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Nr. 27/1912 PAPIER-ZEITUN G 995 Verein der Zellstoff- und Papier-Chemiker Fachrundschau über den mechanischen Teil der Zellstoff- und Papier-Fabrikation Im Auftrage des Vereins verfaßt von Alfred Lutz in Groß-Lichterfelde-W W.-B. = Wochenblatt f. Papierfabr., P.-Z. = Papier-Zeitung P.-F. = Papierfabrikant 1910 Letzte Fachrundschau siehe 1910 Nrn. 92 bis 97 1. Vorbereitung der Rohstoffe Karl Schurz in Birkesdorf b. Düren. Kreismesser zum Schneiden von Lumpen. DRP 217174 (vom 30. März 1909 ab). W.-B. 41, 111, P.-Z. 35, 66, P.-F. 7, 1317 (1910). Am Umfang der beiden gegeneinander arbeitenden Kreis messer sind noch besondere, annähernd radial vorstehende Stahl messer eingesetzt, um die zugeführten Lumpen erst vorzuschneiden, ehe sie an die Kreismesser gelangen. Gleichzeitig dienen die vor stehenden Stahlmesser zum Auswerfen der geschnittenen Lumpen. Auflöser für Erden und Chlorkalk. W.-B. 41, 643—644 (1910). Am Boden eines Gefäßes mit halbkugelförmigem Boden sitzt ein von oben angetriebenes Flügelrad, das die zu zerteilenden Stoffe nach außen an die Wandung schleudert und dort zum Hochsteigen bringt, worauf sie innen wieder zu Boden sinken, um von neuem in den Bereich des Flügelrades zu kommen. 2. Koch-, Wasch- und Bleichvorrichtungen Gebr. Bellmer, Niefern. Vorrichtung zum staub- und verlust- freien Entleeren von Chlorkalkfässern. DRP 219393. W.-B. 41, 1110—1111, P.-F. 8, 206 (1910). Nach Entfernung des Deckels wird auf das Faß eine winkel förmig gebogene Haube gesetzt und durch Haken, die den Faßboden umgreifen, fest angepreßt. Das Ganze wird durch ein Handrad mit Schneckengetriebe um 90° gedreht, wobei die Ausgußöffnung der Haube in eine entsprechende Oeffnung des Chlorkalkaufnahme- Gefäßes eintritt. An der Haube sitzt seitlich eine Wasserzuführung mit Kugelgelenk, sodaß das Faß durch kräftige Wasserstrahlen entleert und gereinigt werden kann. Hausbrand. Ueberhitzter Dampf zum Kochen. P.-Z. 35, 691 (1910). Entgegen anderweitig ausgesprochenen günstigen Erfahrungen über Verwendung überhitzten Dampfes zum Kochen von Zellstoff wird folgendes ausgeführt: Ueberhitzter. Wasserdampf, der für direkte Kochung benützt wird, gibt in Berührung mit dem Kocherinhalt sofort seinen Wärme überschuß ab, wird dabei also zu gesättigtem Dampf. Dasselbe gilt für überhitzten Dampf in Heizschlangen. 1 kg überhitzter Dampf gibt beim Uebergang in Sattdampf für jeden Grad Temperatur gefälle etwa % WE. ab; eine erhebliche Mehrzufuhr an Wärme wird also durch die Ueberhitzung nicht erreicht. 3. Holzschleiferei und Pappenfabrikation J. M. Voith, Heidenheim. Holzschleifer für die Papier fabrikation. DRP 222577. W.-B. 41, 2191—2193; P.-Z. 35, 1764; Franz. Pat. 406278; P.-F. 8, 563 (1910). Sobald eine Presse leergeschliffen ist, geht der Kolben selbst tätig rasch zurück, aus einem Vorratsbehälter fällt Holz nach, und die Presse schaltet sich selbsttätig wieder auf Vorwärtsgang. Leer stehen einzelner Pressen ist ausgeschlossen. Das Schleifholz wird einfach oben in den Vorratsbehälter gelegt. Ad. Richard Schulze, Brüx (Böhmen). Aus einzelnen Segmenten zusammengesetzter Schleifstein zur Herstellung von Holzschliff mit innerem Betonkern. DRP 219099; W.-B. 41, 639—640; P.-Z. 35, 636; P.-F. 8, 179 (1910). Die einzelnen Segmente haben schwalbenschwanzförmige Nuten, in welche der .Eisenbetonkern eingreift. Die radialen Fugen der Segmente sind mit Zement ausgegossen. S. Vom Schärfen der Schleifsteine. P.-F. 8, 323 (1910). Die beste Schärfe liefert stets das Schärfen von Hand mit dem Hammer. Man spare dabei die Schärfplatten nicht, denn mit stumpfen Schärfplatten werden die Steine rasch schalig geschlagen, also un brauchbar. An Großkraftschleifern ist für Handschärfung meist keine Möglichkeit. Das Schärfen mit der Rolle sollte stets unter Zufuhr von Wasser erfolgen, weil sonst die Vertiefungen zwischen den Spitzen der Rolle sich rasch mit Fasern, Sand usw. vollständig ausfüllen, sodaß ein Schärfen unmöglich ist. Ein halbscharfer Stein läßt sich schlecht schärfen; man warte daher lieber, bis er glatt abgefahren ist. Die Beschaffenheit des Stoffes muß durch abwech selndes Schärfen der verschiedenen Steine ausgeglichen werden. Papyrus. W.