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30 DER HANDELSGÄRTNER, Handelszeitung für den deutschen Gartenbau Nr. 7 u. 8 und Sorte darstellt. Bei dem schwankenden Verhalten vieler derselben und ihrer außerordentlichen Zahl ist die Arbeit für einen Einzelnen fast zu groß. Deshalb bitte ich im Interesse der gärtnerischen Allgemeinheit, an der restlosen Klärung dieser für Gartenkunst und Gartenbau so wichtigen Angelegenheit mit Erfahrungen herauszu treten. Kleinere Mitteilungen Ein gutgemeintes, aber trotzdem merkwürdiges Mittel zur Beseitigung des Holzmangels wird von der Landwirt schaftskammer für die Provinz Westpreußen vorgeschlagen. Man lese, was folgt: „Die älteren Gartenanlagen, öffentliche sowohl wie private, zeigen meistens einen viel zu dichten Bestand an Zierbäumen und Sträuchern. Oftmals sind die alten, übermäßig groß gewordenen Straßenbäume eine Belästigung und Schädigung der Hnwohner. In dieser Zeit der Brennstoffknappheit sollten deshalb alle Garten- und Straßenverwaltungen darauf bedacht sein, durch Lichtung der zu dichten Baumbestände in Parken und Friedhöfen, auf Wegen und Plätzen doppelten Nutzen zu schaffen. Die Pflanzungen gewinnen, und es wird Brenn holz erzeugt, das nicht erst von weither angefahren zu werden braucht. Der Mangel an Gespannen und sonstiger Transportmöglichkeit ist es, der in erster Linie Knappheit und Teuerung der Brennstoffe verursacht. Es gibt auch viele Straßen und Wege, deren Baum bestand kränkelt oder aus anderen Ursachen unschön ist. Da empfiehlt es sich, kein Flickwerk zu machen, sondern sämtliche Bäume zu fällen und im Frühjahr eine einheit liche Neupflanzung vorzunehmen. In allen deutschen Baumschulen ist zurzeit ein Über fluß an fertigen Alleebäumen vorhanden, die nach vor heriger Vereinbarung sicher billig abgegeben würden. Dadurch würden auch in den Baumschulen Landflächen zur Anpflanzung von Gemüsen und Feldfrüchten frei werden.“ Dazu ist allerhand zu sagen. Es wird wohl nicht gerade ein sehr häufiger Fall sein, daß die zu hoch ge wordenen alten Straßenbäume eine Belästigung der An wohner sind, und inwiefern alte Straßenbäume gar eine „Schädigung“ der städtischen Bevölkerung verursachen sollten, das ist erst recht unerfindlich. Bisher war man mit Recht immer der Ansicht, daß von alten Bäumen beschattete Straßen dem Stadtbild zur Zierde gereichen und daß es von den Stadtbewohnern als große Annehm lichkeit empfunden wird, mitten im sonnendurchglühten Häusermeer im kühlen Schatten grüner Bäume aus den muffigen Schreibstuben und staubigen Fabriksälen heim wärts eilen zu können. Darin allerdings kann man der Landwirtschaftskammer beipflichten, daß der Baumbestand in manchen alten Gärten viel zu dicht ist und daß es nichts schaden könnte, ihn zu lichten. Aber wie wenig würde es für die Holzversorgung einer Stadt bedeuten, wenn man selbst alle „kränkelnden oder sonst unschönen“ Straßenbäume innerhalb ihres Weichbildes fällen wollte, obwohl es gewiß den Baumschulbesitzern zu gönnen wäre, wenn sie wenigstens einen Teil ihrer Alleebaum überbestände auf diese Weise an den Mann bringen würden. Wobei allerdings wiederum die Frage entsteht, wer denn bei dem immer fülbarer werdenden Mangel an Arbeits kräften die Neupflanzung der Alleebäume vornehmen soll. Was schließlich die auf diese Weise frei werdenden Baumschulflächen anbetrifft, so sind die Besitzer von Ziergehölzbaumschulen, soweit sie nicht durch den Heeres dienst daran verhindert sind, sich ihren Betrieben zu widmen, ganz bestimmt infolge des derzeitigen miserablen Geschäftes in Ziergehölzen auch ohne den Rat der Land wirtschaftskammer für die Provinz Westpreußen beflissen, mittels Gemüsebau ihre Betriebe aufrecht zu erhalten. L. J. in Mgdbg. Schlamm aus dem Nil und aus amerikanischen Flüssen als Dünger für deutsche Gärten wird von einer sächsischen Weberei in der Zeitschrift für Obst- und Gartenbau, dem Organ des Landesobstbauvereins des