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Kr. 14. Freitag, den 3. April 1914 XVI. Jahrgang. Der Handelsgärtner Abonnementspreis bei direktem Bezug vomVerlag: für Deutschland, Oesterreich und Luxemburg M.5.—, für das Ansland M. 8.—, durch die Post oder den Buchhandel M. 20.— pro Kalenderjahr. Ausgabe jeden Freitag. Handelszeitung für den deutschen Gartenbau Begründet von Otto Thalacker. — Verlag: Thalacker & Schwarz. Leipzig-R., Comeniusstr. 17. Inserats t>0 Pfennige für die vier- gespaltene Nonpareille - Zeil e auf dem Umechlag 40 Pfennige, im Reklameteil M. 1,— für die sweigespaltene 105 mm breite Petit-Zeile. Das Abonnement gilt fortlaufend u. kann nur durch Abbestellung 14 Tage vor Jahresschluß aufgehoben werden. Beachtenswerte Artikel in vorliegender Nummer: Ist das tiefe Rigolen der Baumschulquartiere notwendig? Viburnum tinus und Plttosporum tobira. Zum Anbau der Quitte. Rechtsfragen beim Eigentumsvorbehalt. Kaltur, Rechtspflege, Handel, Vereine und Versammlungen, Ausstellungen, Unter richtswesen, Lohnbewegung, Handelsnachrichten, Fragekasten für Rechtsangelegenheiten. — Marktberichte usw. Ist das tiefe Rigolen der Baumschulquartiere notwendig? Von A. Janson. Um diese Frage zu beantworten, muß eine Vorfrage gestellt werden, und diese heißt: Welche Ziele werden mit dem Rigolen verfolgt? — . In erster Linie soll das Rigolen den Boden lockern. Aber es ist ein großer Fehler in der häufigen Annahme, daß durch diese Lockerung den Pflanzen das Eindringen ihrer Wurzeln in das Erdreich rein mechanisch erleichtert werde. Das ist nicht der Fall; denn die treibende Kraft der Wurzeln ist groß genug, um auch die dichtesten Böden zu durchdringen. Wenn trotzdem in tief bearbeiteten, also ge lockerten Böden, die Bewurzelung tiefer geht, so ist das die aus der Lockerung sich ergebende tiefe Durchlüftung des Bodens. Auch die Wurzeln atmen, brauchen also Luft, und können nur "dort gedeihen und die Pflanze ernähren, wo die Möglichkeit der Luftzirkulation gegeben ist. Diese wird durch das Rigolen natürlich gefördert. Und da auch die Bodenbakterien nur bei Luftzufluß lebens- und arbeitsfähig sind, die Luft in Verbindung mit Feuchtigkeit und einigen anderen Faktoren auch den Aufschluß der Nährstoffe geo logischer Herkunft begünstigt, ist auch in dieser Hinsicht die Tiefbearbeitung durch das übliche Rigolen von Nutzen. Anderseits darf aber auch nicht außer acht gelassen wer den, daß diesem Vorteil des Rigolens mindestens ebensoviel Nachteile gegenüber stehen und daß vornehmlich die hohen Kosten des Rigolens mit der Hand in gar keinem Verhältnis zu den durchweg überschätzten Vorteilen stehen. Zunächst dauert die lüftende Wirkung einer jeden Tief lockerung in leichtem Boden nur wenige Monate, in schwe rem höchstens bis in das zweite Jahr hinein. Dann hat sich der Boden vollkommen gesetzt, das heißt sein altes Gefüge wieder gewonnen. Praktisch ist der Nutzen des Rigolens deshalb noch darüber hinaus geringer, weil die Pflänzlinge erst die lüftende Wirkung ausnutzen können, wenn sie an gewurzelt sind, und besonders auch Tiefenwurzeln gebildet haben, Bis das erfolgt ist, vergehen Monate, für den letz teren Fall 2 Jahre, so daß die lüftende Wirkung des Rigo lens kaum mehr zur Geltung kommt. Schwerer Boden dankt das Rigolen im allgemeinen des halb mehr, weil er dichteres Gefüge