Volltext Seite (XML)
Unveränderlichkeit des Gerbstoffs im Blatt. 9 allerdings zu, aber keineswegs in dem Maasse, wie es die tägliche Produktion desselben verlangen würde. Viel deutlicher zeigt sich die quantitative Wandelbarkeit des Gerbstoffes, wenn man vorher insolirte Blätter dem Dunkel aussetzt. Versuche: 1. Werden an sommerlichen Normaltagen Abends von Sträuchern, Bäumen oder Stauden Blatthälften zur Controlle abgenommen, die andere Hälfte der Blätter am Baum gelassen und den andern Mor gen untersucht, so ergiebt die Analyse regelmässig eine Gerbstoff abnahme. Reihe X, 1. Z. B. Aus 10 Erlenblättern enthalten 450 qcm Blattfläche am Abend 0,080, am Morgen nur 0,060 Gerbstoff. 2. Noch mehr tritt das hervor, wenn man Abends grössere Aeste abschneidet und diese mehrere Tage im Dunkeln verweilen lässt. Anfangscontrolle und endliche Versuchshälfte zeigen grössere Differen zen. Reihe X, 2. Z. B. 300 qcm Blattfläche aus 30 Haselnussblät tern nach Tagesablauf geschnitten enthalten 0,445 Gerbstoff, nach 36 stündigem Dunkelaufenthalt nur 0,091. Was geschieht mit dem Gerbstoff, der im Dunkel für die Analyse verschwindet? Er kann ausgewandert, oder er kann chemisch um geändert sein; es kann auch beides zugleich stattgefunden haben. Die vorstehenden Versuche, wo die Blätter an der Mutterpflanze sitzen, bleiben offenbar mehrdeutig. Welcher von den angedeuteten Fällen wirklich eintritt, würde auch durch Versuche mit isolirten Blättern, wenn die Mittelrippe und der Stiel vorhanden bleiben, nicht ins Reine gebracht werden. Am glättesten wird die Alternative entschieden, wenn man iso- lirte Blattstücke zum Versuch nimmt. Die Versuchsreihe X, 3 giebt hier klaren Aufschluss: isolirte, d. h. nicht mit den Blattnerven, Blattstiel oder der Pflanze in Verbin dung stehende Blattstücke verlieren im Dunkelaufenthalt nichts an Gerbstoff. Die Parallelversuche zeigen, dass die Blattflächen sehr wohl verlieren, wenn sie an den Leitungsbahnen ansitzen. Der Gerb stoff wird also durch die Blattrippen weggeleitet. Aber auch die Versuche mit durchschnittenen Nerven (X, 4) lassen nun keine andere Deutung. Wenn wir in der losgetrennten Blattfläche mehr Gerbstoff finden als in dem verbundenen Theil, so möchte doch wohl die Annahme, dass nur in der verbundenen Hälfte chemische Umwandlung des Gerbstoffs stattfinde, in der isolirten aber nicht — am allerletzten richtig sein. Auch hier handelt es sich um Unterbindung der Leitungsbahn.