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Wandlung des Zellinhaltes und der Wandungen in Terpentinöl stattfindet. Letzteres senkt sich durch eigene Schwere abwärts und strömt im Wurzelstocke, woselbst die Rinde durch die kom pakten Mycelstränge (kdirwrnorplru) getötet und vertrocknet ist, nach außen hervor in die um gebenden Erdschichten." Durch Verdunstung des ätherischen Öles ent stehen am Fuße der Bäume mehr oder weniger ausgebreitete Harzmassen, die die Erde zusammen backen und an denen man die Erkrankung der Bäume sehr leicht erkennen kann. In früherer Zeit nannte man diese Erscheinung „Harzsticken oder Harzsterben". Sehr bald sterben die be treffenden Bäume ab. Das Mycel selbst wuchert auf und unter der Rinde der Wurzeln weiter, sich überall hin verbreitend. Beim Fällen der Bäume kommeu später an den stehenbleibenden Stöcken die Fruchtkörper zum Vorscheine. Ganz vereinzelt habe ich an solchen infizierten noch lebenden Bäumen Pilzkörper gefunden und diese dann nur an Wundöffnungen. Um so auffallender ist das Erscheinen des Hallimasch an anscheinend gesunden Obstbäumen. Ich hoffe durch genaue Forschungen an dem mir jetzt in Fülle zur Be obachtung gebotenen Materiale Klarheit darüber zn gewinnen, ob die Infektion durch die Sporen oder durch das von Wurzel zu Wurzel kriechende Mycel verursacht ist. Eines aber dürfte unbe dingt feststeheu, daß nämlich sämtliche in einem Obstgarten oder in der Nähe befindlichen alten Baumstöcke so schnell als möglich entfernt werden müsfen und zwar mit den gesamten Wurzeln. Desgleichen kann von einer Rettung der be fallenen Bäume kaum die Rede sein, da ja das Mycel bereits zerstörend auf Wurzel und Stamm eingewirkt hat. Rücksichtslose Entfernung der erkrankten Bäume und deren Wurzelstöcke dürfte geboten sein. Daß ferner dergleichen infizierte Gartenflächen auf Jahre hinaus mit Neuan pflanzungen verschont werden müssen, ist wohl selbstredend. Zum Schluß sei noch erwähnt, daß das von dem Pilzmycel des Hallimasch durchsetzte Holz phosphorisziert. Bringt mau solches Holz srisch und angefeuchtet in einen dunklen Raum, so leuchtet es mit mildem, weißlich-grünem Lichte. Hochstamm und Halbhochstamm. Ben Obstbauwanderlehrer Wolanke-Wurzen. Der Obstbau hat in den letzten Jahren auch bei uns im Königreich Sachsen ganz entschieden einen Aufschwung erfahren, trotzdem wird aber jeder, der die Sache nur einigermaßen vor urteilslos überschaut, zugeben müssen, daß der Obstbau auch bei uns noch bedeutend mehr ge fördert werden könnte. Namentlich bringt man in landwirtschaftlichen Kreisen demselben noch viel Mißtrauen entgegen. Dieses Mißtrauen ist bei der jetzigen Art und Weise des Betriebes vielfach berechtigt, weil man bei der Anpflanzung noch zu wenig die Bodenverhältnisfe usw. berück sichtigt. Der Obstbaum namentlich in seinen edeleren Sorten ist eine hochgezüchtete Kultur pflanze, zu deren Entwickelung höchste Kultur notwendig gewesen ist. Somit ist es unbedingt erforderlich, ihn in geeignete Verhältnisse zu bringen, ihn sorgfältig zu pflanzen und ihm Pflege und Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Es ist daher sehr wünschenswert, daß sich jeder Obstbaumbesitzer die nötigen Kenntnisse und Fertigkeiten in der Obstkultur zu verschaffen sucht. Daß bei der Anpflanzung auf Boden verhältnisse, auf die Lage und Sorten Rücksicht zu nehme» ist, daß weiter auch die Absatz verhältnisse zu berücksichtigen sind, ist sehr natürlich und soll hier auch nicht näher erörtert werden. Dagegen soll etwas näher auf die ge eignetsten Baumformen, die bei der Anpflanzung in Betracht kommen, eingegangen werden. Die Frage, welche Baumformen für den landwirtschaftlichen Obstbau am geeignetsten sind, läßt sich nicht so ohne weiteres beantworten, sondern hängt von verschiedenen Umständen ab. Für den Landwirt kommeu nur zwei Formen in Betracht, das sind der Hochstamm und der Halbhochstamm, alle anderen Formen wie Pyramide, Buschbänme usw. scheiden aus sehr erklärlichen Gründen gleich von vornherein aus. Deshalb ist nicht gesagt, daß der Land wirt, der großes Interesse und Verständnis dem Obstbau entgegenbringt, in seinem Hausgärtchen nicht einige Formobstbäume anpflanzen soll, — aber für die allgemeine Verwendung in der Landwirtschaft können sie nicht in Frage kommen. Betrachten wir zunächst die Vor- und Nachteile des Hochstammes, jener Baum form, die heute ohne Zweifel bei uns am meisten vertreten ist. Der Stamm des Hochstammes hat gewöhnlich eine Höhe von 1 irr 80 (W bis 2 m, höher sollte derselbe auf keinen Fall sein, selbst an Straßen nicht, denn es treten dann die Nachteile des Hochstammes, von denen später die Rede sein wird, in um so größerem Maße ein. Der Hochstamm bietet zunächst bequemes Arbeiten unter den Bäumen, es läßt sich die Bodenbearbeitung und Düngung, die ja beide für die Entwickelung der Obstbäume von so hohem Werte sind, viel leichter ausführen als beim Halbstamm. Auch als Weideplatz für