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Septemberwoche 6, worauf dann rasch kühle Herbstwitterung eintrat. Es läßt sich demnach vermuten, daß die Be dingungen für Ausreifung des Holzes und guten Abschluß der herbstlichen Vorbildung von Laub und Blütenknospen günstige gewesen sind, woran auch der feuchte Herbst, da er von mildem Wetter begleitet war, nur verbessern konnte. Nie so schön sah man früher zu Anfang Oktober Huiuu- luslis vii-Muiauu in Blüte stehen als Vorboten des nächst kommenden Frühlings, wie bei der letzten Monatsversammlung am 5. Oktbr. dieses Jahres. H. Die verschiedenen Termine für den Früh lingseinzug von 1891 bis 1903. Im Anschluß an die vorhergehende Schilderung des abnormen Jahres 1903 soll hier eine ver gleichende Zusammenstellung der Zeiten des Frühlinaseinzuges, beurteilt nach seiner Haupt- phase (4) (s. S. 6) folgen für die 13 seit der Neuanlage des Botanischen Gartens verstrichenen Beobachtungsjahre. Es sei aber zugleich der Termin für den Beginn der Blüte des Winter roggens und die Zahl der Tage hinzugefügt, welche zwischen der Frühlingshauptphase zur Zeit der Obstbaumblüte und dem Einzuge des Sommers zur Zeit der Roqqenblüte ver strichen sind: Frühlings- Roggen beginnt Inter- Hauptphase zu blühen vall 1891 5. Mai 30. Mai 25 Tage 1892 6. „ 30. „ 24 „ 1893 28. April 21. „ 23 „ 1894 1^. „ 30 „ 1895 30. .. 30. „ 30 „ 1896 3. Mai 30. „ 27 „ 1897 28. April 29. „ 31 „ 1898 29. „ 30. „ 31 „ 1899 1. Mai 1. Juni 31 „ 1900 4. „ 2- „ 29 „ 1901 r> „ 23 ,, 1902 1. ,, 4. „ 34 „ 1903 18. April 29. Mai 41 „ Die Mittelwerte, die sich aus diesen 1 3 Jahren ergeben, sind von höchst charakteristischer Be- deutung sür das Dresdner Klima; die ich darin ausdrückenden Schwankungen bezeichnen durch die klimatische Lage der Einzeljahre hervorge rufene Unregelmäßigkeiten. Schon bei der ersten Reihe phänologischer Beobachtungen in den Jahren 1882 bis 1888 hatte sich als Mittel des Frühlingseinzuges für Dresden (alter Botanischer Garten und Dresden- Neustadt, Schillerstraße: Prof. Engelhardt) der 30. April herausgestellt. Der Durchschnitt des Jahrzehntes 1891 bis 1900 ergab wiederum den 30. April, und wie man sieht, gleichen sich die drei folgenden Jahre 1901 bis 1903 derartig aus, daß die Verspätungen von 1901 und 1902 mit der Verfrühung des letzten Jahres fast genau wieder den gleichen Termin ergeben: den 130. Tag nach der Wintersonnenwende, oder den 30. April. Diese Zahl ist nun schon durch 20 jährige Beobachtungen festgelegt und viel Wichtiger als die Einprägung irgend einer bestimmten Durchschnittszahl für die Temperatur des Frühlings. Die Schwankungen 1891 bis 1903 bewegen sich zwischen dem 118. und 139. Tage (18. April bis 9. Mai) und betrugen also 3 Wochen. Diese Schwankung ist nicht ganz unbedeutend, da im Zeitraum von 21 Tagen der Frühling (Obst blüte und Belaubung der Buche) aus dem Elb tal hinauf auf die Erzgebirgshöhen bis Alten berg und an den unteren Rand der Gemarkungen von Oberwiesenthal - Johanngeorgenstadt zu ziehen Pflegt. Ein später Frühlingseinzug im Dresdner Elbtal kann also noch nahezu aus die gleichen Termine fallen, wie ein sehr früher im Erzgebirge. Von großem Interesse ist der Zusammenhang zwischen Frühlingshauptphase und Beginn der Blüte des Winterroggens. Fast immer 4 Wochen später als erstere beginnt das Getreide zu er blühen und benutzt demnach diese 4 Wochen in der Hauptsache zum Aufbau des kräftig und schnell emporschießenden Halmes. Der mittlere Termin der Roggenblüte fällt nach den Aufzeichnungen auf den landwirtschaftlichen Feldern der Ver suchsstation auf den 159. Tag oder den 29. Mai, aber mit Ausschluß der beiden Jahre 1902/03 würde sich der 27 Mai herausrechnen. Während nämlich die 11 Beobachtungsjahre 1891—1901 nur eine Schwankung von 23 bis 31 Tagen zeigen, um welche die Roggenblüte später als die Frühlingshauptphase eintritt, so beträgt diese Zwischenzeit in den zwei letzten Jahren 34 und 41 Tage, hervorgerufen durch die besonderen, ganz abnormen Verhältnisse der Frühjahrswitterung. Durch keine Vegetations erscheinung läßt sich das Besondere im Klima des Vorjahres 1903 besser erläutern als durch den Hinweis, daß bei einem so frühzeitig eintretenden Vorfrühling trotzdem die Roggenblüte etwas später fiel als im Durchschnitt normaler Jahre, und daß sich die Zwischenzeit von Hauptphase bis Roggenblüte von 4 auf 6 Wochen verlängerte. Der Grund dafür ist leicht einzusehen: da durch, daß der späte Kälterückschlag am 19. April erst nach dem Blütenbeginn der Traubenkirsche einsetzte, konnte er nur noch auf die Apfelblüte und Belaubung der Buche wenig verzögernd wirken; aber alle vorhergegangenen Entwickelungen, günstig für Frühjahrspflanzen, waren für das Wachstum des Getreides als einer Sommerpflanze noch nicht von entscheidender Bedeutung gewesen, und sommerliche Temperaturen traten erst spät ein.