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5 der meisten Gewächse des freien Landes ist schon vor Weihnachten abgeschlossen und von da an verharren dieselben in einer nur durch die Kälte erzwungenen, unfreiwilligen Ruhe; die „innere physiologische Ruheperiode" ist in eine „er zwungene Unwirksamkeit" übergegangen, und diese letztere kann sogleich aufgehoben werden durch Tagestemperaturen zwischen 4-2° Morgens und 4- 10° 0. Mittags, wie sie bis zum 12. Jan. häufig waren. Als nun eine erneute Frostwelle zwischen dem 12. und 24. Januar eiutrat und in dieser Zeit bei säst ganz schneefreiem Boden selbst die Maximaltemperaturen — 7° 6. bis — 2° 0. betrugen, wobei die nächtlichen Minima wieder mehrmals auf — 1:4° 0. herabgingen, da sind in dieser Zeit, verstärkt durch einen Kälte rückfall am 17. Febr. bis auf— 10° 0., die Forstschäden entstanden, welche sich dann später im Frühjahr bei vielen empfind licheren Gehölzen zeigten. Deutlich konnte dies an exotischen Nadelhölzern beobachtet werden. So hatten z. B. die frei und ungeschützt stehenden Cedern (Oockrus Uikuni und atlantien) von ca. 3 in Höhe ihre immergrünen Nadeln in der ersten stärkeren Frostperiode gut erhalten und sie zeigten sich freudig grün zu Anfang des Jahres; aber nach dem 24. Januar beim Wieder eintritt von Tauwetter erschienen sie mißfarbig mit bräunlichem Grün und begannen denn auch später ihre Nadeln abzuwerfen. Es ist dies wiederum Lin Beispiel dafür, daß nicht die Heftigkeit des zuerst eintretenden Frostes die meisten Schädigungen herbeiführt, sondern die Wiederholung eines in wärmeren Ländern ungewohnten Frostes nach dem ersten Aufhören der oben sogenannten „er zwungenen Unwirksamkeit" in den Blattorganen, auch wenn diese zweite Frostperiode mit gelinderen Kältegraden auftritt als die erste. — Bei uns in Dresden haben sich dann übrigens durch die äußerst günstige Temperatur der Frühlings monate die zarten Gehölze bald wieder erholt, so daß die Gesamtverluste gering waren; auch solche zur Probe unbedeckt gelassene Gehölze, wie Urrmus UÄUi-oosrÄSUs und ?. luUtuniou, welche stark zurückgefroren waren, trieben später mit kraftvollen Zweigen aus. Dagegen sind an anderen Orten viel schlimmere Schäden auf getreten. In der Baumschule unseres bekannten Koniferen-Züchters W. Weiße-Kamenz sind hohe, kräftige Osckrus-Exemplare, bes. 0. Osocknru,, zu Grunde gegangen, welche schon viele Jahre hindurch der Unbill des Winters unbeschützt Widerstand geleistet hatten. Es zog sich dann vom 19. Febr. an durch den Rest dieses Monats und den ganzen März sowie die erste Aprilwoche ein derartig mild an haltendes Frühlingswetter, daß kein Frosttag (mit Tagesmittel unter Null) und nur leichte Nachtfröste (bis Mitte März einigemale — 3 bis — 4° 0., später säst gar nicht unter Null) zur Beobachtung gelangten, während die höchsten Tagestemperaturen schon Ende Februar 4- 18° 0. und im März 5 mal über 20° 0. lbis zu 23° 6.) erreichten. Besonders nach dem 21. März war eine Woche lang bei Temperaturen zwischen Minimum durchschnittlich 4- 4° 0. und Maximum durchschnittlich 20° 0. reines Frühlingswetter, und unter der Wirkung der schon höher stehenden Sonne zeigte das besonnte Thermometer (frei stehend mit matter Kugel) Temperaturen von 25° bis 29° 0., vergleichbar den Erwärmungen, welche die Sonne auf dunkle Baumrinden oder auf trockenes schwarzes Erdreich ausübt. So kamen denn die ersten Frühjahrsblüher unter den Gehölzen mit Verfrühungen um 3 bis 4 Wochen gegen das Mittel des Jahr zehnts 1892—1902 zum Vorschein. Folgende seien besonders namhaft gemacht: krunus (kermoa) Onvickinnn 1903 25. Febr., 10 jähr. Mittel 23. März, Oornus MN8, Korneelkirsche, 1903 . 4. März, 10 jähr. Mittel 23. März, ^orZ^tllia, suspsiisÄ 1903 . . .10. März, 10 jähr. Mittel 5. April, krumm knäu8, Traubenkirsche, vni-. xwnseox l903 . . . .29. März, deutsche Waldform 1903... 6. April, 10 jähr. Mittel 27. April. Alle diese Sträucher blühten überhaupt mit den frühesten seit der Anlage des neuen Bota nischen Gartens zur Beobachtung gelangten Ter minen, mit alleiniger Ausnahme der Korneelkirsche, die in dem gleichfalls sehr warmem Winter von 1898/99 schon am 19. Febr. 1899 zur Blüte gelangt war, dann aber im März abfror. In diesem März aber froren keine dieser frühdreisten Blüten ab und wir haben daher einen so schönen Frühlingsbeginn am Datum der Tag- und Nacht gleiche gehabt, wie in einer ganzen Menschen generation nicht wieder. Es war uns verstattet, das frische freudige Frühlingsgrün fast 1 Monat länger zu genießen als sonst. Wenn man die Tage von der Wintersonnen wende am 21. Dezbr. durchzählt, so ist der 31. März der 100. Tag; dieser pflegt der früheste Termin für die frifchgrüne Belaubung ein zelner Gehölze zu sein, als deren erster Bote, zumal unter den schnell- und hochwüchsigen Bäumen, kopulri8 Liinoimii, eine ostasiatisch mandschurische Balsampappel, zu betrachten ist. Unterscheiden wir das Heraustreten der Laub blätter aus ihren Knospen als erstes, ihre freie offene Entfaltung als zweites Stadium der Be laubung, so waren die an ihr im Botanischen