Volltext Seite (XML)
151 Den Bezirks-Obstbauvereinen ist zur Förde rung des Obstbaues zu empfehlen, in ver schiedenen Teilen des Bezirkes Besichtigungen von Obstanlagen vorzunehmen und Demonstra tionen in denselben zu veranstalten, ebenso wird es sich empfehlen, nach der Obsternte durch fach kundige Mitglieder etwaige noch nicht bekannte Obstsorten bestimmen zu lassen, denn recht oft ist die Unkenntnis der Sorte und damit der Güte der Frucht die Ursache geringer Erträge. Der Landes-Obstbauverein verteilt unentgeltlich Edelreiser jener Obstsorten, welche nach dem engeren Normalobstsortiment sür Sachsen als empfehlenswert bezeichnet wurden und zwar ge langten in den letzten Jahren jährlich 18—21000 zur Ausgabe. Unter Leitung des Herrn Prof. I)r. Steg lich wurden Obstbaumdüngungsversuche auf dem Rittergute Rottwerndorf und Weinbergdüngungs versuche in dem Rebgute des Herrn Böhme in Niederlößnitz vorgenommen, aus denen die All gemeinheit Nutzen ziehen kann. Für Obstmustergärten, welche seitens einer Anzahl von Vereinen errichtet wurden, gab der Landes-Obstbauverein Unterstützungen. Zu wünschen ist, daß diese Musteranlagen für die betreffenden Gegenden zur Nachahmung, nament lich bei den mittleren und kleineren Besitzern, anspornen. Von 1880 an wurden in Dresden von selten des Landes-Obstbauvereins Obstmärkte ver anstaltet. 'Dieselben sind dann eine Zeitlang in Wegsall gekommen. In dankenswerter Weise hat nun seit einer Reihe von Jahren der Be zirks-Obstbauverein Dresden den von ihm ver anstalteten Obstausstellungen einen Obstmarkt angeschlossen. Dem Obsthandel dient serner die Obst vermittelungsstelle des Landes-Obstbauvereins, welche in gütiger Weise bei der Ökonomischen Gesellschaft in Dresden Unterkommen gefunden hat. Erfreulicherweise haben die Obstverwertungs kurse im Lande immer mehr Anklang gefunden. Es wurden in diesem Jahre bis jetzt 20 Kurse abgehalten, die von über 700 Teilnehmern be sucht waren. Ebenso vergrößert sich stets die Zahl der Obstverwertungsanstalten, von welchen manche weitverbreiteten Ruf genießen. Bei der hohen Bedeutung, welche das Obst als Genuß- und Nahrungsmittel besitzt, ist der Obstverwertung die größte Aufmerksamkeit zu zuwenden. Auch wird zu erwägen sein, ob hier bei nicht im genossenschaftlichen Wege vorzugehen wäre. Seit 1876 finden in Rötha und seit 1880 in Bautzen zur Ausbildung von Baumwärtern Kurse von 12 wöchentlicher Dauer statt. Bis jetzt sind in der Freiherrlich v. Friesenschen Lehranstalt in Rötha 594 und an der Obst- und Gartenbauschule zu Bautzen 360 Baumwärter ausgebildet worden, darunter sind 542 Königliche Amtsstraßenmeister und Straßenwärter, und 414 Baumwärter, welche den Vereinen und Gemeinden zur Verfügung stehen. An den vorgenannten Lehranstalten, sowie auch an der fürstlichen Hofgärtnerei in Walden burg i. S. finden Obstbaukurse für Lehrer statt, an welchen bis jetzt 252 Lehrer im Obstbau unterwiesen wurden. Bei den Kursen wird zu erstreben sein, daß die Besucher in die Lage gesetzt werden, einen rationell wirtschaftlichen Obstbau zu betreiben. Aber auch weiter, daß das Institut der Baumwärter immer mehr und schließlich so weit verbreitet wird, daß die Ge meinden für sich bez. für ihre Mitglieder Baum- Wärter fest anstellen können. Schon in der Mitte der 70er Jahre hat das Königliche Finanzministerium auf eine rationelle Bepflanzung der fiskalischen Straßen hingewirkt. Die Ergebnisse der stetig steigenden Einnahmen — 1903: 187 091 Mark — beweisen, wie richtig in finanzieller Richtung diese Maßnahmen waren. Dies Vorgehen war aber auch maß gebend für die Anpflanzungen von Obstbäumen an Bezirks- und Gemeindewegen. Zu wünschen ist, daß auch von seiten der Königlichen Eisenbahnverwaltung mehr als bis her auf die Bepflanzung der Dämme und Böschungen der Bahnlinien Bedacht genommen wird. Seit 1898 ist das Institut der Obstbau wanderlehrer im Königreich Sachsen eingeführt. An und für sich ist zu wünschen, daß die be treffenden Herren längere Zeit in ihren Bezirken bleiben, damit sie mit den Verhältnissen, aber auch mit den Personen bekannt werden und so mehr und mehr Einfluß gewinnen, um die Be strebungen auf dem Gebiete des Obstbaues er folgreich fördern zu können. Andernfalls würde es aber auch an den Be zirks-Obstbauvereinen liegen, dafür zu sorgen, daß diese Kräfte gut ausgenützt werden. Es wird künftig Vorsorge zu treffen sein, daß die Obstbauwanderlehrer mit den ausgebildeten Baumwärtern ihres Bezirkes Fühlung nehmen, bezw. behalten. Der Zeitschrift des Landes-Obstbauvereins möchte fortgesetzt, namentlich auch durch Mit arbeit und Haltung derselben, allerseits reges Interesse entgegengebracht werden. Bei alledem sei aber die hohe Bedeutung des Obstbaues für die Kultur und den Wohistand des Volkes von den weiteren Kreisen der Be völkerung noch nicht genügend gewürdigt. Er spreche aber die Hoffnung aus, daß vor allen Dingen die Landwirte diesem Nebenerwerbs zweig der Landwirtschaft noch größere Beachtung