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Nr. 42. PulSnitzer^Wochenblatt. — Sonnabend, den*8. April"1911. Seite 10. Die Mernattonale HyhIene-AusßellWg. Nach vierjähriger emsiger Arbeit geht in Dresden ein Werk seiner Vollendung entgegen, welches am 6. Mai dieses Jahres als „Interna ionale Hygiene-Ausstellung Dresden 1911" der Oeffent- lichkeit übergeben werden soll. Die Veranstalter haben es mit dem Namen „Ausstellung" belegt, behaupten jedoch, daß das nur eine Notbezeichnung wäre. Es will scheinen, als ob man damit Recht hätte, denn wie die Dinge heute stehen, sind 1911 in Dresden Vorführungen zu erwarten, die dazu geeignet sind, Sitten und Gewohnheiten der Menschen in neue Bahnen zu lenken. Die För derung der Gesundheit der Menschen ist der große Gedanke, dem das Werk seine Entstehung verdankt. Die Materie, die unterwie sen Gesichtspunkten zu einer gewaltigen Größe angewachsen ist, wird in fünf große Abteilungen gesondert, von denen jede wieder Leine große Ausstellung für sich bildet. Wie die innere Organisa- Ltion, die einen Stab von über 120 Beamten umfaßt, Großzügig keit und Gründlichkeit verrät, so stellt sich auch rein äußerlich be ktrachtet die Internationale Hygiene-Ausstellung Dresden 1911 als Eein Welrunternehmen größten Stiles dar. Die Fläche, von der tsich das Unternehmen erhebt, beträgt über 320000 Quadratmeter. Mas Gelände der Ausstellung befindet sich im Großen Garten, Ldem herrlichen Park der Dresdener. Dort erheben sich die schönen -Hallen, die die Ausstellungsopjekte beherbergen sollen. Die ein zelnen Kulturstaaten haben eigene Pavillons an der sogenannten ! „Völkerstraße" erbaut. Diese zeigen natürlich den nationalen Stil der verschiedenen Länder. Dagegen sind die „Populäre Halle, die „Halle für Ver kehrswesen", und das Gebäude „für Krankenfürsorge und Rettungswe sen, Militär, und Tropenhygiene", die „Halle für Nahrungs- und Genußmittel" u. andere Gebäude im charakteristi schen Dresdener Architekturstil er- baut- JmAeuße- ren fällt beson ders die Halle für Krankenfürsorge durch die hübsche Form ihres Da ches auf. Im Innern werden die Hallen mit farbigen Wand- und Decken-Be spannungen ge schmückt. Die er- wähnte Halle für Krankenfürsorge enthält einen mit orientalischen Or- namenten sehr schön ausgestatte ten Hallenteil. Mustert man die Pläne für die gewaltigen Gebäude, die die Hygiene- Ausstellung beherbergen werden, so erkennt man, daß auch nach dieser Richtung hin etwas Erhabenes ge schaffen werden soll. Vor allem wird die Stileinheit mit einer seltenen Konsequenz durchgeführt. Die Haupt paläste sind in dem Stile des klassi schen Tempels gehalten. Sie wirken in ihrer Gesamtheit auf den Besucher wie eine feierliche Mahnung: „Wahre Dein Heiligstes, Deine Gesundheit!" Nach dem Ausspruch hervorragender Fachleute wird die Internationale Hygiene-Ausstellung Dresden 1911 eine der architektonisch schönsten Aus stellungen werden, die die Welt je gesehen hat. Neben der alten europäischen Kul tur sowie die des ebenso rasch wie hoch entwickelten Amerikas, zeigen fast alle Staaten der Erde ihre Er folge und Bestrebungen auf dem Gebiete der Sozialhygiene, selbst China und Japan beteiligten