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Ar. AZ. 41. SlpPNiß Ireitis, de» Z1. SSttSer 1»1». «S°W KlIM M N«UUk>II-MlMMN LMNM zugleich Hbertungrvitzer Tagebtatt und Ksrsdorfer Dagevtatt. BW Weser zum Prosessük. )>liu heutigen 30. Oktober vollenden sich 175 Jahre seit der Geburt des Webers Chri- 0 i u n E r n st Wüns ch in Hohenstein-cErnjk- thal. Er, ebenso Ivie der Weber Johann Gottlob 01 ii p ii e r verdienen es, das; die Heimat ihrer gedenkt, noch dazu in einem Zeitalter, in dem das Worl „Freie Bahn dem Tüchtigen" bald ui einem Schlagwort auszuarten droht. In einem Aussätze „Selbstbelehrer in Gr ötzenlehre und Sternkunde" in der Zeilschrist „Volksbil dung" schreibt Tr. Georg Biedenkapp, Frankfurt a. M., über beide: , Die Sternkunde war es, die den 1731 in H o h e n st e i n bei Chemnitz, geborenen sächsi schen Weber C h r i st i a n E r n st W ü n s ch aus euerm Handwerker zum Professor werden ües;, obwohl er kein Gymnasium noeü sonst eine höhere Schule besucht bat. Wünsch hat in dem Buche „Biograhbie meiner Jugend" seine Enk- nnckelungsgeschieble selbst erzählt. Was hat doch dieser anne Weberssohn, dessen über seinen Stand weil Hinansgebildetei Vater srüh slarb, hungern und srieren müssen! Welche furchtbar harte Ju gend, ivie wir sie uns Heuke gar nicht mehr vor stellen können, war ihm bcschieden! Er besas; aber einen große» Lerneifer, und in dem Alter, >vo andere an Weib und Wirtshaus denken, setzte er sich, durch den gröszenlnudlich gebildeten We ber meisler namens 01 ü P n e r * angeregt, hin- ier Woljss AnsangSgründe der größemuudlicheu Wisseuschaslen, die er bis zur Differenzialrech- nung durcharbeiteie, indem er den Schlaf der Nacht opseue. Jede von ihm eingesehene grv- ßeukuudlichc Wahrheil ersüllle ihn „mit unbe schreiblicher Seligkeit". Dazu trieb er auch, der John einer Bergbaugegend, Erdgeschichie und Jternkuude. Aach dem vergeblichen Versuch, als Handelsmann sein kärgliches Weberverdiensl zu erhöben, machte er sich mit gröszenl'undlichen Handzeichnungen, Bussole und Logariilnnen im Tornister ans, nm nach Ostindien auszuwandern und in der Fremde sein Glück zu versuchen. In Leipzig biellen Landsleute ihn zurück. Stu deinen, die selber nichts oder wenig genug hat- len, aber seine ohne Lehrer erworbenen Kcnnt- nisse bewunderten, halsen ihm, sich eine Weile dnrchhungern monatelang schlief er ans har ter Diele mit Büchern als Kopfkissen, durch Ab- schreiben von Vorlefnngshesten und Malen * s von Slndentenbüdnissen verdiente er sich einige Groschen, bis im August 1709 das Erscheinen eines Kometen seine Lage sür 3 Jahre fast sor genlos gesialtele. Er fertigle nämlich hölzerne Aachbildnngen der Kometenbahnen, mit denen mau sich die Babn des neuen Schweisslerus ver sinnlichen lonnle. Ziemliche Aachsrage danach brachte ibm Geld, trug Nun aoer auch Unter- Nütnmgen und Empfehlungen seitens einflußrei cher Leute ein, die von seinem Bildungsgang nnd leinen ohne Lehrer erworbenen Kenntnissen hörten. Er studierte Medizin und wurde 1783 Professor der Größeulehre und Aaturlehre in Frankfurt a. O. Er hat eine Menge naftnwis- senschaitlicher und theologischer Schriften ver- öf>eut!icht: die Schmach, das; seine