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(Mit Text.) «palato. Hause kommend, direkt auf sie zu. Um verhüten, stellte sie sich hinter ein dichtes , vom lenkte ihre Schritte zu dem Amor, dem sie vor wenigen Mo naten in seli- gemGlückden Kranz ausdas Haupt ge drückt hatte. Wehmütig be'rachtetesie diese längst verwelklen Blumen des Kranzes, der immer noch dessen Locken köpf zierte. So wie die Blumen, so war auch ihre Hoffnung da- inngewelkt. Kalt und öde, wiedcrheran- nahendeWin- ter, war auch ihr Inneres jedes wärme ren Sonnen strahles be raubt. Lange stand sie vorderer innerung an einige Ver pflichtungen für sie, sie hat mir verspro chen, so bald nicht mehr zu kommen." „Ich schwere esJhnen.daß diesdasLetz'e ist,dasichJH- nen gebe, Sie würden mich zu Grunde richten!" Mit diesen Wor ten nahm der Baron eine Banknoteaus dem Sekretär und reichte sie dem bos haft lächeln den Jean. Dieser ließ sie mit vieler Fertigkeit in seiner Tasche verschwinden und brachte ein Goldstück dafür zum Vorschein, das er der Frau über reichte. „Tausend Dank," stam ¬ melte die Letztere mit Thränen in den Augen, „Gott möge es dem gnädigen Herrn vergelten, der so viel für mich thut;" damit schritt sie mit ihren Kindern zur Thüre hinaus. Jean holte die Banknote aus seiner Tasche hervor und legte sie sorgfältig zu einigen andern in eine Brieftasche. „Ein schönes Sümmchen schon beisammen," murmelte er mit häßli chem Lächeln, „noch einen Hauptcoup und für meine Wenigkeit ist gesorgt." Als Jean den Baron verlassen hatte, sank dieser in seinen Lehn stuhl zurück. Verzweifelnd rang er die Hände, Seufzer um Seufzer entwand sich seiner gepreßten Brust. Im Speisesaal Hötte er Schritte, es war die Zeit des Diners. Müde schritt er in den Saal, wo bereits die Baronin und Alma seiner harrten. Der Baronin war keine Veränderung anzusehen, nur wortkarger war sie geworden, sie ärgerte sich über das Benehmen ihres Gatten; sie hatte ja keine Ahnung von den Kämpfen, die in ihm tobten. Wäre sie eine aufmerksamere Beobachterin gewesen, hätte sie ihren Gatten mit den Augen der treubesorgten liebenden Frau beobachtet, so hätte ihr längst sein veränderter Zustand aus allen müssen. So aber sah sie es nicht. Nur den Blicken Almas war der Zustand des Vaters nicht entgangen, sie allein bemerkte die schweren Seufzer desselben, sah die Furchen auf seiner Stirne und sie konnte sich diese Merkmale einer ihn quälenden Reue nur zu gut deuten. Auch ihr Zustand war in höchstem Grade aufreibend. Was sollte sie thun, sollte sie an das Herz des Vaters appellieren, sollte sie ihn opfern für den Geliebten? Sie konnte es nicht, und selbst wenn sie gewollt hätte, hatte sie denn Beweise dafür? Gewaltmm zwang sie sich in letzter Zeit, wieder den Garten zu besuchen, sie sagte sich, daß sie sich nicht absichtlich eine Krankheit aufbürden dürfe, sie war ja ohnedies geschwächt genug vor Sorge und Kummer. So lief sie auch einige Tage nachher wieder im Garten umher. Der Zufall „Mein Gott, was habe ich gethan?" sprach er dumpf für sich hin, „wie wird das enden? Dieser Elende bringt mich um Alles und mir bleibt nichts, als Schmach und Schande oder eine erlösende Kugel. Hätte ich mich gleich als den Tyäter bekannt, was wäre