sich an dem großen hygienischen Concours. Fast sämtlich erschienen sie in eignen Palästen Auch die Städte, die in folge ihres begrenzten Aufgabekreises im allgemeinen in der Lage sind, noch intensiver auf dem Gebiete der öffentlichen Hygiene zu arbeiten, wollen selbstverständlich hinter den Staaten nicht zurückstehen: sie treten ebenfalls in einer seltenen Vollzählig keit auf. Es sind demnach alle Vor aussetzungen gegeben, um diese enorme Kulturtat, an der auf Einladung Deutschlands fast alle Kulturvölker teilnehmen, zu einem Friedenswerk ersten Ranges werden zu lassen. StanQesamts - Nacdrlcktsn vom 1 bis 7 April 1911 Geburten: Martin Erhard, S. der ledigen Dienst mädchens Emma Martha Boden in Weißbach. — Johanna Elisabeth, T deS Buchhalters Max Reinhold Schurig in Pulsnitz. — Willi Kurt, S. des Fabrikarbeiters Paul Richard Wähner in Ohorn. — Robert Walter, S. des Maurers Emil Robert Schramm in Ohorn. — Ernst Erich, S. des Fabrikarbeiters Ernst Richard Kreische! in Pulsnitz MS. — Elfriede Elsa, T. des StetnarbeiterS Max Bruno Ullrich in Niedersteina — Marie Dorothea, L. des Bäckermeisters Hermann Arthur Reppe in Puls nitz — He ene Erna, T des Ofensetzers Friedrich Max Klatsche in Pulsnitz. — Käte Herta, T. des Ingenieurs Friedrich Robert Hartmann in PulSnitz. Eheschliessungen: Karl Richard Kornagel, Brau führeri- Claußnitz, mit Marka Clara Bernhardt in PulSnitz. Sterbefälle: Lina Martha Gräfe geb. Körner in PulSnitz M. S., 22. I, 2 T. alt. Pulsnitz. Sonntag, den 9. April, Palmarum: 9 Uhr Konfirmation. Pastor Resch. >/,2 „ Liturgischer Gottesdienst. Pfarrer Schulze. 7 „ Familienabend deS Jünglings- und Männer vereins im Saale deS Hotel „Grauer Wolf". 7 „ Familtenabend des Jungfrauenvereins im Saale des „HerrnhauseS". AmtSwoche: Pastor Resch. Srstznaunvsrk. Sonntag, den 9. April, Palmarum: 9 Uhr Konfirmation. Kollekte f. d Kirchenschmuckkasse. v»2 „ Taufgottesdienst. 8 „ Familienaöend für die Neukonfirmierten und deren Angehörige im oberen Gasthof. Auch andere erwachsene Gemetndeglieder sind dazu eingeladen. Getauft: Emil Paul, S. des Steinarbeiters E. I. Kleinstück, hier. Erna Olga, T. des Tagearbeiters L. A. Förster, hier. Linda Elsa, T. des Tagearbeiters P. O. Leske, hier. Martin Alfred, S. des Zimmermanns A. E. Heinrich, hier. Llcktsnders- Sonntag, den 9 April, Palmarum: 9 Uhr Konfirmation. Mittwoch, den 12. April: 3 Uhr Beichte Abendmahlsfeier. Gründonnerstag: 9 Uhr Beicht-u.AbendmahlSgotteSdienstfürjedermann. Karfreitag-. '/-9 Uhr Beichte 9 „ Gottesdienst mit Predigt und Abendmahlsfeier. 2 „ liturgischer Gottesdienst. Stiller Sonnabend: 3 Uhr Beichte und AbendmahlSfeter. Oberlicklena u. Sonntag, den 9. April, Palmarnm: 9 Uhr Konfirmation. Mittwoch, den 12. April: 9 Uhr Beichte für die Neukonftrmierten. Gründonnerstag: 9 Uhr Beichte und Feier des heiligen Abendmahls, an der zum 1. Male die Neukonfirmierten teilnehmen. Karfreitag: 9 Uhr Predigtgottesdienst. (Joh. 19, 14—30) V»2 „ Liturgischer GotteSdi-nst, daran anschließend Beichte und heiliges Abendmahl. Getauft: Georg Oskar Willi, S. des Ludwig Oskar Hesse, Bäckermeister in Oberlichtenau. Beerdigt: Frau Emile Auguste verw. Gräfe, geb. Böhme in