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Nummer 102 Mittwoch, den 29. Jnli 1923 77. Jahrgang Amtlicher Teil. Auf Blatt 144 des Handelsregisters, die Firma T. S. Brückner in Grohröhra» dorf betr., ist heute eingetragen worden: Die Firma ist erloschen. Amtsgericht Pulsnitz, am 1 Juli 1925. MMiWW Iller Ul im „Pulsnitzer Tageblatt" sind von denkbar bestem Ersolg. mene Gäste erstrecken, nämlich dann, wenn die Bewirtung mit Rücksicht auf zukünftigen Besuch erfolgt. Umgekehrt können aber auch Schankgäste sich nach Eintritt der Polizei stunde in private Gäste verwandeln. Dies tritt z. B. ein, wenn in einer einsam gelegenen Schankwirtschaft bei starkem Regenwetter Gäste auch nach Eintritt der Polizeistunde ver weilen, um gegen das Unwetter geschützt zu sein. Dann ge winnt die Gaststätte den Charakter eines bloßen Unterkunfts raumes. Man erkennt aus diesen Darlegungen, welcher Ge sichtspunkt der entscheidende ist. Es kommt nämlich darauf an, ob der Wirt seine Gäste in Ausübung seines Gewerbes oder ob er sie in einer anderen Rechts- oder Lebensbeziehung bei sich duldet. — (Regen und Polizeistunde.) Eine eigen artige Entscheidung fällte das Gericht in Halle: Bei einer Gerichtsverhandlung, die gegen Mitglieder eines Vereines stattfanden, weil sie wegen starken Negevs über die Polizei stunde hinaus noch im Festlokal geblieben waren, stellte das Gericht den Grundsatz auf, daß es einer Festgesellschaft nicht zugemutet werden könnte, im Festtagskleid sich dem Regen auszusetzen. Die Ueberschreitung der Polizeistunde sei in diesem Falle nicht strafbar. — (DieStaalsstraße Bischofswerda — Bautzen» wird gegenwärtig einer durchgreifenden Instand setzung unterzogen, da der starke Autoverkehr alle Bindungen absaugte, den Schotter lockerte und Herausriß, sodaß stellen weise 20 Zentimeter tiefe Löcher entstanden, welche eine Gefahr für den Verkehr bilden. Um der Staubbelästigung vorzubengen, werden die Strecken innerhalb der Ortschaften mit Kleinpflaster versehen, was noch geraume Zeit dauern dürfte, obwohl das Pflaster usw. bereits angefahren sind. In gleich schlechtem Zustande befindet sich auch die Staats straße Bautzen—Kamenz, welche ebenfalls recht lebhaften Autoverkehr aufzuweisen hat. Moritzburg. (Der frühere König in Moritz burg.) Den kurzen Besuch des früheren Königs Friedrich, August bei seinem Sohne, dem Prinzen Ernst Heinrich, in Moritzburg benützten die Militärvereine der Lößnitzortschaften von Großenhain, Meißen und Radeburg am Montag abend zu einer Kundgebung für ihn, als den Schirmherrn des Sächsischen Militärvereinsbundes. Während der König das Bundespräsidium geschlossen empfing, nahmen die einzelnen Vereine in ansehnlicher Stärke auf dem nördlichen Schloß hofe Aufstellung, wo sie dann Friedrich August mit dem Prinzen Ernst Heinrich begrüßte und die Kriegsteilnehmer und alten Veteranen aus den früheren Kriegen in ein Ge spräch zog. Der Bundespräsident Sanitätsrat Dr. Hopf hielt sodann eine kurze Ansprache, die in einem dreifachen Hurra auf den Bundesschirmhcrrn ausklang. Der König dankte in herzlichen Worten für die erwiesene Aufmerksam keit und gab seiner Freude darüber Ausdruck, daß es ihm wieder einmal beschieden war im Kreise von Kameraden zu weilen. Mit der Bitte, dem Vaterlande auch in Zukunft die Treue zu bewahren, verabschiedete sich Friedrich