Volltext Seite (XML)
153 als Salat finden die Pilze Verwendung. Die gekochten Pilze werden nach dem Erkalten mit Essig, Sl, Salz, Pfeffer und Zwiebel vermischt. Hierzu lassen sich fast alle fleischigen Pilze benützen. Manche kann man sogar roh als Salat zubereiten, z.B.den echten Reizker. Von der Extraktgewinnung wurde schon gesprochen. Der Pilzsaft wird so lange durch Kochen eingedickt, bis er dickflüssig wie Sirup ist. Manche Pilze find besonders als Gewürz von Wert, z. B. der Mousseron, die Trüffel, die Totentrompete, der Kampher- milchling, der Erbsenstreuling und ganz besonders der Champignon. Als Dekorationspilze empfehlen sich für Salate faure Gelblinge, klebriges Schön horn und Saftlinge. Näheres über die viel seitige Pilzverwendung wird ein demnächst vom Verfasser bearbeitets Pilzkochbuch bringen. Um sich vor Vergiftungen zu schützen, ist die Bekanntschaft mit den Giftpilzen durchaus nötig. Ihre Einprägung ist um so leichter, als es nur wenige gibt. Es sind mir nur 6 giftige Arten bekannt: Der Knollenblätterschwamm, der Gift reizker, der Speiteufel, der Fliegenpilz, der Kar toffelbovist und der Satanspilz. Der gefährlichste Giftpilz ist der Knollenblätterschwamm. Durch ihn kommen die meisten Vergiftungen vor. Er sieht weiß oder am Hut auch bisweilen grünlich aus, trägt gewöhnlich auf dem Hute Hautfetzen. Der Stiel ist unten wulstartig verdickt und trägt im oberen Teile einen weißen Ring. Geschmack und Geruch erinnern schwach an rohe Kartoffeln. In mehreren Exemplaren genossen führt er unter furchtbaren Qualen sicher zum Tode. Die Gift wirkungen kommen erst nach 12 bis 48 Stunden. Er wird leicht mit dem Schaf-Champignon ver- wechfelt. Gegenmittel sind Trinken kalten Wasfers, heiße Kompressen auf die Magengegend und warme Halbbäder. Der Giftreizker ist zwar äußerlich dem echten sehr ähnlich, besitzt aber weiße Milch und der Hut ist am Rande zottig. Den echten Reizker erkennt man sofort an der roten Milch. Der Speiteufel hat Ähnlichkeit mit dem Speisetäubling und milden Täubling. Sein Hut ist blutrot bis dunkelviolett, das Fleisch unter der Huthaut ist ebenfalls rot, der Stiel auch zumeist rot angelaufen. Schon bei Berührung der Zunge ergibt sich heftiges Brennen. Der Fliegenpilz ist so allgemein bekannt, daß eine Beschreibung überflüssig ist. Wenn er auch nach Abziehen der Huthaut von manchen Personen gegessen wird, in größerer Menge genossen bekundet er sicher seine giftigen Eigenschaften. Gewarnt muß vor dem Kartoffelbovist werden. Wenn er auch in kleinen Stücken als Würze verwendet wird, so wirkt er in größerer Menge doch giftig. Es sind mir Beispiele von schweren Erkrankungen und auch von tödlichem Ausgange bekannt. Leider wird er fast allgemein bei der Zubereitung der Trüffelwurst und auch im Hotel benützt. Vor dem Satanspilz zu warnen ist beinahe überflüssig, da er äußerst selten, in Sachsen fast gar nicht vorkommt. Gewöhnlich hält man den eßbaren Hexenpilz dafür. Mögen diese Zeilen dazu beitragen, die Furcht vor Pilzvergiftungen zu nehmen, das Vertrauen zur Pilzsache zu erhöhen und das Interesse für die wissenschaftliche wie praktische Seite des Pilzstudiums zu beleben. Die Dauer der Vegetation innerhalb des Königreiches Sachsen. Von Di-. Grohmann, Dresden. Unter unseren klimatischen Verhältnissen findet die Vegetation ihre Grenzen in dem Frost. Jeder, auch der leichteste Frost vernichtet die Triebe jeder Kulturpflanze. Es ist nicht nötig, daß die Temperatur im Laufe eines Tages dauernd unter Null bleibt, sondern es genügt eine einzige Frost nacht, um die oben erwähnte Erscheinung zu zeitigen. Wenn auch im allgemeinen die Frost erscheinungen nicht immer den gleichen Zeitpunkt ihres ersten und letzten Auftretens einhalten, so dürfte doch auf Grund jahrelanger Beobachtungen ein ungefährer Anhalt dafür zu erlangen sein, wenn der letzte oder erste Frost eintritt. Kennt man den mittleren Eintritt des Frostes im Früh jahr und Herbst, so ist damit ein ungefährer Anhalt für die Dauer der Vegetation gegeben. Die Dauer der Vegetation in den verschiedenen Höhenlagen ist für die Wahl der Sorten von ausschlaggebender Bedeutung. Durch die Be kanntgabe des Auftretens der Frosterfcheinungen wird also dem Obstbauer ein Hilfsmittel an die Hand gegeben, das ihn bei dem Pflanzen von Obstbäumen unterstützen kann. Die Königlich Sächsische Landeswetterwarte unterhält eine große Anzahl von Stationen, an denen diese Witterungserscheinungen, wie erster und letzter Frosttag, erster und letzter Schnee, erster und letzter Nachtfrost und letztes und erstes Eintreten von 20° 0. beobachtet wird. Mit Rücksicht auf die praktische Ausnutzung dieser Werte durch die obstbautreibende Bevölkerung unseres Landes sollen die entsprechenden Werte nachstehend veröffentlicht werden. Die Stationen des Landes, wie sie später aufgeführt werden, beobachten nicht alle gleich lange. Infolgedessen sind die Mittelwerte aus verschieden langen Beobachtungsreihen abgeleitet worden. Diese Ungleichmäßigkeit in der Zahl der Beobachtungsjahre gestattet keinen unmittel-