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Nr. 28/1912 PAPIER-ZEITUNG 1031 decken zur Verfügung stellte, Deckenmiete berechnete, letztere aber nicht zurückvergütete. Reklamation jedoch hatte die Rück vergütung zur Folge. Aus weiteren Mitteilungen des Vorsitzenden ging hervor, daß aus Mitgliederkreisen während der letzten großen Wässernot die Auswirkung eines Notstandstarifs für Holzstoff angeregt wurde. Herr Kaul hat demzufolge mit dem sächsischen Staats bahnpräsidenten konferiert, doch verlange dieser, bevor er Schritte unternehme, die Vorlage einer Statistik. Gleichwohl sei, wenn auch Neigung bestehe, der Holzstoff-Industrie zu helfen, wenig Aussicht vorhanden, daß ein Ausnahmetarif für Holzstoff ge schaffen wird, weil man dann ein Prinzip umstoßen müsse. Jetzt pflege man Ausnahmetarife in Fällen zu schaffen, in denen auf bestimmten Linien Massenverkehr der betreffenden Waren statt findet, der Versand an Holzstoff hingegen ist zu stark verzweigt und bewegt sich auch zu viel auf Nebenlinien. Bemerkenswert bei dieser Sache sei übrigens die Klage sächsischer Zellstoff- Fabrikanten über die unterschiedliche Behandlung beim Versand von feuchtem und trockenem Zellstoff in Preußen. Man werde sich in Straßburg mit dieser Frage beschäftigen, um auf Gleich mäßigkeit in allen Staaten hinzuwirken. Herr Dr. Schuchhart bat, aus den Landesverbänden dem deutschen Verbände mehr Anregungen zu geben, was ja recht gut möglich sei, da man in den Landesverbänden häufiger Ge legenheit zur Aussprache finde. Zudem wolle man auch im deut schen Verbände den technischen Fragen mehr Aufmerksamkeit als bisher zuwenden. Aussprache über die Geschäftslage. Der Vorsitzende machte auf die Auskunftsgesellschaft des sächsischen Verbandes deutscher Holzstoff-Fabrikanten (Geschäftsstelle: Dresden, Serrestr. 14) aufmerksam, die sich während der kurzen Zeit ihres Bestehens als Orientierungsstelle für Abschluß- und Freihandpreise schon sehr gut bewährte. Eine große Anzahl Kollegen haben sich dieser Auskunftsgesellschaft bereits angeschlossen, und den noch fern stehenden Handelsholzstoff-Fabrikanten könne der Beitritt drin gend empfohlen werden. Aus der allgemeinen Aussprache über die Marktlage ist zu entnehmen, daß das letzte Jahr für die Holzstoff-Industrie ganz abnorme Verhältnisse brachte, und daß es noch lange dauern kann, ehe sich normale Zustände wieder einstellen, denn der trockenen Periode des vorigen Jahres folgte ein flauer Winter, und die vor Wochen einsetzende warme Witterung hat den Schnee rasch und vorzeitig verschwinden lassen. Diese Umstände muß uian bei der Beurteilung der künftigen Gestaltung der Geschäfts lage in Betracht ziehen. Die letzte Holzstoffkalamität habe wieder einmal gezeigt, daß man keine Ursache hat, um seinen Stoff besorgt zu sein, noch kein Lot Stoff brauchte man bis jetzt weg zuwerfen. Die letzte Holzstoffkalamität brachte die Verkaufs preise rasch und nicht unerheblich zum Steigen, aber wohl die wenigsten Handelsschleifer haben Nutzen davon gehabt, denn der Vorrat war bald zu Ende, und nicht einmal die Schlüsse konnten erfüllt werden. Aus diesem Grunde werde auch sobald keine Belebung des freihändigen Geschäfts zu erwarten sein. Dringend geraten wurde wiederum, sich mehr der Qualitäts schleiferei zu befleißigen, gutes Steinmaterial zu wählen, sach gemäß zu schärfen, auf richtigen Vorschub und sauberes Fabri kationswasser zu achten und den Betrieb rationell einzurichten, damit die Wasserschleiferei gegenüber den Dampf Schleifereien konkurrenzfähig bleibe, die als Folge der schwankenden Betriebs- Verhältnisse in den mit Wasserkraft arbeitenden Holzschleifereien entstanden sind. Darüber, ob das Schleifen mit Dampfkraft vorteilhafter ist als das Schleifen mit Wasserkraft, war man ge teilter Ansicht. Es herrschte indessen die Ansicht vor, daß die Dampfschleiferei vor der Wasserschleiferei einen Vorsprung kaum gewinnen werde, da jeder Fortschritt der Technik auf dem Gebiet des Dampfmaschinenbaues durch die ständig steigenden Kohlen- Preise einen Ausgleich finde. Mit Rücksicht auf die nicht gerade als günstig zu be zeichnenden Betriebsverhältnisse, ferner angesichts der fort gesetzt steigenden Holzpreise, der gesteigerten Löhne sowie der sonstigen Regie-Verteuerung und nicht zuletzt in Berück sichtigung der vermehrten Lasten durch die soziale Gesetzgebung hielt die Versammlung einen