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und begrüßte insbesondere den Vorstand und den Vorsitzenden Herrn Amtshauptmann Or. Uhle mann, sowie das Ehrenmitglied Herrn Geheimen Ökonomierat Hähnel-Kuppritz. Anschließend gab Herr Amtshauptmann von Carlowitz-Bautzen die Preise der gelegentlich der Tagung ver anstalteten Obstausstellung des Bezirks-Obstbau vereins bekannt. Hierauf chielt Herr Ökonomierat Garcke-Zeitz einen Vortrag über „Obstbau in der Landwirtschaft". Derselbe sprach in ein gehender Weise über den Stand des Obstbaues in der Landwirtschaft, die Ernährung der Obst bäume, Düngung, Wert der Früchte und Ver wertung des Obstes im Haushalte und trat mit Wärme unter Hinweis auf den großen wirtschaft lichen Wert des Obstes für einen großzügigen und lebhaften Obstbau als Zweig der landwirt schaftlichen Produktion auf nationalem Boden ein. Dem Redner dankte der Vorsitzende für die trefflichen Ausführungen. Anschließend an die Versammlung erfolgte seitens der Teilnehmer noch eine Besichtigung der reichhaltigen und schonen Obstausstellung des Bezirks-Obstbauvereins Bautzen (verbunden mit Obstmarkt), die in den Räumlichkeiten des Etablissements „Bürgergarten" abgehalten wurde. Die Anordnung war übersichtlich und die präch tigen Früchte der verschiedensten Art in den einzelnen Abteilungen bestens geordnet. Auch den lehrreichen Anlagen bei der Obst- und Garten- bauschulc, insbesondere dem Mustersortiment in Stiebitz, wurden Besuche von Versammlungs teilnehmern abgestattet. Pilze und Pilzverwertung. Bon E. Herrmann, Lehrer, Dresden. Wenn unsere Obstkulturen nur unter dem Aufwande von viel Mühe und Arbeit und ent sprechenden Kosten einen lohnenden Ertrag als Gegenleistung gewähren, so bieten unsere Wälder in dem Wachstum eßbarer Pilze eine für den Haushalt wertvolle und zugleich billige Gabe. Ihre Ausnützung wird um so größer sein, je mehr Kenntnis der einzelnen Arten vorhanden ist. Bei gründlicher Bekanntschaft mit der heimischen Pilzflora ist es ganz gut möglich, im Laufe des Jahres über 100 eßbare Arten zu sammeln. Die Zahl der gesamten Pilze, auch die kleinsten Parasiten eingeschlossen, beläuft sich nach Saceardo auf ungefähr 65 000 Arten. Man trifft sie selbstverständlich in allen Zonen an, um so zahl- und artenreicher, je mehr Lebens bedingungen vorhanden sind, nämlich Feuchtigkeit, Wärme und Zersetzungsstoffe. Selbst in Spitz bergen trifft man noch 62 Arten an. Der größte Artenreichtum würde natürlich in den tropischen Urwäldern zu finden sein. Unter Pilzen hat man sich niedere, also blütenlose Pflanzen ohne Blattgrün und darum auch ohne Stärkegehalt zu denken. Ihre Existenz ist an andere organische meist in Zersetzung be findliche Gebilde gebunden. Ihre Vermehrung geschieht im allgemeinen durch Sporen. Im Haushalte der Natur haben die Pilze eine große Bedeutung. Ihre Arbeitsleistung ist teils eine zerstörende, teils eine aufbauende. Pilze im weitesten Sinne bewohnen immer organische Stoffe. Ist ihr Nährboden ein lebender Organismus, Mensch, Tier oder Pflanze, so bezeichnet man sie als Schmarotzer oder Parasiten. Bewohnen die Pilze aber den ab gestorbenen Tier- oder Pflanzenkörper, so hat man es mit Fäulnisbewohnern oder Saprophyten zu tun. Zu ersteren gehören die Krankheits erreger an Menschen, Tieren und Pflanzen, be sonders die Schädlinge an unseren Kultur gewächsen, wie Baumschwämme, Meltau-, Rost- und Brandpilze. Zu letzteren sind ganz besonders die meisten Großpilze unserer Wälder zu rechnen. Zersetzend ist ihre Tätigkeit, denn sie zerlegen die organischen Gebilde in ihre Grundstoffe. Zugleich bereiten sie dadurch die Baustoffe zu neuen Organismen, welche von Bedeutung für den Haushalt des Volkes find. Zersetzend und neubildend sehen wir die Hefenpilze bei der Gärung zu Wein, Essig und Kefir. Sogar bei der Ernährung der höheren Pflanzen verrichten sie eine wesentliche Arbeit. Die feinen Enden der Saugwurzeln sind umschlungen und dicht überzogen von dem sogenannten Wurzelpilz oder Nieorkirm. Er hat die Aufgabe, den Wurzeln der höheren Pflanzen durch organische Zersetzung die Nahrung zuzubereiten und in die Gefäße der Saugwurzeln überzuleiten. Das Zurück bleiben und Eingehen von Orchideen beim Ver pflanzen dürfte sich hauptsächlich auf diesen Wurzelpilz zurückführen lasfen und auch beim Umpflanzen von Bäumen in ganz anderen Nähr boden geltend machen. Welches ist im allgemeinen der Entwickelungs gang eines höheren Pilzes? Nimmt man einen Champignon aus seinem Nährboden, so sieht man am Stielende eine Menge weiße Fasern, welche sich nach allen Richtungen reichlich ver zweigen. Es ist das Wurzelgeflecht oder . Wie ist es entstanden? Es entwickelte sich aus den Sporen. Um diese kennen zu lernen, schneidet man den Hut ab und legt ihn auf ein weißes Papier. Schon nach einigen Stunden liegt unter dem Hute dunkelbraunes Pulver, die