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8S. Iss 8t3tt. 278^ len, Vereine, mng. u, »v», ille re« wähl. » S« und rkt, bei ge» Iwirne Artikel» caße. zeit bei Großenhainer UnttrhMuW- L Anzngcbliitt. Amts^aü i!cr Rönigl Rinis^aHiiliann^nh, lies Rönigk Anäsgerieüis mlä lies Naäimtüg zu Gro^mimm. Erscheinen: DirnStag, Donner-tag, Sonnabend. — , c- . Gebühren für Inserate von auswärts Inserate werben bis Tags vorher früh 9 Ubr angenommen. Druck und Verlag von Herrmann Starke M Groyenhain. werden, wenn von denGnsendern nicht anders bestimmt, Abonnement vierteljährlich 1 Mark. Verantwort!. Redacteur: Herrmann Starke 86N. durch Postnachnahme erhoben. Nr. 80. Dienstag, den 11. Juli 1882. 70. Jahrgang. Sonnabend, den 13. Juli 1882, Vormittags 8 Uhr kommt das auf den Parzellen Nr. 274, 79 und 76 des Flurbuchs für Brößnitz an stehende Korn — ca. 1'/» Acker Fläche — an Ort und Stelle gegen Baarzahlung zur Versteigerung. Versammlung Vorm. V28 Uhr im Gasthofe zu Brötznitz. Großenhain, am 7. Juli 1882. Der Gerichtsvollzieher. Höpfner. Montag, den 17. Juli 1882, Mtttllg^l^Uhr kommt das auf Parzelle Nr. 289 des Flurbuchs für Spansberg anstehende Korn — ca. 3^2 Acker Fläche — gegen Baarzahlung zur Versteigerung. Versammlung Vorm. 11 Uhr im Gasthofe zu Spansberg. Großenhain, am 7. Juli 1882. Der Gerichtsvollzieher. Höpfner. Bekanntmachung. Am heutigen Tage ist der Schuhmacher Friedrich Traugott Beeger hier als stell vertretender Nachtwächter für den hiesigen Stadtbezirk in Pflicht genommen worden, was hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht wird. Großenhain, am 6. Juli 1882. Der Stadtrath. Herrmann. politische wettschau. Der Sommerschlaf auf dem Gebiete der auswärtigen Politik wurde auch in der vergangenen Woche durch die egyptische Frage von uns fern gehalten. Wie sich die Dinge im Laufe der letzten Tage da unten am goldenen Horn gestaltet haben, liegt die Möglichkeit nahe, daß dem nächst die Debatten der Diplomaten auf der Conferenz in Konstantinopel durch ein Concert der Kanonen vor Alexandrien abgelöst werden. In ihrer sechsten Sitzung nahm nämlich die Conferenz eine Collectivnote an die Pforte an, in welcher die Nothwendigkeit einer Intervention, sowie die Be dingungen derselben dargelegt und erklärt werden, daß, wenn die Pforte an derselben sich nicht betheilige, die Intervention dennoch stattfinden werde. An der Pforte ist eö nun, zu überlegen, ob sie durch Verweigerung ihrer Theilnahme es den Westmächten überläßt, zur ultima ratio zu greifen. Bis diesen Augenblick, wo wir diese Zeilen schreiben, ist eine Entscheidung des Sultans noch nicht bekannt. Zwei Fälle sind nur denkbar: entweder giebt der Sultan nach und die Möglichkeit einer friedlichen Lösung ist dann nicht ausgeschlossen; oder er lehnt die Anträge der Conferenz ab und die Feder wird mit dem Schwert vertauscht. Letztere Annahme scheint augenblicklich die meiste Wahrscheinlichkeit für sich zu haben. Eigentlich hat die westmächtliche In tervention bereits ihren thatsächlichen Anfang genommen, indem der englische Admiral Seymour unter der Androhung, Alexandrien zu beschießen, die Einstellung der dortigen Be festigungsarbeiten verlangte. Auch nahmen die Flotten rüstungen Englands und Frankreichs so riesige Dimensionen an, daß man sich fragen muß, ob hierbei lediglich die Ex pedition gegen Egypten selbst ins Auge gefaßt sein könne. Europa wird sich mit der Eventualität einer englisch-fran zösischen Action zu befassen