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34 DER HANDELSGÄRTNER, Handelszeitung für den deutschen Gartenbau Nr.9 u. 10 n i e n sich allein nicht mehr im Kriegszustand erhalten kön nen, wenn es nicht seine Lage noch mehr verschlimmern und später einmal gezwungen sein .soll, den Frieden unter noch ungünstigeren Bedingungen zu erbitten. Und Rußland? Wir sagten schon, daß auch dort über kurz oder lang die Besinnung zum Besseren kommen wird. Die Friedens sehnsucht ist auch bei der russischen Bevölkerung mehr und mehr gewachsen, und von Kriegsbegeisterung ist nichts mehr zu spüren. Einem solchen Druck, der vom Volke selbst aus geübt wird, können aber seine Führer auf die Dauer selbst nicht widerstehen, und wir dürfen deshalb auch mit Rußland wohl in nicht allzu langer Zeit den wirklichen Frieden er warten. Dann wird im Osten endlich die Menschlichkeit wieder über Irrwahn und Verblendung gesiegt haben. Dann werden auch Handel und Gewerbe wieder den „Zug nach dem Osten" aufnehmen können, an dem auch der Garten bauhandel beteiligt ist. P. ========================== Praxis und Wissenschaft 0 »h- - Chrysanthemum. In jetziger Zeit heißt es manchmal: Wenig Umstände machen und doch etwas erzielen. Meine Ende März ge steckten Chrysanthemen verschiedenster Sorten hatte ich aus dem Stecklingstopf noch einmal in größere Töpfe ver pflanzt und dann ins Freie gesetzt. Natürlich kam bald die Zeit, in welcher die Pflanzen größere Töpfe erforderten, aber ich hatte weder Zeit noch passende Töpfe und fütterte meine Töpfe bis an den Rand in die Erde eines abgeernteten hohen Kartoffelkastens, der in früheren Jahren als Ananas kasten diente und manche süße Frucht hervorgebracht hatte. Hier wuchsen nun meine Winterastern bei flotter Durch wurzelung des Abzugsloches in die Breite und in die Höhe, worauf im Herbst ein schöner Knospenansatz erschien. Ich düngte noch mit Jauche und ließ die Pflanzen so lange wie möglich im Kasten. Im Herbst wurden Fenster aufgelegt, und als dann endlich der Frost zu sehr drohte, nahm ich die Töpfe heraus und schnitt die Wurzeln ab. Hierauf wurden die farbezeigenden und blühenden Chrysanthemen einige Stunden ins Wasser gestellt, damit die ihrer Hauptwurzeln und Nahrungsquelle beraubten Pflanzen Zeit fanden, sich von ihrem Schreck zu erholen und tüchtig Wasser in sich aufzunehmen, damit das Erblühen weiter erfolgen konnte. Man kann die Töpfe auch in Jauche setzen, Doch meine Versuche ergaben, daß der Unterschied hinsichtlich der ins Wasser gestellten nicht augenfällig ist, ein Zeichen, daß die alte Gepflogenheit der Gärtner, beim Farbezeigen mit der Düngung aufzuhören, richtig ist. Die Töpfe wurden nun nach dem Aufbinden der Pflanzen in ein ganz mäßig geheiz tes helles Gewächshaus gestellt und weiterhin in dauernder Feuchtigkeit erhalten, aber nicht gespritzt. Die Blumen ent wickelten sich alle recht gut und schön, die Blütezeit er streckte sich bis in die Mitte des Januar. Das Einstellen der Töpfe in Wasser erscheint mir bei diesem Kulturverfahren ganz besonders wichtig, sonst tritt durch den etwas barbarischen Eingriff eine Verkümmerung der Blüten ein, Schaublumen kultiviere ich nicht, ich ließ den Pflanzen sämtliche Blumen. Abgesehen davon, daß dies Verfahren der Züchtung von Einzelblumen vielleicht weniger günstig ist, dürfte das Züchten von buschigen Pflanzen mit vielen Blumen jetzt vorteilhafter sein, doch wird auch jetzt jeder Handelsgärtner seinen besonderen Kundenkreis zu berück sichtigen haben. Die Riesenblumen zeugen gewiß von gärt nerischem Können und von dem Erfolg der Mastkultur hin sichtlich der Einzelblume, die zur höchstmöglichen Entfal tung gebracht wird (ob die Grenze schon erreicht ist, weiß ich nicht), aber über die Schönheit läßt sich streiten, und über den Geldertrag auch. Im Publikum vernahm ich zu meiner Verwunderung, daß die Großblumigen Chrysanthemen heißen, während die Kleinblumigen