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48 VI. Gerbstoffanatomie. VI. Beleuchtung der Gerbstoffanatomie, a. der Wandergerbstoff: das grüne Gewebe, Leit- und Lagergewebe des Gerbstoffs, b. der ruhende Gerbstoff: Vegetationspunkte, Schläuche, Scheiden u. s. w. Gallen. Wenn ich im Folgenden auch noch einen raschen Blick auf die anatomische Vertheilung des Gerbstoffs im Pflanzenkörper werfe, so werde ich dabei nicht im entferntesten von der Absicht geleitet, etwa auf diesem Gebiete nach -weiteren Stützen für meine An schauungen suchen zu wollen. Die Hartnäckigkeit, mit welcher der Gerbstoff jedem Verständniss auf blos anatomische Untersu chungen hin widerstanden hat, könnte meines Erachtens belehrend sein, auch über unser Gebiet hinaus, dass in ernährungsphysiolo gischen Fragen der Regel nach die Anatomie von der Physiologie berathen werden muss, und nicht umgekehrt. In das verwirrende Detail, dem man bisher rathlos gegenüber gestanden hat, werden die vorgeführten Versuche stellenweise den leitenden Faden bringen. Wir behalten daher den Gang, den wir in den Versuchen einge schlagen haben, auch für die folgenden Betrachtungen bei. Und da es sich dabei überall um Dinge handelt, die dem anatomisch Ge bildeten geläufig sein müssen, können wir uns öfter andeutend ver halten, und auch ohne Bilder auskommen. Es ist ja nachgerade eine national-ökonomische Sünde geworden, ganz elementare Dinge mit wo möglich farbigen Bildern zu illustriren. a. Der Wandergerbstoff. 1. Das gerbstofferzeugende Gewebe des Blattes ist das grüne Blattfleisch. Das steht durch die Versuche fest und müsste auch als feststehend gelten, wenn man in den chlorophyllhaltigen Zellen selbst niemals Gerbstoff fände. Dann wären wir eben zu dem Schluss gezwungen, dass der entstandene Körper sofort aus seiner Geburtsstätte auswandere und sie nicht auch als Lagerort benutze. Wir werden solche Fälle kennen lernen. Sehr gewöhnlich aber ist das gerbstofferzeugende grüne Gewebe gleich auch der erste Aufenthaltsort unseres Stoffes und finden wir in sehr zahlreichen Blättern den Saftraum der Palissaden- wie