haben, die ihre Consequenzen auch anderswo als im Nillande äußern dürfte. Die Türkei würde jedenfalls einer westmächtlichen Truppen landung ebenfalls feindlich entgegentreten. Was bedeutet aber ein Krieg mit der Türkei? Er bedeutet ein gigantisches Unternehmen aller Gefahren und Verwicklungen jeglicher Art. Was man auch immer über die Türkei sagen mag, Niemand wird bestreiten können, daß es ihr nicht an Sol daten fehlt, deren Muth und Ausdauer unter den schwierigsten Verhältnissen sich erst im letzten Kriege gegen Rußland auf das Glänzendste bewährt haben. Plewna wird nie ver gessen werden. Man erinnert sich noch wohl, wie viele Hunderttausende von Soldaten der verstorbene Kaiser von Rußland in jenem Kriege befehligte und wie lange das Resultat ein unentschiedenes blieb. England ist freilich eine Großmacht, aber seine Armee ist seine schwache Seite. Die Zahl der Truppen, welche englischer Seitö in einem Kriege mit der Türkei verwandt werden könnten, würde ganz unbedeutend sein im Vergleich zu jenen Legionen, welche Alexander II. nach der Türkei schickte. Nun verweist man allerdings auf Frankreich, dessen Heer bedeutende Massen nach dem Kriegsschauplätze werfen könnte. Aber werden dem die Westmächte ruhig zusehen? So lange die orientalische Frage — denn diese lebt doch mit dem ersten Kanonenschuß wieder auf — als eine Art Duell zwischen Rußland und der Türkei betrachtet wurde, zeigte man sich nirgends be unruhigt. Aber die Lage der Dinge hat sich in letzter Zeit vollständig verändert. Neue Interessen sind entstanden und ältere haben sich beträchtlich entwickelt. Konstantinopel wird jetzt mit ganz anderen Augen betrachtet. Die Straße nach dem Osten ist nicht länger das ausschließliche Besitzprivilegium einer einzelnen Macht; Italien beansprucht das Recht, an der Lösung der orientalischen Frage Theil zu nehmen, Oesterreich, von Deutschland unterstützt, nähert sich mit raschen Schritten jener Gegend, wo Europa und Asien Zusammentreffen. Welch' eine Fülle von VerwickeluMN kann also entstehen, wenn die egyptische Frage nicht auf fried lichem Wege aus der Welt geschafft wird! Im lieben deutschen Reiche stehen wieder einmal die kirchenpolitischen Angelegenheiten im Vordergründe der Discussion. Man klagt das neue Kirchengesetz an, es sei unfähig, den Frieden ernstlich zu fördern, da es nur kleine nebensächliche Zugeständnisse enthalte, an dem System der Falk'schen Gesetzgebung aber so gut wie nichts ändere. Der Regierung macht man den Vorwurf, selbst mit den geringen Wohlthaten dieses Gesetzes zurückzuhallen. Und was ist denn kirchlicherseits dem Frieden zu Liebe geschehen? Während die entgegenkommenden Schritte des Staates als ganz be langlos von ultramontaner Seite hingestellt werden, hat die Curie nicht das Mindeste gethan, das Entgegenkommen zu erwidern und ihrerseits etwas zur Beförderung des Friedens beizutragen. Seit vielen Monaten unterhandelt Herr v. Schlözer, dessen bloße Entsendung schon ein Zugsständniß an die ultramontanen Wünsche gewesen, mit der Curie, uud was ist erreicht? „Herr v. Schlözer hat einen dreiwöchentlichen Urlaub angetreten und ist nach Deutschland abgereist" — meldet ein Telegramm aus Rom, und es liegt auf der Hand, daß damit ein Abbruch der Verhandlungen mit der Curie signalisirt wird. Daß ferner der vom Reichstage angenommene Antrag Windthorst's wegen Aufhebung des Gesetzes über die Verhinderung der unbefugten Ausübung von Kirchen ämtern, der damals als ein großer Sieg