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53 portiert. Im Herbst findet aber doch noch ein großer Erport an Kohl statt. Die Kultur von Spargel hat geradezu staunenerregende Ausdehnung gewonnen. Um Braunschweig sind 3000—3750 Ira. damit bebaut, in Hannover besitzt eine Konservenfabrik allein 108 lla Spargelpflanzungen und alle Besitzer in der Nachbarschaft legen ebenfalls Spargelbeete an. Ganz besonders ist das der Fall im Kreise Burgdorf (Prov. Hannover), wo in 10 Jahren von 1894 bis 1903, die Fläche von 7 lra, auf 60 Ira gestiegen ist. Weitere Zentren der Spargel kultur sind Berlin, Lübeck, Mainz, Schwetzingen, in Baden, Horburg im Elsaß usw. Ein großer Teil des Spargels wird frisch verkauft, ein weiterer großer Teil aber von den Konservenfabriken eingekocht. Die Konserven fabriken sind auch die Veranlassung gewesen, daß sich in ihrer Nähe nicht bloß die Klein besitzer, sondern auch die Großgrundbesitzer dem Anbau von Gemüse hingeben. Wichtige Zentren des Gemüsebaues im all gemeinen sind ferner Zittau i.S., Frankfurt a. M., Würzburg, Schweinfurt, Kitzingen am Main, Bamberg, Aschaffenburg, sowie Bardowieck bei Lüneburg (Prov. Hannover). Gemüsetreiberei. Während andenmeisten Orten geklagt wird, daß infolge der vielen Konserven und ganz besonders wegen des riesigen Imports von Gemüse aus dem Süden im Winter die Gemüsetreiberei nicht mehr recht lohne, blüht die Frühgemüse-Treibkultur in Würzburg und Umgegend ganz außerordentlich. Dort werden z. Z. 35 llu mit 35000 Treibfenstern dafür be- nntzt und beläuft sich der Wert der Würzburger Gemüsegärtnerei pro Jahr auf 380—400000 M.; ein Viertel der dortigen Gemüseproduktion bleibt im Lande, drei Viertel wird exportiert, in ca. 360 Waggons, hauptsächlich nach den säch sischen Jndustriebezirken (Chemnitz, Plauen usw.), ferner in die böhmischen Bäder, sowie endlich nach Berlin, Frankfurt a. M. und München. Auch in anderen Orten Unterfrankens hat sich die Gemüsekultur sehr ausgedehnt. 9. SamenbauundSamenhandel. Einen der wichtigsten Zweige des Gartenbaues bildet für manche Gegenden der Samenban. Erfurt und Quedlinburg sind dadurch weltberühmt ge worden; aber auch andere Städte, namentlich Aschersleben und Eisleben, Stendal, Darmstadt, Mainz, Schweinfurt, Bamberg, Aschaffenburg, Miltenberg, Nürnberg, Ulm, ferner Bardowieck bei Lüneburg usw. beschäftigen sich damit fehr. Teils wird in diesen Orten Blumensamen, teils Gemüsesamen, teils beides gezogen. Am ältesten ist der Samenbau in Erfurt. Hier werden gegenwärtig gegen 1 Million Töpfe Levkojen (in jedem Topfe 7—9 Stück) gezogen, ferner an Topfnelken, sogenannten Chornelken 100000, gefüllter Goldlack 100000. Beschäftigt werden 4000 Personen und an Katalogen jähr lich 1—2 Millionen versandt. — Eine Firma*) zieht allein in Töpfen 100000 Levkojen, 40000 Primeln, 35000 Petunien, 20000 Chornelken, 5000 OulLLoIurlen. Ferner 10000 OiuorurisQ (in 3 Gewächshäusern), 1500 Öolkus sin 2 Ge wächshäusern), 5000 (Uoxinieir (in 8 Gewächs häusern), 3000 Knollenbegonieu und Fuchsien (in 2 Gewächshäusern), alles ausschließlich zur Samengewinnung. Sie hat 6000 Mistbeetfenster mit 9000 qur Fläche. Im ganzen sind in Er furt etwa 16 große Firmen, für welche wieder viele der 50 kleineren auch tätig sind. Zur Ge winnung von solchem Samen, der im deutschen Klima nicht reift, haben die größten Firmen in Südeuropa, Algier, Nordamerika und in den Tropen ihre eigenen Züchter und Sammler. Während man in Erfurt sich mehr auf die Anzucht von Blumen- und Gemüsesamen be schränkt, legt man sich in Quedlinburg auch auf die Anzucht von landwirtschaftlichem Samen, namentlich Zuckerrübensamen und Getreide. Dies wird begünstigt durch die große Menge des Landes (der Feldmark), welche der Stadt Erfurt gehört Das Weichbild der Stadt umfaßt 7704 llu und ist somit die Feldmark eine der größten Preußens. Während früher dieses Land viel mit Hopfen, später mit Flachs und Getreide bebaut wurde, hat sich namentlich in den letzten 50 Jahren, wesentlich unterstützt durch die >858 beendete Zusammenlegung der Grundstücke, die Zucht von Zuckerrüben-, Gemüse- und Blumen samen zu einer außerordentlichen Höhe entwickelt. Allein in Rübensamen wird der Absatz auf mehr als ff? Milliou cl?. jährlich geschätzt. *) Ernst Benary. (Fortsetzung folgt.) Aus den Vereinen. Bezirks-Obstbauverein Borna. Eines sehr starken Besuches erfreute sich die am Mittwoch den 24. Febr. im „Wettiner Hof" abgehaltene Generalversammlung des Bezirks- Obstbauvereins Borna. Aus dem von dem Vor sitzenden des Vereins, Herrn Amtshauptmann Or. Hübel, erstatteten Geschäftsberichte auf 1903 war die erfreuliche Tatsache zu entnehmen, daß der Verein auch im vergangenen Jahre in allen seinen Unternehmen gute Erfolge gehabt hat und insbesondere, daß die Mitgliederzahl auf 222 ge stiegen ist, d. i. 2I3 persönliche und 9 korporative Mitglieder. Die Jahresrechnung für 1903 schließt ab mit einem Vermögensbestande von 864 M.