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Aber auch aus anderen Ländern, namentlich aus dem europäischen und asiatischen Rußland, sowie aus Japan wurde die Flora des freien Landes in unsern Gärten reich vermehrt, während die Reisenden in den Tropen für Gewächshaus pflanzen sorgten. Immer aber werden die nord amerikanischen Gehölze einen Hauptteil in unseren Gärten bilden, und die Vereinigten Staaten können sich glücklich schätzen, daß sie ein Werk über ihre Waldflora besitzen, wie kein anderes Land es aufzuweisen hat. Das ist das Werk von Professor Sargent, Direktor des ^nuolcl Arboretums in Boston, Dbe ^mermmr 8zllvu, 14 Bände und Supplemente. 2. WissenschaftlicherG artenbau. Dieser hat seine Hauptstätten in den zahlreichen bota nischen Gärten, die sich in jeder der ca. 20 deutschen Universitätsstädte, ferner an allen technischen Hochschulen, tierärztlichen Hochschulen, außerdem aber noch in vielen anderen Städten finden. Der größte ist der Berliner, welcher jetzt außer halb der Stadt nach Dahlem bei Steglitz ver legt ist und ca. 40 du (99 uorss) umsaßt. In ihm ist besonders bemerkenswert die ausgedehnte pflanzen-geographische Abteilung und in dieser wieder die Darstellung der Gebirgsflora von den Pyrenäen bis nach den asiatischen Gebirgen einerseits und den amerikanischen Gebirgen andererseits, ein Meisterwerk des Direktors, des Geh. Regierungsrat Prof. On. Engler Im Berliner.botanischen Garten ist auch die Zentral stelle für die deutschen Kolonien, in welcher Pflanzen erzogen werden, die dann nach den Kolonien zur Weiterkultur gehen. Ein groß artiges botanisches Museum, sowie mächtige Schauhäuser daselbst sind im Bau. — Wissen schaftlicher Gartenbau wird aber auch auf deu gärtnerischen Unterrichtsanstalten betrieben, namentlich denen, welche mit Versuchsstationen versehen sind, auch die landw. Versuchsstationen widmen sich teilweise den gärtnerischen Fragen mit großem Eifer, namentlich die zu Darmstadt (Prof. Paul Wagner); im Königreich Sachsen besteht sogar eine eigene kgl. Versuchsstation für gärtnerische und landwirtschastliche Pflanzenkultur am botanischen Garten zu Dresden, ferner veranstalten Vereine wissenschaftlich praktische Düngungsversuche, so der Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den preußischen Staaten, so vor allem die deutscheLaudwirtschaftsgesellschast, letztere oft in Gemeinschaft mit der Versuchs genossenschaft der Kaliwerke zu Leopoldhall-Staß- furt, welches letztere auch allein oder mit anderen Vereinen, namentlich der Delegation der ver einigten Salpeterproduzenten und dem Verein der Thomasphosphatfabrikanten Düngungsversuche ausführt; ja selbst der Besitzer einer großen gärt nerischen Zeitschrift in Frankfnrt a. Oder stellt im großen Versuche an; dasselbe tun manche Private. 3. Landschaftsgürtnerei. Die Laud schaftsgärtnerei erfreut sich heute einer ganz besonderen Blüte. Anfgebaut auf den trefflichen Grundanlagen, welche im vorigen Jahrhundert Männer wie Sckell, Fürst Pückler-Muskau, Lenne, Meyer, Effner u. a. gaben, hat sich ein eigener deutscher Gartenstil ausgebildet, der zwar aus dem englischen hervorgegangen ist, sich aber doch wesentlich von ihm unterscheidet. Man ist auch teilweise wieder zum regelmäßigen Stil zurückgekehrt, namentlich in der Nähe von Gebäuden, wo es gilt, die Umgebung mit der Architektur in Einklang zu bringen. Anstatt Teppichbeete werden aber dann meist Blumen gruppen benutzt, die ähnlich harmonisch gefügt sind. Das glänzendste Beispiel bietet dafür der Palmengarten in Frankfurt a. M., aber auch die Schmuckplätze in vielen fürstlichen Gärten und in Städten. Während es früher mehr einzelne Männer waren, welche vorbildlich wirkten, besitzt das Deutsche Reich jetzt eine große Zahl von tüchtigen, aufden höheren gärtnerischen Unterrichts anstalten vorgebildeten Kräften, welche jede in ihrem Kreise die Verschönerung des Geländes anstreben. Die meisten derselben haben sich in dem Verein deutscher Gartenkünstler zusammen geschlossen. Ganz besonders ist auch den städtischen Verwaltungen zu danken, welche immer mehr bestrebt sind, das Bild ihrer Stadt durch Schaffung von Schmuckplätzen im Innern, von Parkanlagen vor den Toren zu einem immer anmutigeren zu gestalten. Unterstützt werden sie dabei in vielen Fällen durch die Garteubauvereine, durch besondere Verschönerungsvereine u. dergl. So ist neben den früher bereits bestehenden und heute noch in alter Pracht, z. T. neu verjüngt im herrlichsten Glanz dastehenden königlichen und fürstlichen Hofgärten und deu reichen Privatgärten ein neuer Zweig, die städtische Gärtnerei, entstanden, die sich immer mehr ausdehnt. Auf der deutschen Städteausstellung zu Dresden 1903 hatten etwa 40 Städte Pläne, Modelle und Ansichten ihrer Anlagen usw. ausgestellt. Mit der Ausdehnung des Häusermeeres ist zwar mancher großer Privatgarten in den Städten gefallen, aber doppelt und dreifach durch Gärten in den Villenkolonien ersetzt. Und hier sind es nicht nur große Gärten, nein auch die kleinste Villa ist von einem hübschen Garten umgeben. 4. Blumenpflege im Volke. Einen schlagenden Beweis dafür, daß die Liebe zum Gartenbau in den großen Massen zunimmt, bieten auch die sogenannten Laubenkolonien, in Leipzig Schrebergärten, in anderen Orten wieder anders genannt. Das sind Stücke Landes vor den Toren der Großstädte, die in kleinen Parzellen an die Unbemittelten verpachtet werden. Hier legen diese sich ein Gärtchen an, in welchem sie in ihren Feierstunden arbeiten und neben Gemüse