Königreichs Sachsen, empfohlen. Das klingt einigermaßen erstaunlich, denn immerhin ist es jetzt, wo wir sowohl mit den Engländern, den Herren im Lande des Nils, als auch den Amerikanern, im Kriegszustände sind, nicht ganz leicht, diesen an sich gewiß schätzenswerten Schlamm auszuführen, zumal in Anbe tracht des mangelnden Schiffsraumes. Die Sache erklärt sich auf folgende Weise: Die betr. Firma bietet nämlich die beiden exotischen Schlammsorten als Bestandteile von Komposterde an, die sie aus Abfällen der Baumwollreinigung bereitet hat, wahrscheinlich, um der Komposterde auf Grund des historischen guten Rufes des Nilschlammes besseren Absatz zu verschaffen. Es geht doch nichts über geschäftliche Gerissenheit! Gärtnerische Neuanlagen aller Art, Die Gemeinde- wertretung von Berlin-Marienfelde hat die Verhandlung megen der Schaffung eines Gemeindeparkes, die seit wehreren Jahren schwebten, zu Ende geführt und zu diesem Zweck beschlossen, das große Wilkensche Grundstück, den sogen. Horstenstein, zu erwerben. Hierfür wurden zunächst 400000Mk. bewilligt. —Projekt eines Volksparkes und Zentralfriedhof es in Altona. ImFebr.l913genehmigtendie städtischen Kollegien grundsätzlich die Anlage eines Volks- parkes unter Vorbehalt eines ausgearbeileten Projektes. Das den Volkspark sowie die Zentralfriedhofsanlage um- lassende Gesamtprojekt ist von dem Gartendirektor Tuten- berg ausgearbeitet und der Baukommission vorgelegt vorden, die es für zweckmäßig hält, das Projekt, bevor es den städtischen Kollegien zur endgültigen Beschlußfassung vorgelegt wird, durch noch zu benennende Sachverständige begutachten zu lassen. Die Begutachtung wird nach Schätzung einen Betrag bis zu ungefähr 6000 Mk. erfordern. 1 H achunterrichtswesen Jubiläumsgabe für die Kgl. Gärtnerlehranstalt Proskau. Die Kgl. Lehranstalt für Obst- und Gartenbau in Proskau blickt in diesem Jahre auf eine segensreiche fünfzigjährige Tätigkeit zurück. Fünfzig Jahre im Dienst des Obst- und Gartenbaues. Tausende von Gärtnern in allen Zweigen des Gartenbaues und wiederum tausende von Leh rern, Obstbaumwärtern und Gemüsezüchtern haben in derselben Zeit Belehrung in Proskau erhalten. Die tatkräftige Förderung des Obst- und Gartenbaues durch Proskau, und zwar in Stadt und Land, ist in der ganzen Provinz Schlesien unverkennbar. Von dem Gefühle der Dankbarkeit beseelt, veranstaltet daher der Provinzialverband schle sischer Gartenbauvereine in der nächsten Zeit eine Sammlung zu einer Jubiläumsgabe. Diese Sammlung soll zur weiteren Förderung des schlesischen Obst-, Gemüse- und Gartenbaues in erster Linie zur Ausbildung kriegsverletzter schlesischer Gärtner und Baumwärter, sowie zur weiteren Ausbildung schlesischer Gärtner, welche den Krieg mitgemacht haben, verwendet werden. Die Sammlung soll ferner für alle Zeiten den Grundstock und die Beihilfe bilden, tüch tige Gärtner, Obstzüchter und Gemüsebauer für Schlesien in Proskau auszubilden. Zur Ausführung der Sammlung wird sich in allernäch ster Zeit ein Ehren- und Arbeitsausschuß bilden. Den Vorsitz und stellvertretenden Vorsitz des Ehrenausschusses haben der Präsident der Landwirtschaftskammer für die Provinz Schlesien, Herr Geh. Re gierungsrat von Klitzing auf Niederzauche und Herr Oberbürger meister Matting in Breslau übernommen. Die vor einiger Zeit in Oberschlesien von dem Gartenbauverein für den oberschlesischen Industriebezirk in Beuthen (O.-S.) schon ein geleitete kleinere Jubiläumssammlung wird mit obiger großen schle sischen Sammlung verschmolzen und die bereits gesammelten Beträge werden der großen Sammlung einverleibt. | Handeisnachrichten * Zwangsbewirtschaftung des Herbstgemüses i. J. 1918. Die Reichsstelle für Gemüse und Obst will in diesem Jahre das gesamte Herbstgemüse in Zwangsbewirtschaf tung nehmen, soweit es nicht durch Lieferungsverträge erfaßt wird. Die Lieferungsverträge sollen auch von großen Unternehmern geschlossen werden können, die