt wurden zu Universitäten und Hochschulen im Osten durchaus beibe halten und sie für Gesamtdeutschland nutzbar machen. Aber ein Verhältnis möchte ich hier besonders erwähnen, das ist das Verhältnis zu Polen. Sie wis sen, Sachsen grenzt unmittelbar an die ses Land an. Ich 'finde es persönlich und ich glaube, viele von Ihnen denken ge nauso, für einen bedauerlichen Rückfall, daß seit gestern zwischen Polen und Ge samtdeutschland wiederum der Visum zwang eingeführt wurde. Wir sollten alles machen, um diesen unerfreulichen Zu stand möglichst schnell ad acta zu legen, denn wir stehen ja mitten in der Einigung Europas und hier sind solche Maßnah- chschulleh bestehen. Dann möchte ich aber noch e Akademie wichtiges hier anführen, was Sie, g hte ich v ich, gerade als Hochschule inte nun nac sieren wird. Meine Familie hat sei gangenhei ginn der Neuzeit immer sehr stark gabe ist, wirtschaftliche und soziale Komporteintes Det bei der Behandlung der Kultur- undlhen Dem men, die einen Rückfall in das 19.KhläBlich , hundert darstellen, durchaus ungeerich heui um ein freundschaftliches Verhältnis US.Familie Nachbarland anzubahnen. schaftsfragen betont. Ich meine, aus dem sollte dieses wichtige Erbe auf de sind gefo Gebiet ebenfalls in die künftige ft Nachwuc tung eines Landes Sachsen und eines Sitzen. Ai samtdeutschen Bundesstaates mit jwird im bringen. Sachsen hat ja, wie Siews mtdazu I immer im Mittelpunkt bedeutenden le große I senschaftlicher und. kultureller Ereig« er geeinte gestanden, und ich meine, wir kömt ngsvertrag damit einen wichtigen Beitrag auch ert Wir vi die Zukunft leisten. isiertwird Aus Anlaß der bevorstehenden U dauern, b tagswahlen am 14. Oktober ist es wir gelenkt daß auch die politischen Parteien in naturger sem Land sich zu der führenden Stet aber sinc vielfältig und Auste wissensc gute Sache, wenn manche Politika Wahlkampf von Schrumpfung sprec ^ zu klän d. h. Gesundschrumpfung von wis schaftlichen und kulturellen Einrict Sachsens als Kultur- und Wissensces Deuts land bekennen. Ich halte es für eine der zusam i von Carl mir ihre nen Sparpolitik zum Opfer fallen sollten vielmehr noch weiter bes gen. Wir sollten alles tun, daß nichtd roblemati: wichtigen Stellen einer falsch verst ’ Wl Caru: sein, diese Stellen auszubauen, i wenn dazu persönliche Opfer von; g mitgete tut für Kr zheim ur Teilen der Bevölkerung möglich < für , werden. Sachsens Stellung als 4S Ur A P u und Wissenschaftsland ist schle hricht vo wichtig im gesamteuropäischen Rahn Dr. Pau Zum Schluß möchte ich aber« t über c noch betonen, daß Sachsen gute CM unseres tereigenschäften besitzt. Ich möchted Die Fami davon hervorheben. Einmal den G fast 100 v befleiß, dann die Arbeitsfreude ■ hische W schließlich die Liebe zur Heimat. W egt wurde diese drei Eigenschaften freien Laif n Wunsc der weiteren Entwicklung dieses La r Biblioth bekommen, wird dieses schöne Sach raktzum < als eines der ersten der neuen Bundes | Gustav ( der bald eine eigenständige Rolle sp etwa 300 können, d. h. unabhängig sein von' einer Bro ziehen Zuwendungen von dritter $ 1 Gustav Das sollten wir uns alle wünschen Cht werde bin erfr Ich darf Ihnen auch zu dieser 9 Wende alles Gute wünschen und' ^Verwarn mich freuen, wenn der Kontakt detin Verwan rus-Akademie zum Hause Wettin erT Dr. n bleibt. (Leicht ge7-1854, <