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S. 7) bei hohen Temperaturen zwischen dem 15.-22. März herbei, also nicht etwa früh, sondern gegen das Mittel verspätet. Es setzte dann die zweite Marke mit der Blüte der Korneelkirsche (Oornus mu8) am 28. März ein, nachdem am Tage zuvor im Schatten 19° 6. und in der Sonne (freies Schwarzkugel-Thermo meter) schon 27° 6. Wärme geherrscht hatten. Auch dieser Blütenbeginn war gegen das Mittel noch um einige Tage zu spät, während ^ors^tlriu 8U8P6N8U genau dem 10jährigen Mittel ent sprechend ihre schönen goldgelben, vierspaltigen Glocken am 4. April während des Osterfestes öffnete. Seit diesem Termine aber hatten wir im Botanischen Garten bis zum 27. und 28. April keinen Nachtfrost mehr: es baute sich im Gegen teil vom 12.-25. April eine höchst merkwürdige Wärmewelle unter starker Erhöhung aller Tem peraturkurven auf, welche Nächte von 10 bis 12° 6., Schattentemperaturen von 15 -23° 0. und (Schwarzkugel-) Sonuenteniperaturen von 22—32° 0. brachte! Dazu brannte die Sonne am Sonnenschein- Meßinstrument fast täglich 8—12 Stunden hin durch ihren Gang am Himmel ein, und an zwei eingeschalteten sonnenlosen Tagen war es milde und seucht, so daß in der Zeit vom 12.-25. April alle Bedingungen einer außergewöhnlich raschen Entwickelung der Pflanzenwelt erfüllt waren. Man muß sich nur vergegenwärtigen, daß die Temperaturen gegen das auf diese Jahreszeit fallende Durchschnittsmaß um fast 10° 0. zu hoch waren. So folgten sich die einzelnen Hauptfrühlings- Marken in gedrängter Reihe; Beispiele: April 12. Roßkastanie und Traubenkirsche sprengen die - Blattknospen. „ 13. Stachel- und Johannisbeeren beginnen zu blühen (Normalstandort). „ 14. Birken sprengen die Blattknospen; die japanische Mnme-Pflaume blüht. „ 15. Vollblüte wilder Aprikosen, Mume-Pflaume und Mandeln. „ 16. Birken, Ebereschen und Traubenkirschen sind vollbelaubt. „ 17. Gold-Johannisbeere (Ribss uursnna) beginnt zu blühen; Aprikosen und Mume-Pflaume sind bereits abgeblüht. „ 18. Roßkastanie tritt in Vollbelaubung; die Rot buche beginnt ihre Blattknospen zu sprengen. April 19. Süßkirschen treten in Vollblüle; die Sommer linde in Bollbelaubung. „ 20. Birke (vollbelaubt) stäubt aus entwickelten Kätzchen. „ 21. Birne (Wildling) beginnt zu blühen. „ 22. Traubenkirsche likrunns VuäuL) beginnt zu blühen; die Buche zeigt an vielen Stämmen Vollbelaubung. „ 23. Winterlinde sprengt die Blattknospen und schimmert grün. „ 24. Sauerkirschen (kruuus Osrasus) treten in Blüte. „ 25. Vollblüte der Traubenkirsche. (26—27. Temperatur-Erniedrigung, Nachtfrost.) „ 26. Apfelbaum (Wildling, Naws silvsstris) be ginnt zu blühen. „ 29. Winterlinde vollbelaubt; Bergahorn beginnt zu blühen. „ 30. Apfel (Wildling) tritt in Vollblüte. Darnach ist das herauszurechnende Mittel für den Frühlingseiuzug, die sogenannte „Frühlings hauptphase" (sieheNr.ldieserZeitschrift, S.7—8), in diesem Jahre auf den 23. April gefallen und also gegen das 20jährige Mittel um 6 Tage verfrüht. Nicht diese Verfrühung war, wie viele Leute annahmen, bemerkenswert, sondern die Zusammendrängung des 3. und 4. Stadiums der Frühlingsentwickelung auf einen Zeitraum von nur 14 Tagen. Und mit welcher Pracht ist der Frühling eingezogen! Es hat sich die in meinem früheren Aufsatze (S. 8 oben) ausgesprochene Erwartung über eine gute Ausreifung des Holzes und kräftigen Ansatz von Blütenknospen im Vorjahre bestätigt, und auch der Winter hatte daran nichts zu ver derben; so sind insbesondere alle Bäume aus der Uo8U666u-Familie, alle krurum-, kirrm- und Nu1u8-Arten in diesem Frühjahre im Botanischen Garten mit einem sonst nicht dagewesenen Blüten reichtum versehen, und der Augenschein wird Tausende von uaturfreudigen Wanderern von der gleichen erfreulichen Tatsache auch an den ver schiedensten Stellen des Elbhügellandes, voraus sichtlich auch im Muldenlande und in der Lausitz, überzeugt haben, wo die Phasen des Frühjahrs einzuges erst später eintreten. Die Höhe des Borsberges über Pillnitz ist beispielsweise im Vergleich mit den geschütztesten Lagen am Losch- witz-Pillnitzer Höhenzuge um fast 10 Tage zurück, im Vergleich mit dem Botanischen und Großen Garten in der Elbniederung um eine Woche. Die Erregung von Pflanzengiften durch Bazillen in Konserven. Von Landes-Ökonomierat Goethe in Darmstadt. Wie durch alle Zeitungen gegangen, ist in der Darmstädter Alice-Kochfchule, einem gemein nützigen Unternehmen, durch den Genuß von Bohnensalat, der aus Büchsenbohnen hergestellt worden war, ein schweres Unglück entstanden; 11 Personen und darunter die Kochlehrerin selbst sind unter Lähmungserscheinungen der Glieder und der Sehkraft nach kürzerer oder längerer Zeit gestorben. Man begreift die große Er regung der betroffenen Familien und der ganzen Bevölkerung; für die Kochschule selbst, die sonst das allgemeinste Vertrauen genießt, bedeutet das Unglück einen schweren Schlag. Aber es macht sich auch ein tiefes Mißtrauen gegen die Kon-