des Centrums be trachtet wurde, vom Bundesrath mit großer Majorität abgelehnt ist, steht gleichfalls mit dieser Sachlage wohl nicht außer allem Zusammenhang. Die Curie mag daraus entnehmen, daß sie nicht gut daran thut, in deutschen Dingen blind den Rathschlägen des Centrums zu folgen. Wir er sehen aber mit Genugthuung aus allen diesen Schritten, daß der Reichskanzler weit entfernt ist, den Weg nach Canossa anzutreten. In Oesterreich beschäftigt man sich gegenwärtig sehr lebhaft mit dem vor wenigen Tagen gefaßten Beschluß, die Armeeverfassung zu reorganisiren, um eine raschere Mo- bilisirung dadurch zu ermöglichen. Zu diesem Zwecke wird Folgendes erstrebt: die militärische Eintheilung des ganzen österreichisch-ungarischen Staatsgebietes in 15 Territorial- Armeecorps-Bezirke; die Errichtung von 22 neuen Linien- Jnfanterie-Regimentern zu vier Bataillonen durch Auflösung der jetzigen 80 fünften Reservebataillone der Infanterie- Regimenter und die Aufstellung von acht Feldjägerbataillonen; endlich die Heranziehung der Ersatzreserve, welche bisher nur einer achtwöchentlichen Ausbildung unterworfen war, zum activen Dienste im Frieden. Diese drei Maßregeln sollen die Mobilisirung der vierten Jägerbataillone der 102 Infanterie-Regimenter ermöglichen, ihre Verwendung in den occupirten Provinzen, sowie als Garnisonen der großen Städte uud Festungen gestatten, ohne daß die Ein berufung der Kriegsreserveu erforderlich ist. Diese Neuerung erfährt in allen Kreisen Oesterreichs eine beifällige Beurtheilung. Der kriegerische Geist lodert in Frankreich hell em por. Die Rüstungen zur «Dee sind geradezu großartig zu nennen. Das in Toulon liegende Transportgeschwader ist bereit, binnen 24 Stunden 12,000 Mann an Bord zu nehmen. Die Effectivstärke der in Toulon mittels Schnell zügen eingetrefsencn Matrosen der Mariuereserve ist ganz bedeutend; so sind allein aus den nordfranzösischen Quartieren Boulogne, Dieppe und Dünkirchen je 1000 Matrosen in Toulon angelaugt. Das aus sechs Panzerschiffen erster Klaffe bestehende französische Geschwader, welches Toulon bereits vor einigen Tagen verließ, dürfte gegenwärtig an der tunesischen Küste angekommen sein, ein weiteres Ge schwader von fünf Panzerschiffen liegt im Touloner Hafen zur Abfahrt bereit und ein Reservegeschwader ist an der französischen Westküste in Bildung begriffen. Die bereits abgegangene Flotte hat 5000 Mann an Bord, während das vor Alexandrien befindliche französische Geschwader 4000 Mann an Bord hat. Frankreich ist demnach gleich England zum LoSschlagcn in Egypten bereit. Kommt es dazu, dann wird die Einweihung des Pariser Stadthauses viel an Interesse verlieren. Ueberhaupt beginnt das Fest unter ziemlich ungünstigen Aussichten. Nicht nur der Lon doner und der Berliner Oberbürgermeister, sondern auch der Wiener und der römische haben auf die Einladung ab lehnende Antwort ertheilt. Wie es scheint, befürchtet man, daß das Fest von den Radicalen zu tactlosen Demonstrationen mißbraucht werden und Anlaß zu Scandalen geben wird. Die Petroleuse Louise Michel wiegelt bereits seit längerer Zeit das niedere Volk auf, um einen communistischen Putsch an dem betreffenden Tage hervorzurufen. Man glaubt in dessen nicht, daß die Revolution es wagen wird, zu offener Gewalt zu schreiten. In den gegenwärtigen Rüstungen Englands tritt be sonders der Umstand hervor, daß indische eingeborene Truppen in verhälmißmäßig beträchtlicher Zahl in Egypten mit Verwendung finden