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Nr. 31/1912 PAPIER-ZEITUNG 1135 Verein schwedischer Papier-Fabriken „Svenska Pappersbruksföreningen" hielt seine Frühjahrs- Versammlung am 19. März in Stockholm ab. Der Vorsteher Herr C. Stenholm (von Vargöns A.-B., Rannum) gab eine Ueber- sicht der Marktlage für die wichtigsten Ausfuhr-Papiersorten im Jahre 1911 und betonte, daß infolge der festeren und höheren Preise für Papierstoff jetzt bessere Preise für alle Papiersorten berechtigt seien. Daß die in England und Deutschland gegen wärtig herrschenden Ausstände an den Steinkohlengruben höhere Kohlenpreise bringen würden, sollte die schwedischen Papier erzeuger nicht zu sehr beunruhigen, denn dies treffe auch die ausländischen Wettbewerber, vor deren Mehrzahl die skandi navischen und finländischen Papierhersteller den Vorteil hätten, daß sie verhältnismäßig weniger Steinkohlen brauchen, da sie größtenteils ihre Betriebskraft durch Wasser erhalten. Zu Vorstandsmitgliedern wurden Disponent Arvid (Svensson, Fiskeby) wiedergewählt und an Stelle des verstorbenen Direktors G. Da nielson, dessen Andenken der Vorsteher ehrte, Disponent G. Akerholm (Direktor von Oerebro Pappersbruks A.-B., Oerebro) neugewählt. Auf Vorschlag von Schwedens Industrie- verband beschloß man solche Satzungsänderung, daß die Früh jahrssitzung auch im April stattfinden kann, damit die ver schiedenen industriellen Vereine Schwedens während einer be stimmten Woche im April, der „Industriewoche”, in Stock holm zusammentreten können, so daß Mitglieder von mehr als einem Verein die Jahresversammlungen der verschiedenen Vereine in Stockholm besuchen können. Der Vorstand wurde beauftragt, mit Hinzuziehung anderer Vereinsmitglieder weiter zu untersuchen, wie eine fabrikstatistische Buchführung am besten zu ordnen und Herstellungsberechnungen zu machen sind. Ein Antrag, zu bestimmen, daß ein Ries aller Papier sorten 500 Bogen enthalten soll, führte nicht zu einem Beschluß, Der Vorsteher sprach dann über die Einrichtung eines festen Schiedsgerichts für die Papierindustrie und verlas ein Schreiben von „De Norske Papirfabrikanters Forening” (Nor wegen), worin gemeinsame Maßregeln zur Erreichung eines Schiedsgerichts bei Streit über Lieferungen nach Ostasien vor geschlagen werden. Auch Schwedens Papiergroßhändlerverein hat sich für Entscheidung von Streitigkeiten über den Ausfall von Papierlieferungen durch ein Schiedsgericht ausgesprochen. Der Schwedische Exportverein sowie auch der Technologenverein haben zur Untersuchung der Frage einen Ausschuß eingesetzt, und dem des letzteren gehört Direktor H. A. Munktell (Grycksbo), Vorstandsmitglied des Papierfabrikanten-Vereins, an. Notwendig ist, daß der ausländische Käufer sich verpflichte den Schied- spruch anzuerkennen, und, um dem Schiedsgericht, das von allen. Ausfuhrindustriezweigen Schwedens sollte angegangen werden können, das nötige Ansehen zu verleihen, wäre viel leicht Mitwirkung des Staates erforderlich. Ueber Organisation und Arbeitsweise des Schiedsgerichts „Stockholms Skiljenämnd”, namentlich seine Abteilung für Getreidehandel, sprach darauf sein Sekretär cand. jur. H. Lettström; er teilte mit, daß vor Gerichten in Deutschland, England und Frankreich ein in Schweden verkündeter Schiedspruch großen Wert als Beweismittel, in Dänemark nach besonderer Konvention sogar Rechtskraft hat. Das schwedische Ministerium erwägt gegenwärtig, wie und in welcher Form man suchen soll, für solchen Schiedspruch in mehreren andern Ländern Rechtskraft zu erlangen. Allerdings müßten dann gegenseitig Zugeständnisse gemacht werden, und da kann es zweifelhaft sein, ob die Schieds- gerichtsverhältnisse im anderen Lande so sind, daß man in Schweden zu ihnen Zutrauen haben kann. Wird in Verkaufs abschlüssen bemerkt, daß Streitigkeiten von Stockholms Schieds amt abzuurteilen sind, so hat dies in Schweden Rechtskraft. Das Amt ließe sich durch eine Unterabteilung für die Papier industrie erweitern. Der Verein beschloß die Frage dem Vor stand zur weiteren Bearbeitung zu übergeben. Herr E. Nordlund, Vorsteher des Industrieverbandes, er örterte die Behandlung von Industrieangelegenheiten in der Staatsverwaltung. Ein Schreiben des Vereins der Papier- und Zellstoffingenieure schlug di e Einrichtung eines eigenen chemischen Laboratoriums für', die schwedische