fesselnde Be schreibung der eigenen Jugend so unbekannt ist, darkle aus seine freigeisligc Richtung zu rech nen sein. Was er uns über den Webermeister 01 ü p ner , der ihm die erste Anregung zur Be assung mit Größeulehie gab, erzählt, ist er schulterud. Wir lernen liier einen Menschen ken neu, der als Handwerksbursche auf der Wander schaft lateinische Schriftsteller liest, ohne jeden Lehrer sich in Größenlehre, Sternkunde und Pslanzenlehre vertieft, die hohle Wortkräinerei ge lehrttuender Philosophieprofessoren durchschaut, während des Webens Grötzenlehre treibt oder den Homer griechisch liess und schließlich, als Fami Heuvatcr mit 38 Jahren der Hungersnot des Jabres 1772 erliegt, jener Hungersnot, die, nebenbei gesagt, im Süden Pestalozzi, im Nor den den edlen Eberbard von Rochow auf die BGw der Volkserziehnng führte. Güpner wird von Wünsch als Mensch geschildert, der jedem mit seinem Wissen hals, wo er konnte, als ein sehöpsei ncher Geisl, der die Sätze der Grützen - lehre selber sand, ehe er sie im Bneh ersah; dazu als großer Musiker, der,. ohne je ein Instru ment zu spielen gelehrt worden zu sein, gegen Entgelt unterrichten konnte. Latent zum Malen besaß auch Wünsch« Bender, der Weber Christian Gottlieb Wünsch. Unser Stadtmuseum enthüll da« von ihm in Del gemalt« BUbni« de« Grafen Carl Heinrich vsn Schönburg. 3 weitere daselbst befind- liche Lelgemälbe, darstellend andere damalige namhaft« Personen, dürften ihm zugeschrieben werden können. Da« Totenbuch der St. Thristophvrtkirch» bezeichnet ihn al« einen geschickten Kunstmater. Btt MeiimM !n AM SeDMtt -M. (Bericht de« Land««amteS für Arbeitsvermittlung.) Die Lage des sächsischen Arbeitsmarltes zeigte im September keine wesentliche Bes - s e r u n g gegenüber dem Vormonat. Die Ab- nabme der Zahl der Erwerbslosen war gering nnd erstreckte sich nicht gleichmäßig aus alle Bezirke. Der Mangel an Rohstoffen und Hohle hemmt in den meisten Industrien jede Auswärts- entwickelnng und zwingt sogar zu Arbeitseiu- sehräm'ungen. Durch Auflösung der Belleidungs- ämter und der Artilleriedepots, der Sichcrhcits- lrnppen und des Grenzschutzes iü die Zahl der Arbeitslosen in einzelnen Orten nicht unwesent lich gestiegen. Die Unterbringung der heimkeh renden Hriegsgesangenen vereitel in den Groß städten Schwierigkeiten, weil dort die Betriebe meist voll besetzt sind. In mittleren nnd kleine ren Städten und auf dem Lande m i t A u S - n a b m e d e r T erti ! b e z irtc tonnen die Heimkehrenden dagegen von den früheren Arbeit gebern zum größten Teil eingestellt werden. Die Vermittelung für die Landwirt schaft isl gegenüber den Vormonaten entspre chend der Jahreszeit weiter zurückgegangen. Es konnten noch rund 1500 Arbeitskräfte, davon zwei Drittel Männer, vermittelt werden. Teil weise setzte schon der Rückstrom, der während des Sominers ftir die außersächsische Landwirtschaft veriniitellen Arbeilökiäfte ein. Für die Kartos- fel und Rübenernle lagen Ende Septeniber erst wenige Aufträge vor, doch sind solche im Otto- ber in größerer Zahl eingegangen. Es hätten aus Sachsen mehr Arbeitskräfte für die Kartof felernte zur Verfügung gestellt werden können, wenn die Vermittelung