mir geschehen, man hätte müssen Notwehr annehmen, da der Mann ja auch ein Gewehr hatte, jetzt sitze ich drinnen, kann weder vor noch zurück und was wird das Ende fein?" Eine geraume Weile saß er da, endlich nahm er sein Selbstgespräch wieder aus und fuhr fort: „Ja nichts anderes bleibt mir übrig, als mit einem schriftlichen Bekenntnis meine Schuld einzugestehen und so den jungen Mann zu befreien. Die alte Schuld, stöhnte er, rächt sich an mir, ich habe es an seinem Vater verschuldet; könnte ich mein Unrecht gut machen, ich gäbe Alles darum." selige, glück liche Tage sinnend versunken, auch diesmal wieder wurde sie aus ihren Träumen durch den widerlichen Anblick des verachteten Bedienten Jean auf geweckt. Er schritt. 7 ..... eine etwaige Begegnung zu verhüten, stellte sie sich hinter ein dichtes Gesträuch und wollte ihn vorüberlassen. Sie hatte sich verrechnet. Jean schritt aus einen der beiden Bänke zu und setzte sich daraus. Wieder zog er, wie schon einmal, eine Zeitung aus der Tasche, es war wieder das Tageblatt. „Jetzt ists höchste Zeit, uns aus dem Staube zu machen!" hörte sie Jean sagen, „wer hätte das geglaubt? der Irrsinnige geheilt, und gibt sich selbst als Thäter an! — Fast unglaublich. Nun morgen früh den letzten Versuch und dann fort auf Nimmerwiedersehen!" Nach diesen zu sich selbst gesprochenen Worten erhob er sich und schritt dem Hause zu. Atemlos hatte Alma zugehört, kein Wort war ihr entgangen, wie festgebannt stand sie hinter dem Strauch. Sollte dies Wahrheit sein, sollte der Holzhacker geheilt sein und sich selbst als Thäter angegeben haben? Sie konnte es nicht glauben, dann war ja der Geliebte frer und auch der Vater war von der drückenden Last befreit Rasch lief sie dem Hause zu und sendete ihr Mädchen nach der Stadt um ein Tageblatt. Dem Mädchen befahl sie äußerst mögliche Eile, sowie strengste Verschwiegenheit an. Zwischen Furcht und Hoffnung saß sie da und erwartete die Ankunft deS Mädchens, alle Möglichkeiten tauchten vor ihrem GeisteS- „Seien Sie nicht so dumm, ich habe da? nur zu Ihrem Nutzen gethan; glauben Sie, der Herr Baron hätte Ihnen auch schon so viel gegeben, wenn er wüßte, daß Ihr Mann noch am Leben ist?" „Ja das allerdings, aber ich hätte mich auch mit weniger begnügt." „Still jetzt," brummte Jean und klopfte an des Herrn BaronS Zimmer, die Frau im Speisesaal zurücklassend. Ohne das „Herein" a'i zu warten trat er ein. Der Baron saß in seinem Lehnstuhl, den Kopf müde auf die Hand gestützt. Wer den kräftigen Mann vor einigen Monaten gesehen hatte, dem mußte die Veränderung, die mit demselben vorgegangen war, sofort auffallen. Seine Wangen waren eingefallen, seine Augen blickten trübe, fast scheu, es schien, als hätte er eine schwere Krankheit überstanden Als er den Eintretenden gewahrte, glitt ein finsterer Schatten über sein Gesicht. Rasch erhob er sich aus dem Sessel und wandte sich dem Fenster zu. — „Herr Baron, die Frau des erschossenen Holzhackers ist im Saal und bittet um eine Unterstützung," sprach Jean. „Lassen Sie mich in Ruhe, ich habe kein Geld mehr für Sie, thun Sie was Sie wollen, ich gebe keinen Pfennig mehr her!" fuhr der Baron auf. „Gnädiger Herr, es ist eine arme Frau und ich denke, Sie haben doch