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1674 PAPIER-ZEITUNG Nr. 46/1912 staunlich, wie zäh alte_Fachmänner an diesen unvollkommenen Apparaten hängen. Es mag hieran schuld sein, daß im Laufe der Jahre wohl manche neue Bauart mit großen Versprechungen und theoretisch vollkommener Einrichtung angepriesen und versucht worden ist, deren praktische Verwendung jedoch sehr oft die erwarteten Vorteile nicht ergab. Daß nun auch heute noch in unserer Industrie volle Klarheit über die Anschaffung der einen oder anderen Bauart nicht vor handen ist, beweisen die immer wiederkehrenden Fragen und Ver suche zur Herbeiführung einer erschöpfenden Aussprache hierüber. In der Papier-Zeitung dieses Jahrganges enthalten die Nrn. 13, 16 und 22 wiederum solche Bemühungen. Die hierbei entwickelten Ansichten lassen jedoch nicht klar erkennen, aus welchen Gründen endgültig die eine oder andere Bauart der Knotenfänger in der Praxis als ausschlaggebend vorteil haft bezeichnet werden kann. Der sachlichen Kritik über die Ausführungen in Nr. 13 seitens des „Oberwerkführers” in Nr. 22 schließe ich mich in allen Punkten an, und es ist der Zweck vor liegender Zeilen, dem dort erwähnten Wunsche nach weiterer gründ licher Aussprache über praktische Erfahrungen nachzukommen. Die ersten Papiermaschinen waren mit Planknotenfängern ausgerüstet. Nach Hofmann’s Handbuch der Papierfabrikation benützte L. Frank in Weddersleben 1829 bei der Büttenpapier macherei zuerst einen Knotenfang. Später verbesserte Bryan Donkin in London diesen Apparat und führte ihn an der Papier maschine ein. Soviel nun auch seit dieser Zeit an der weiteren Vervollkommnung des Planknotenfängers gearbeitet worden ist, noch heute bestehen die Nachteile dieser Bauart in derselben Weise, wie schon Carl Hofmann in seinem Handbuch vor mehr als 25 Jahren ausführte und worin er sagt: „Die Hauptfehler aller Knotenfänge dieser Gattung sind, daß die Knoten und Verunreinigungen auf den Platten liegen bleiben, sich in den Schützen festsetzen und den Durchgang von Stoff er schweren. Der Maschinenführer oder sein Gehilfe muß deshalb die auf den Platten gebliebenen Rückstände in eine der Ecken zusammen- schaben und von da herausnehmen. Bei diesem Zusammenschaben werden, so vorsichtig es auch geschehen mag, kleinere Teile der Aus schußmasse durch die Schlitze gedrückt, auch veranlaßt die Ent fernung aller Hindernisse vermehrten Durchgang von Fasern, und man findet deshalb das Papier unmittelbar nach jeder Reinigung der Knotenfänger unreiner und schwerer als zuvor. Ein weiterer Uebelstand ist die Bildung längerer oder kürzerer strickartiger Faserbündel, welche häufig Verunreinigungen ein schließen und „Katzen“ genannt werden. Falls das Ganzzeug nicht gleichmäßig fein gemahlen ist, und sich einzelne lange Fasern darin befinden, können sich solche um das zwischen zwei Schlitzen be- findliche Metallstäbchen legen und ihre Enden an beiden Seiten herabhängen lassen, oder es können Fasern mit Knoten oder Ver unreinigungen in die Schlitze gedrängt und gewissermaßen darin festgekeilt werden." Weitere Nachteile der Planknotenfänger sind in den ein gangs erwähnten Nummern der Papier-Zeitung genügend auf gezählt und außerdem jedem Fachmann bekannt. Ich habe viele Jahre mit den verschiedensten Systemen von Planknotenfängern, wie Gould, Woge, White, aber auch mit dem gewöhnlichen Schlagplattenknotenfang gearbeitet und konnte infolgedessen über die Arbeitsweise dieser Apparate manche gründliche Erfahrung sammeln. Zusammenfassend kann man mit Recht behaupten, daß der Planknotenfang sowohl hin sichtlich seiner Bedienungs- und Arbeitsweise, als auch bezüglich des Kraftverbrauches und der Abnützung seiner arbeitenden Teile in keiner Bauart zufriedenstellende Ergebnisse aufweisen kann. Demgegenüber nimmt der heutige rotierende Knotenfänger eine wesentlich andere Stellung ein. Von seiner ersten Ausführung durch Chr. Wandel in Reutlingen um’s Jahr 1862 an, hat er mancherlei Verbesserung erfahren. Die neuesten Ausführungen dieser Bauart haben im System Lamort und im Dietrich-Sey bold-Knotenfang ihre vollkommensten Vertreter gefunden. Der Lamort-Knotenfänger wird besonders für Feinpapiere schon dank seiner zweifachen Größenausführung seinen Platz behaupten, aber der Dietrich-Seybold-Knotenfang kann