in den Lieserungsgebie len organisiert gewesen wäre. Der Bedarf an Arbeitskräften sür Zuckerfabriken außerhalb Sach sens ist in, Verhältnis zu den Vorjahren gering, da jetzt in den Städten der Rübenbaubczirke selbst genügend Arbeitskräfte vorhanden sind. Im s ä ch f i s ch en Steinkohlen- b e r g b an scheint di e b w a nde - r u ng gclc r n t e r Berg a r b e i t e r n a ch d e m W e st en ihre u H öhcpuukt ü b e r- s ch ritten zu haben. Für den L u g a u - Oelsnitzer Bezirk ivurden noch gelernte B ergarbeiter g e s ucht, der Bedars an ungelernten Arbeitern ist gedeckt. Jin Braun kohlenbergbau, namentlich der Niederlausitz, würde eine größere Zahl Arbeiter Beschäftigung finden, ihre Unterbringung ist aber infolge des Wohnungsniangels nicht möglich. Für den Berg bau konnten insgesamt 800 Arbeiter aus Sach sen vermittelt werden. Die Lage des Arbeilsmarkies in, der Ai e - l a t l i n d n st r i e isl verschieden, je nachdem die Belieferung mit Robslossen und Kohle mög lich ist. In Dresden isl die Zahl der erwerbs losen Metallarbeiter wegen Koblen- und Roh stoffmangels gestiegen. Im S p i n n st o f f - g e w e r b e hindert nach wie vor der Rohstoss- und Kohlenmangel den Ausschwung der Indu strie. Die Erweroslosenzisfern sind in den mei sten Bezirken nur wenig gesunken. Im B e - t 1 eidungsg e w e r b c belasten in den Olroßstädten die aus den Militärwerkstälten ent- lafsenen Schneider und Schuhmacher den Ar- beilsmarkt, ohne daß es möglich ist, aus diesen Kräften die erforderlichen Tpezialarbeiter zn ge- winnen. Die Schuhfabriken leiden unter Leder- niangel. In Johanngeorgenstadt hat die Hand schuh-Industrie infolge Lederzuweisung ihre Tä tigkeit wieder aufnehmen können. Im H olz - und Schnitz st o s s g e - N> e r b e isl trotz der steigenden Holzpreise in dem guten Geschäftsgang der Möbelindustrie keine Aenderung eingetreten. Der Bedars an Tischlern ist stark. Im B a u g e,w e r b e liat die Nachsrage nach Akaurern und Zimmerern im September An genommen. Der Bedarf konnte für kleinere Orte nicht gedeckt werden. In der Papierindustrie hat die Besserung des Arbeilsinarkles ungehalten. Im Vervielfältignngsgewerbe baf sich die Ar- beitsmarktlage gleichfalls günstiger entwickelt. Im B ä ck e r g e w e r b e hat sich die Ar beitslosigkeit nicht vermindert. Für die arbefts- losen F leis ch e r ist in Leipzig eine Besse- rung durch den Beschluß der Fleischerinnung geschossen Ivorden, wonach jeder Fleischer aus 900 versorgnngspslichtige Köpfe einen Oiesellen einstellen mutz. Ans den anderen Großstädten wird über Verschlechterung der Lage des Flei ichergewerbes berichtet. In der Tabakind u- sl r i e hat die Zuweisung von Rohtabak in civ- zeluen Städten eine Entlastung des Arbeitsmark tes bcuNeigefützrt. In Dresden bat sich dagegen die Zabl der Arbeitslosen, besonders in der Zi- garetteuiudusnie, vermebri Im 01 a si w irts g e >v e r b e ging die Ver- inillekungsziffer gegen den Vormonat sebr stark zurück. Im Handel s g e tv erbe ging "die Zahl kur männlichen und weiblichen Stellenlosen zurück, sie ist aber immer noch so groß, daß von einer Notlage gesprochen werden muß. An Stenatppiftiunen war Mangel. Jin V erke