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schaftlichen Betriebe zur Anschauung zu bringen, hatte die Gärtnerei von jeder einzelnen Sorte eine größere Anzahl von Exemplaren ausgestellt. Es war hierbei auf die Gleichmäßigkeit der Früchte in besonderer Größe, Reinheit und Schönheit der Form Rücksicht genommen. In mehr als 200 Sorten waren über 10 000 Äpfel und Birnen zur Aufstellung gelangt. Besondere Bewunderung erregten die in größeren Mengen vorhandenen Sorten des Pariser Rambour, der Ananas- Renette, des Cellini, Gravensteiner, Kaiser Alexander, der Williams Christ-Birne, Clairgeau- Butterbirne, Herzogin v. Angoultzme usw. Auf besonderen Tafeln standen zusammengestellt das von dem Landes-Obstbauverein zur allgemeinen Anpflanzung empfohlene Sortiment, ein Sorti ment für rauhe Lage, eines desgleichen zur An pflanzung an Straßen geeignet, Tafel- und Wirtschaftsobst usw. Obst in großen Kisten verpackt veranschau lichte die Art des Versandes desselben in größeren Mengen, sowie kleine Körbe mit ausgesuchtem Tafelobst diejenige des Versandes in Post sendungen. Eine größere Anzahl Fruchtschalen Zeigten das Arrangement verschiedenen Obstes als Tafelaussätze. Sonnabend, den 24. September, mittags ^1 Uhr wurde die Ausstellung vor einem zahl reichen Publikum, darunter eine große Anzahl zum Teil aus weiter Ferne herbeigeeilte frühere Schüler der Anstalt, durch Herrn Kammerherrn Frhrn. v. Friesen mit einer Ansprache eröffnet. Nach Begrüßung der Gäste sagte derselbe: Die Gärtnerei ist vor 33 Jahren im Jahre 1871 begründet worden. Sie ist aus kleinem Umfang hervorgegangen und ist damals der Um fang, den sie zur Zeit erreicht hat, weder be absichtigt noch auch überhaupt geahnt worden. 3 Jahre nach ihrem Bestehen wurde sie im Jahre 1875 von dem Landes-Obstbauverein als eine geeignete Einrichtung für Begründung einer Lehranstalt für Obstbau befunden und trat damit aus dem Kreise eines rein privaten Betriebes in den einer öffentlichen Anstalt. Unter Gottes reichstem Segen ist sie dann von Jahr zu Jahr gewachsen und umfaßt heute ein Areal von 140 Hektar für ihren Betrieb. Auf diesem Areal sind ausgedehnte Obstplantagen, ein- gefriedigte Obstgärten, eine größere Baumschule, eine Obstweinkelterei nebst größeren Kellereien, ein Obsthaus für Aufbewahrung des Obstes, Be amtenwohnungen, Lehrzimmer und Bureaus usw. eingerichtet worden. Auf dem Areal sind ferner als Standbäume angepflanzt: 9 105 Äpfel - Bäume, 3 056 Birnen- „ 1809 Kirsch- „ 771 Pflaumen-,, 185 Pfirsich-Bäume 251 verschiedene andere Obstbäume. 15 177 Obstbäume im ganzen. Sodann: 13 400 Johannisbeer-Sträucher, 4 640 Stachelbeer- „ 20 930 Himbeer- „ 38 970 Beeren-Sträucher im ganzen. 70 000 Hin sind mit Erdbeeren angepflanzt. Von denselben werden durchschnittlich jährlich geerntet: 4—6000 Zentner Äpfel, 2000 „ Birnen, 1200 „ Kirschen, 5—600 „ Erdbeeren, 300 „ Johannisbeeren, 200 „ Stachelbeeren, 150-200 „ Himbeeren. Die Baumschulen haben einen Bestand von 600 000 Bäumen in den verschiedensten Formen und Sorten. Dieselben sind bemüht, nur gesunde Bäume bester Beschaffenheit und unter Gewährleistung richtiger Lieferung der ge wünschten Sorten in Absatz zu bringen und liefern unter anderem seit den 30 Jahren ihres Bestehens einen großen Teil der an den fis kalischen Straßen zur Anpflanzung gelangenden Bäume. Ihr in freier gesunder Lage befind liches Areal umfaßt zur Zeit 40 Hektar. In den Weinkellern lagern 4 000 Hektoliter Äpfelweine, 2 500 „ verschiedene Beerenweine, 120 000 Flaschen alkoholfreie Fruchtsäfte, 15 000 „ moussierende Obstweine. Die Gärtnerei beschäftigt zur Zeit 124 Be amte und ständige Arbeiter und Arbeiterinnen, nicht gerechnet diejenigen Arbeiter und Ar beiterinnen, welche zu besonderen Gelegenheiten (Obstpflücken, Beerenobsternte, größeren Bauten und Erdarbeiten usw.) angenommen werden müssen. Zur fortwährenden Verbesserung der Boden kultur werden außer dem in der Wirtschaft selbst erzeugten Dünger jährlich für durchschnittlich 10 000 M. künstliche Düngemittel (Kalk, Kali- Salz, Superphosphate usw.) und Stalldünger angekauft. Im Frühjahr und Herbst l875 fand der auf Wunsch des Landes-Obstbauvereins eingerichtete erste Baumwärter-Kursus statt. Er hat den Zweck, namentlich Straßenwürter in allen Zweigen des Obstbaues theoretisch und praktisch auszubilden. Für den praktischen Unterricht bieten die aus gedehnten Plantagen, Obstgärten und Baum schulen, sowie für die Obstverwertung die nach neuestem System eingerichteten großen Keltereien