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Nr. 80. Großenhainer Unterhaltung»- und Anzeigedlatt. Seite L Se. Majestät der deutsche Kaiser gedenkt am 14. Septbr. in Dresden einzutreffen, am 15. und 16. den in der Um gebung von Riesa stattfindenden Manövern des sächsischen Armeecorps beizuwohnen und am 17. Septbr. in Begleitung der gejammten königlichen Familie die restaurirte AlbrechtS- burg in Meißen zu besuchen. Dem „M. T." zufolge wird Kaiser Wilhelm, welcher Meißen das erste Mal besucht, vom deutschen Kronprinzen, dem Prinzen Friedrich Karl und dem Generalfeldmarschall Grafen Moltke begleitet sein. Der Erdbeermarkt der Dresdner Gegend mag sich auf 80,000 M. jährlich beziffern; eS ist aber, sagt der „Dr. A." noch wenig bekannt, daß der Kirschenmartt in seiner Totalität leicht über 400,000 M. hinausgreift. Sächsische Kirschen gehen nach Stockholm, Königsberg, Petersburg rc. Der Dresdner Schnellläufer Clemens Schulze hat am 7. Juli Abends den Weg von Dresden nach Pirna in einer Stunde zurückgelegt. Welche Verwüstungen das Unwetter am 30. Mai ver ursacht hat, ersieht man auch aus den Ermittelungen des Schadens in Auerbach, der für diesen Ort an Feldern, Wiesen und Gärten auf 49,634 M. taxirt worden ist, wozu noch 1028 M. für 3200 zerschlagene Fenstertafeln kommen. Die Feldfrüchte waren größtentheils unversichert. Am Sonnabend Vormittag ist aus der Strafanstalt Nossen der mit Anstaltssachen bekleidete Sträfling Apitzsch, 20 Jahr alt, entsprungen, nachdem er vorher, anscheinend aus Furcht, verrathen zu werden, das dem dortigen Anstalts- inspector gehörige, etwa 8 Jahre alte Kind, mit dem er jedenfalls während der Flucht zusammengetroffen, ermordet hat. Am 3. Juli erschoß sich in Leipzig ein Kaufmann aus Tilsit infolge unglücklicher Liebe und wenige Tage darauf hat sich in der Lößnitz kurz nach der Beerdigung des dort hin übergeführten Leichnams auch die Braut des Kaufmanns durch einen Revolverschuß selbst den Tod gegeben. In Waltersdorf bei Zittau brannte am 4. Juli das Haus des Gärtners Karl Lange nieder, wobei leider dessen 80jähriger Vater hilflos mit verbrannte. Ein eigenes Verhängniß wollte es, daß derselbe gerade für diese Nacht auf dem Scheunenboden seine Schlafstelle gesucht, während er sonst immer zu ebener Erde schlief. Am Abend des folgenden Tages hat sich der Sohn von einem Zuge der Warnsdorf-Zittauer Bahn überfahren lassen; gräßlich ver stümmelt wurde der Leichnam desselben am 6. Juli früh aufgefunden. Ueber die Motive dieses Selbstmordes ver lautet mancherlei; jedenfalls ist das Brandunglück die mittelbare Ursache dazu gewesen. Auf der Bahnhofstraße zu Werdau wurde am 6. Juli ein 4Vz Jahre alter Knabe von einem Geschirr, ohne daß den Führer desselben eine Schuld traf, überfahren und sofort getödtet. Am 6. Juli brach in dem zur Zeit im Umbau befindlichen alten Postgebäude zu Annaberg ein Treppengerüst zusammen, wodurch drei darauf stehende Arbeitsleute herabstürzten und mehr oder weniger schwer verletzt wurden. In Schönbach bei Löbau wurde neulich ein Hund ge tödtet, welcher mehrere Menschen gebissen hatte. Die bezirksthierärztliche Section hat ergeben, daß der Hund wuthkrank war. Unterhalb Meißen ist am Freitag eine mit Braunkohlen (13 Eisenbahnwagen) beladene Zille auf unermittelte Weise außerhalb des Fahrwassers havarirt und nach circa einer Viertelstunde gesunken. Deutsches Reich. Nachdem der Bundesrath am 5. d. beschlossen, dem von dem Reichstage am 18. Januar d. I. angenommenen Gesetzentwürfe, betreffend die Aufhebung des