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Pulsnitzer MchenblaN Konnaöettd, 8. Aprit 1911. 2. Beilage zu Ar. 42. 63. Jahrgang. Osrtttcbss unv Sacdsifcdss. Pulsnitz. (Sonntag-Plauderei.) Der morgige Sonntag ist der Sonntag Palmarum. Der Palmsonn tag, auch Palmtag oder blauer Ostertag genannt, ist der letzte Sonntag der großen Fastenzeit. Die griechische so- wohl wie die römische Kirche pflegen an diesem Sonntag — und daher der Name Palmsonntag — Palmenzweige, resp andere Zweige von Frühblühern, zu weihen und mit solchen Zweigen die Kirchen zu schmücken. Dies tut man zur Erinnerung an die Stelle der heiligen Schrift: Ev. Johannis 12, 13 — die da lautet: „Nahmen sie Palmzweige, und gingen hinaus ihm entgegen und schrien: Hosianna I Gelobet sei der da kommt in dem Namen des Herrn, der König von Israel!" Der Begriff Palmen ist übrigens ein recht vieldeutiger. Echte Palm- zweige wird man nur ganz selten antreffen. In den deutschen Gauen dienen Weidenzweige, Haselzweige usw. als Palmen. Der Palmsonntag leitet das Osterfest ein. Oesterliche Freude durchzittert ihn. Wohl liegt noch die stille ernste Karwoche vor uns, aber die Natur hat be reits begonnen, sich zum Auferstehungsfeste zu schmücken. Sie hat ihr braunes Knospengeschmeide bereits mit dem Silberglanze sammetner Weidenkätzchen durchflochten und sich schon manch Blümlein ins Haar gesteckt. Ein gol denes, verschämtes Schimmern liegt auf dem Angesicht der erwachenden Erde. Der Frühling webt an allen Ecken und Enden geschäftig und füllt mit seiner Poesie die Luft, Und so wollen auch wir poetisch mit den Wor ten schließen: Am Tag der Palmen küßt der Lenz die Erde Und zaubcrt ihr das erste Grün ins Haar, Er nimmt von ihr des Winters Frostbeschwerde Und lacht mit Sonnenaugen goldig-klar. Ein neues Hoffen zittert durch die Auen, Der Bogel singt sein Hochzeitslied im Hag, So werde froh ist rings die Welt zu schauen Am Palmentag! Der Tag der Palmen läßt die Knospen schwellen Und läßt schon Blümlern blühn am Mauerbord, Naht er, dann geht ein Glitzern durch die Wellen Der stillsten Bäche, eil'ger reißt sie's fort. Der Tag der Palmen lächelt in die Herzen, Dntz keines sich vor ihm verschließen mag! So schmel-en Leid und Not und Winterschmerzen Am Palmentag! — (PostauSweiSkarten.) Wie der Handels- kammer zu Zittau vom Reichspostamt mitgeteilt wird, erhalten die in Deutschland ausgestellten Postausmeis- karten zufolge einer zwischen der deutschen und der fran. zösischen Postvelwaltung getroffenen Vereinbarung vom 1. Mai ab auch in Frankreich Gültigkeit, so daß sie von da ab von den französischen Postdienststellen bei der Aus händigung von Postsendungen als vollgültige AuSwetS- papiere behandelt werden. Ebenso gelten die von fran zösischen Postdienststellen ausgestellten JndentitätSbücher vom 1. Mäi ab den deutschen Postanstalten gegenüber als vollgültige Ausweise. In den Geltungsbereich der Im enWiöenökn AugMM. Roman von Reinhold Kronheim. 2 (Nachdruck verboten.) .Na, lieber Feldberg, auch einmal da? Es gefällt Ihnen wohl nicht zu Hause, Sie sehen ja so blaß aus, ist vielleicht Ihnen nicht wohl?" „Ich dank« g.horsamst, Herr Major, ich bin wohl nur Awa« zu schnell gelaufen-, erwiderte de, «»geredete und setzte sich zu seinen Kameraden. Man schien nicht Übel Lust zu haben, di« Geschichte von der großen Erbschaft wieder auszunehmen, doch wi«, Feldberg alle Anspiegelungen ernst und entschieden zurück und versichert« aufrichtig, daß ihm nicht mehr zu Teil geworden wär«, al, mancher von den Fragestellern wohl schon für eine bloße Laune geopfert habe. Mau glaubte ihm. und um den immer liebens, würdigen Kameraden nicht zu verletzen, schwieg man schließlich von der ganzen Sach«. Wie das an manchen Tagen so sonderbar