-B. 41, 1007—1008 (1910). Bei Großkraftschleifern darf man das Schärfen nie über die ganze Steinbreite auf einmal vornehmen, sondern immer nur %, höchstens die halbe Breite schärfen, weil sonst Schwankungen in der Stoffbeschaffenheit unvermeidlich sind. Das Großkraftschleifen bietet nicht nur quantitative, sondern in erster Linie qualitativ Vorteile. Halfdan Ludwigssen Gleditsch in Sundsvali, Schweden, und Johann Daniel Ullgren in Stocksund, Schweden. Raffineur für Holzstoff mit einem rotierenden Läuferstein und einem oder mehreren gegen den Umkreis desselben anliegenden, stillstehenden Gegensteinen. DRP 219592. W.-B. 41, 930; P.-Z. 35. 796; P.-F. 8, 231 (1910). Die Gegensteine werden gegen den Läufer eingestellt durch Federn, deren Wirkung mittels Schrauben regulierbar ist. K. Leonhardt. Verwendung des Abwassers im Schleiferei betrieb. W.-B. 41, 1710 (1910). Die Wiederverwendung des Abwassers der Entwässerungs maschinen wird empfohlen, da die wiedergewonnenen feinen Fasern den Stoff verbessern, und an Frischwasser gespart wird. Die Ab wässer von den Rundsieben gehen in einem offen gemauerten, jedoch zugedeckten Kanal zu einem kleinen Sammelbehälter und werden von da mit Hilfe einer kleinen rotierenden Pumpe auf möglichst geradem Wege in die Schleiferspritzrohre gedrückt. Auch können bei günstiger Lage die Raffineure angeschlossen werden. Die Spritz rohre für die Sortierer erhalten Frischwasser. Einleiten des Ab wassers in den Frisch Wasserbehälter endet stets mit Verschmutzung sämtlicher Rohrleitungen. Unbedingt nötig ist, daß die Abwasser leitungen durch Klappen in den Krümmern leicht zu reinigen sind, und daß der gemauerte Kanal jeden Sonntag ausgespritzt wird. Nur da, wo Wasser auch für Holländer und weitere Zwecke gebraucht wird, kommt ein besonderer Hochbehälter für Abwasser in Frage. Empfohlen werden trichterförmige Stoffänger mit selbsttätiger Absaugung der abgesetzten Stoffe. S. Spritzwasser in der Papier-, Pappen- und Halbstoff fabrikation, besonders auf Rundsiebmaschinen. W.-B. 41, 1785 bis 1786 (1910). Das Spritzwasser soll den gerade am Filz befindlichen Wasch flügel treffen. Die Waschflügel sollen stets gegen die Laufrichtung des Filzes arbeiten; dieser ist dabei weniger zu spannen. Sorgt man dann noch für genügenden Druck des Spritzwassers, so kann man die Filze in der Maschine lassen, bis sie verbraucht sind (bis zu 8 — 9 Wochen). H. C. Pappenmachen und Holzschleifen. W.-B. 41, 1608 bis 1609 (1910). Wenn Holzpappen aufblättern, liegt dies meist an Verwendung zu grober Steine oder allzuvielem Schärfen. Feinkörnige, weiche, wenig geschärfte Steine geben den Pappen Härte, Glanz und Klang; solche Pappen lassen sich jedoch des Zusammenklebens wegen nicht in Stößen, sondern nur einzeln pressen. Für Durchschnittspappen gilt es einen Mittelweg ein zu schlagen. Benno Schilde in Hersfeld, H.-N. Kanaltrockner für Pappen tafeln mit in mehreren Abteilungen zerlegtem Trockenkanal. DRP 219431. W.-B. 41, 822; P.-Z. 35, 714; P.-F. 8, 205 (1910). Die Trockenluft wird so geführt, daß vorzugsweise der mittlere Streifen der Pappen in senkrechter Richtung von ihr bestrichen wird. Pluto. Holzschleiferei-Praxis. W.-B. 41, 624—627 (1910). Verfasser hat in einer modernen, ausführlich beschriebenen Großkraftschleiferei (1000 PSe) einen Kraftverbrauch von 8,3 Tages-PS für 100 kg Stoff herausgerechnet und verwirft deshalb die moderne Großkraftschleifcrei, die zudem einem ständigen Wechsel in der Beschaffenheit des Stoffes, entsprechend den Perioden der Schärfung, unterworfen sei, ohne daß man regulierend eingreifen könne. Prof. Kirchner betont in einer Nachschrift, daß man beim Groß druckschleifen mit 6 Tages-PS Kaltschliff und Heißschliff von besserer Beschaffenheit herstellen könne als mit der alten Kalt schleifmethode, die 10-12 Tages-PS für 100 kg lufttrockenen Stoff brauchte. Josef Leiß, Westerham. Holzschleiferei-Praxis. W.-B. 41, 926—927 (1910). Verfasser bezweifelt die Richtigkeit der Kirchnerschen Zahlen über den Kraftverbrauch der Großkraftschleifer. Solche Versuche müßten mindestens eine Woche dauern. Guten, zu besseren Pa pieren verwendbaren Schliff erhält man auf weichem Sandstein bei wenig Druck. Als Nachschrift hierzu teilt Prof. Kirchner mit, daß eine Anlage mit Großdruckschleifer neuerdings einen guten, für bessere Papiere, tauglichen Schliff mit 5,5 Tages-PS für 100 kg Stoff fertigt.