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138 gezogen. Diese wird leicht ausgeschaufelt, um für die zweite und dritte den Spanntieren leichteres Gehen zu ermöglichen. Nun werden die Löcher abgesteckt und so ausgeworfen, daß die Erde zu meist an die freie Seite zu liegen kommt. Alles, was aus den Furchen herausgeschaufelt wird, wird ebenfalls an die Löcher geworfen, der An satz wird dadurch immer größer und damit auch die horizontale Fläche um den Baum herum. Auf die Mitte dieser, nicht möglichst dicht an den Berg heran, wird dann der Baum gesetzt, damit er mit seinen Wurzeln nach allen Seiten auseinanderlaufen kann und dabei soviel als möglich besseren Boden findet. Ich habe bei mir und anderen auf diese Art Häuge bepflanzt, welche so steil waren, daß die Bäume wie in angeklebten Schwalbennestern standen und mehr, denn einmal sind mir ehe eine starke Bewurzelung eintrat, solche bei starkem Regenwetter abgerutscht. Da, wo zur Lochdüngung gegriffen werden muß, und etwas will der Baum auch unter günstigen Bedingungen als Wegezehrung haben, kann man sich mit Kompost oder künstlichem Dünger, am besten mit beiden vereint behelfen. Aber dabei bitte ich, doch recht sehr vorsichtig zu verfahren. Chilisalpeter, Kali, Thomasmehl oder Superphosphat, ja sogar sehr wolliger, lockerer Kompost direkt an die Wurzeln gebracht, ist für diese Gift. Die aufplatzenden Gallus- bläschen fassen nicht Wurzel, wenn nicht ein fester Boden an dem Wurzelabschnitt liegt. Alle Düngemittel sind daher des öfteren und recht innig mit dem Lochauswurf zu vermengen. Geht das an ganz steilen Hängen nicht, dann lasse man die Sache lieber zunächst, breite aber nach der Pflanzung den Dünger auf der ganzen künstlich geschaffenen Baumscheibe aus, hacke oder grabe ihn leicht unter und warte dann, bis die Niederschläge die Nährstoffe nach und nach an die Wurzeln bringen, welche sie so recht allmäh lich aufnehmen können. Nichts ist unverständiger als die Pflanzgrube von vornherein mit Dünger voll zu stopfen. Bei allen Lebewesen wird in der Jugend recht genau darauf geachtet, daß die Nahrungszufuhr genau bemessen und Überfütterung vermieden wird. Der Baum ist in seiner Art auch ein Lebewesen, freilich kann er nicht wie andere mit dem Kopfe schütteln und davon laufen, wenn er nichts mehr mag, er muß still halten, die im Übermaß gebotene Nahrung aufnehmen und wenn es zu viel wird, daran zu Grunde gehen. Wenn es richtig ist, was ein alter Pomologe behauptet, daß neun Zehntel aller absterbenden Bäume verhungern, so kann man ruhig hinzu fügen, daß das letzte Zehntel an Überfütterung stirbt. Sind die an Hängen stehenden Bäumen nach Jahren mit den Wurzeln weit über die künstlich geschaffenen Baumscheiben hinaus gelaufen, dann gestaltet sich die Nahrungszufuhr schwierig und man wird irgend welche Art Flächendüngung versuchen müssen, um noch möglichst regelmäßige Ernten zu erzielen. Dung unterzugraben, ist meist zu teuer und der Abschwemmung halber auch riskant. Ich helfe mir in allen Anlagen dann immer damit, daß ich zwischen den Baum reihen möglichst horizontale Furchen ziehe. In diesen sammelt sich Regenwasier und mit diesem die Exkremente der Weidetiere, ferner kann man sie hin und wieder voll Dungwasser (Jauche) laufen lasten, was sich sehr bewährt und endlich fangen sie die etwa von oberhalb abgeschwemmte Ackererde auf, welche dann ausgeschaufelt und zur Verstärkung der Baumscheiben benutzt wird. Soll sich der Obstbau rentabel gestalten, so darf, wie ich schon sagte, bei der Pflanzung nichts versehen oder auf spätere Zeit verschoben werden. Ich kann aber hier unmöglich auf alle Einzelheiten eingehen, das würde zu weit führen. Nur einige Fingerzeige will ich geben. Die Baumgruben dürfen nicht nach der Schablone hergestellt, sie müssen vielmehr in Beziehung auf Weite und Tiefe den örtlichen Verhältnissen genau angepaßt werden. In strengem, nassem Boden ist es ge fährlich, zu sehr in die Tiefe zu gehen und dort etwa in eine feste undurchlassende Schicht hinein zu arbeiten, es würde damit unter dem Baum künstlich eine Senkgrube geschaffen, in welcher sich immer Grundwasser sammeln und die Wurzeln faulen machen müßte. Der Pfahl muß so tief gesetzt werden, daß er 40—50 ern in festem Boden steht, abbrechen kann er mit der Zeit, locker werden darf er nicht. Ist er gesetzt, dann muß die Grube so bald als möglich teilweise wieder zugefüllt werden und zwar, indem man zunächst die Grubenränder nach dem Pfahl zu abschrägt, dadurch nimmt das Pflanzloch eine Trichterform an, welche viel Vorteile bietet. Die Rasenstücke unten geben etwaigen Pfahlwurzeln Nahrung und die Wurzeln, welche wir bei der Pflanzung recht vorsichtig auseinander legen, damit sie möglichst horizontal unter der Oberfläche hin laufen, erhalten mehr Raum, sie stoßen nicht so unvermittelt an die steilen, festen Ränder der Grube. Die Baumscheibe wird außerdem ver größert und wir haben, wenn die Düngung der ganzen Fläche ausgeschlossen ist, mehr Raum, auf dem wir solche unterbringen und den Wurzeln zugängig machen können. In freier Lage sollte es niemals unterlassen werden, die frischgepflanzten Bäume sofort mit einer Drahthose zu versehen, Schilf, Dornen, Stroh und was sonst zum Um binden benutzt wird, bietet allem Ungeziefer Unterschlupf und hat auch sonstige Nachteile. Ist der Entschluß, eine Neuanlage zu machen, gefaßt, alles wohl vorgesorgt und reiflich erwogen, dann dürfen wir nicht zögern, Umschau nach