Gesetzes über die Verhinderung der unbefugten Ausübung von Kirchenämtern vom 4. Mai 1874, die verfassungsmäßige Zustimmung nicht zu ertheilen, und mehrere Eingaben den zuständigen Ausschüssen überwiesen worden waren, theilte der Staatsminister v. Bötticher mit, daß Se. Majestät der Kaiser die Vertagung des Bundesraths vom 5. Juli bis zum 15. October d. I. genehmigt habe. Der „Reichs- und Staatsanzeiger" vom 7. Juli ver öffentlicht die Ernennung des bisherigen Directors des Reichsschatzamts, Burchard, zum Staatssecretär dieses Amtes unter Verleihung des Charakters als wirkt. Geh. Rath mit dem Prädicat Excellenz. — Der neue preußische Finanzminister, Scholz, ist am Sonntag früh von Ems, wo er vom Kaiser in längerer Audienz empfangen wurde, wieder in Berlin eingetroffen. Unter den gesetzgeberischen Aufgaben, welche seit längerer Zeit vorbereitet und nur infolge von dringlicheren Arbeiten zurückgetreten sind, ist der Entwurf über die Vorbereitung zum Verwaltungsdienst im Reiche am weitesten vorgeschrit ten und die Vorlegung desselben dürste schon im Laufe des nächsten Winters im Reichstage zu erwarten sein. — Die Commission zur Ausarbeitung des Entwurfs eines bürger lichen Gesetzbuchs wird ihre am 5. Juli abgebrochenen Arbeiten am 1. September wieder aufnehmen. In Marinekreisen Kiels hat es angenehm überrascht, daß die in Bremen erbauten Torpedoboote eine ganz außer ordentliche Fahrgeschwindigkeit bei den Probefahrten gezeigt haben; das Boot „Scharf" soll 19 Knoten in der gemessenen Meile durchlaufen haben. Wenn das wirklich richtig ist, so wäre dies Fahrzeug jetzt das schnellste Kriegsschiff der Welt. Seit zwei Jahren galt als solches das englische Depeschenschiff „Iris", welches sich jetzt bei der Flotte vor Alexandrien befindet. Es hat einmal 18 V2 Knoten gemacht, hat später aber nicht mehr als 18 Knoten erreicht. Oesterreich. Die geplante Armeereform dürfte nicht früher durchgeführt werden, bis nicht das auf Basis der selben abgefaßte Budget alle verfassungsmäßigen Stadien durchlaufen und die kaiserl. Sanction erhalten haben wird, was vor Jahresschluß kaum der Fall sein dürfte. Der steiermärkische Landtag in Graz wurde am 7. Juli geschlossen, nachdem er folgende Resolution angenommen: „In Erwägung, daß der deutsche Schulverein ein sich auf das ganze Reich beziehender Privatverein ist, sieht sich der Landtag nicht in der Lage, für denselben die Steuergelder des Landes in Anspruch zu nehmen, Erklärt jedoch, daß er das Wirken des Vereins für Unterricht und deutsche Bildung als ein sehr ersprießliches und segensreiches anerkennt und nur wünschen kann, daß der Verein in allen Kreisen der Bevölkerung die thatkräftigste Unterstützung und möglichste Förderung finden möge." Vom Lemberger Statthaltereipräsidium ist am 7. Juli an die Hilfscomites der Auftrag ergangen, die Expedition der russischen Emigranten nach Amerika oder die Repatriirung derselben nach Rußland unter dem Schutze der Behörden in sechs, spätestens acht Wochen zu beendigen. Die orthodoxen Rabbiner Ungarns veröffentlichen eine in deren Conferen; beschlossene Erklärung gegen die Jn- sinuirung eines rituellen Mordes. Frankreich. Die Commission zur Berathung des Projects, betreffend die Herstellung eines Binnenmeeres in Tunis, hat ihre Arbeiten beendet und eine Resolution des Inhalts angenommen, daß die für das Unternehmen er forderlichen Ausgaben außer allem Verhältniß zu den zu erwartenden Resultaten ständen und daß es der Regierung daher nicht zukomme, zu dem Unternehmen aufzumuntern. Der