h r s g e w e r b e blieben in den Großstädten die hoben Erwerbslosciniffern be stehen. Desgleichen war es schwer, für die un gelernten Arbeitskräfte Beschäftigung w schaffen. Ützoli weiblichem Houspersonal war zum Viertel jahreswechsel starke Nachfrage, der ein ungenü gendes Angebot gegenüberftand, so daß die Mein zabl der bei den Arbeitsnachweisen gemeldeten Stellen unbesetzt blieb. TWNg »er Verein sür SesM-eltrpfltSt. In Weimar sand eine von etwa 300 Aerz- ten uftv. besuchte Tagung des DeutsckM Vereins für Gesundheitspflege stall. Prakl, Arzt Tr. Fi scher Karlsruhe sprach über „Die Frage der Sozialtfierang de» Hetlwesen»." Das Heilwesen sozialisieren heißt, allen Staats bürgern, ohne Unterschied ihrer Geldmittel ärzl liche Hilse zuteil werden lassen, und zwar nicht nur in Gestalt von Behandlung, wenn eine Er krankung bereits vorliegt, sondern auch in Form von vorbeugender Untersuchung und Beratung, nm zu erwartende Krankheiten zu verhüten. D i c V e r ft a a t l i ch ung des A erztc >v c sens i sl g e g e n io ärtig nicht d u r ch s ü h r - b a r, denn schon die sinanzielle Regelung würde auf große Schwierigkeiten stoßen; die ärztlichen Sw.ndesverlielnngeu 'haben sich dagegen erklärt und die Nationalversannnlung einen entsprechen den Antrag abgeletznt. Tie deutschen Ortstrau- Anlassen haben vorgeschlagen, das gesamte vor beugende Fürsorgeweien und das soziale Ver sicherungswesen zusammenzufasjcn, und das dürste der richtige Weg sein Wenn auch die Verstaat lichung des Aerztewesens sür absetzbare Zeit nicht in Frage komint, so wird doch mit dem bis- berigen individualistischen Sichern des Aerzte- weiens zu brechen sein. Ter Kreis derjenigen, die im Interesse der Volksgesundheit .Kranken kassen anaehören tollen, wird so groß werden, daß nur noch ein kleiner Teil der Bevölkerung jür private Praris übrig bleibt. Tie Grund sordernng der freien Aerztewabl und angemessene Bezahlung ärztlicher Leistungen ift allgemein zn verwirklichen. Ein Zweig des sozialen Heil weiens bedarf besonderer Förderung, nanilnh die I ü r s o > g e sür die Krüppel. Die cr- torderlichcn Mittel für die Neugestaltung der öffentlichen Gesundheitspflege muß der Staat aufbringen. — In der sich anschließenden um fangreichen Diskussion, an der sich Redner aus allen Gegenden Deutschlands beteiligten, wurde vielfach die von Getzeimrcn Dr. Dippe-Leipzig vertretene Ansicht geteilt, daß die Verstaatlichung des Aerztewesens aus elbischen wie praktischen Gründ'en abznletznen sei. An dem persönlichen Verhältnis zwischen Arzt nnd Patienten sei fest- zuhalten, nnd ein beamteter Arzt werde niemals oder sein selten eine Vertrauensstellung in einer Familie einnehinen. AIS Fürsorgearzt dagegen ist ein beamteter Arzt vorzuziehen. Vermischtes * E h o l e r asälle in Pole n. Wie die polnische Telegraphen Agentur meldet, sind in Lodz und Kowel Fälle von asiatischer Cholera 'eftuesieüt worden. Amtlich wird dazu mitge teilt, das; die Cholera ans Wolhynien einge- schleppt wurde. * P e r g m a n n s l o d. "Aus Dorlnnmd wird gemeldet: Bei einem Grubenbrand auf den Zechen „Freivogel" nnd „Unverhofft" fanden drei Bergleute den Erstickungstod: zwei ivurden schwer