ist, so schien heute «in ganz besonder« fröhlicher Seist die kleine Gesellschaft »u b«w«g„. Namentlich waren einige der jüngeren Mitglieder - ^fizierkorp« auffallend ausgelassen, und hätte man sie nach Grunde gefragt, sie hätten keinen anderen angeben können, al» daß sie eben fröhlich wären. Auch Feldberg konnte sich der allgemein herrschenden guten Laune nicht verschließen, er lächelte zuerst über di« W-tz«. di, Stapel geloffm wurden, schließlich lachte er herzlich mit den Anderen mit. E« war so anheimelnd in der sorglosen übermütigen Gesellschaft, er schien den G«, danken, der >hn vorhin so furchtbar aufgeregt hatte, ganz ver» geflen ,u haben, er war glücklich mit den Glücklichen. Jetzt erhob sich der Major, um nach Haus« zu geh«« und mit ihm ein älterer Hauptmann, der ihm Gesellschaft geleistet hau«, Respektvoll standen die jüngeren Offiziere auf, der Kom« wand«»« verabschiedete sich mit einem .guten Abend, meine Heer«» !« „ "So, jetzt kann« loßgehen,' rief rin jüngerer OWer, „wir wollen «in«" kleinen soliden Ttwpel legen, hält Jemand von den H-rr.n die Bank?« «Gewiß, ich,« rief ein anderer. „Ordonnanz, Karten!« im Reichspostgebiet aufgestellten PostauSweiSkarten waren schon bisher einbezogen: Bayern, Württemberg, Belgien, Dänemark, Italien, Luxemburg, Norwegen, Oestereich, Schweden und die Schweiz Bautzen. (Fe st genommener Deserteur.) Der hinter dem Soldat Hermann Wolf der 11. Kompagnie des hiesige' Infanterie-Regiments Nr. 103 erlassene Steck- brief hat sich erledigt, da der Fahnenflüchtige in Böhmen bereits verhaftet worden ist. Die Polizei in Zwickau i. B. verhaftete nachts auf dem Bahnhofe den Soldat, der am 26. März von seinem Truppenteile desertiert war und sich seit diesem Tage, teilweise noch mit Monturstücken bekleidet — nur einen Hut hatte er sich zu verschaffen gewußt — an der Grenze in Zwickau umhertrieb. Er wurde der politischen Behörde zu Deutsch - Gabel über geben, die ihn nach Zittau bez. Bautzen auslieferte. Nus Vsm Serlcktssaals. 8 Odessa, 7. April. (Der Graf als Gatten- Mörder.) Hier fand der Prozeß gegen den Grafen Zibour Marchotzki statt, der angeklagt war, seine Frau, ein ehemaliges Stubenmädchen seiner Mutter, ermordet zu haben. Der Angeklagte gab als Grund zu seinem Verbrechen politische Motive an. Er sei Konservativ, seine Frau Demokratin gewesen. Das Gericht verurteilte den Grafen zu 3»/, Jahren Zwangsarbeit und Verlust aller bürgerlichen Ehrenrechte. Wettervorhersage der Kgl. S. Landeswetterwarte zu Dresden. Sonntag, den S. April 1911. Nordostwind, heiter, etwas wärmer, vorwiegend trogen. Magdeburger Wettervorhersage. Sonntag, den 9. April 1911. Abwechselnd heiteres und wolkiges Wetter ohne erhebliche Nieder schläge, starker Nachtfrost und Reif, Tag etwas wärmer als am 8. Montag, den 10. Aprll 1911. Ziemlich heiter, vorwlegend trocken, Nachtfrost, Tagestemperatur steigend. Verpfändung des Eyreninorts, Wettbewerb ju unterlassen. (Nachdruck auch im Auszug verboten.) j. K. Nach der Ansicht des ReichSgemchts ver stößt eine Bindung durch Ehrenwort gegen die guten S.tten. Die Sache lag in einem Prozeß vor dem Reichs gericht so: Der Beklagte war als Konstrukteur in der Fabrik der Klägerin gegen 30V0 M angestellt, kündigte aber und trat bet einer Konkurrenzgesellschaft in Stellung. In den Vertragsbedingungen hatte Klägerin sich u. a. Vor behalten, daß Beklagter unter Verpfändung seines Ehren wort- und bei Vermeidung einer Vertragsstrafe in der doppelten Höhe des letzten JahreSgehalteS sich verpflichtete, weder als Beamter noch als Berater in ein Konkurrenz geschäft einzutreten oder für solches zu arbeiten usw. Zur Annahme dieser Bedingungen hatte Beklagter sich durch Ehrenwort verpflichtet. Das Landgericht Saarbrücken Sie