für alle Papierstoffe Verwendung finden und wird allen Ansprüchen gerecht. Sich anlehnend an ein altes Patent von Reinicke & Jasper in Köthen, besitzt der Dietrich-Seybold-Knotenfang einen langsam rotierenden Sortierzylinder, der nicht geschüttelt wird. Der Stoffdurchgang erfolgt von außen nach innen und wird unterstützt durch eine verstellbare, kreisbogenförmig sich auf und ab bewegende Schwingplatte, welche unterhalb des Zylinders angeordnet ist. Die in den Schlitzen des Zylinders sich festsetzenden Knoten und Unreinheiten werden durch ein eigenartig angebrachtes Spritzrohr ununterbrochen entfernt und seitlich abgeführt. Stoffverlust entsteht hierbei nicht. Es ist nur erforderlich, die Schwingflügel richtig einzusetzen. Dann wird kein Stoff vom Zylinder hochgenommen. Ebenso ist es undenkbar, daß sich Un reinheiten innerhalb des Zylinders ansammeln und darin zu einer „Wurst” ausbilden. Der Innenraum des Zylinders ist stets bis zur Hälfte nur mit dünnflüssigem, reinem Stoff angefüllt. Unsere Fabrik arbeitet mit 6 Papiermaschinen die ver schiedensten Stoffe: Fettdicht Pergamyn, Surrogat- und holz freie Post- und Schreibpapiere, melierte und langgefaserte Kuvert- und Umschlagpapiere, langfaserige Tauenstoffe, holzfreie Streich- und Tapetenpapiere, Aktendeckel, Journaldeckel, Einschlag- und Bastpapiere bis zu den geringsten Sorten aus Abfallzellulose und Papierabfällen aller Art. Bei all diesen Sorten hat sich der rotierende Knotenfang in dieser Ausführung durchaus bewährt. An Hand solcher Erfahrungen läßt sich aber auch die Schlitz weite der Platten und die Leistungsfähigkeit des Apparates für alle Fälle genau bestimmen: Für alle besseren Papiersorten bis zu Aktendeckeln und melierten und gefaserten Umschlagpapieren nimmt man 0,3—0,35 mm Schlitzweite. Für geringere Sorten wie Einschlag- und Bastpapiere, wählt man 0,4—0,45 mm Schlitzöffnung. Es ist nicht zu befürchten, daß diese anscheinend engen Oeffnungen Schwierigkeiten bereiten, und die nachfolgenden Angaben aus der Praxis bezüglich der Leistungsfähigkeit des rotierenden Knotenfanges dürften in dieser Hinsicht alle Be denken zerstreuen. Bei 0,3—0,35 mm Schlitzweite erzeugen wir mit 2,2 m be schnittener Arbeitsbreite durchschnittlich 10—12 000 kg feine Schreib- und Kuvertpapiere in 24 Std., während-von den ge ringeren Sorten bei 0,4—0,45 mm Schlitzweite 12—14 000 kg mit obiger Arbeitsbreite gefertigt werden. Bei dieser geringen Schlitzöffnung wird die Sortierung völlig befriedigend. Allerdings muß bei Baststoffen der Sandfang mit gut wir kenden Fäden- und Schnürefängern ausgerüstet sein, um den Knotenfang zu entlasten und ein Verspinnen der Schwingplatte zu verhüten. Dies läßt sich aber zuverlässig erreichen. Uebrigens kann ein Stoff, der nicht durch einen Dietrich-Seybold-Knoten fang geht, auch nicht gut durch einen Planknotenfang gebracht werden. Ein Vorteil der rotierenden Knotenfänger allein läßt schon für viele Papiermacher den Wert dieser Bauart erkennen, nämlich der fast völlige Wegfall von Harz- und Schmierflecken im Siebe. Wer dünne Papiere aus geringen Stoffen zu fertigen hat, wird diese Tatsache richtig einschätzen. Das Verschwinden dieser Flecke erklärt sich wie folgt: Alle Harz- und Fettstoffe schwimmen im Knotenfang. Der langsam aus dem Stoff tretende Zylinder mantel nimmt diese Teilchen auf, und das nachfolgende Spritz rohr befördert sie zuverlässig in die Abführrinne. Welchen Einfluß das Fortfallen jeglichen Siebputzens auf die Erzeugung an Papier und die Haltbarkeit der Siebe ausübt, wird jeder Fachmann erkennen. Wir erzielten bei dünnen Bast papieren 10 v. H. Mehrproduktion im Monat durch Vermeidung von Stillständen wegen Siebputzens, und die Siebe laufen anstatt 3 bis 4 Wochen jetzt 5 bis 6 Wochen. Es steht fest, daß diese Verbesserung nur auf der reineren Sortierung des Stoffes beruht, weil die bei dem früheren Planknotenfang mit 0,8 mm Schlitz weite hindurchgehenden Knoten und Splitter Eindrücke im Siebe hinterließen, welche infolge Durchschleifens an den Saugkästen bald'die Unbrauchbarkeit des Siebes bewirkten. Die Bedienung sowohl als auch der Schmiermaterialverbrauch und der Verschleiß an arbeitenden Teilen ist bei rotierenden Knotenfängern so gering, daß sie auch in dieser Beziehung den Planknotenfängern überlegen sind. Pauli.