Papier- und Zellstoffindustrie vor. Man beschloß, der Vorstand solle sich mit dem Schwedischen Zell- Stoffverein i n Verbindung setzen und mit ihm über das Be- hürfnis für ein solches Laboratorium und die Aussichten für dessen Zustandekommen verhandeln. Der Verein der schwedischen Papierfabriken zählt 47 Mit glieder. bg. /Nach „Svensk Papperstidning") Papiermarkt in Rußland St. Petersburg, Ostern 1912 In meinen letzten Berichten sprach ich die Absicht aus, erst wieder zu schreiben, wenn sich die Zeiten bei uns gebessert haben. Nun geht es mir aber, wie dem Jungen, dem der Vater sagt: „Du mußt zu essen aufhören, wenn es Dir am besten schmeckt!'! Worauf der Junge ganz richtig erwidert: „Ja, wie weiß ich denn, wann es mir am besten schmeckt?“ Ich habe das Gefühl, als hätten wir hier eine Zeit des Auf schwungs schon wieder hinter uns und gingen schwereren Zeiten entgegen. Also kann ich mich nicht Ihrer dem St. Petersburger Herold entnommenen Meldung, wonach sich in Folge des Zusammen schlusses von 42 finnischen Papierfabriken die Preise bald heben dürften, anschließen. Dieser Zusammenschluß besteht ja schon eine lange Reihe von Jahren, ohne daß er im Stande war, eine Preis steigerung hervorzubringen. Vielmehr ist ein, wenn auch allmähliches, Weichen der Preise bemerkbar. Der Kampf zwischen den russischen und finnischen Fabriken wird in unveränderter Weise fortgesetzt, und es ist auch keine Aussicht vorhanden, daß Aenderung darin eintritt. Alle Versuche nach dieser Hinsicht haben sich als ver geblich gezeigt, und selbst die Vereinigung der Braunholzpapier- Fabriken hat keinen Bestand gehabt. Ueber die gegenwärtige Lage der Papierfabriken in Rußland haben wir, dank unserm'gediegenen Fachblatt „Pistschebumaschnoe Delo“ (Das Papier-Fach) in Nr. 1 des neunten Jahrgang einen sehr bemerkenswerten Ueberblick erhalten. Es stellt die Gewinne und Verluste von 29 Papierfabriken zusammen, die im amtlichen Finanz anzeiger des Jahres 1911 veröffentlicht sind. Diese Fabriken sind als Aktiengesellschaften verpflichtet, ihre Abschlüsse zu veröffent lichen. Das Ergebnis der privaten Fabriken, von denen man nur unter der Hand erfahren kann, wie sie gearbeitet haben, dürfte sich im Durchschnitt allerdings besser gestellt haben. Um ein richtiges Bild zu geben, lasse ich die Ziffern folgen: Der verteilte Gewinn zeigt erheblichen Fortschritt gegen frühere Aktien kapital Rubel verteilte Verlust Dividende v. H. Rubel Gesellschaft der Ditjatkowski P.-F. . 1 800 000 4 Gesellschaft der Malinski P.-F. . . . 600 000 12 Akt.-Ges. P.-F. Koil 350 000 0 Akt.-Ges. Steinhagen, Wehr & Co. 350 000 1.4 Kompagnie der Rigaer Papierfabrik . 1 440 000 5 Gesellschaft J. S. Pantschenko . . . 1 000 000 3 Gesellschaft Sotschewka 1 000 000 0 58 611 Akt.-Ges. der Koscheli P.-F 1 000 000 0 Gesellschaft A. Naumann & Co. . . . 400 000 0 Gesellschaft K. P. Petschatkin, Krasno 1 800 000 10 Gesellschaft J. G. Lowjanow .... 500 000 0 Gesellschaft für Papierverarbeitung Reinherz & Feltenstein 125 000 3 Ges. der Okulow P.-F. W. J. Pasburg 18 000 000 6 Akt.-Ges. der Revaler P.-F. Johan sohn 6 000 000 0 Akt.-Ges. der Censtochauer Fabrik 6 000 000 8 Russ. A.-G. Waldhof 10 000 000 3,5 Nord. Cell.-Ges. Sokol 1 125 000 8 Ges. der baltischen Cell. Schlock. . . 750 000 10 Handel- u. Industrie-Ges. Gebr. Mostofin 300 000 0 Akt. G. Pabjanitzy Rob. Sänger . . 1 250 000 8 193 802 Mosk. G. der Tschernawski P.-F. . . 1 000 000 Ges. der P.-F. E. K. Krohl 1 000 000 0 Ges, der Troizko-Kondrow P.-F. W. Ho ward 1 800 000 6 Ges. d. Uglitscher P.-F 300 000 53 781 Ges. Horbatowski Pap.-Fabrik Spaso- bin & Krotow 1 000 000 103 259 Ges. M. G. Kuwschinow. . . . . . . 1 800 000 8 Akt.-Ges. der Baltischen Pap.-Fabrik 350 000 0 Akt.-Ges. Mirkower Pap.-Fabrik . . 1 500 000 4 Jahre, er stellt sich im Mittel auf 3,97 v. H. Auch ist es ja ein ver hältnismäßig günstiges Zeichen, daß nur 4 Fabriken mit Verlust gearbeitet haben, und da man wohl nicht fehlgreift, wenn man an nimmt, daß vom eigentlichen Gewinn so manche Summe auf andere Ausgaben verbucht ist, so kann man mit den Ergebnissen zu frieden sein. Ungemein erschwerend für weitere günstige Fortentwicklung unseres Faches ist, daß wir immer noch nicht auf gesetzlichen Boden zurückgekehrt sind, da Ausnahmegesetze in Kraft sind, und dadurch die willkürlichen Maßregelungen der Presse