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Akademie-Echo 3 Cinhs, 2w0, drei... Gald ist das Studium vorGei ... Links, zwo, drei, vier ... aber noch sind wir hier, denn zur Zeit findet vom 30. Mai bis 1. Juli unser 9. Medizinisches Zivilverteidigungspraktikum statt. Wir Studentinnen und einige wehrdienstun taugliche Studenten des 5. Studienjahres Medizin und Stomatologie absolvieren ei nen wichtigen Studienabschnitt. Mit großer Aufmerksamkeit und Inter esse verfolgten wir das von welthistori scher Bedeutung in Moskau stattfindende vierte Gipfeltreffen zwischen Michail Gorbatschow und Ronald Reagan. Wir begrüßen die Abrüstungsvorschläge der UdSSR, die Vorschläge zur Rüstungsbe grenzung, -kontrolle und zur Einstellung der Nukleartests. Mit dem Austausch der Ratifizierungsurkunden des INF-Vertra- ges ist ein wichtiges Ergebnis erreicht worden. Indem wir nun um höchste Leistungen im MZVP streben, leisten wir unseren spezifischen Beitrag zur Sicherung des Friedens und Stärkung unseres sozialisti schen Vaterlandes; denn wir wollen im Falle von Havarien, Katastrophen und selbst bei Katastrophen ungeahnten Aus maßes, die wir zwar unter allen Umstän den verhindern müssen, mit theoreti schen und praktischen Kenntnissen aus gestattet sein. Das Ziel unseres MZVP ist es, uns als Leiter von Gruppen der 1. Ärzt lichen Hilfe und Leiter von Hilfskranken häusern auszubilden. Unsere tägliche Ausbildung erfordert von jedem Diszi plin, Einsatzbereitschaft und Verantwor tung. Von unseren Gruppen- und Zugfüh rern werden wir hilfreich unterstützt; denn sie haben bereits vor Beginn unse res MZVP ihre Ausbildung in Sonderlehr gängen absolviert. In mehreren interessant und informativ gestalteten Vorlesungen und Seminaren sammeln wir Wissen, so z. B. über die Rolle der Zivilverteidigung in der DDR oder die spezifischen medizinischen Hil feleistungen bei Katastrophen. Eine be sonders gelungene Vorlesung war die des Fregattenkapitäns Fischer von der Militärakademie, der zu aktuellen Proble men der Militärpolitik Stellung nahm. Ob die Sonne lacht, und wir auch manchmal unter der Dienstkleidung ins Schwitzen kommen, oder ob es regnet, im Waldpark oder der Sporthalle, erfolgt die physische Ausbildung - Konditions-, Kraft- und Geschicklichkeitstraining so wie Ordnungsübungen. Natürlich wollen auch wir Frauen ein ordentliches Bild ab geben, wenn es heißt: „Achtung, in Marschordnung zu drei Gliedern antre ten." Im Topografieunterricht erlernen wir die Orientierung im Gelände und z. B. den Umgang mit Karte und Kompaß. In der großen Abschlußübung und beim 10-km-Eilmarsch müssen wir dann alle unsere Kenntnisse und Fähigkeiten unter Beweis stellen. In einem öffentlich geführten Wettbe werb unter Leitung der FDJ kämpften wir um den Titel „Bester Zug", „Beste Gruppe" oder „Einzelbester". Jeder Zug hat sich ein Wettbewerbsprogramm mit konkreten und abrechenbaren Kriterien erarbeitet. Darin haben sich zum Beispiel einige Studenten zu selbstverständlich unentgeltlichen Blutspenden bereiter klärt. Außerdem will jeder Zug in zwei freiwilligen VMI-Stunden einen Beitrag zur Verschönerung unseres Akademiege ländes beitragen. Solidarität zu üben, ist für viele eine Selbstverständlichkeit. So spendeten be reits einige Züge für das Krankenhaus „Karl Marx" in Managua. Natürlich besteht unser MZVP nicht nur aus Ausbildungsstunden. Auch der kulturellen Betätigung in Form von Thea ter- und Kinobesuchen wird Raum gege ben. Für Erholung und unser leibliches Wohl in den Pausen sorgen mit einem