verletzt. Zwei Knappen sind an Vergii- tungserscheinnngen erkrankt. * Opfer de s M e l tz y l a l k o h o l s. Nachdem kürzlich in Lberschöneweide und Köpe nick zwei Arbeiter an Metbplalkoholvergiftnng ve>. Sein Mrßättgnis. Roma» von Gottfried Bruckner 81 „Sie haben also Gewissenßbedeuken?" meinte Gillwaldt, durchaus befriedigt bei dem Gedanken, daß dieser Mensch keineswegs dumm wäre und ibm folglich nützlicher werden könnte, als er vor her zn hoffen gewagt hatte. „Gewiß, so ist es," erwiderte der Diener. Gillwaldt entnahm seinem Portefeuille einen neuen, schöne», blauen Hundertmarkschein, entfal tete denselben langsam und bedächtig und über reichte ihn stumm dem Diener, der denselben eifrig ergriff und, sobald er sich überzeugt hatte, daß er echt wäre, unt noch größerem Eifer fvrtstcckte. „Jetzt können Sie mich fragen, was Sie wol len," ries er dabei höchst befriedigt. „Aber bitte, sagen Sic mir erst, was Sie sind!" „Jchchm Kriminalkommissar a. D., ich habe ptz! eben im Auftrage eines Privatklreuten Nach forschungen in einer besonderen Angelegenheit zu sübren. Weiter brauchen Sie nichts zu wissen." Der Diener fuhr erschreckt auf und fragte: „Hat denn Donati irgend etwas ausgestessen?" ..Nichts Schlimmes," antwortete Gillwaldt leichOnn, um ihn wieder zu beruhigen. „Aha, wohl eine Ehescheidungssache?" fragte der Diener schlau. Gitzwaldt antwortete mit einem Kopfnicken in d rief ungeduldig: „So, nun stellen Sie weiter keine nuuötigen Fragen." Der Diener sank wieder in seine bequeme Lage, zucr über den Lehnstuhl, nnd lachte leise vor sich hin: „Ja, ja, Donati versteht sich darauf, de»Wei bern die Köpfe zu verdrehen." „Er ist eben erst nach Berlinzurückgekoinnren?" „I" " „Aus dem Ausland?" „Nein, er hat eine läiigere Gastspielreise bei verschiedenen Proviuzialtheateru gemacht." „Wauir begann er damit?" „Im August." „Sind Sie sicher, daß er die ganze Zeit seit dem von Berlin fort war? Auch in der Mitte Sep tember?" „Er ivar die ganze Zeit, auch im September von Berlin fort. Nur die beide» ersten Wochen des Oktober, von Anfang bis Mitte Oktober trat er hier auf, ging dann aber wieder auf Gast spiele." „Also in der ersten Hälfte des Oktober mar er in Berlin?" „Ja, gewiß." Also am 20. September, als Karl von Foerster ermordet wurde, war Douati irgendwo in der Provinz auf Gastspielreisen. Wem, sich das be stätigte, so koiuite er wohl lange genug fort gewe sen sein, um den Mord zu begehen, aber nicht lauge genug, um seiliem Opfer in Monte Carlo »achzu- spüreu und von dort »ach Paris zu folgen. Ande rerseits war er nach Aussage des Dieners in der ersten Hälfte des Oktober in Berlin gewesen. In der Nacht des 15. Oktober hatte Markwnld die Begegnung am Neue» See gehabt. Wäre es also doch wohl Harold Douati gewesen, dem dort der Mörder fein Verbreche» »»vertraut hatte? Soweit hatte er dafür »och keinen Beweis oder überhaupt dafür, daß jener irgendwie mit dem Morde inBer- bindiing stände. „Während der zwei Woche», die er in Berlin war, wohnte er verinutljch hier?" „Ja, mir mohue» hier schon drei Jahre. Wenn er auf Gastspiele verreist, bleibe ich hier und be mache dieWohmuig. Lohn und Kostgeld — wissen Sie —" „Nun, hatte er in den