W i n t erastern seien, Aehnlich unterscheidet man Georginen und Dahlien. Oefters hört man: „Was Mode ist, ist auch schön?" Doch auch dar über läßt sich streiten. Sicher ist aber, daß „Groß und Klein i seine Berechtigung hat. Alles hat seine Zeit. F. Steinemann, Die Kultur der Treibhausgurke." ' Von Kgl. Garteninspektor M. Löbner und Obergärtner Joseph Keller in Bonn. In Kriegszeiten ist es Pflicht des Gärtners, die Ge wächshäuser zur Erzeugung von Nahrungsmitteln mit heran zuziehen. In Friedenszeiten sollten diese Häuser nicht un benutzt liegen, um eine Verzinsung der an und für sich immer kostspieligen Bauten zu erzielen. Eine der lohnendsten Kul turen ist die Gurkenzucht in leergewordenen Gewächshäu sern. Für die meisten Gärtnereien in kleinen und mittel großen Orten ist aber auch die Gurkentreiberei in den Früh jahrsmonaten unter Verwendung künstlicher Wärme durch Mistpackung oder Heizrohren lohnend, während in den Großstädten die Konkurrenz der holländischen Gurken den Preis herabdrückt und die Kultur weniger lohnend erschei nen läßt. Man muß dann durch bessere Beschaffenheit der Gurkenfrüchte höhere Preise zu erzielen suchen. Die Gurkenkultur ist zwar sehr einfach, will aber mit großer Gewissenhaftigkeit betrieben werden, Vernachläs- sigungen, die z. B. Auftreten der „Roten Spinne" (Spinn- , milbe) hervorrufen, stellen sie sofort in Frage. Die Kultur erfordert keine besonderen Gurkenhäuser; die Pflanzen brauchen nur viel Nahrung, Wärme und Feuchtigkeit. Der ‘ Ertrag ist wesentlich von der Verwendung der richtigen Treibhaussorte abhängig. Die Herrichtung der Häuser für die Kul- tur. Geräumige Häuser sind bei der Wuchskraft der Gurke besser als kleine Sattelhäuser. Wenn möglich, entfernt man j die Seitenstellagen und pflanzt auf dem Boden der Häuser | in Entfernung von 1 bis 1,25 m aus. Die Häuser sollten vor her gründlich gereinigt werden. Die Erwärmung derselben wird am besten und billigsten durch Einpacken von war- , mem Mist (im Notfälle Laub oder Wollabfällen) erzielt. Ein schwaches Heizen der Häuser ist an trüben Tagen und küh len Nächten erforderlich, um die Temperatur nicht unter 20" C (= 16° R) sinken zu lassen. Man packe den war men Mist wie in einem Mistbeetkasten ein, durchfeuchte ihn bei trockener Beschaffenheit mit warmem Wasser und decke über ihn noch eine- schwache Schicht von kurzem, verwestem Mist. Die Erde trage man vorerst in kleinen, 30 cm hohen Hügeln auf. Man verwende ein abgelagertes, grobbröckeliges Gemisch von Kompost, Rasensoden oder Landerde und verrottetem Mist, welches am besten schon über Winter zusammengesetzt und noch mit Jauche durch tränkt oder mit einer Düngermischung normaler Zusammen setzung, 2 bis 3 kg Mischung auf 1 cbm Erde, vermengt wird. Einige Tage nach dem Auftrag der Erde, sobald sich die selbe durchwärmt hat, werden die Gurken ausgepflanzt. Bei kleinen Häusern ist nur eine Seite des Hauses zu bepflan zen, bei gewöhnlicher Lage der Häuser von Nord nach Süd die mehr Licht von der Nachmittagssonne erhaltende West seite, bei einer Lage von Ost nach West die Südseite der selben. Geräumige Häuser von über 3 m Breite besetzt j man beiderseitig, sofern am Boden ausgepflanzt werden kann. In der Längsrichtung der Häuser werden in Abstän den von 30 cm und wenigstens 15 bis 20 cm von der Glas fläche entfernt Drähte zum Anheften der Pflanzen und ihrer Seitentriebe gespannt. Die Drähte sind unter Zuhilfenahme von Oesen an den Sprossen der Glasfläche zu befestigen oder können von Pfählen oder Latten getragen werden. Die Sorte. Als Treibhausgurken sind die Schlangen- ; gurkensorten beliebt, deren einträglichste Weigelts Beste ; von allen ist. Sie entwickelt sich rasch und trägt bei An- I spruchslosigkit der Pflanzen reich. Unsere Züchtungsver- *) Merkblatt Nr. 3 der Veröffentlichungen der gärtnerischer. Versuchsanstalt der Landwirtschaftskammer für die Rheinprovinz in Bonn.