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Akademie-Echo Von der Variolation zur Vakzination Aus der Geschichte der Kuhpockenschutzimpfung Die größte prophylaktische Errungen schaft des 18. Jahrhunderts im Bereich der Geschichte der Medizin war die Ent deckung und Einführung der Kuhpocken impfung. In ihrem Ergebnis ging in kur zer Zeit die Pockenmortalität rapide zurück. Ein altes chinesisches Sprichwort be sagt sinngemäß, daß ein Kind erst richtig geboren sei, wenn es die Pocken über lebt habe. Noch im achtzehnten Jahrhun dert trat diese, im klassischen Altertum als „Antoninische Pest" bezeichnete Krankheit so häufig auf, daß sie Anlaß zu der Redewendung war, daß von den Pok- ken und der Liebe niemand verschont werde. Viele Jahrhunderte lang war die Menschheit dem Wüten dieser furchtba ren Krankheit hilflos ausgesetzt, sie soll auch am Untergang vorkolumbianischer Kulturen in Mittelamerika maßgeblichen Anteil haben. Während heute die Mehr zahl aller Mediziner in Europa in ihrem Berufsleben keinen Pockenpatienten zu behandeln haben, starben vor rund zwei hundert Jahren etwa eine halbe Million Menschen in Europa an den Pocken. Die Gesamtzahl der Erkrankungen lag noch erheblich höher, doch wer eine solche Infektion überlebte, trug bis an das Ende seiner Tage entstellende Narben davon. Vor diesem historischen Hintergrund ist das Verdienst des englischen Pfarrer sohnes Edward Jenner, die gefahrlose Im munisierung gegen Pocken mittels Kuh pockenlymphe eingeführt und 1796 er folgreich experimentell erprobt zu ha ben, nicht hoch genug einzuschätzen. Über mehrere Generationen war ferner in jener Zeit schon bekannt, daß manche Landbewohner, angesteckt von den blat ternartigen Kuhpocken und bald wieder genesen, den periodisch auftretenden Pockenepidemien nicht zum Opfer fielen. Von diesen Tatsachen hatte auch der am 17. Mai 1749 in der Ortschaft Berkeley bei Bristol geborene Edward Jenner Kennt nis. Nachdem er 1775 eine Landarztpraxis in seinem Heimatort eröffnet hatte, bestä tigten ihm immer wieder Patientenbesu che und Gespräche mit den Bauern der Umgebung, daß die Inokulation mit Men schenpockenlymphe bei denjenigen keine Symptome erkennen läßt, die schon einmal an den erheblich leichter verlaufenden Kuhpocken erkrankt waren. Im Wissen um diese Tatsachen und nach zwanzig Jahren Forschung und Experi ment wagte Jenner am 14. Mai 1796 jenen legendären Impfversuch an dem achtjäh rigen James Phipps, der in die Ge schichte der Humanmedizin einging als eine der wissenschaftlichen Sternstunden der Menschheit. Jenner hatte den Impf stoff den Pusteln einer Kuhmagd entnom men, welche sich beim Melken ange steckt hatte. Das Kind erkrankte, fieberte und genas. Nun galt es den Beweis zu er bringen, daß es gegen Menschenpocken immun sei. Am 1. Juli infizierte Edward Jenner den kleinen James mit Menschen pocken - das Kind blieb frei von jeder Ansteckung, es traten keinerlei Krank heitssymptome auf, der Junge war immu nisiert. Der britische Landarzt Edward Jenner hatte im Ergebnis langjähriger Beobach tung und systematischer Vergleichsarbeit den praktischen Beweis von in zwei Kern sätzen von ihm fixierte Erkenntnis er bracht: Erstens muß man den Menschen nicht mit der gefährlichen Lymphe der Men schenpocken impfen, sondern kann zur Immunisierung die von milden Sympto men begleitete Impfung mit Kuhpocken lymphe verwenden; zweitens ist es mög lich, die Kuhpockenlymphe von Mensch zu Mensch zu übertragen. Für uns heute erstaunlich und unfaß bar, diese bedeutende Entdeckung zum Wohl der Menschheit stieß auf erbitterte Ablehnung. Nicht nur medizinische Laien verspotteten das Impfen, auch die Mit glieder der berühmten Royal Society, der Akademie der Naturwissenschaften und Mathematik Großbritanniens hielten es für ausgeschlossen, daß ein einfacher Landarzt eine solche Entdeckung ge macht haben könne. Von solchen Primiti- vismen, den Kuhpockengeimpften wür den Hörner und Schwänze wachsen, bis zu der vom berühmten deutschen Philo sophen Immanuel Kant ausgesprochenen Befürchtung, die geimpften Menschen könnten tierisch brutalisiert werden, reichten die Einwände gegen die Entdek- kung des Edward Jenner. Dennoch er oberte sich die Kuhpockenimpfung rela tiv schnell immer