Abschlußpreis von 10 M. 75 Pf. ab Schleiferei als das Mindestmaß, und man war auch der Meinung, daß die Papierfabrikanten den Holzschleifern einen entsprechen den Preisaufschlag nicht verargen werden, da ja auch die Papier- Erzeugung auf Hebung ihrer Verkaufspreise hinarbeite. Sehr richtig wurde auch bemerkt, daß es ja garnicht einmal im Interesse der Papiererzeuger liegen könne, wenn die Holzstoff preise sinken, denn letzterer Umstand habe stets ein Herabgehen der Papierpreise zur Folge,und die solide Papierfabrikation werde daher für guten Stoff auch gern angemessene Preise zahlen. Auch auf das Bleichen des Stoffes kam man zu sprechen, und es wurde empfohlen, bei dem Bleichen mit Bisulfit be sondere Vorsicht walten zu lassen, da dieses Bleichmittel die Maschinen stark angreife. . Bei der Berechnung des Verkaufs preises dürfe dies ebenfalls nicht unbeachtet gelassen werden. Bemerkt wurde hierzu, daß sich auch durch nachträgliches Ueberstreichen mit Bleichflüssigkeit ein Bleichen in genügendem Maße erzielen lasse. Die leidigen Trockengehaltsdifferenzen bildeten wieder einen Gesprächsstoff. Sehr zutreffend wurde bemerkt, daß bei der Trockengehaltsbestimmung eigentlich nicht Ofen, Thermometer und Wage entscheiden, sondern die Art der Probeentnahme. Wolle man gewissenhaft verfahren, so müsse man aus jeder Fuhre etliche Proben aus der Mitte an verschiedenen Stellen entnehmen. Interessant waren auch die Mitteilungen, die Herr Kaul bezüglich der Minderergebnisse und der Ueberschüsse an Nieder schlägen in Sachsen machte. Verschiedenes. Von mehreren Seiten wurden Klagen über die Arbeiterschaft geführt, und Herr Dr. Schuchhart empfahl darauf den Anschluß an eine Streikentschädigungsgesellschaft, z. B. an den deutschen Industrie-Schutzverband, aber auch der Zusammenhalt der Arbeitgeber in den einzelnen Bezirken sei dringend anzuraten. Ein Kollege meinte, daß der Bau von Talsperren die Er zeugung von Holzstoff vergrößern werde und den Handels schleifereien nur Nachteile bringen müsse. Dieser Ansicht traten jedoch andere entgegen mit dem Hinweis, daß gerade die Handels schleifereien die Erzielung ganz gleichmäßiger, aushaltender Wasserkräfte anstreben, weil eine gleichmäßige Erzeugung auch dauerhafte Preise schafft, während dort, wo infolge schwankender Wasserkräfte die Holzstofferzeugung bald hoch bald niedrig ist, die Preisschleuderei zu Hause sei. Ueberdies sei die Errichtung von Talsperren und damit die Schaffung gleichmäßiger Wasserkräfte eines der besten Vorbeugungs mittel gegen die Errichtung weiterer Dampfschleifereien. Auch spiele für unsere Industrie nicht allein die geregelte Wassermenge sondern auch die geregelte Wasserbeschaffenheit eine große Rolle, und durch die Talsperren werde das Wasser besser und sauberer. Deshalb müsse man die jetzige -Wasserwirtschaft unterstützen. Nachdem der Vorsitzende nochmals zu zahlreichem Be suche der Straßburger Versammlung eingeladen hatte, schloß er gegen 16 Uhr abends die gutbesuchte Versammlung. Verein der Zellstoff- und Papier-Chemiker Fachrundschau über den mechanischen Teil der Zellstoff- und Papier-Fabrikation Im Auftrage des Vereins verfaßt von AlfredLutz in Groß-Lichterjclde-W W.-B. = Wochenblatt f. Papierfabr., P.-Z. = Papier-Zeitung P.-F. = Papierfabrikant 1910 Letzte Fachrundschau siehe 1910 Nrn. 92 bis 97 Fortsetzung zu Nr. 27 5. Papiermaschinen, Papierbildung Josej Broichmann, Düren. Verfahren und Einrichtung zur Beeinflussung der Beschaffenheit des Papiers bei der Erzeugung desselben auf Langsiebpapiermaschinen. DRP 219062. W.-B. 41. 638—639; P.-Z. 35, 636; P.-F. 8, 179 (1910). Die Siebpartie ist so gebaut, daß man die Länge des oberen vom Stoff berührten Siebteils verändern und diese so der Beschaffen heit des Stoffes anpassen kann. —r—. Beeinflussung der Durchsicht der Papiere. W.-B. 41, 472—473 (1910). Trübe Durchsicht trotz schöner weißer Oberfläche* kann ver ursacht sein durch Verwendung von Ausschuß, der in Färbung nicht zu dem betreffenden Papier paßte, durch Verwendung von ungebleich ten Rohstoffen in Mischung mit gebleichten, durch nicht rein weiße Füllstoffe, durch Unterlassung oder unvollständige Durchführung des Auswaschens bei elektrolytisch gebleichtem Stoff (für Chlorkalk bleiche trifft dies nicht zu), und schließlich dadurch, daß man einem aus Versehen überfärbten Stoff entgegengesetzt wirkende Farbstoffe zusetzt.