wurden gebracht, der O'finer holte ein Portefeuille hervor und legte e« vor sich auf den Tstch. Bald war da» Spiel im Gange, man setzte, gewann, verlor, e« wurde wenig gesprochen, All« nahmen am Spiele teil, außer — Feldberg. Auch er war näher gerückt und verfolgte mit seltsamen Blicken alle Chancen de« aufregenden Spiele». ES wurde anfang» nicht sehr hoch pointiert, schließlich kamen aber doch, wi« da« gewöhn lich geschieht, Gold und Banknoten auf den Tisch. „E« geht doch seltsam zu im menschlichen Leben,' dachte Feldberg bei sich, „diese Menschen spielen um Summen, von denen ich Monate lang leben könnte, e» scheint sie nicht zu rühren, ob sie gewinnen oder virlirrrn. Herrlich muß e» doch sein, wenn man so viel Geld hat al» man braucht, wenn man bei jeder Ausgabe nicht den übrigbleibenden Kaffenbestand über schlag«» muß. Ob da« ein Fingerzeig sein soll, mein Glück im Spie! zu wagen, ich dachte vorhin daran, und nun komme ich gerade zum Spieltisch. Gewiß ist r« nur eine Versuchung, ich will ihr widersteh«».« Entschlosst» l«h»t« «r sich zurück und schloß, wir um der Versuchung zu verstehen, für einen Augenblick die Augen. Er mußte über sich selbst lächeln, r« war »hm nicht möglich, dem Spiel fern zu bleiben; mit unheimlicher magnetischer Gewalt zog r« ihn »u den bunten Blättern. D e Wogen de« Spiel« gingen immer höher, immer leidenschastlicher wurde die Aufregung der Mitspielenden, und immer gespannter und glühender die Auf. merksamkett de« Zuschau«». Ec sah einen seiner Kameraden fortwährend verlieren, mit Interesse betrachtete er stet» sein Ge sicht, der junge Mann sah wohl etwa» bleich au», seine Augen glänzten etwa» fieberhaft, aber äußerlich bewahrte er die größt« Ruhr; mit scheinbarem Gleichmut schob er ein Geldßück nach dem anderen hin. Dem Zuschauer wurde ganz seltsam zu Mute, würde er sich in einem ähnlichen Falle ebenko benehmen können? Er verneinte sich selbst die Frage, denn er ließ j-tzt schon di« wenigen Taler, die er bei sich trug, krampfhaft in seiner Tasche durch die Finger gleiten; er gestand sich offen «in, daß e« ihm sehr unangenehm sein würde, wenn er sie verlöre. — Der Bankier gewann anhaltend, auch er strich mit erkünstelter Ge lassenheit dir Gewinne ein, er gab sich die größte Mühe, seine Freude zu verbergen E« sah e», daß hier unbedingt der Eine dem Andern Komödie vorspielte, und doch tobte j» seinem In- wies die Klage auf Zahlung der Vertragsstrafe ab; das OberlandeSgericht Köln verurteilte; dagegen hob das Reichsgericht dieses Urteil auf undßwies wie die 1. In- stanz die Klage ab. Aus den Gründen: Schon früher hat der Senat ausgesprochen, daß die Ehre, weil sie als ideales Gut einen Teil des Persönlichkeitsrechts des Men schen bildet und eine Grundlage seiner Existenz ist, nicht ohne weiteres in vermögensrechtlichen Beziehun- gen zu Gunsten anderer verwendet werden kann. Daß unter Umständen die Bindung des aus einem Vertrage Verpflichteten durch Ehrenwort zulässig sein kann, ist zu zugeben. Hier liegen aber besondere Gründe nicht vor, namentlich ist von einer besonderen Vertrauensstellung des Beklagten und von Geheimhaltung bestimmter an vertrauter Tatsachen keine Rede Unter solchen Umstän den ist eine Bindung durch Ehrenwort unzulässig. Das Berufungsgericht verkennt dies nicht, nimmt aber an, daß hierdurch nicht das ganze Rechtsgeschäft nichtig werde, sondern nur, daß das BestärkungSmitiel der Verpfändung des Ehrenwortes als unzulässig und unwirksam in Weg fall komme. Dem ist nicht beizutreten. Die Verpfändung des Ehrenwortes ist hier keine bloße Nebenabrede, son dern bildet in Verbindung mit der Vertragsstrafe die ein heitliche Grundlage für das Wettbewerbverbot Ohne Verpfändung des Ehrenwortes wäre der ganze Vertrag nicht