hat und deshalb schlechter und nicht so tief durchlüftet wird, wenn er nicht rigolt wurde. Aber er zeigt auch einen mit dem Rigolen zusammenhängenden Mißstand viel stärker, als leichter Boden, er setzt sich langsamer und fast doppelt so stark als leichter. Ich habe schon Senkungen von 18 Prozent der Bodenbearbeitungstiefe feststellen können. Solange aber der Boden sich noch setzt, ebensolange kommen die Pflänzlinge nicht zur Ruhe, das Anwurzeln und die Weiter entwicklung werden verzögert. Auch setzen sich schwe rere Pflanzen oft derart, besonders wenn nach dem Pflanzen viel Regen fällt, daß sie später zu tief stehen und kränkeln. Bekanntlich ist nach einer alten Landwirtsweisheit der schwere Boden ein Düngersparer, der durchlässigere Bo den, also etwa Sand, ein Düngerverschwender. Das liegt daran, daß in gut gelüftetem Boden der Dünger sich schnel ler zersetzt, daß seine löslichen Nährstoffe schneller in die durchlässige Tiefe verschleppt werden. Gibt man beim Ri golen, wie vielfach üblich, Stallmist, so gibt man ihn einem künstlich gelockerten, also verschwenderisch gemachten Boden, Wer vergleichend Bäume auf rigoltem und einfach tief gegrabenem oder gepflügtem Boden gepflanzt hat, wird ganz besonders in trockenen Pflanzjahren ein viel besse res Anwachsen bei flacher Bearbeitung finden, Das liegt an dem Umstande, daß die Bäume mehr Fühlung mit dem wasserführenden Untergründe behalten. Versagt nämlich der Himmel die nötige Feuchtigkeit, dann sind die Pflanzen auf die Vorratsfeuchtigkeit des Untergrundes angewiesen. Dieses Wasser wird durch die feinen Zwischenräume im Boden, die enge, fortlaufende Röhren bilden, nach oben ge schafft. Es macht sich also jene Naturkraft geltend, die wir als Haarröhrchenkraft oder Kapillarität bezeichnen. Diese wasserfördernde Kraft wird aber durch Zerstörung der fei nen Kanäle beim Rigolen in starkem Maße aufgehoben, so daß in trockenen Jahren und an sich trockenen Böden das Anwachsen erschwert, die Gefahr des Vertrocknens ver größert ist. Aus allen diesen Ausführungen ergibt sich, daß das übliche tiefe Rigolen, ganz abgesehen von den ungeheuren Kosten, neben nicht wegzuleugnenden Vorzügen auch recht bedenkliche Nachteile besitzt. Aber abgesehen von letzte ren stehen seine Vorteile in gar keinem Verhältnis zu den hohen Kosten; denn unter 2000 bis 2500 Mk. wird man wohl nirgends mehr einen schwereren Boden auf die übliche Tiefe von 60 bis 70 cm rigolen. Diese Summe läßt sich, wie ich weiter unten zeigen werde, viel vorteilhafter in einer Weise verwerten, die jene Vorteile des Rigolens zum größten Teile, seine Nachteile überhaupt nicht in sich trägt. Die bessere Durchlüftung durch das Rigolen hat be kanntlich reichere Bewurzelung zur Folge, Und da reiche Bewurzelung als Qualität gilt, ist das wertvoll. Aber diese Bewurzelung läßt sich auf die später geschilderte Weise auch erzielen. Aber die Tiefenbearbeitung des Bodens hat auch den Nachteil, einen Teil des Schwergewichts der Be wurzelung in die Tiefe zu verlegen; und das ist nicht nur eine Schwierigkeit mehr beim Herausnehmen, sondern diese Tiefenwurzeln fallen beim Roden doch mehr oder weniger zum Opfer. So liegt es mehr im Interesse des Baumschulgärtners, durch flache Bodenbearbeitung auch I ein flaches Wurzelsystem zu erzielen. Daß flache Bearbeitung für junge Pflanzenbestände kei-