Oberlichtenau, 67 I. 6 M. 1 T. alt. E» handelt« sich um seine Lieb«, er sah die Möglichkeiten seiner erhitzte» Phantasie, die Angebetete seine» Herren» zu ge winnen, und die rollenden Goldstücke und die flatternden Bank noten von heute Abend schienen ihm den richtigen Weg an- zudeuten. Er warf sich auf sein harte», einfache» Soldatenbett — doch war e» Ruhe, die wilden ungestümen HalbtrSum«, in denen er sich herumwälzte 5 Endlich verfiel er in einen unruhigen, fieberhaften Schlaf; doch auch jetzt noch sah er sich in Berg« Golde» wühl n; sie waren sein Eigentum, seine Elste reichte sie ihm dar, doch sobald er darnach griff, lerrann Alle» in grauen, schattenhaften Nebel. Der folgende Morgen sah ihn bleich und verstört bei seinen gewöhnlichen D enflobliegenheiten. Obgleich e» Niemand br- merkte, war er doch nicht mit eben demselben Eifer bei seiner Pflicht, er war mit sich selbst unzufrieden, er zürnte mit sich, und al» er endlich den festen Entschluß gefaßt hat, sein Glück in Hohenburg, einem bekannten Spielbade in der Nähe seiner Garnison, zu versuchen, da zog etwa» wie Ruh« in sein In- n«re», di« Ruh« vor d«m Bewittrr; «r wußte nunZ wenigsten», wa» er wollte. Nach Beendigung de» Dienste» trat er an seinen Kompagnie- Chef und sagte salutierend: »Ich hab« «in« Bitte, tz«, Hauptmann!" „Sie ist im Borau» gewährt, lieber Feldberg," entgegnete der Vorgesetzte gütig. „Darf ich dann um zwei Tage Urlaub nach Hohenburg bitten?' fragte Feldberg verlegen. „Sie wollen sich auch einmal amüsier«»?' fragt« der Chef lächelnd. „Gewiß, reisen Sie, seien Sir recht fröhlich, aber nehmen Sie sich in Acht, in Hohenburg gibt e« sehr gefährliche schöne Augen." Feldberg dankte kurz, «» war ihm lieb, daß der Hauptmann sich nicht weiter nach dem Zweck der für ihn so außergewöhn- lichen Bitte erkundigte, er ging schnell auf sein Zimmer und schloß von inne» di« Tür. „Der Würfel ist gefallen," sagte er, indem er sinnend stehen blieb, „rückwärt« geht «» nicht mehr, also vorwärt». Für eben Fall werde ich aber mein Hau» brstellen." zog er ein Fach auf und holte au» demselben einen schönen, glänzenden R-volver. „So," sagte er mit trübem Lächeln, „bezahlt bist Du j-tzt, ich glaubt« Dich nur im äußersten Notfälle gebrauch-» zu müs sen, wenn e» galt, mein Leben zu verteidigen Jetzt ist e» allerding» leicht möglich, daß da» erste tödliche Blei, da» au» Deinem Munde komm*, da» Gehirn Deine» unglücklichen Be sitzer» zerschmettert." Schaudernd wandte er sich ab und machte seinen gewöhn lichen Randgang dmch da» Z mmer. G fl ssentlich vermied er e», auf da» Bild seine» Valei« zu blicken, der wie abratend und ermahnend auf ihn nirdersah. Am Nachmittag derselben Tage» stand er am Billetschalter de» Bahnhofe» und fordert mit fester Stimm« ein Billet nach Hohenburg. Müde und abgespannt lehnt« «r sich in die K ffen zurück, er schloß d>e Augen und willenlot überließ er sich fernem Schicksal. Wa» kümmerte ihn die liebliche Tallandschaft, durch die der Zug dahinraste, wa» der mächtige Buchenwald, der ihn jetzt ausnahm, und die blauen Berg« mit ihren sanft geschwungenen Bogen? Ihn trieb dämonische» Verlangen, rm glühende» Be. gehren hatte ihn ersaß', und yätte