zwei Oktoberwochen viel Besuch von Freiuideu hier?" ,'Ja, aber keinen solchen, wie Sie meinen, keine Dame." „Aber er hatte vielleicht niäuuliche Freunde? Angenehme Gesellschafter?" „Gewiß, Lärm genug machen sie, wenn sie zu sammen sind. Sie spielen oder singen oder dekla mieren alle miteinander." „War irgend jemand darunter sein ganz be sonderer Freund?" fragte Gillwaldt, um womög lich zu erfahren, wer der Mensch gewesen, den der Drogist so oft mit Douati zusammen gesehen hatte. „Nein, sein intimer Freund, der hier mit ihm znsaminenlebte, reiste im Sommer »ach dem Ans- j land." „Wann?" fragte Gillwaldt, i» dem Glauben, j setzt auf der Spur des Maunes zu sein, der das Chloroform gekauft hatte, desselben, der im Sep tember den Mord begangen hatte, ungefähr um dieselbe Zeit, als Douati seine Gastspielreise an trat. „Im August?" „Ja" „Siud Sie dessen auch ganz sicher?" rief Gill waldt triumphierend, denn hier war ein neues Glied in der Kette zur Ueberführnug des Schuldi gen gewonnen. Der Käufer des Chloroforms mar ins Ausland gereist. „Ganz sicher." „Wie hieß er?" „Reginald Stößer." „Reginald Stößer?" fragte Gillwaldt, wie um sich de» Namen fest eiuzuprägen. „Und er lebte mit in dieser Wohiumg?" „Ja," erwiderte der Dieser. „Aber ich glaube nicht, daß er seinen Anteil a» der Miete oder an de» Koste» für de» Lebensunterhalt bezahlte. Denn Donati bezahlte immer selber die Miete und die Nechiumge» und auch mein Honorar." „Herr Stößer hatte wohl wenig Geld?" „Nun, knapp cm Geld war er immer, aber schließlich mußte er doch wohl ein Eiukommen ha- ben, denn er arbeitete oder tat nichts Besonderes, wodurch er etwas verdient hätte." „War er nicht beim Theater?" „Nein, er versuchte eS, hatte aber keinen Er folg. Seine Stimme war zu schwach fürs Theater, wenn sie auch im Zimmer hübsch genug klang." Voller Befriedigung beachtete Gillwaldt, daß Stößer arm und folglich der Bersnchnng zugäng lich gewesen mar. Aber Uber die Reise ins Aus land mußte er noch Genaueres missen nnd fragte: „Woher wissen Sie, daß er Berlin verließ?" „Weil ich ihn von seiner Reise sprechen hörte und selber die Adresse auf sein Gepäck klebte." „Wohin war daS adressiert?" „Nach Luzern." „Sind Sie sicher, daß eS nicht etwa nach Nizza oder Monte Carlo war ?" „Ganz sicher, er wollt, auch »sch den Septem- ber in der Schweiz bleiben." „Und tat er das?" „Vermutlich." „Können Sie mir irgend einen BemKS dafür geben, daß er dorthin reiste?" „Ja, einige Tage nach seiner Abreise brachte ich eine» Brief meines Herrn au ihn zur Post, welcher »ach dem Schweizer Hof in Luzern adres- siert ivar." „Brachten Sie später noch irgend welche wei- teren Briefe an ihn zur Post?" „Nein.* „Nun ist e« für mich wichtig, zu erfahre», wo er im September ivar. Konnten Sie mir da« nicht sagen?" „Nein," antwortete der Diener nach kurzem Nachdenken. „Ich gebe Ihnen noch einen Hnnderiinark- schein, wenn Sie mir mit Sicherheit »achlveiseu können, wo er im September war." Die kleinen Augen des Dieners fimkelten vor Gier, als er dies Anerbieten hörte, blickten dann aber traurig, während er niedergeschlagen erwi derte: „Das kau» ich leider nicht, denn ich weiß es nicht mit Gewißheit." 236, Ul