Volltext Seite (XML)
)APIER=VERARBEITUNG lö Bu CH GE WERBE E^l Papierverarbeiter-Tage in Konstanz Der gesellige Teil der Konstanzer Tagung hatte teilweise durch ungünstiges Wetter zu leiden; doch die frohe Feststimmung der trotz der großen Entfernung ziemlich zahlreichen Teilnehmer half über die Unbilden der Witterung hinweg. Der für Donners tag, 23. Mai 1912, abends 8 Uhr, in Aussicht genommene Be such des Stadtgartens mußte infolge strömenden Regens unter bleiben. Damen und Herren fanden sich statt dessen im Saal des Hotel Terminus zusammen, wo freundliche Begrüßungen und die Auffrischung alter Bekanntschaften erfolgte. Am Freitag, 24. Mai 1912, wurde während der Haupt-Ver- sammlung des Papierindustrie-Vereins den Damen Gelegenheit gegeben, unter sachkundiger Führung die Museen, Gemälde galerien, Kirchen usw. zu besichtigen. Nachmittags 3 Uhr fand im Insel-Hotel die Festtafel statt, an der etwa 50 Personen teil nahmen. Auch der Oberbürgermeister von Konstanz, Herr Dr. Weber, folgte zur Freude der Anwesenden der an ihn er gangenen Einladung. Die Reihe der üblichen Tischreden er öffnete Herr Max Krause, Berlin, mit einem Dank an die Stadt Konstanz und mit dem begeistert aufgenommenen Hoch auf den Kaiser und den Großherzog von Baden. Herr Direktor Schmidt bot in launigen Anspielungen auf das schlechte Wetter namens der Konstanzer Vereinsmitglieder einen herzlichen Willkommgruß, worauf Herr Oesterreicher, Leipzig, mit einem Hoch auf die Stadt Konstanz antwortete. Sehr interessante Bemerkungen flocht Herr Oberbürgermeister Dr. Weber in eine mit größter Aufmerksamkeit verfolgte Tischrede ein. Er wies darauf hin, daß Konstanz durch die Erfindung des Grafen Zeppelin (der im Insel-Hotel das Licht der Welt erblickt hat) einen besonderen Aufschwung erlebt hat und noch erlebt, da der Bodensee nunmehr eine wichtige Stätte fing- und schiffahrts technischer Versuche geworden sei. Für die Arbeiten des Papier industrie-Vereins und der Zollvereinigung fand Herr Ober bürgermeister Dr. Weber Worte wärmster Anerkennung, und sein Hoch galt dem Vorstand, dem Vereinsanwalt und dem Syndikus. Mit Schillers Worten „Euch, Ihr Götter, gehört der Kaufmann; Güter zu suchen geht er; doch an sein Schiff knüpfet das Gute sich an” gedachte Herr Justizrat Holz, Berlin, der kulturellen Leistungen des industriellen Unternehmertums und weihte dem Vorstand des Vereins sein Hoch. Der als humoristi scher Tafelredner unerreichte Herr Beyer, Dresden, gedachte der Damen und hatte damit wie immer hinreißenden Erfolg. Hatte Herr Justizrat Holz sich auf Schiller berufen, so erinnerte Herr Steffen, Duisburg, an ein Wort Goethes „Was du ererbt von deinen Vätern hast, erwirb es, um es zu besitzen” und forderte die Anwesenden auf, der Verdienste des Ehrenvorsitzenden, Herrn Kommerzienrats Max Krause, Berlin, und des Ehren mitgliedes, Herrn Geheimrats Hofmann, Berlin, zu gedenken. Zum Glück hatte sich- das Wetter während der Festtafel etwas aufgehellt, und es war möglich, die prögrammäßige Fahrt mit Motorbooten nach der herrlich gelegenen Insel Mainau zu unter nehmen. Die prächtigen Anlagen der Insel und das Innere des großherzoglichen Schlosses mit seiner alten kostbaren Einrichtung und seinen vielen historischen Erinnerungen fanden bei den Be suchern allgemein das lebhafteste Interesse. Von der Insel Mainau ging es mit Motorbooten zum Waldhaus Jakob, wo die vom Papierindustrie-Verein alljährlich gestiftete Bowle winkte. Hier entwickelte sich bald eine festfrohe Stimmung, die immer wieder angeregt wurde durch außerordentlich gelungene künstlerische und humoristische Vorträge. Fräulein Stadler, Konstanz, er öffnete den Reigen der Darbietungen durch einige mit prächtiger Stimme und mit einem hinreißenden Temperament vorgetragene Lieder. Herr Beyer, Dresden, bewährte sich wieder als wirkungs voller Anekdotenerzähler. Zwischendurch brachte der Konzert meister ein sehr feines Violinsolo zu Gehör. An eine der im Garten des Schlosses Mainau angebrachten patriotischen Inschriften erinnerte Herr Berberich, Heilbronn, und lenkte die Herzen und Gedanken zum deutschen Vaterland, indem er das Lied „Deutschland, Deutschland