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Nr. lu. 2 DER HANDELSGÄRTNER, Handelszeitung für den deutschen Gartenbau 5 auf sich selbst angewiesen; den Behörden erschienen sie nicht wichtig genug, und der bescheidene Gärtner tat auch nichts, um sich mehr Beachtung zu verschaffen, Er quälte sich ehrlich, aber der Antrieb von außen fehlte. Die 1 Behörden bemühten sich freilich, den Obstbau zu för dern, und hier liegt auch so ziemlich der einzige Fortschritt im Kleingartenbau. Die Gärtnereien mußten mehr Obst bäume und -sträucher, namentlich auch Erdbeeren, auf Lager haben, denn in den ländlichenGemüsegärten wurde das alles jetzt in stark erhöhtem Maße angepflanzt. Die wohlhaben- j der werdenden Landwirte brauchten auch mehr Blumen, und | durch dies alles hob sich die Gärtnerei mit Hilfe der Land- j Wirtschaft, doch die gärtnerischen Kulturen wurden nicht i in dem Maße gefördert, wie die der Landwirtschaft. Es gab auch Gärtnervereine, aber die weit voneinander wohnenden Mitglieder feuern sich nicht so an, wie diejenigen der land wirtschaftlichen Vereine; der Geist in diesen Vereinen kann nur gering wirken, da ihm, wie gesagt, die günstigen Verhält nisse fehlen. Zu diesen ungünstigen Verhältnissen zählen auch Mangel an Kapital, an Tüchtigkeit und an richtiger Ausbil dung, vielfach aber auch die Kräfte, denn der Gärtner muß bei seinen mannigfaltigen Kulturen sich zu sehr verzetteln, er kann nicht mit der Ruhe und Behäbigkeit arbeiten wie der Landwirt, womit ich nicht andeuten will, daß der Land wirt sich nicht auch plagt, aber die Arbeit ist mechanischer, und mit einer Hauptarbeit des Gärtners, dem Gießen, kann er sich überhaupt nicht befassen, ebensowenig mit dem Heizen, und welche Mühe verursachen gerade diese beiden Arbeitsarten dem Gärtner! Kurz, bei der Entfaltung ist der Landwirt im Vorteil, der Gärtner aber im Nachteil, zum größten Teil ohne, zum kleinen Teil durch seine Schuld. Die Kriegszeit hat erst die Wichtigkeit der Gärtnerei ins helle Licht gerückt, sorgen wir nun, daß wir den Platz an der Sonne behalten, indem wir lernen und nacheifern. Redensarten, wie: „Das habe ich längst vergessen, was die reden, was die schreiben!“ sollte man nicht mehr hören, sie sind vielen Gärtnern eigen, und nicht immer den besten. Wer da glaubt, ihn könne keiner mehr was lehren, der ist nicht klug, und wer zugibt, daß er schon Nützliches vergessen hat, der sollte sich doch auch gerne daran erinnern lassen. Unsere Vereine, Zeitschriften und Bücher können nur wirken, wenn der Einzelne sie auf sich wirken* läßt, und ist dies geschehen, dann äußert es sich in der Praxis. Wir werden inne, daß wir zur Landwirtschaft stehen wie die kleine Schwester zur großen, die die kleine Schwester wohl hätschelt und liebt, sie aber gönnerhaft be handelt und sie nicht ernst nimmt und für voll ansieht. Die ser Zustand wird unerträglich für den, der selbständig denkt, und durch eigene Leistungen muß darum die Gärtnerei selbst immer mehr vorbildlich werden, nicht umgekehrt soll es sein, denn im Gartenbetrieb herrscht die höchste Kultur, oder soll es wenigstens. So wächst die Achtung und die Anerken nung der Gleichberechtigung, die dann materielle Vorteile nach sich zieht. Die Gärtnerei ist nun vielseitig, einer kann aber nicht alles, darum betreibe jeder das, worin er etwas leistet, und halte sich Sachen, die außerdem verlangt werden, „auf Lager“. So verzettelt sich keiner, und es kommt mehr erstklassige Ware auf den Markt, was wiederum der Gärt nerei Achtung und erhöhten Gewinn verschafft. F. Steinemann. Meine alten Erfahrungen über die Kartoffelvermehrungsmethoden. Von Carl Weigelt, i. F. Weigelt & Co. in Erfurt. Immer noch tauchen in den Fachzeitschriften und Gartentantenblättern die Riesenerfolge über die Karioffel- Stecklinge und andere im Gewächshause oder Mistbeete ausgeführten Vermehrungsmethoden auf. Ich habe dagegen gar nichts einzuwenden, wenn man die Sache als Dilettan- ter ei auf faßt; dazu sind aber