neue Provinzen und Länder der Anwendung. Der Tat des ein fachen Landarztes wird in seinem Hei matland mit einem Bronzedenkmal auf dem Trafalgar Square gedacht. Edward Jenner starb, endlich aner kannt und gewürdigt, am 16. Januar 1823 in seiner Heimatstadt Berkeley. Sein wis senschaftlicher Irrtum bestand darin, daß er absolut davon überzeugt war, eine ein malige Impfung würde lebenslange Im munität zur Folge haben. Das wurde im 19. Jahrhundert im Ergebnis weiterer For schungen und des wissenschaftlichen Er kenntnisfortschritts der Immunologie er kannt und durch die Seuchenstatistik belegt. Deshalb wird heute zweimal, im Kleinkind- und im Schulkindalter, eine Pockenschutzimpfung vorgenommen. Mit den seinerzeitigen Mitteln und dem Wissensstand jener Zeit war es Jenner nicht möglich, an der Forschung der in nerorganischen immunbiologischen Pro zesse mitzuwirken. Das schmälert nicht seine Pionierleistung, als einer der ersten dem Kampf gegen die Infektionskrankhei ten eine wissenschaftliche Grundlage ge geben zu haben. Georg Daniel GL ME INSCHAJ TS -AUSSTELLUNG H nKUAR MÄRZ HS MIDNZINISONE ACNDENIf caaLCuSTAVCARUS o 'X III WiiAIACS woN 1,-3 UHR In Anwesenheit des Rektors der MAD und zahlreicher bisher ausstellender Künstler wurde am 1. Februar die Jubi läumsausstellung „Mensch - Natur - Technik" eröffnet. Foto: Lange 10 Jahre Kleine Galerie im Neuen Kobalthaus „Awfgabe und Auftrag Anfang 1978 wurde mit der Übergabe eines neuen Behandlungshauses die „Kleine Galerie im Neuen Kobalthaus" an der Medizinischen Akademie „Carl Gu stav Carus" gegründet. Diese Galerie hatte und hat sich zur Aufgabe gemacht, Werke vorwiegend Dresdner Künstler auszustellen und damit den Mitarbeitern und Patienten der Strahlentherapieabtei lung die Arbeits- und Lebensbedingun gen freundlicher zu gestalten, ihnen An regungen zum Umgang mit der bilden den Kunst zu vermitteln und in Kunstge sprächen Künstler und Mitarbeiter zu konstruktiverer Auseinandersetzung mit den ausgestellten Werken zu führen. Im Januar 1988 bestand die „Kleine Gale rie" im Neuen Kobalthaus als betriebsge bundene Galerie 10 Jahre. In dieser Zeit stellten etwa 50 Künstler jeweils 2 Monate lang ihre Arbeiten aus, wurden ebenso viele Kunstgespräche geführt und eine Vielzahl Kontakte zwischen den Mitarbei tern der Stahlentherapieabteilung und verschiedenen Kunsteinrichtungen der Stadt Dresden geknüpft. Die Jubiläumsausstellung „10 Jahre Kleine Galerie im Neuen Kobalthaus" soll eine große Zahl der Künstler, die durch ihre Ausstellungen die Galerie unterstützt ha ben, unter dem Thema „Mensch - Natur - Technik" vereinigen. Die Exposition ist bereits seit dem 1. Fe-, bruar zu besichtigen und erwartet noch bis 31. März interessierte Besucher. ••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••• Gymnastik pokal verteidigt Im Dezember kamen zahlreiche ak tive Gymnastinnen der Kinder-, Ju gend- und Erwachsenenklasse zum sportlichen Wettkampf um den Grup penpokal der Stadt Dresden in der Rhythmischen Sportgymnastik zusam men. Unter anderem starteten die BSG Flugzeugwerft, HSG Radebeul, Dynamo Elbe und unsere Hochschul sportgemeinschaft der Medizinischen Akademie Dresden. Es herrschte große Spannung in der Turnhalle der 86. POS in Dresden-Klotzsche, denn der Wettkampf wurde nur durch Zehntelpunkte entschieden. Jede Gruppe startete mit zwei Übungen, wobei eine Pflicht- und Kürübung ge turnt wurden. Für gute Übungsele mente und ausgewogene Gestaltung der Übungen gab es viel Beifall. In je der Übung war spürbar, daß jede Gymnastin sich um die bestmöglich ste Ausführung bemühte. Unsere sechs Mädchen der HSG konnten nach großem Kampf den Gruppenpokal vor der HSG Radebeul gewinnen. Die Freude war natürlich sehr groß, denn wir verteidigten den Pokal, der schon zu einer langjähri gen Tradition unserer HSG gehört. Andrea Kurt, Medizinische Fachschule Herausgeber: SED-Hochschulparteilei tung der Medizinischen Akademie „Carl Gustav Carus" Dresden, Fetscherstraße 74, Dresden, 8019. Verantwortlicher Redak teur: Ursula Berthold, Ruf: 4 58 34 68. Veröffentlicht unter Lizenz-Nr. 50 beim Rat des Bezirkes Dresden. Druck: III/9/288 Grafischer Großbetrieb Völkerfreundschaft Dresden, Julian-Grimau-Allee, Dresden, 8012, Ruf: 4 86 40.