August von den Vereinen, die dann in geschlossenem Zuge an ihm vorbeimarschierten. Bantzen. (Eine Masernepidemie) ist gegen wärtig in Bautzen ausgebrochen. Die Krankheit ergreift na mentlich Kinder im Alter von 2 bis 5 Jahren und tritt diesmal mit außerordentlich hohem Fieber auf. In einzel nen Fällen haben die Aerzte bis zu 41 Grad Fieber fest- stellen müssen. Die gefürchteten Komplikationen mit Lungen entzündung, Keuchhusten und Mittelohrkatarrh sind jedoch selten. In welchem Maße die Krankheit auftritt, zeigt die Tatsache, daß einzelne Aerzte bis zu 60 Masernkranke liegen haben. Zum Glück sind jetzt Ferien, sonst würde der Schul besuch eine starke Beeinträchtigung erfahren. Auch in Orten der Umgebung sind die Masern sehr stark aufgetreten. linllicht Md säGsche ÄWltWyeilcn. Pulsnitz. (Nachtrag zum Heimatfests Es dürfte von Interesse sein, zu erfahren, wer woht die Dar steller der Hauptpersonen des Festzuges waren. So wollen wir gleich beginnen mit dem Fürsten, der durch Wort und Bild am meisten bekannt ist: Friedrich der Große. Er wurde von Herrn Sattlermeister Oswald Seipke, Schloß- straße, dec als 76 jähriger Greis stolz einen Schimmel, das Lieblingspferd des „Alten Fritz", ritt, so trefflich dargestellt, daß er überall zustimmend begrüßt wurde. Herr Seipke hatte schon am Festzug der Stadtrechtsfeier 1875 als Feuer wehrmann teilgenommen. Theodor Körner wurde dar gestellt von Herrn Lothar Großmann, Sohn des verstorbenen Fabrikbesitzers Otto Großmann, Großröhrsdorf; Kaiser Karl IV. von Herrn Gutsbesitzer Wetzig, Pulsnitz M. S. und dieGermania von Frau Fabrikbesitzer Georg Lehmann. — (Die Polizeistunde.) „Das Kommunale Le ben" „Patria,, Literarischer Verlag, G. m. b. H., Berlin 8^ 61, Blücherstraße 12, schreibt: Die Strasvorschriften gegen das Ueberschreiten der Polizeistunde haben sich wesentlich ver schärft Sogar Gefängnisstrafe ist gegen Wirt und Gäste zulässig. Da ist es von Interesse, sich zu vergegenwärtigen, was die Vorschriften über die Polizeistunde eigentlich be sagen. Die Strenge des Gesetzes hat eine gewisse Ueber- ängstlichkeit herbeigeführt. Vielfach ist die Auffassung ver treten, daß bei Eintritt der Polizeistunde die Schankräume ganz geleert sein müßten und in keinem Falle andere Per sonen als der Wirt und seine Gehilfen sich darin aufhalten dürften. Diese Auffassung ist jedoch übertrieben. Ve. boten ist nur, daß sogenannte Schankgäste in dem Schankiokale sich aufhalten. Unter Schankgästen sind zunächst solche Leute zu verstehen, denen gegen Entgelt Getränke und Speisen ver abfolgt werden. Dazu ist aber nicht erforderlich, daß die Speisen und Getränke erst nach Eintritt der Polizeistunde ausgehändigt oder genossen werden; auch wenn alle Speisen abgeräumt sind, darf sich der Gast nicht in dem Lokal auf halten. Nach Eintritt der Polizeistunde dürfen nur private Gäste in dem Lokal des Wirtes verweilen. Private Gäste sind unentgeltlich bewirtete Gäste. Freilich kann auch in be sonderen Fällen das Verbot sich auf unentgeltlich aufgenom- I Bautze«. (Eine Neuerung im Bautzener Schützenwesen) hat das Uniformierte Schützenkorps in seiner letzten Hauptversammlung am Donnerstag beschlossen und durchgeführt. Es wurde eine Kleinkaliber-Abteilung für Jungschützen im Alter von 16 bis 23 Jahren gegründet die den Söhnen der Schützen Gelegenheit geben soll, sich im Schießsport zu üben, um dadurch die Zukunft des Korps sicherzustellen. Dresden, 27.Juli. (Erfolgreiche Razzia.) Die im Frühjahr ds. Js. durchgeführten größeren Polizeistreifen hatten einen gewissen Abzug der Elemente zur Folge gehabt, die in den Nachtstunden die Straße zur Ausübung ihres anrüchigen Gewerbes aufsuchen. Neuerdings ist wiederum ein stärkeres Auftreten der männlichen und weiblichen Ge- werbsunzüchtler und des Zuhältertums zu bemerken. So sind in der Nacht zum 24. 