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werden, nämlich der Umstand, daß die Säfte mit Vorliebe zu den äußersten und höchsten Zweigspitzen dringen, wodurch diese zu ganz be sonderem Längenwachstum angereizt werden. Diese Tatsache belehrt uns, daß wir jene Pflanzen, die wir zu recht stattlichen, aber niederen Exem plaren heranziehen wollen, zur rechten Zeit be schneiden müssen. Es sind einzustutzen die oberen Stengelteile, wodurch die weiter unten sitzenden Blatt- und Stengelknospen zur besseren Ent faltung angetrieben werden. Würden wir bei spielsweise unsere Pelargonien, welche im letzten Sommer so stattliche Pflanzen bildeten, dies Jahr ungehindert wachsen lassen, wir würden recht sparrige und unansehnliche Pflanzen bekommen. Die wesentlichste Arbeit bei den Pflanzen im Zimmer liegt zur Zeit des Frühjahres also in - dem Umsetzen, dem Begießen und dem Beschneiden. Daneben ist jedoch noch mancherlei anderes zu beachten. So müssen diejenigen Pflanzen, welche wegen Platzmangels den Winter über im ge heizten Zimmer gestanden haben, den Sommer über aber vor das offene Fenster oder auf die Veranda kommen sollen, erst nach und nach an die Außenluft gewöhnt werden. Wir müssen die im Winter verweichlichten Pflanzen abhärten. Dann gilt es, Vorsorge zu treffen, daß nicht ein sich rasch vermehrendes Läuseheer unsere Freude an den Pflanzen vorzeitig zerstört. Öfteres überbrausen der Pflanzen an sonnen warmen Tagen ist der beste Schutz. Stellen sich aber trotz aller Vorsicht Blattläuse ein, dann sind diese durch Ablesen oder Abwaschen schleunigst zu beseitigen. Ist diese Bekämpfung nicht an gängig, dann nehmen wir einen entsprechend großen Kasten oder dergleichen zur Hilfe, den wir mit der Öffnung auf den Boden stellen. Unter dem Kasten bringen wir ein paar Tabaks rippen zum Verbrennen, so daß die Kiste mit dichtem Tabaksqualm gefüllt ist. Dann stellen wir schnell die mit Ungeziefer befallenen Pflanzen unter den Kasten und sorgen, daß der „schöne Duft" dem Ungeziefer nicht entgeht. Eine Nacht wird genügen, den Unholden den Garaus zu machen. Wer sein Glück in der Selbstanzucht von Pflanzen aus Samen oder Stecklingen (Ablegern) versuchen will, der findet jetzt ein ergiebiges Arheitsfeld. Die Anzucht der Pflanzen aus Samen ist meistens auf den Samentüten ge schildert und kann hier füglich umgangen werden. Ausführliche Angaben über die Behandlung der Stecklinge würden den Rahmen dieser Abhandlung zu weit ausdehnen, nur so viel möge gesagt sein, daß die Stecklinge zumeist mit scharfem Messer unmittelbar unter einem Blatte abgeschnitten sein sollen und in mäßig feuchtem Sande unter einer Glasglocke am schnellsten Wurzeln bilden. Herm. Holm. DerGartenbauimDentschenReicheundseineBeziehungenzuAmerika. Von L. Wittniack. (Aus der Zeitschrift „Gartenflora".) (Fortsetzung.) 7. Blumenbinderei. Die Blumenbinderei steht in Deutschland auf einer sehr hohen Stufe und zeugt von einem äußerst feinen Geschmack. In manchen Orten sind die Blumenläden gerade zu Zierden der Stadt und die gärtnerischen Zeit schriften bemühen sich durch Abbildungen guter Muster den Geschmack noch immer mehr zu heben. Seit mehreren Jahren besteht eine be sondere Zeitschrift für diesen Gegenstand. Von großer Bedeutung sind auch die Zu sammenstellungen von getrockneten Blumen und der Handel mit den Rohmaterialien. Ein Teil der letzteren wird im Jnlande erzeugt, namentlich in Erfurt, ein Teil vom Auslande bezogen, so (ilMEvium urgkirteuin, das Pampasgras, aus Amerika. Der Handel damit hat seine Haupt sitze in Erfurt, Hamburg, Berlin usw. 8. Gemüsezucht. Obwohl naturgemäß die Gemüsezucht ihren Hauptsitz in der Nähe größerer Städte hat und meist ein Kleinbetrieb dabei vorherrscht, findet man doch mehr und mehr, daß auch Landwirte mit größerem Besitz sich auf Gemüsebau legen. Bei den immer besseren Eisenbahnverbindungen können sie ihre Waren auch nach entfernteren Gegenden versenden. Allerdings bezieht sich das mehr auf Gemüse, welches den weiten Transport gut erträgt. Das Hauptgemüse ist der Kohl, namentlich wird dieser auch auf den Rieselfeldern der Städte viel ge baut Weißkohl wird besonders um Magdeburg, Braunschweig, Frankfurt, Schweinfurt, Bamberg, Stuttgart, Ülm, Berlin, Hamburg usw. gebaut und vielfach zu Sauerkraut verarbeitet. Für Blumenkohl ist Erfurt seit alter Zeit weltberühmt, aber auch Frankfurt a. M. sowie manche andere Orte leisten Bedeutendes. In Erfurt wurde früher besonders getriebener Blumen kohl gezogen, infolge der Massenimporte aus Italien, Älgier usw. mitten im Winter hat man sich jetzt auf den feldmäßigen Anbau während des Sommers gelegt und versendet täglich viele Waggons. — In Rotkohl hat Hamburg einen großen Ruf, nicht minder aber auch Erfurt usw. Trotz der großen Produktion werden an Weißkohl große Mengen aus Dänemark, an Rotkohl nnd Blumenkohl viel aus Holland im-