zustande gekommen. Der Vertrag ist daher durch weg ungültig. Zum Schutze der in technischen oder kauf- männischen Betrieben Angestellten genügt eS nicht, wenn die gegen die guten Sitten verstoßende und deshalb un zulässige Bindung durch Ehrenwort in einem entstehen den Rechtsstreite nachträglich für unwirksam erklärt, daS Wettbewerbverbot aber aufrecht erhalten wird; vielmehr ist, wenn nicht ein sicherer Beweis für den Ausnahmefall des Z 139 des Bürgerlichen Gesetzbuches erbracht wird, das Wettbewerbverbot überhaupt für nichtig zu erklären. Demzufolge war die Klage auf Zahlung der Vertrags- strafe ungerechtfertigt. (Urteil des Reichs-Gerichts III 643/09) — . . - - - >» Mekkoae Kustln 1. vor viIdnzrrokaHIIok xedlläsle ev-cksäete liaul- ma»a. 3. vs^Laokdeamte. 4. Da, 5. Dar keal- xxmnLLium. 6. vtaOderreaLekuI«. LDar ^tpAirientea-Lxsme». 8. vis ködere INLdoksnsvkul«. W^Oie lj-mdslssokule. 10. Vie Mttelrvkullekrerprütuntz. 12. vsr kräparavd. 13. v^miljt^cknvärler. 14. Oie Studisn- »»»1»U. 15. Oa» I.edreri»MK^»kdinLr. 18. v», Ixreum oller Köder« I.edreri»nen-8em«NLr^^^0L5 tionservalortum. VILnr. Lrlolßv. Orosss und iVnsrksnnunzs- kosrsnins. VcvrüxUoksr Lrz^^lür dsn l/ndsri-iok^n «i»sNL0kLktlieken 1.sdr»k8lLNen,^er Kis ins kleinst« nLskAs^krnt ist. 8eknsHv. ßrÜQäÜLks sloksrs Vordsreituvx »ul prunken. Lrspornis der für dsn 8ckui- und 1"Lsst.es ^lirrvl>r«- Lrvsrkunß einer bsdis^snsn Lddun^»»! »Nen Osj)«ßrsM des Wissen». ^nsiskdsssndunßsn bersirkMIigsk —gegen Kleins monLtlioke leiiraklungen. — koiMoss öe tßaetikvl«!, Vvrlax, 8V^ per» wilde Aufregung, ein« Stimme rief ihm unaushörlich zu: ^.Probiere e« versuche Dein Glück, dem Mutigen gehört die Welt!« Und eine andere rief dazwischen: „Laß ab von d«m waghalsigen Beginnen. Fordere da« Schicksal nicht heran». Du wirst elender al» vorher!« Und die l«tzt«e'wurde schwächer und schwächer, eben wollte er mit einem kleinen^Einsatz beginnen — da hörte man auf. Er seufzte schwer uud wieschte sich den Schweiß von der Stirn, al» die Spieler sich lärmend «hoben; er murmelte ei» „Gott sei Dank« vor sich hin. Es schien ihm jedoch nicht au« dem Herzen zu kommen. „Sie haben wohl bedeutend vttloren?* fragte er beim Nach- hausegehen den Kameraden, der unglücklich gespielt hatte, .Doch nicht.« gab Vieser zurück. .Etwa« über 200 Taler. Der dicke Kefselberg hat immer «in fabelhafte« Glück, wenn er die Bank hält. Ich werde mich aber in Zukunft auch bester vorsehrn und mich nie wieder auf «ine Kart« kaprizi«rn. Der Teufel hol« di« Sieben!' .E« ist doch immerhin eine nicht unbedeutende Summ«, die, verzeihen Sie den Auldruck, unnützer Weise zum Fenster hinau« geworfen wird!« meinte Feldberg. »O ja«, sagt« der unglückliche Spieler leichtsinnig, „meinem Alten wird e» auch nicht angenehm sein. Ich werde mich mit ihm arrangieren müssen, aber wa« ist daran zu ändern? Hin ist hin, verloren ist verloren.' Sie trennten sich; ein Jeder ging in seine Wohnung. Wie war Feldberg doch seltsam bewegt heut« Abend, alle seine Ner- ven waren in fieberhafter Aufregung. Wa» hatte ihn nur für «ine gewaltsame Gemüt»b«^'gung «»griffen; war e« Durst nach Gold, da« ihn so aufr«gtr, 'ßen ihn di« paar hundert Tal r, die größte Summe, die er in ' > 'M Äben besessen, die gewohnte Ruh« nicht find««? Im Grund« g«nomm«n war «» krin« von b«id«n, «r «ar trotz seiner Armut durchaus nicht geizig, und da« Gold an und für sich mit keinem blendenden Glan,« ließ ihn vollkommen kalt. Er fühlte jedoch unwillkürlich, daß der klein« unbedruiend« Glückrsall ihn auf einen Wendepunkt seine« Leben« gestellt hatte, daß da» Schicksal ihn drängte, einen entscheidenden Wurf zu tun, ob er da« Ziel seiner heißest«« Wünsche erreichen oder ob er sür all« Zeiten elend und unglücklich sein sollte.