7. eine größere Anzahl Personen beiderlei Geschlechts zur Haft gekommen und auch eine in der Nacht zum Sonntag durchgeführte Razzia hatte die Zu führung zahlreicher Personen zum Polizeipräsidium zur Folge. Unter ihnen befanden sich eine ganze Anzahl, die bereits gesucht 'oder die aus anderen Gründen in Haft behalten wurden. Natürlich war es unvermeidlich, daß auch einige Passanten sistiert wurden, gegen die nach näherer Feststellung nichts vorlag und die deshalb sofort wieder entlassen wurden. Dresde«, 28. Juli. (Zur Erhöhung der Frie densmiete. In einer amtlichen Bekanntmachung in der „Sächsischen Staatszeitung" begründet das Arbeits und Wohlfahrtsministerium die Erhöhung der Friedensmiete auf 30»/, mit der durch das Aufwertungsgesetz bestimmten Er höhung der Hypothekenzinsen. Nach einer Meldung der sozialdemokratischen Pressen fand die Besprechung über die Festsetzung der Miete am Montag im Arbeitsministerium statt. Es nahmen daran teil Vertreter der Hausbesitzer, des Bundes deutscher Mietervereine sowie der einzelnen Ministerien. In der Sitzung sei durch die Regierung zum Ausdruck ge bracht worden, daß sie wenig Neigung zur Mietpreiserhöhung verspüre, jedoch dem Beschlusse der Neichsregierung bis zum 1. April 1926 die Friedensmiete einzuführcu, nachkommen wolle. Leipzig, 27. Juli. (Ein schwerer Autounfall.) Ein schwerer Autounfall ereignete sich am Sonntag auf der Landstraße zwstchen Colditz und Rochlitz. Der Lastkraftwa gen einer Leipziger Firma, mit welchem das Personal einen Ausflug unternommen hatte, fuhr wahrscheinlich infolge Ver sagens des Motors beim Herrauffahren eines Berges hinter Colditz plötzlich rückwärts. Ein Radfahrer wurde von dem Wagen gegen einen Baum gedrückt und sofort getötet. Ein Hinterrad des Autos geriet in den Straßengraben und der Wagen kippte zur Seite. Von den Insassen erlitten etwa 15 Personen größtenteils leichtere Verletzungen. Die schwerer Verletzten, darunter 2 Kinder, fanden Aufnahme in Colbitzer Krankenhaus. Der Lastkraftwagen wurde nur unerheblich beschädigt und konnte in den Abendstunden die Rückfahrt nach Leipzig antreten. Klingenthal, 27. Juli. (Zusammenstoß zweier Motorräder.) Auf der Straße zwischen Neuhaus und Neudeck stießen infolge übermäßiger Geschwindigkeit und Fahrens auf der falschen Seite zwei Motorräder zusammen. Beide Fahrzeuge wurden vollkommen zertrümmert. Der eine Fahrer war auf der Stelle tot, seine Begleiterin hatte eine Zertrümmerung des Unterkiefers und sonstige Verletzungen erlitten. Der zweite Fahrer trug schwere innere Verletzungen davon und seine Begleiterin wurde am Kopfe schwer verletzt. Awickan, 28. Juli. (Sächsischer Schneider tag.) Vom Sonnabend bis Dienstag sand hier die 46. Tagung des Landesverband der Sächsischen Schueiderinnungen statt. Die öffentliche Hauptversammlung wurde am Moutag früh Das Wichtigste. Wie