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QD)APIER-VERARBEITUNG ■ Buchgewerbe Papierverarbeiter-Tage in Konstanz (Vorbericht) Der geschäftliche Teil der Konstanzer Tagung begann mit der 36. ordentlichen Hauptversammlung des Vereins Deutscher Buntpapierfabrikanten im Insel-Hotel, am 23. Mai 1912, nach mittags 4 Uhr. Der Vorsitzende, Herr Kommerzienrat Wilisch, Plaue, berichtete über den Stand und die Tätigkeit des Vereins, wobei insbesondere das Verhältnis zum Kartonnagenverband erörtert wurde. Für die in Aussicht stehenden Verhandlungen der Zoll vereinigung mit dem Verein Deutscher Papierfabrikanten über die künftigen Papierzölle wurde als Vertreter der Buntpapier fabrikation das neugewählte Vorstandsmitglied Herr Dr. von Maltitz, i. Fa. Friedrich Elsas junior, Barmen, bezeichnet. Das nach den Satzungen ausscheidende Vorstandsmitglied Herr Kommerzienrat Wilisch wurde einstimmig wiedergewählt und auch wieder einstimmig zum Vorsitzenden gewählt. Zur Frage der internationalen Reglung derTarabehandlurtgwurdebeschlossen, grundsätzlich rein Nettoverzollung vorzuschlagen. In den Vor stand der Zollvereinigung wurde Herr Kommerzienrat Wilisch abgeordnet. Am selben Tage, nachmittags 5 Uhr, fand die ordentliche Mitgliederversammlung der Vereinigung für die Zollfragen der Papier verarbeitenden Industrie und des Papierhandels statt. Der Vorsitzende, Herr Hermann Richter, Nürnberg, konnte auf einen sehr erfreulichen Zuwachs an Einzelmitgliedern und körperschaftlichen Mitgliedern hinweisen. Die Zahl der Einzel mitglieder hat sich von 151 auf 168 erhöht, unter welchen sich eine Anzahl erster Firmen des Faches befindet. Die Zahl der der Zollvereinigung angeschlossenen Vereine beträgt jetzt 14, und mit 7 weiteren Vereinen schweben noch die Verhandlungen bezüglich des Beitritts. Der Syndikus der Vereinigung, Herr Eugen Hager, Berlin, sprach sich in einem Bericht über die zollpolitische Lage sehr nachdrücklich gegen die seit einiger Zeit geübte einseitige Beurteilung der Meistbegünstigungsklausel aus und wies nach, daß der Kampf gegen diese Klausel in der Hauptsache als Deckmantel hochschutzzöllnerischer Bestrebungen anzusehen ist. Es wurde beschlossen, das „Handelspolitische Verständigungs-Komitee” zu ersuchen, die Frage unserer künftigen Stellung zur Meistbegünstigung auf Grund umfassender Er hebungen in Bearbeitung zu nehmen. Ueber das Zollverfahren in Frankreich wurde im Anschluß an einen Vortrag des Herrn Bruer, i. Fa. Deutsche Bürobedarfs-Gesellschaft, Goslar, leb hafte Klage geführt. Namentlich wurde auf die Härte hinge wiesen, mit der die französische Zollverwaltung Zollstrafen wegen geringer Versehen bei der Anmeldung verhängt. Neuer dings ist Frankreich (und dem gefährlichen Beispiel folgend auch die Schweiz) dazu übergegangen, Zeitschriften, auch wenn nur zufällig einmal in einer einzelnen Nummer der Anzeigen teil größer ist als der Textteil, nicht mehr zollfrei zuzulassen, sondern mit einem Zoll zu belegen und obendrein eine Zollstrafe wegen unrichtiger Anmeldung zu verhängen. Einen besonderen Punkt der Tagesordnung bildete die Zollbehandlung deutscher Waren in Oesterreich-Ungarn, worüber von Jahr zu Jahr mehr geklagt wird. Die Aussprache über diesen Punkt ergab, daß in der deutschen Industrie großes Befremden und großer Unwille über die Tarifauslegungskünste der österreichischen Zoll-Ver waltung herrscht und daß ein entschiedeneres Vorgehen der Reichsregierung gegen die ungerechtfertigte Zollbehandlung der deutschen Einfuhrgüter in Oesterreich-Ungarn unerläßlich erscheint. Der Kassenabschluß sowie der Voranschlag für 1912/13 wurden genehmigt und die beantragte Entlastung er teilt. Durch eine Aenderung . der Satzung der Zollvereinigung wurde den angeschlossenen Vereinen die Möglichkeit geschaffen, je einen Vertreter in den Vorstand der Zollvereinigung zu ent senden. Auf Grund dieser Satzungsänderung sind in den Vor stand der Zollvereinigung eingetreten die Herren P. Asheim, Berlin (Vereinigung von Buchbindereibesitzern des Geschäfts bücherfaches zu Berlin), R. Bergmann, Berlin (Verein Deutscher Briefumschlag-Fabrikanten), L. Bloch, Berlin (Deutscher