sollen. Die englische Regierung motivirt die Heranziehung ihrer indischen Truppen damit, daß die an die heiße Sonne Indiens gewöhnten Truppen auch das Klima Egyptens weit leichter ertragen würden, als die aus England kommenden Regimenter. Dies zu gegeben, so ist aber noch ein anderer zwingender Grund für die Verwendung indischer Truppen vorhanden: Die Engländer sind trotz aller Großsprechereien nicht im Stande, augenblicklich eine zu einem Feldzuge in Egypten genügende Anzahl von Truppen aus dem Mutterlande herauszuziehen, da sie es nicht wagen dürfen, die in Irland stehenden Re gimenter zu vermindern, und so sieht sich die englische Negierung genöthigt, auf ihre indischen Hilfsquellen zurück zugreifen. Ob freilich die zum Theil mohamedanischen in dischen Truppen sich in einem Kampfe mit ihren Glaubens genossen, den Arabern, als zuverlässig erweisen würden, bleibt noch abzuwarten. — Das Unterhaus genehmigte am 7. Juli in dritter Lesung die irische Zwangsbill mit allen gegen 4 Stimmen. Der m voriger Woche zu Moskau erfolgte plötzliche Tod des Generals Michael Skobelew hat in- und außerhalb Rußlands begreiflicherweise großes Aufsehen eregt. Ueber die Todesursache verlautet, daß starke Bluterfüllung in den Blutadern des rechten Beines eingetreten sei, welche die Zerreißung der Hauptader und hierdurch einen Herzschlag herbeiführte; der Tod Skobelew's erfolgte in wenigen Mi nuten. Mit dem Hinscheiden Skobelew's, des Helden von Plewna, ist die Laufbahn des Mannes zu einem unerwarteten Abschluß gelangt, der noch vor wenig Monaten ganz Europa durch seine Reden in Aufregung setzte und der so recht eigentlich berufen schien, der Hort des Panslavismus zu werden. — Die Leiche Skobelew's wird auf seinem Gute Spassk (Gouv. Rjäsan) beigesetzt werden. Noch hat der eherne Mund der Geschütze vor Alexandrien nicht gesprochen, aber die Lage in Egypten ist nach wie vor eine ernste. Alle Consulate in Alexandrien riethen ihren Landsleuten, abzureisen. Den Generalconsuln, welche den Aufschub des Bombardements verlangten, erwiderte der eng lische Admiral Seymour, er könne auf die Betheuerungen der militärischen Chefs nichts mehr geben, doch möchten jene ihren Einfluß zur Einstellung der Befestigungsarbeiten geltend machen. Während man so großen Ereignissen in Unteregypten entgegen sieht, sind in Oberegypten für die Regierung des Vicekönigs nicht unbedenkliche Unruhen aus gebrochen. Der „falsche Prophet", eine mysteriösePersönlichkeit, hat den egyptischen Truppen eine schwere Niederlage bei gebracht, indem dieselben bei einem Angriffe auf ihn 2000Mann, vier Kanonen und 3000 Gewehre verloren. Der „Prophet" befindet sich gegenwärtig mit 7000 seiner Anhänger auf dem Marsche nach Senaar, der Hauptstadt der Provinz Sudan. Tagesnachrichtm. Sachsen. Se. Majestät der König besuchte, wie der „Dr. A." meldet, am Freitag Nachmittag das Atelier des Prof. Ur. Schilling, um den Entwurf des Denkmals für den verewigten König Johann in Augenschein zu nehmen. >Le. Majestät sprach dem Künstler seine hohe Befriedigung und dem in Vertretung des DenkmalScomiteS anwesenden Oberbürgermeister Ur. Stübel die erbetene Genehmigung aus, daß das Denkmal nach dem Entwürfe ausgeführt und auf dem Theaterplatze aufgestellt werde. Auch Se. königl. Hoheit der Prinz Georg hat am 7. Juli den Denkmals- Entwurf besichtigt uud dem Künstler seine Freude über die sinnige, völliges Gelingen der gestellten Aufgaben ver sprechende Vorlage zu erkennen gegeben.