Volltext Seite (XML)
Nr. 42/1912 PAPIER-ZEITUNG 1527 Beurteilung der Festigkeitseigenschaften von Halbstoffen Von Professor G. Daten, ständigem Mitarbeiter der Abteilung 3 für papier- und textiltechnische Prüfungen am Kgl. Materialprüfungsamt in Groß-Lichterfelde-W. In den „Mitteilungen 1905" Seite 279 (und in Nr. 71 der Papier- Zeitung von 1906) wurde das im Amte zum Prüfen von Halbstoffen verwendete Verfahren beschrieben und das Ergebnis einiger ver gleichender Prüfungen bekannt gegeben. Wie dort bemerkt, konnten wegen Mangels an Material die Versuche nicht so weit ausgedehnt werden, daß volle Klarheit über die Zuverlässigkeit und Genauigkeit des Verfahrens erreicht wurde. Da nun nicht nur für die Beurteilung von Halbstoffen, sondern auch für wissenschaftliche Aufgaben, die unter Verwendung der Einrichtungen zum Mahlen und Schöpfen bearbeitet werden, genaue Kenntnis der Wirkung von unvermeid lichen oder absichtlichen Aenderungen in der Arbeitsausführung er forderlich ist, so wurden die Versuche, so oft sich Zeit und geeignetes Material bot, fortgesetzt. Die Fragen, deren Beantwortung versucht wurde, sind die folgenden: 1. Welchen Einfluß hat die Art des Schöpfens und Schüttelns auf die Eigenschaften des Papiers ? 2. Kann der Mahlvorgang so geregelt werden, daß wiederholte Versuche übereinstimmende Ergebnisse liefern ? 3. Wie ändert sich das Verhältnis der Festigkeitseigenschaften zweier zu vergleichender Stoffe mit der Mahldauer oder mit dem Mahlungszustand ? 4. Wie stimmen die Festigkeitseigenschaften der geschöpften Papiere mit denen der aus demselben Stoff auf der Maschine hergestellten überein ? Einfluß des Schöpfens. Das nähere Eingehen auf diese Frage Da indessen auch bei der üblichen Art des Schüttelns der Form (nach dem Ausheben) die Eigenschaften des Papiers, infolge abwei chenden Vorgehens beim Eintauchen und Herausziehen der Form, verschieden ausfallen konnten, so wurden mit einem aus 75 v. H. Lumpen und 25 v. H. Sulfitzellulose bestehenden Stoff nach 9 etwas von einander abweichenden Verfahren Papiere geschöpft und ge prüft. Jeder Versuch wurde dreimal wiederholt, wobei die her gestellten Papiere zweimal-von annähernd gleichem und das dritte Mal mit abweichendem, etwa halb so großem .Quadratmetergewicht hergestellt wurden. Die Verschiedenheiten bezogen sich teils auf die Art des Einsenkens der Form, teils auf die Art des Schüttelns. In der Praxis wird die Form mit der Längskante eingeführt und herausgehoben, sowie vorwiegend in der Längsrichtung geschüttelt. Die Fasern legen sich deshalb mehr parallel zur kurzen Kante der Form, weshalb das Büttenpapier auch in dieser Richtung seine größte Festigkeit besitzt. Das in der Tabelle 2, Versuch 1 angegebene Verfahren ent spricht dem in der Praxis geübten, die übrigen weichen mehr oder weniger von diesem ab. Um von vornherein der Parallel-Lagerung der Fasern auf dem Siebe vorzubeugen, wurde bei den Versuchen 2, 3, 5, 6 und 8, Tab. 2 die Form in wagerechter Lage senkrecht in den Stoff hineingesenkt, so daß der Faserbrei gleichzeitig von allen Seiten aufströmte. Um die Wirkung der Schüttelung in verschiedenen Richtungen zu er mitteln, wurde die Form bei den Versuchen 2 und 3 ausschließlich in der Längsrichtung der Form, bei 4, 5 und 6 ausschließlich in der Querrichtung geschüttelt; bei den Versuchen 7, 8 und 9 wurde nicht geschüttelt. Bei diesen