Musi kalienverleger-Verein), E. Boll, Berlin (Verband der Fachpresse Deutschlands), R. Hofmann, Berlin (Deutscher Verleger-Verein), Dr. Schrüffer, Berlin (Bund der chemigraphischen Anstalten Deutschlands), Kommerzienrat Wilisch, Plaue (Verein Deutscher Buntpapierfabrikanten). Von den übrigen angeschlossenen Vereinen sind die betreffenden Vertreter im Vorstand der Zoll vereinigung noch nicht ernannt worden. Die nach den Satzungen ausscheidenden Vorstandsmitglieder, Herren Dr. Dessauer, Don dorf, Kaufmann, Krause, Lauser, Oesterreicher und Richter wurden einstimmig wiedergewählt. Zum Vorsitzenden und stell vertretenden Vorsitzenden wurden wiederum einstimmig die Herren Richter, Nürnberg, und Kaufmann, Fürth, gewählt. Ebenso wurden die beiden Rechnungsprüfer, Herren Asheim, Berlin, und Leonhardi, Berlin, wiedergewählt. In einem nicht öffentlichen Teil der Mitgliederversammlung wurde über die Zollbehandlung der Rohstoffe und der Erzeugnisse der Papier verarbeitung in der kommenden Novelle zum deutschen Zoll tarif verhandelt. Am Freitag, den 24. Mai 1912, vormittags 9 Uhr fand im Insel-Hotel unter dem Vorsitz des Herrn Max Krause, Berlin die 35. ordentliche Hauptversammlung des Papierindustrie- Vereins statt, an der auch Herr Oberbürgermeister Dr. Weber, Konstanz teilnahm, der der Versammlung den herzlichsten Will komm der Stadt und ihrer Bewohner entgegenbrachte. Ueber den Stand des Vereins wurde berichtet, daß zurzeit 826 Mitglieder dem Verein angehören. Die Mitgliederzahl könnte eine erheblich größere sein, wenn nicht innerhalb der Papierverarbeitung ein außerordentlich zersplittertes Vereinswesen herrschte. Es gibt sehr viele kleinere Fach Vereinigungen, und es herrscht vielfach die falsche Ansicht, daß die Zugehörigkeit zu diesen kleineren Fachvereinigungen die Mitgliedschaft bei einem größeren Verein wie dem Papierindustrie-Verein überflüssig macht. Hier könnte sich die Fachpresse ein sehr großes Verdienst erwerben, wenn sie die Erkenntnis fördern würde, daß nicht allein die Fach interessen der einzelnen Sonderzweige gepflegt werden müssen, sondern auch die großen allgemeinen Interessen, die der Papier industrie-Verein vertritt. Ueber die wirtschaftspolitische Lage und die künftigen wirtschaftspolitischen Arbeiten des Vereins erstattete der Syndikus, Herr Eugen Hager, Berlin einen ein gehenden Bericht. Der von dem Schatzmeister, Herrn Paul Asheim, Berlin vorgelegte Kassenbericht, sowie der Voranschlag für das neue Jahr wurden genehmigt und dem Schatzmeister Entlastung erteilt. Zu Rechnungsprüfern wurden wiederum die Herren Leonhardi, Berlin und Direktor Westphal, Berlin er nannt. Die im letzten Jahr verteilten 251 Diplome für treue Mitarbeit, sowie die bei' der diesjährigen Hauptversammlung beantragten 92 weiteren Diplome, im ganzen also 343 Diplome (gegen 318 im Vorjahr) wurden bewilligt. In Zukunft soll die Bewilligung der Diplome durch den Vorsitzenden oder dessen Stellvertreter erfolgen, während die nächstfolgende Haupt versammlung jeweilig die Bestätigung aussprechen soll. Die in den Satzungen festgelegte Bestimmung wegen der Verkaufs preise für die Diplome wurde gestrichen und gleichzeitig be schlossen, den Preis für das gerahmte Diplom von 8 M. auf 10 M. und für das ungerahmte Diplom von 3 M. auf 5 M. zu erhöhen. Das von Professor Doepier d. J. gemalte neue Diplom ist zum Preise von 1000 M. angekauft worden. Nach dem Berichte des Vertrauensmannes, des Herrn Geheimrats Hofmann sind im letzten Jahre 240 Auskünfte gegen 269 im Vorjahr erteilt worden. Die Gesamtzahl der seit Gründung des Vereins erteilten Auskünfte betrug Ende des letzten Jahres 26 375. Die Auskunfts erteilung hat eine Erweiterung erfahren durch Abschluß eines Begünstigungsvertrages mit der Auskunftei Wilh. Schmeißer & Co., Berlin. Sodann wurde eine Satzungsänderung beschlossen, nach welcher in Zukunft der Vertrauensmann für jede Auskunft in Deutschland und Oesterreich-Ungarn 1 M. (statt 50 Pf.) er hält. Vertrauliche Listen sind im letzten Jahr 215, seit Gründung des Vereins 4567 versendet worden. Ein Antrag auf Aenderung der Satzung dahingehend, in die vertraulichen Listen nicht