freundlich gedeckten Tisch unsere Mäd chen vom Küchendienst. Ein Dank und Lob für ihre Arbeit. Antje Koch, Agitator, 5. Zug An der Medizinischen Fachschule der Medizinischen Akademie Dresden be steht seit über 10 Jahren ein Jugendob jekt zur Betreuung älterer Bürger in Form der Hauswirtschaftspflege - eine Initia tive, mit der sich erfreulicherweise viele junge Studentinnen identifizieren. Ge genwärtig betreuen rund 90 FDJlerinnen 45 ältere Bürger. Unterstützt und gelenkt wird das Jugendobjekt von der Volkssoli darität, in diesem Fall der Stadtbezirke Dresden-Mitte und Dresden-Ost. Mit einer besonders fleißigen und en gagierten Studentin, der zukünftigen Heb amme Annett Jalowi, verabredete ich mich an einem Sonnabendvormittag, um ihr bei der Arbeit ein bißchen über die Schulter zu schauen. Sonnabends zur Hauswirtschaftspflege? Manch andere 19jährige würde den Kopf schütteln. Aber Annett geht mit viel Elan an diese Aufgabe heran. Seit drei Jahren, also seit Aufnahme ihres Studiums betreut sie die 74jährige Hildegard Preusker, die auf Grund ihres Gesundheitszustandes nicht mehr in der Lage ist, ihren Haushalt ohne Hilfe zu bewältigen. Annett wohnt in Naundorf bei Schmiedeberg, studiert und arbeitet an unserer Medizinischen Akademie. Während ihres gesamten Stu diums hat sie es möglich gemacht, ein mal pro Woche bei Frau Preusker vorbei zuschauen. Sie bildete eine kleine Bri gade, die sich bei der Betreuung abwech selte. Eine Episode erzählte mir Frau Preusker, die besonders beeindruckt hat: . wnd sie sicht nie awf die Im letzten Jahr, als Annett im Ausland im Urlaub war, organisierte sie, daß alle Bri gademitglieder zu einer festgelegten Zeit bei Frau Preusker anrufen, ob es ihr gut „Auch wenn sie noch keine richtige Hausfrau ist, hat sie in diesen drei Jahren auf jeden Fall an Reife gewonnen." Eine Eigenschaft, die Annett in ihrem zukünfti geht, ob sie zurecht kommt oder ob sie Hilfe braucht. Sogar Annetts Freund er klärte sich bereit, bei Bedarf auszuhelfen! „Mir gefällt ihre offene Art, sie ist wil lig, geht auf Bitten ein und sieht nie auf die Uhr", sagt Frau Preusker über Annett. gen Beruf gut gebrauchen kann. Um sicht, persönliches Engagement, auch Zurückstecken, wenn es um private Dinge geht, das schätzt die ehemalige Straßenbahnfahrerin an „ihrer" Annett. Ich denke, das sagt die Rentnerin nicht nur, weil ich gerade da bin, sondern weil sie leider auch schon andere Erfahrun gen mit jungen Studentinnen machen mußte. Nicht jedes Mädchen erkennt den Wert ihrer Tätigkeit, nimmt ihre Ar beit ernst und ist zuverlässig ... Da die Betreuung älterer Bürger zum großen Teil auch eine psychische Betreu ung ist, kann Annett auch energisch wer den. „Manchmal ist sie ein richtiges Biest", meint die frühere ehrenamtliche Funktionärin der Jugendhilfe mit einem Augenzwinkern. Das Verhältnis, das die beiden zueinander gefunden haben, erin nert mich an eine Oma-Enkelin-Bezie- hung. Noch heute schwärmt Frau Preus ker von ihrem gemeinsamen Besuch der Semperoper mit Annett. Dieser sehnlich ste Wunsch der gehbehinderten Rentne rin ging in'Erfüllung, weil Annett an ei nem Wochenende extra nach Dresden kam, um sie in die Oper zu begleiten. Kein Wunder, daß Frau Preusker ein bißchen traurig ist, wenn Annett nach Be endigung ihres Studiums im Krankenhaus Dippoldiswalde arbeiten wird. Sie wünscht sich ab September wieder ein so tüchtiges junges Mädchen, das ihr hilf reich zur Seite steht. Ein verständlicher Wunsch, der sich bestimmt erfüllen läßt ... Zyka Foto: Schreier