er tief in sein innerste» Herz geblickt, e» wäre ihm klar geworden, daß er sich nicht ein mal s«i»«r selbst willen in diesen wahnsinnigen Stiudel gestürzt hatte, der ihn niederzureißen, ihn ,u ersticken drohte. Und wenn er sich fragte, würde si«. wegen der er sich zu diesem wahn, finnigen Schritt entschlossen halte, würde sie gebilligt haben, daß ,r sich kopslo» dem ungewissen, unbestimmten Schicksal überließ? — „Nem", mußte er sich selbst sagen, und „Neinl^ ertönte es auch wirklich in seinem Innern. Sie, sür die er jetzt au»zog mit verzweifeltrm Herzen wie «in Abinteur«, ahnt« nicht» von Dem, wa» ihretwegen gewagt werden sollte, sie wähnte den Ge liebten ruhig in seiner Garnison, die Pfl chten seine» Dienste» ersüllend. Hätte sie gewußt, wa» ihretwegen auf dem Spült stand, sie wäre vergangen vor Verzweiflung, e» hätte ihr sicher da« Her, gebrochen. Es fitzte sich an den Schreibtisch, siegelt« Geld «in undM Der Zug brauste in die Halle, man war am Z -l«. Feldberg schickte schließlich seinen Burschen damit auf die Post. Dann ^sti-g wie >m Traume au« und schloß sich unbewußt dem Zuge der Passagiere an. .... Bengalischem Feuer gleich überstrahlt« da« Purpml'cht der untergehenden Sonne da» kleine, aber fashionabl« Spielbad, dessen weiß«, im italienischen Stil gebaute Villen sich mit ihren laubberankien Balkonrn und Veranden w« reizvolle Gemälde von dunklem Grund« «ine« majestätischen Buchenwalde« abhoben, der unmittelbar dahinter lag und g-heimnitvoll erschien in dem intensiven Rosal cht da» seinen Zauberschimmer zwischen H mme! und Erde wob.' Di« groß« Flagge auf dem Dache de» Kur- Hause» hing schlaff nieder, ruhig wie in einer friedvollen Men schenbrust ging der Aiem de« grünen Lands e«. rn gleichmäßig w-eoerkehrender Bewegung hoben und senk'«, sich di« z,«t>ch«n Körper der kltinen Sergtlboot«, di« Mit Taurn am Uier f-llge» legt waren , Feldberg promeniert« in d«k würzigen Ab nbluit, er suchte die schattigsten, dunkelsten Punkt, de« groß«» P°»" E «« wurd« .hm so bange, so schwe.mütig; st«« "» w-lden v«..hren- den Aufregung halte sich sein« -'ne t,«s« Melancholie b-mäLtigt. di- Ruhe de V»,wefl«ng war'» s"« H«, gezogen. Gern wäre er zurückgekehr», doch er schämte sich vor sich selbst — un schlüssig woll>« « j-»r wenigsten« mch, M-Hr sein. E- hatte eine bange Vorahnung, doch kämpiie er sie gewaltsam nieder; er redet« sich i-lbst «r müsse gewinnen, weil er wollt,, e« war nicht and«» möglich, im entgegenqes tz„m Falle machte >«" der Gedanke erbeben, unwillkürlich saß-, » „„ch dem R<volo«, den er in der Tasche trug; da« kalte E-sen durch,og «b" einem schaurigen Gefühl, al« hält« « «ne Totenhand berührt. So wurde e« später und immer später e« war Z«''> 1'^ mußt« r« geschehen. ' Mit einem Seufzer betrat Feldberg da« Spi-lhau«. Hohs prächtige Räume nahmen ihr. au?, aus Marmorsäulen ruhten die Säle; eine elegante Menge, Herren und Damen bunt d^rch. einander, wogte auf und nieder, der Jatmindust, der durch di« gköffaetrn Fenster au« dem Garten hereindrang, verunscht« sich mit den unzähligen Parfüm», di« immer die Nähe d«r eleganten Damen kennzeichnen, und machte die Lust schwer und berauschend. (Fortsetzung folgt l)