Versuchen, wie auch bei den übrigen, wenn nicht anders ausdrücklich bemerkt, wurde auf Aufhängebogen ab gegautscht und in der Luft getrocknet. Diese Art des Trocknens bietet den Vorteil, daß das Papier, ohne vorhergehendes Pressen und Glätten, geprüft werden kann, andererseits zeigte sich im Laufe ist besonders aus dem Grunde wünschenswert, weil bei der verglei- der Versuche ein Uebelstand, der dazu geführt hat, daß künftig die chenden Prüfung von Halbstoffen oft eine Abweichung von der in Trocknung auf dem Zylinder vorgezogen wird. Der Aufhängebogen der Praxis üblichen Art des Schöpfens notwendig ist. Dort wird der hindert nämlich das gleichmäßige Zusammengehen des Papierblattes durch schnelles Eintauchen der Form aufgefangene Stoff durch beim Trocknen. Je nachdem der Aufhängebogen aus der Maschinen- Neigen und Schütteln der Form nach dem Herausheben aus der Bütte geebnet und verfilzt. Tabelle 1. Eintluß des Schüttelns der Schönftorm vor und nach dem Ausheben aus dem Stoffbrei. Beim Prüfen von Halbstoffen m läßt sich dieses Verfahren je- 8 8 doch in vielen Fällen nicht an- U 8 wenden, weil der Stoff nach Art des Schöpfens und Schüttelns do c • qm Stoff A: Baumwolle und geringe Mengen Leinen ungeleimt wicht Reißlänge in m Dehnung in v. H. Doppelfalzungen dem Ausheben der Form das 2 S Wasser nicht so lange festhält, — g Q L») Mittel Q L) Mittel Q E Mittel bis die Fasern verfilzt sind. Um nun auch solche Stoffe ver- • filzen zu können, muß man die Form nach dem Aus heben aus dem Stoff geschüttelt I 112 2050 1950 2000 100 3,5 3,1 3,3 100 19 14 17 100 Ausheben aus dem Faserbrei 2 schütteln. Durch dieses Vor- desgl. II 111 2350 2000 2175 109 4,1 3,7 3,9 118 15 13 14 82 gehen läßt sich auch ein sehr röscher und verdünnter Stoff 3 verfilzen und zu Bogen, die zu Form vor dem Aus heben aus dem Stoff geschüttelt 1 114 2400 2000 2200 110 4,3 3,6 4,0 121 30 14 22 129 Festigkeitsprüfungen geeignet sind, schöpfen. Es ist somit 4 fast immer möglich, zu ver- desgl. 11 93 2150 1950 2050 103 4,2 3,4 3,8 115 26 15 21 123 gleichende Stoffe ohne vorher gehendes Mahlen einer .ersten Stoff A mit Zusatz von 25 v. ungeleimt H. Sulfitzellstoff Prüfung zu unterwerfen, wo durch dem Einwand, daß sie 5 durch unzweckmäßige Behänd- Form nach dem Aus heben aus dem Stoff geschüttelt I 86 3450 3100 3275 100 4,4 3,5 4,0 100 75 44 60 100 hing im Holländer gelitten haben, vorgebeugt wird. 6 Um festzustellen, ob die desgl. 11 96 3500 3150 3325 102 4,3 3,4 3,9 98 111 57 84 140 »ach den beiden grundver schiedenen Schöpfverfahren 7 hergestellten Papiere erhebliche Form vor dem Aus heben aus dem Stoff geschüttelt I 88 3800 3000 3425 105 4,7 3,0 3,9 98 90 47 69 115 Unterschiede in den Festig keitseigenschaften aufweisen, wurden aus drei röschen desgl. 11 100 3700 3150 3425 105 4,6 4,1 4,4 110 134 54 94 157 Stoffen Papiere nach beiden Verfahren hergestellt und ge- Stoff A mit Zusatz von 51 ungeleimt v. H Sulfitzellstoff prüft. “ ° Die Ergebnisse zeigen, daß zwischen den nach den Weiden Form nach dem Aus heben aus dem Stoff geschüttelt I 111 4850 4300 4575 100 5,5 4,8 5,2 100 623 241 432 100 Schöpfverfahren hergestellten 10 Papieren keine nennenswerten Unterschiede in der Festigkeit vorhanden sind. Form vor dem Aus heben aus dem Stoff geschüttelt 1) Parallel der langen Ka I nte 105 der Sc 4700 höpffo 4100 rm. 4400 96 4,9 3,8 4,4 85 548 185 367 85