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Wenn die Chemnitzer Schlosserinnung dieses Jahr ein Jubelfest ihres 350jährige» Bestehens feiert, so bezieht sich diese Feier auf das erstmalige Auftreten des Handwerks als selbständige Innung, nicht aber auf das Vorhandensein von Vertretern dieses Gewerbes in der Stadt überhaupt. sDenn wenn auch das Schlosserhandwcrk als solches der Natur der Sache »ach zu den Gewerben jüngeren Datums gehört, weil in der älteren Zeit mit ihren einfacheren Verhältnissen die eiuschlagenden Arbeiten in den Händen der Schmiede lagen, so wird uns doch schon aus dem 15. Jahr hundert das Vorhandensein von Schlossern in der Stadt Chemnitz bezeugt. Bereits in den Jahren 1420 und 1441 begegnen wir unter den Bürgern der Stadt einem Schlosser Kunz, und im Jahre 1496 wird ein Schlosser Balthasar als Besitzer eines Hauses in der Nähe des noch heute stehenden rothen Thurmes genannt. Aber bei ihrer geringen Anzahl konnten damals die Schlosser noch keine selbständige Innung bilden, son dern sie gehörten eben zu der Schmiedczuuft, aus der sie hervor- gegangeu waren und mit der es damals außer den verschiedenen Arten von Schmieden, wie Huf-, Waffen-, Säge-, Sensen- und Messerschmieden, auch noch die Wagner, Stellmacher, Riemer, Gürtler und Kupferschmiede oder Rothgießer hielten, soweit dieselben überhaupt in der Stadt vertreten waren. Der gewerbliche Aufschwung aber, den die Stadt Chemnitz am Aus gang des 16. und Anfang des 16. Jahrhunderts nahm, indem Woll- und Leinwcbcrci nicht iniuder, wie die mit dem crzgcbirgischen Bergbau zusammenhängende Hüttenindustrie zu eiuer außerordentlichen Bsüthe gediehen, erzeugte auch eine Vermehrung des Schlosserhandwerks. Damit wuchs aber auch die Bedeutung der Schlosser innerhalb der Schmicdezunft. Und so sehen wir, daß unter den Hauptanführeru des Chemnitzer Hand- werkcraufruhrs vom Jahre 1524 sich auch ein Schlvsscrmeister Adolf Möller (Müller) befindet. Und da unter den damaligen Verhältnissen der einzelne Handwerker in derartigen öffentlichen Angelegenheiten nie für sich, sondern stets als Vertreter des hinter ihm stehenden Handwerks erschien, so haben wir in jenem Schlosser Adolf Möller den Sprecher des Schmiedehandwerks zu erblicken. Und letzteres befand sich denn auch wirklich, als jener Aufruhr einen namentlich für die Handwerke verhängniß- vollen Ausgang nahm, mit unter denjenigen Innungen, welche zur Strafe für ihre Haltung ihre Privilegien, Laden, Schlüssel und Kassenbestände an die Landesregierung abliefern mußten. Zum öffentliche» Vertreter i*