Marineminister brachte am 8. Juli in der Depu- tirtenkammer die Vorlage, betreffend die Bewilligung eines Credits von 7,800,000 Frcs. für die von dem Marine ministerium aus Vorsicht getroffenen militärischen Vorberei tungen, ein, welche an eine besondere Commission verwiesen wurde. Auf eine Anfrage des Deputirten Janvier de la Motte erwiderte der Marineminister, die Vorlage habe nicht die Bedeutung, welche man ihr beilege. Es handle sich einfach nur darum, die Marine auf den Fuß von 1870 zu bringen. Die Rüstungen würden sich darauf beschränken, eine gewisse Anzahl von Schiffen in Dienst zu stellen und das Aufgebot von Marinemannschaften werde 1000 Mann nicht überschreiten. Der Ministerpräsident Frehcinet ant wortete auf eine Anfrage des Deputirten Lokroh, man dürfe die Tragweite der Creditvorlage nicht übertreiben, aber auch nicht abschwächen. Es komme darauf an, gewisse Schiffe wieder in Stand zu setzen und ein Reservegeschwader zu bilden. Frankreich müsse sich für jede Eventualität bereit halten. Gegenwärtig handle es sich um einfache Präventiv maßregeln und denke Niemand daran, Frankreich ohne Zu stimmung des Parlamentes zu engagiren. Nach den Mittheilungen Pariser Blätter ist dem Admiral Conrad vor Alexandrien die Instruction ertheilt worden, ebenfalls aus seinen Batterien zu feuern, wenn der eng lische Admiral das Bombardement beginnt, auf keinen Fall aber selbst den Anfang zu machen, außer bei einem Angriff auf ihn und seine Schutzbefohlenen. Wenn die Engländer ein Regiment landen, so solle er ein Gleiches thun und seine Landungstruppen stets auf der gleichen Stärke wie die englischen halten. England. Im Unterhause entstand am 7. Juli bei dem Berichte über die Zwangsbill eine lebhafte Debatte über ein von der Regierung beantragtes Amendement, wo nach Haussuchungen auf die Tageszeit beschränkt und nur dann auch zur Nachtzeit zulässig sein sollen, wenn eine geheime Gesellschaft vermuthet wird. Von den Conserva- tiven und einer großen Anzahl von Whigs wurde dasselbe lebhaft bekämpft. Gladstone erklärte, er habe, wenn das Amendement abgelehnt werde, seine persönliche Stellung in Erwägung zu ziehen; trotzdem wurde es mit 207 gegen 194 Stimmen abgelehnt. Nachdem das Haus sich mit einer Majorität von 13 Stimmen gegen den Antrag der Regie rung ausgesprochen, erklärte Gladstone, unter gewöhnlichen Verhältnissen würde er das Haus aufgefordert haben, sich zu vertagen; angesichts der Zustände in Irland und mit Rücksicht auf den Charakter der Bill ersuche er indeß das Haus, die Debatte fortzusetzen. — In einer Abendsitzung erledigte sodann das Unterhaus den Bericht über die irische Zwangsbill und nahm dieselbe mit allen gegen 4 Stimmen in dritter Lesung an, während das Oberhaus die irische Zwangsbill in erster Lesung genehmigte. Den „Times" wird aus Paris gemeldet, die Conferenz werde Montag die Pforte zur Intervention in Egypten formell einladen und deren Antwort für Mittwoch erbitten. Wenn die Antwort der Pforte bejahend ausfallen sollte, würde sich die Conferenz ohne Termin für ihren Wieder zusammentritt vertagen, verneinenden Falls aber die alsdann zu ergreifenden Maßregeln beschließen, wonach die Inter ventions-Mächte ein Armeecorps von 25,000 Mann mit 15,000 Mann Reserve in Egypten concentriren. Diese Truppen sollen in Abukir landen und in zwei Richtungen gegen Alexandrien operiren. Rußland. General Skobelew, durch seinen bei ver schiedenen Anlässen ausgesprochenen Deutschenhaß bekannt, ist am 7. Juli in einem Hotel zu Moskau, 41 Jahre alt, am Herzschlag