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oder eine ganze Gruppe bis dicht an den Rand eines Teiches oder kleinen Sees herantreten läßt. Kurzum, wir haben wenig Pflanzen, die sich so vielseitig im Park und Garten verwenden lassen, wie es das Rhododendron tut. Abzuraten ist davon, diese prächtige Pflanzen art mit ihrem großen wirkungsvollen Blüten stutzen einzeln in großer Zahl über den ganzen Garten zu verstreuen, diese wirken dann während der Blüte leicht wie Farbenklexe. Man tut gut, die Rhododendron lieber an wenigen, aber geeigneten Stellen zu Gruppen zu ver einigen, um so die herrliche Wirkung ihrer Blüte zu erhöhen. Dies ist z. B. in großartiger und einzig schöner Weise im Königlichen Großen Garten zu Dresden geschehen, wo mit Meister hand ein Bild geschaffen ist, das wohl keine andere deutsche Stadt aufzuweisen hat. Da es der gärtnerischen Kunst bisher noch nicht gelungen ist, leuchtendes Gelb bei den Rhododendron zu erzielen, eine solche Farbe aber zu den vorhandenen Rhododendron-Farben vorzüglich paßt, so wählt man als Begleiterin mit Vorliebe die Winterhärten mollw und ?ontien-Arteu mit ihren feinen, gelb und gelbrosa Farbenuuaneen, die, wenn auch nur einzeln angewandt, das Gesamtbild bedeutend heben. Das Bestreben vieler Gartenliebhaber ist darauf gerichtet, große Gruppen von nur farbigen, besonders roten Rhododendron zu schaffen. Wie schön diese Farben auch immer sind, die erhoffte große Wirkung bleibt vielfach aus, ebenso wie wir eine solche vermissen, wo z. B. die ganze Front eines Hauses oder alle Balkons mit nur bunten Pelargonien geschmückt sind. Hätte man dabei die weiße Farbe mit verwendet, so würde der Effekt ein ungleich größerer gewesen sein. Dasselbe gilt auch bei den Rhododendron. Ich möchte deshalb besonders darauf Hinweisen, daß die weiß- und hellblühenden Sorten bei Gruppen pflanzungen stets in genügender Anzahl ver treten sein möchten, und wo Rhododendron die Unterpflanzung in lichten Waldungen ausmachen, wird der Anblick da am schönsten sein, wo zwischen den weißblühenden Sorten die schön farbigen nur eingestreut sind. Ich habe mit vorstehenden Zeilen versucht, die vielseitige Verwendung der Rhododendron anzudeuten und würde mich freuen, wenn ich einen oder den anderen Gartenfreund dadurch angeregt hätte, mit diefer prächtigen Pflanzenart einen Versuch zu machen. Jedenfalls ist die Zeit für diesen herrlichen Schmuck in unseren deutschen Gärten gekommen und ich bin über zeugt, daß wir in absehbarer Zeit in ganz Deutschland eine Menge solcher herrlicher Bilder haben werden, wie wir sie in England mit den Rhododendrons in unzähligen Beispielen gemalt finden. Gartenarbeit als Erziehungsmittel. Unter den unsinnigen Vorwürfen, die der Schule immer wieder gemacht werden, will auch die Klage, daß nicht genug gegen die zunehmende Verrohung der Jugend getan werde, nicht schweigen. Der Einwurf, daß die Schule ja nur einen Bruch teil des Tages Einfluß auf ihre Zöglinge habe, ist berechtigt. Es fragt sich aber, ob man nicht dem Pädagogen mehr Gelegenheit, auch mehr Zeit zur Einwirkung geben sollte. Da erhebt sich nun sofort der Verdacht, daß die Kinder wieder mehr an die Schulbank ge fesselt werden sollen. Als ob Lehrer und Schul stube, Leitung der Zöglinge und Stuudengebeu dasselbe wären! Freilich ist gerade in Deutsch land mit seiner hohen Verstandesbildung die Er ziehung unverhältnismäßig auf Aneignen von Wissensstoff gerichtet. Aber das braucht nicht ewig so zu bleiben, und an Rufern zu neuartiger Erziehung fehlt es wahrlich nicht bei uns. Auch der Leibesbildung wird erneute Pflege zugewendet, und die Einwirkung englischer Einflüsse sickert von sehr hohen Kreisen bis in den Mittelstand herab. Mit dem nötigen Optimismus kann man annehmen, daß bald auch unsere Sechzehnjährigen beim Fußballspiel Arme und Beine brechen, die Zwölfjährigen aber an bestimmten Tageszeiten genau dieselbe Quincauxstellnng einnehmen, wie ihre englischen Altersgenossen, die etwa von 5—6 Uhr nachmittags mit den gleichen Fang bällen die gleichen geistvollen Übungen ausführen. Wer mit dem Verfasser meint, daß durch die mechanische Nachahmung englischer und ameri kanischer Sporffitten etwas Ähnliches geleistet werde, wie früher durch jene Berufung fran zösischer Bonnen, darüber Fichte in den „Reden an die deutsche Nation" klagt — der sieht in der Beschäftigung schulfreier Kinder auf dem öffentlichen Spielplatz nicht das Wundermittel für Leibespflege und Willensbildung. Unsere Jungen werden im Stahlbad der allgemeinen Wehrpflicht ganz anders gekräftigt, als irgend ein englischer College-Besucher auf feinem Spiel platz; die deutsche Turnerei übt vielseitiger als manches gerühmte Spielsystem; vor allem aber hat die deutsche Volksart nicht jenes Streben zum Wetten und zur Schaustellerei, das mit Regatten, Ball-Matches und ähnlichen Sport einrichtungen verbunden zu sein; pflegt. Man sollte es ihm auch nicht künstlich einzupflanzen trachten. Fedes Volk mag sich in Richtung