die Teluaion von unterrichteter Seite erführt, wird sich der Rrichrprästdent von Hindenburg am Abend des 11. August nach München begeben, wo am 12. «in öffentlicher Empfang ftatistnden wird. Die Einzelheiten des Programm» find jedoch noch nicht frstgrlegt. Durch Verordnung dr» Arbeit», und Wohlsahrtrministeriums vom 28. Juli ist die Miete für Augvst aus 80 Prozent der Friedens- miete, einschließlich 27 Prozent Mietzinssteuer festgesetzt worden. An Berlin ertranken im Lause des Sonntags, soweit bisher fest- gestellt, S Personen, davon 8 Münnrr und 1 junges Mädchen. In verschiedenen Städten dr» Harzes herrscht großer Wasserman gel. Aus Quedlinburg wird gemeldet, daß nur während weniger Morgenstunden Wasser zu erhalten sei. Auch das Krankenhaus hat kein Wasser. Der Reichstag wird wahrscheinlich sich bi» zum 10. September vertagen. Heber den Sichrrheitrpakt werden zwischen England und Frank- reich Verhandlungen gepflogen. Der internationale Bergardeiteroerband protestiert in einer Ent schlteßung gegen dir Lohnherabsetzung im englischen Bergbau nnd verlangt Grubensozialisterung in der ganzen Welt. Den englischen Bergarbeitern sichert er volle Solidarität und eine internationale Hilfsaktion zu, soll» die englischen Grubenbesitzer ihre Drohungen verwirklichen würden. Die Dölkerbundskommtsfion jür geistige Zusammenarbeit hat den Professor der Nationalökonomie an der Freiburger Universität von Schulze-Gaevernitz zum Leiter der Abteilung sür wissen schaftliche Fragen ernannt. Im gestrigen Mintsterral erklärte Briand, daß er bis jetzt nicht im Besitze offizielle Friedensanträge Abd el Krim» sei. Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen des Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz sowie der Gemeinderäte Grotznaundorf und Weißbach Hauptblalt und älteste Zeitung in den Ortschaften des Pulsnitzer Amtsgerichtsbezirks: Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Großröhrsdorf, Bretnig, Hauswalde, Ohorn, Obersteina, Niederstcina, Weißbach, Ober- und Niederlichtenau, Fricdersdors, Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Klein-Dittmanusdors Geschäftsstelle: Pulsnitz, Albertstraße Nr. 2 Druck und Verlag von E. L. Förstcrs Erben (Inh. I. W. Mohr) Schriftleiter: I. W. MohrinPulsnitz pulsniherTayeblatt —Bank-Konten: Pulsnitzer Bank, Pulsnitz und VsÜTd Commerz- und Privat-Bank, Zweigstelle Pulsnitz Fernsprecher 18. Tel Adr.: Tageblatt Pulsnitz Postscheck-Konto Dresden 2138. Giro Konto 146 Anzeigen-Grundzahlen in Reichsmark: Die sechsmal gespaltene Petitzeile Mosse's Zeilenmcsser 14) RM 0.25, in der Amtshauptmannschaft Kamenz RM 0.20. Amtliche Zeile RM 0.75 und RM 0.60. Reklame RM 0.60. Tabellarischer Satz 50 »/, Aufschlag. — Bei zwangsweiser Einziehung der Anzcigengebührcn durch Klage oder in Konknrssällen gelangt der volle Rechnungsbetrag unter :: :: :: :: :: Wegfall von Preisnachlaß in Anrechnung :: :: :: :: :: — — Erscheint an jedem Werktag — — — Im Falle höherer Gewalt — Krieg, Streik oder sonstiger irgend welcher Störung des Betriebes der Zeitung oder der Beförderungseinricktungen — hat der Bezieher keinen Anspruch aus Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rück zahlung des Bezugspreises. — Wöchentlich 0.65 RM bei freier Zustellung; bei Abholung wöchentlich 0.55 RM; durch die Post monatlich 2.60 RM freibleibend