plötzlich gestorben. Zur Theilnahme an der Leichenfeier werden sich der Kriegsminister und andere hohe Würdenträger mit den Verwandten des Verstorbenen nach Moskau begeben. Türkei. Der Premierminister Abdurrahman hat seine Demission eingereicht. Als sein Nachfolger wird Kadri Pascha in Adrianopel bezeichnet. Neueste Nachrichten. Koblenz, 9. Juli. Se. Majestät der Kaiser ist hier von Ems eingetroffen und im Schloß abgestiegen. Wien, 9. Juli. Konstantinopler Telegramme der„N. Fr. Pr." behaupten, der Sultan werde fortwährend die entschiedenste Opposition gegen die Conferenzbeschlüsse machen, so lange die fremden Flotten in den egyptischen Gewässern verweilen und eine europäische Controle der türkischen In tervention gefordert werde. Abdurrahman wurde entlassen, weil er für Nachgiebigkeit plaidirte. Der Sultan fürchte, daß Syrien mit Arabien gemeinsame Sache gegen ihn mache, wenn er für Europa gegen die egyptische Nationalpartei auftrete. Der Sultan befinde sich in einer Zwangslage, in welche ihn die Westmächte versetzt und könne sich nur ablehnend verhalten. Anderweitige Berichte melden, Arabi, in Folge des Sieges des falschen Propheten entmuthigt, werde nachgeben. Von guter Seite verlautet, die Pforte rüste in ziemlichem Umfange. Der Zweck der Rüstungen ist unbekannt. London, 9. Juli. Wie der „Observer" erfährt, hat Gladstone nach einer Besprechung mit den übrigen Ministern -eschlossen, die Entscheidung des Unterhauses, betreffend den Artikel 14 der irischen Zwangsbill, anzunehmen. Alexandrien, 9. Juli. Nachdem die SchiffS-RecognoS- cirung ergeben, daß die Ausrüstung der in der Nähe des Hafeneingangs befindlichen Erdwerke mit den schwersten Ge schützen fortdauert, wird vom Admiral Seymour der Erlaß einer Proclamation vorbereitet, worin die egyptischen Be hörden des Mangels an Glaubwürdigkeit bezichtigt werden und die Uebergabe aller Forts binnen 12 Stunden verlangt wird. Im Weigerungsfälle werde nach Verlauf weiterer 24 Stunden das Bombardement der Forts eröffnet werden. Das englische Kanonenboot „Condor" ist außerhalb des Hafens gegangen, um den Eingang zu schützen. Admiral Seymour begab sich an Bord des „Jnvincible", der nach dem äußeren Hafen geht, um in der Nähe des Panzerschiffes „Monarch" zu ankern. — Die beiden vor einigen Tagen eingetroffenen Ad jutanten des Sultans sind nach Konstantinopel zurückgekehrt. — Nach einer Meldung des Reuter'schen Bureaus forderte gestern Nachmittag der Sultan formell Arabi Bey auf, nach Konstantinopel zu kommen, was derselbe jedoch ablehnte. Nachrichten aus 81adt und Amgegend. Großenhain. Außerhalb der gewöhnlichen Schalter- Dienststunden werden beim hiesigen Postamt Einschreibbriefe gegen besondere Gebühr von 20 Pfennig angenommen, je doch von 9 —10 Vs Uhr Abends und von 6 — 7 Uhr früh in dem Zimmer im Posthofe links. Solche Briefe werden mit der nächsten Beförderungs-Gelegenheit abgesendet. — Wir machen hierauf wiederholt aufmerksam. — Das Concert des Kaiser-Cornet-Quartetts, welches am 7. Juli in dem Haupt-Saale des Gesellschafts hauses stattfand, war ziemlich gut besucht, hätte aber einen zahlreicheren Besuch wohl verdient. Sämmtliche Piecen wurden mit sehr angenehmer Klangfarbe, vollständiger Reinheit, exactem Zusammenspiel und vorzüglicher Nuan- cirung vorgetragen, so daß sie zur schönsten Geltung kamen und dem Publikum dadurch ein reicher Genuß geboten wurde, wofür es nach jedem Vortrage mit schallendem Applaus dankte. Wiederholt sahen sich daher die Künstler veranlaßt, sich für diese Anerkennung durch