doch die Zeiten viel zu ernst. Die Arbeit, wo allerwärts Leutemangel besteht, ist viel zu kostspielig, der im Mistbeet oder Hause vergeudete Platz und die Heizung sind hierfür viel zu schade. Für die Er nährung des deutschen Volkes durch die Kartoffel kommen doch viel, viel ernstere Momente in Betracht. Jeder beson nene Mensch, der sich halbwegs ein Exempel für die ande ren Vermehrungsmethoden als durch die Saatknolle vorher macht, muß zu dem Schluß kommen, daß bei einer Vermeh rung durch Kartoffelstecklinge in diesem Jahre das deut sche Volk sicher hätte verhungern müssen. Ich habe in Möllers Deutscher Gärtnerzeitung rech nerisch nachgewiesen, daß nur für eine Millionenstadt die ganzen Gärtnereien Deutschlands herangezogen werden müßten, um in ihren Gewächshäusern und Mistbeeten die erforderlichen Kartoffelstecklinge heranzuziehen, die zur Ernährung dieser einen Million Menschen nötig wären. Wo blieben denn da die übrigen 70 Millionen? Ein großes Dorf von 2000 Einwohnern braucht schon 100 Morgen Kar toffeln zur Ernährung, wenn der Morgen durch die Bank 70 Zentner Ertrag bringt, und der Kopf pro Tag 1 Pfund ißt. Damit kommt aber jetzt bei den knappen Lebensmitteln weder der Städter, noch viel weniger der Mensch auf dem Lande aus. Für diese 100 Morgen müßten 5000 Mistbeet fenster zur Verfügung stehen, wenn 200 Stück fertige Kar toffelpflanzen unter das Fenster gehen. Alles übrige kann sich jeder selbst nachrechnen. Nun fragt es sich recht sehr, ob der Steckling den Ertrag wie die Pflanzknolle bringt. Meine im letzten Früh jahr ins Feld gepflanzten Stecklinge sind fast alle vertrock net, obgleich sie mehr als einmal angegossen worden sind. Von dem Preise, den Stecklingspflanzen gegenüber Pflanzen knollen kosten, ganz abgesehen! Der Zentner Eßkartoffeln von Stecklingspflanzen kostet, wenn sie geraten, rund 25 M. Da mag mir Herr Tutenberg aus Altona und sonst wer seine Erfolge wiederholt zusenden, mein Exempel stimmt. Gott sei Dank, daß wir im nächsten Jahre nicht nötig haben, die sen Zimt zu machen! Es gibt Saatkartoffeln in Hülle und Fülle, aber aus Stecklingen sind sie sicher nicht gewachsen. Wir entnehmen diese Ausführungen der provinzial sächsischen Monatsschrift für Obst-, Wein- und Gartenbau. Sie decken sich inhaltlich mit den Ansichten, welche über diese Angelegenheit im „Handelsgärtner“ seinerzeit geäußert wurden. Die Alströmerien als Gartenschmuck und Schnittblumen. Die Pflanzenfamilie der Amaryllideen enthält be kanntlich eine ganze Anzahl wertvoller, vielseitig verwend barer Schmuckpflanzen. Einige dieser Gattungen sind Ge meingut aller Gärtner geworden und gehören zu ihrem un entbehrlichen Bestand, andere wieder, darunter auch die Alströmerien, bekommt man trotz ihrer wertvollen Eigen schaften kaum jemals zu Gesicht. Die Alströmerien sind staudenartige Pflanzen, welche aus ihrem fleischig-knolligen, mit dicken büscheligen Wurzeln versehenen Wurzelstock je nach der Art 20 bis 125 cm hohe, reichlich beblätterte, kräftig aufrechtstehende Stengel treiben. Die Blätter sind bei einigen Arten von schmaler länglicher Form, bei anderen breit eiförmig-elliptisch. Ent weder sind sie sitzend oder nur kurz gestielt. Die ansehn lichen Blumen stehen an der Spitze der Stengel in einer 8- bis 15zähligen Dolde. Die Alströmerien verlangen einen warmen, leichten, humusreichen, durchlässigen und tiefgründigen Boden. Gegen stauende Nässe sind die Wurzeln sehr empfindlich, sie erliegen hier sehr schnell der Fäulnis. Die Wurzeln müssen bei der Pflanzung 25 bis 30 cm tief in die Erde ein gebettet werden. Zwar lieben die Alstroemerien einen leich ten Halbschatten, doch gedeihen sie auch in voller Sonne recht gut. Gegen brennende brandige Sonnenhitze sind sie allerdings empfindlich. Zum Schutz gegen die Winterkälte ist eine gute Deckung mit Laub oder verrottetem Dung not wendig, denn sämtliche Arten der Gattung Alstroemeria sind Kinder warmer Zonen. Das subtropische und tropische Südamerika ist ihre Heimat.