über alles” anstimmte. Mit pracht ¬ voller Stimme sang sodann Herr Beyer den Kühleborn aus „Undine”. Herr Schmidt, Torgau, erinnerte an die Anfänge seiner Firma, an deren Entwicklung seine Gattin keinen geringen Anteil hatte. Humoristische Betrachtungen über die Bedeutung des Papiers im menschlichen Leben gab Herr Langenberg, Leipzig, in poetischer Form zum besten. Den Beschluß des stimmungsvollen Abends bildete das übliche Tanzvergnügen, an dem sich wohl alle Anwesenden beteiligten. Am nächsten Morgen machte der Himmel zuerst ein recht trübes Gesicht; aber es fanden sich doch so ziemlich alle Teil nehmer wieder zusammen, um den in Aussicht genommenen Ausflug nach Schaffhausen-Neuhausen mit Dampfboot anzu treten. Die Fahrt bot vielerlei Reize und Abwechslungen; all mählich hatte auch der Himmel ein Einsehen gehabt, und die Sonne sandte ihre verschönenden Strahlen auf das prächtige Landschaftsbild. Gegen Mittag landete man in Schaffhausen, wo in dem neu erbauten schönen Kasino das Mittagessen ein genommen wurde. Natürlich ging es auch jetzt nicht ohne Trink sprüche ab. Herr Justizrat Holz weihte den Damen sein Glas, Herr Beyer sprach auf ein frohes Wiedersehen im nächsten Jahre in Cassel, und Herr Langenberg brachte sein Hoch auf Herrn Beyer aus, der immer aufs Beste versteht, die Feststimmung zu beleben. Vom Kasino in Schaffhausen ging es sodann bei prächtigstem Wetter hinab zum Rheinfall. Hier boten sich Bilder von bezaubernder Schönheit und Großartigkeit. Die Führung war so trefflich eingerichtet, daß eine fortgesetzte Steigerung des Eindrucks bei den Teilnehmern hervorgerufen wurde. Vom Balkon des Schlosses Laufen bot sich der Rhein fall in seiner ganzen Ausdehnung; aber den gewaltigsten Ein druck machte doch der Ausblick vom Känzeli. An dieser Stelle stürzen die wuchtigen Wassermengen mit rasender Gewalt und ohrenbetäubendem Donner in die Tiefe, und hier hat wohl auch jener deutsche Dichter gestanden, der die glühendste Liebes erklärung in die Worte faßte „Mit dem Sturz des Wasserfalles rausch’ ich Nacht und Abgrund zu, Eine lieb’ ich über alles, und die Eine, die bist du!” Wieder anders, aber nicht weniger gewaltig, wirkte der Rheinfall, wenn man den mittleren Felsen der nicht völlig vom Wasser überspült wird, erklomm, was mehrere Teilnehmer unternahmen, nachdem sie in einem Kahn, dessen Steuerung natürlich besondere Kraft erforderte, um die Abläufe des Falles an den Felsen heranfuhren. Den Höhe punkt und wirkungsvollen Abschluß bildete jedoch die elektrisch- hengalische Beleuchtung des gesamten Rheinfalles, die von dem gegenüberliegenden Hotel Bellevue-Neuhausen einen un beschreiblich prachtvollen und packenden Anblick bot und bei allen Festteilnehmern einen unauslöschlichen Y Eindruck hinter lassen hat. Beim gemeinschaftlichen Abendessen im Hotel Bellevue herrschte bereits Abschiedsstimmung. Herr Krause sprach allen Festteilnehmern aus dem Herzen, indem er dem Vergnügungsausschuß und namentlich Herrn Stadler ein von allen Besuchern herzlich aufgenommenes Hoch ausbrachte. Viel Freude bereitete es auch den Teilnehmern, als Herr Müller, Schaffhausen, zum Schluß auf die vielen gemeinschaftlichen Interessen zwischen der Schweiz und Deutschland hinwies und allen zum Andenken an die frohen Stunden auf Schweizer Boden Edelweißblumen reichen ließ. Es war wieder eine in jeder Hinsicht gelungene und hoch- erfreuliche Tagung, die der Papierindustrie-Verein, die Zoll- Vereinigung und der Buntpapierverein ihren Mitgliedern bieten konnten. Mögen die schönen Stunden, die die Teilnehmer in Konstanz und Schaffhausen erleben durften, dazu beitragen, das Zusammengehörigkeitsgefühl zu stärken und zu beleben! Allen denen, die zu dein Gelingen der Tagung beigetragen haben, sei an dieser Stelle nochmals herzlicher Dank ausgesprochen! x Zu erwähnen ist noch eine Reihe von telegraphischen Grüßen, die während der Tagung ausgetauscht wurden. Wie alljährlich würden an die Witwen der um das Vereinswesen hochverdienten verstorbenen Mitglieder, Herren Kommerzienrat Nister-Nürn berg, Kommerzienrat Blanke, Barmen und Weinberg, Berlin Depeschen gesandt. Ebenso wurde”der Ehrenvorsitzende, Herr