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u ACADEMIA MEDICINAE DRESDENSIS 1. Jahrgang Nr. 3/12. Februar 1990 Preis 10 Pfennig 2 6.0290. Hochschulzeitung der Akademie „Carl Gustav Carus" Investitur des neuen Rektors Der Wissenschaftliche Rat der Medizi nischen Akademie „Carl Gustav Carus" wählte am 7. Dezember Herrn OMR Prof. Dr. sc. med. Dr. h. c. Hans-Georg Knoch zum neuen Rektor. Am 2. Februar nahm der Staatssekretär im Ministerium für Bildung, Professor Garscha, die feierliche Investitur des Rek tors vor. Herzlich begrüßte Gäste waren Rekto ren und Prorektoren Dresdner Hochschu len sowie der Medizinischen Akademien Erfurt und Magdeburg, der Bezirksarzt, Mitglieder des Krankenhausrates der Stadt Dresden, Ehrensenatoren und eme ritierte Professoren unserer Hochschule. Namens des Ministers für Bildung, Pro fessor Emons, überbrachte Minister Gar scha die Grüße des Ministeriums und stellte erste Gedanken für die künftige Stellung der Universitäten und Hoch schulen, in der sich revolutionär erneu ernden Gesellschaft vor, die sich sehr mit den Überlegungen, die an unserer Aka demie dazu angestellt wurden, im Einver nehmen befinden. Der Minister für Bildung stimme mit den Rektoren und Direktoren der Hoch schulen und Universitäten vollständig darin überein, daß die Freiheit der Wis senschaft, der Lehre und Forschung nur in autonomen Hohen Schulen zu gewähr leisten sei. Das erfordere eine grundle gende Neugestaltung der Beziehungen zwischen dem Staat, der Regierung, den Kommunen und den Hohen Schulen. Es sei auch eine radikale Studienreform der Neugestaltung der akademischen Lehre und des Studiums nötig, und das setze voraus, daß neue Regelungen für die Be werbung zur Zulassung, die Immatrikula tionen und den Einsatz der Absolventen bei voller Gewährleistung der durch die Verfassung fixierten Grundrechte demo kratisch über- oder erarbeitet werden. Auf das Wirken des scheidenden Rek tors eingehend, würdigte Professor Gar scha dessen Verdienste bei der Einlei tung der Studienreform, bei der Gestal tung der Beziehungen der Forschung zur Industrie und ihrer finanziellen und mate riellen Absicherung. Der Minister dankt Professor Schmidt für dessen aufopfe rungsvolle Arbeit, wünscht ihm sowie dem von ihm geleiteten Kollektiv erfolg reiches Schaffen. Mit der Wahl von Professor Knoch zum neuen Rektor übernehme ein be währter und international hochgeschätz ter Hochsschullehrer, Wissenschaftler und Arzt das höchste akademische Amt, das er in den Jahren 1977 und 1983 schon einmal inne hatte. Besondere Verdienste erwarb sich Professor Knoch bei der Ent wicklung der poliklinischen Chirurgie und der ambulanten medizinischen Be treuung insgesamt. Für diese kompli zierte Phase der Entwicklung unserer Hochschule und der gesamten Gesell schaft wünschte der Minister Professor Knoch viel Erfolg. Nach der Übergabe der Insignien nahm Magnifizenz das Wort zu seiner Antrittsrede. (Lesen Sie dazu bitte große Auszüge auf Seite 3.) Der Hohen Festversammlung stellte Magnifizenz die neuberufenen Prorekto ren vor und überreichte ihnen ihre Beru fungsurkunden. Es sind dies: MR Prof. Dr. sc. med. Herrmann, berufen zum Prorektor für operative Tätigkeit; OMR Prof. Dr. sc. med. Rose, berufen zum Pro rektor für Bildung und OMR Prof. Dr. sc. med. Graupner, berufen zum Prorektor für medizinische Betreuung. - Red. - Depesche an Minister Thielmann Den Rektor erreichten aus verschie denen Kliniken und Instituten Anfra gen und Forderungen für eine bes sere soziale und materielle Anerken nung der Leistungen der Mitarbeiter des Gesundheits- und Sozialwesens. Seine Antwort ist nachfolgendes Tele gramm an den Minister für Gesund heits- und Sozialwesen, OMR Prof. Thielmann, mit Datum vom 23. Januar - also noch vor der Sitzung des Mini sterrates am 25. Januar, auf der dazu beraten wurde - in dem er den be rechtigten Forderungen unserer Mit arbeiter Nachdruck verliehen hat. Sehr geehrter Herr Minister! Ihre Ausführungen am 20. Januar, die von der Demonstration der Mitar beiter des Gesundheitswesens in Ber lin übertragen wurden, sind für uns Veranlassung, Ihnen unsere Forde rungen für eine bessere soziale und materielle Anerkennung der Leistun gen der Mitarbeiter des Gesundheits- und Sozialwesens vorzutragen. Wir, die Mitarbeiter von Stationen, den Operationssälen, aus den Labora torien und Instituten fordern zur Auf rechterhaltung der Funktion des Großkrankenhauses Medizinische Akademie „Carl Gustav Carus" • eine generelle Erhöhung des Grundlohnes bzw. Grundgehaltes für alle mit adäquater Vergütung des Schichtdienstes sowie insbesondere • eine der Bedeutung des Bereit schaftsdienstes im Gesundheits- und Sozialwesen angemessene Vergütung der notwendigen Arbeitsbereitschaft. Diese Forderung verbinden wir mit besonderem Nachdruck, da u. E. die Funktionsfähigkeit der Gesundheits einrichtung stets an die Bereitschafts dienste gebunden ist. Es ist an der Zeit, der Regierung verständlich zu machen: ein intaktes Gesundheitswesen braucht zufrie dene und leistungswillige Mitarbeiter! Die Zahl derer, die unser Land verlas sen haben, ist sehr hoch. Höchste Lei stungsbereitschaft derer, die getreu ihrer Verpflichtung unter kaum ver tretbaren Umständen arbeiten, ver dienen nicht nur verbale Wertschät zung, sondern eine ihrer beruflichen Qualifikation entsprechende mate rielle Anerkennung! Ein Hilfsarbeiter darf niemals und nirgends mehr verdienen als ein Facharbeiter im Gesundheits- und So zialwesen - die Fachschulkader und das in besonderer Weise qualifizierte Personal sind entsprechend einzuord nen! Mit vorzüglicher Hochachtung OMR Prof. Dr. sc. med. Dr. h. c. Knoch, Rektor Demo für Gesundung des Gesundheitswesens Für ein gesundes Gesundheits- und Sozialwesen zu demonstrieren, waren auch die Angehörigen der Medizinischen Akademie „Carl Gustav Carus" auf gerufen. Gemeinsam mit ihren Berufskollegen aus Krankenhäusern, Polikli niken und anderen Einrichtungen des Gesundheits- und Sozialwesens unse rer Stadt Dresden vertraten sie ihre Forderungen auf der Montagsdemo am 5. Februar. Originelle Spruchbänder und Plakate, wie „Gesunde Sachsen für Deutschland im Haus Europa" verdeutlichten und bekräftigten ihr Anliegen. Herzlichen Dank an Frau Jähnig, die der Redaktion sehr schnell davon ein Foto herstellte.