eben so aus gezeichnet ausgeführte Einlagen dankbar zu beweisen. Niemand dürfte das Concert unbefriedigt verlassen haben; Jedermann wird vielmehr das Renommee der Künstler ein wohl be rechtigtes nennen müssen. Zur ungeschmälerten Erhaltung desselben aber wird es beitragen, wenn der Vertreter der 1. Stimme seine Neigung zu dem leidigen Tremuliren überwindet, falls das Tremolo der Töne nicht eine natür liche Folge des sich mehr und mehr geltend machenden höheren Alters des Künstlers ist. Im Interesse der schönen Klang wirkung der Quartettvorträge wird es sein, wenn der Vertreter der 2. Stimme sein Instrument mit einem solchen von etwas weiterer Mensur vertauscht. Die schöne Klang wirkung wird dadurch entschieden noch mehr gewinnen. Nermischles. Bei Anwesenheit der Generalstabsoffiziere in Gera spielte sich eine hübsche Scene ab. Die Herren hatten einen Aus flug nach Köstritz geplant und dazu verschiedene Geschirre requirirt. Voraus fuhr der Galawagen des Herrn Fuhrwerks besitzers Bauch mit dem Herrn General v. Keßler. Der Geschirrführer mußte dem leutselig sich mit ihm unterhaltenden General alle wichtigeren Punkte der Umgegend erläutern und ihn auf Einzelheiten aufmerksam machen. Als die Wagen an der Langenberger Hebestelle hielten, machte Herr Bauch den General darauf aufmerksam, daß sich hier auch etwas Sonderbares vorfände, und zwar Drillinge, welche dem Chausseegeldeinnehmer als Himmelssegen gespendet worden seien. Die Offiziere wollten durch den Augenschein überzeugt sein und wohl oder übel mußte der Beamte neben seinen Zetteln auch die frischen, munteren Gesichtchen seiner Lieblinge präsentiren. Zu seinem Schaden geschah dies nicht, denn die Herren mit dem geübten Feldherrnblick schlossen aus verschiedenen Aeußerlichkeiten darauf, daß dem Familienvater bei seinem knappen Einkommen jedenfalls die Familienvermehrung Kopfschmerzen verursache. Rasch waren die Börsen gezogen und den kleinen Weltbürgern ein hübsches Andenken hinterlassen. Tiefschwarze Rauchwolken, die sich am 7. d. Nachmittags in der zweiten Stunde über den Osten und Nordosten Berlins hinwegwälzten, verkündeten, daß abermals eine bedeutende Feuersbrunst ausgebrochen. In der Färberei der Firma Jaffv L Orlamünder, Mühlenstraße 60 b und e, hatten mehrere in der 4. Etage beschäftigte junge Mädchen plötzlich dichte Rauchwolken unter einer der Anschlagmaschinen im Saale entdeckt, denen sofort grelle Stichflammen folgten. Das Feuer verbreitete sich mit rapider Geschwindigkeit, so daß im Nu alle vorhandenen Maschinen im Saale in Flammen standen und die sämmtlichen durch den Feuerruf alarmirten Arbeiter und Arbeiterinnen, ca. 100 Personen, unter Zurücklassung ihrer Sachen nur mit knapper Noth die Treppe herunter in das Freie gelangen konnten. Beim Eintreffen der ersten Feuerwehrmannschaften standen bereits die 4., 5. und 6. Etage in Hellen Flammen, während mächtige Feuergarben aus dem Dachgiebel emporloderten und sowohl die Seitenflügel, Hinterhaus, sowie die angrenzenden Bau lichkeiten gefährdeten. Es wurden sofort vier Dampsspritzen in Action gesetzt. Aber trotz der angestrengtesten Arbeit der Mannschaften schien das Feuer von Minute zu Minute an Heftigkeit zuzunehmen. Krachend stürzten um V^3 Uhr die schweren weißglühend gewordenen Scheer- und Anschlag maschinen in die unteren Etagen hinab, gefolgt von dem brennenden Gebälk des Dachstuhls. Um */,3 Uhr glich das bis in die Kellerräume brennende Gebäude einem Hoch ofen. Die vollständige Ablöschung zog sich bis in die Abend stunden hinein.